Table Of ContentDr. Luise Lutz
▬ Dr. Luise Lutz studierte Linguistik (Schwerpunkt Neurolinguistik/Patholinguistik) sowie
Sprachheilpädagogik und Psychologie an den Universitäten Hamburg, Edinburgh, Paris
und Brüssel
▬ Sie lehrte 15 Jahre Neurolinguistik/Patholinguistik an den Universitäten Hamburg,
Bremen, Osnabrück und der Humboldt-Universität Berlin
▬ Seit über 20 Jahren hält sie Seminare in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu den
Themen »Aphasietherapie« und »Umgang mit Aphasie«
▬ Sie arbeitet seit 1979 als Klinische Linguistin in der neurologischen Rehabilitation und
hat ein weit verbreitetes Aphasietherapie-Konzept (MODAK) entwickelt
▬ Seit 1996 therapiert sie in eigener Praxis in Hamburg
▬ Langjährige Tätigkeit in der Aphasiker-Selbsthilfe
▬ 2003 Bundesverdienstkreuz
Luise Lutz
MODAK –
Modalitätenaktivierung
in der Aphasietherapie
Ein Therapieprogramm
2. Auflage
Mit einem Geleitwort von Dr. Martina Hielscher
Mit 180 Situationsbildern, gezeichnet von Inga Ortmann-Röpke
1 23
Dr. Luise Lutz
Alexander-Zinn-Str. 13
22607 Hamburg
Ê Sagen Sie uns Ihre Meinung zum Buch: www.springer.de/978-3-540-89538-1
ISBN-13 978-3-540-89538-1 Springer Medizin Verlag Heidelberg
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SPIN 12558377
Gedruckt auf säurefreiem Papier 22/2122/cb – 5 4 3 2 1 0
V
Geleitwort zur 2. Auflage
Das Therapiekonzept MODAK von Luise Lutz beschreibt ein geht die Autorin dann auf mögliche komplexere Formen ein,
programmatisches Vorgehen für die parallele Aktivierung deren Einüben häufig auf eine kurze Durchführung des Grund-
sprachlicher Informationen in den verschiedenen Modalitäten programms folgt. Die grammatischen Variationen werden hin-
des Sprechens und Verstehens, des Lesens und Schreibens, und sichtlich ihrer kognitiven Anforderungen (Umstellungen ver-
es verknüpft diese sprachverarbeitenden Prozesse im Grund- schiedener Satzelemente, Variation grammatischer Morpheme)
programm mit routinisierten Handlungen (zeigen, geben). Das gesteigert und im Kontext sinnvoller Elizitationen im Gespräch
Konzept ist speziell auf die Therapie schwer bis mittelschwer dargestellt. Hier liegt sicher eine große Herausforderung an
beeinträchtigter Aphasiepatienten zugeschnitten, die wenig die Therapeutin / den Therapeuten, möglichst zielführende
spontane Sprachproduktion zeigen. Es will die Reaktivierung Gespräche zu führen, die vor allem die Form der elizitierten
schwer zugänglich gewordener sprachlicher Konzepte und Pro- Äußerung korrekt berücksichtigen. Einige Beispiele sind im
zesse fördern und unzugänglich gewordene sprachliche Inhalte Text jeweils aufgeführt. Mancher Leser mag hier etwas mehr
deblockieren. Lutz greift damit die traditionelle Sicht der apha- vorgegebene Dialoge erwarten, die Frau Lutz aber im Rahmen
sischen Störung als »Sprachblockade«, als einer Funktionsstö- von Workshops jeweils anbietet.
rung neurophysiologischer Prozesse wieder auf, wie er schon Seit dem Erscheinen des Therapiekonzeptes MODAK von
von Irina und Egon Weigl formuliert wurde, grenzt sich in der Luise Lutz vor nunmehr 12 Jahren und ihren Kursen, die sie an
vorliegenden Neuauflage des Buches aber auch ganz explizit in der Universität Bielefeld und in kooperierenden Kliniken der
wesentlichen Punkten von dem klassischen Therapiekonzept Umgebung anbot, hat ihr multimodales Vorgehen viele Anhän-
ab. Der zugrunde gelegte Pathomechanismus steht im Gegen- ger in unserer Region, wie auch im gesamten deutschsprachi-
satz zur Annahme eines Verlustes sprachlicher Repräsentatio- gen Raum gefunden. Im Studiengang der Klinischen Linguistik
nen und Fähigkeiten, was u. a. komplett andere therapeutische an der Universität Bielefeld gehört MODAK seither zum festen
Vorgehensweisen impliziert. Lehrkanon und ist in einer Vielzahl von Einzelfallstudien zum
Während unter der Annahme eines Verlustes von sprach- Vorgehen in der Akut- und Postakutphase im Rahmen von
lichen Formen ein Wiedererwerb notwendig wird, der ein Bachelor- und Masterarbeiten evaluiert worden. Auch wenn
Lernen eines festen Itemsets mit hochfrequenten Itemwieder- die Autorin als Zielgruppe für das Vorgehen und Materi-
holungen und massierten Hilfen impliziert, wie er aktuell in al ursprünglich Patienten mit schweren und mittelschweren
Deutschland z.B. von Breitenstein und Kollegen untersucht Aphasien beschreibt, die die störungsspezifische Übungsphase
wird, geht Lutz von einer Schwächung der Verbindungen erreicht haben, wurde es von unserer Arbeitsgruppe auch bei
sprachlicher Repräsentationen mit anderen Wissensbereichen Patienten in der akuten Phase ab ca. Tag 10 mit großem Erfolg
und zwischen verschiedenen sprachlichen Ebenen und Mo- durchgeführt. In den vergangenen Jahren ergaben sich dabei
dalitäten aus. Im Rahmen einer solchen Annahme gestörter auch häufig Rückfragen zum konkreten Vorgehen, speziell im
sprachlicher Prozesse, die auf verteilten, eher holographischen Rahmen der Studierendensupervision. Hier erwiesen sich die
Repräsentationen und stark verknüpften neurophysiologischen Diskussionen mit der Autorin, die über ein fundiertes theoreti-
Repräsentationen beruhen und einen eher ganzheitlichen Ab- sches Wissen und über äußerst reichhaltige Erfahrungen in der
ruf implizieren, gründet ihr Therapiekonzept daher auf der Praxis verfügt, als sehr hilfreich und anregend. Die Neuauflage
Reaktivierung sprachlicher Prozesse, entsprechender Reprä- des MODAK-Konzeptes klärt eine Vielzahl dieser Diskussi-
sentationen und ihrer Verbindungen. onspunkte und ist in der überarbeiteten Form didaktisch noch
MODAK arbeitet ebenfalls mit häufigen Wiederholungen besser aufbereitet. Das Verfahren wird sicher mit Recht seinen
im Grundprogramm. Allerdings betreffen die Wiederholungen Platz im Bereich der modernen Aphasietherapie behaupten
nicht einzelne, isoliert zu übende Wörter, sondern definierte können.
sprachliche Prozesse. Es wird in systematischer Weise die Funk-
tion der verschiedenen sprachlichen Modalitäten kombiniert Martina Hielscher-Fastabend
und mit Handlungen verknüpft, bevor schließlich immer eine (Dipl. Psych., Klinische Linguistin an der Universität Bielefeld)
kommunikative Einbettung und Verwendung der Items folgt.
Die theoretische Ableitung der wichtigsten Therapieprinzi-
pien (parallele Aktivierung verschiedener Modalitäten, Hem-
mung irrelevanter Items und Prozesse zur Selektion, Bahnung
sprachlicher Prozesse im Kontext elizitierter Kommunikation,
Arbeit von Anfang an auf der Phrasen- und Satzebene) wird
in dieser zweiten, revidierten Auflage des Buches sehr viel ex-
pliziter als in der Fassung von 1997. Das MODAK-Grundpro-
gramm wird zunächst ausführlich dargestellt und ist mit vielen
zusätzlichen Tipps zum konkreten Vorgehen angereichert. In
den Erweiterungen, die in den Kapiteln 3 bis 6 ausgeführt sind,
VII
Vorwort zur 2. Auflage
Obwohl die erste Auflage dieses Buches schon vor zwölf Jahren empfinden, sondern auch spüren, dass sie Ihre Wahrnehmung
entstand, scheint es berechtigt, das ‚alte‘ MODAK-Programm schärft, Ihre Kreativität und Ihren Witz anregt und Sie wie Ihre
noch einmal auf den Weg zu bringen. Die Annahmen, auf Patienten aufmuntert und lebendig erhält.
denen es basiert, geraten in den Bereichen der Kognitionswis- Ich danke Marga Botsch und Claudia Bauer vom Springer
senschaft und der Aphasietherapie heute immer mehr in den Verlag für ihr geduldiges Eingehen auf alle meine Änderungs-
Blick: In der Therapiediskussion steht der Patient mit seinen In- wünsche. Der zu meiner Freude wieder aufgetauchten Inga
teressen, Motiven und Lebensumständen stärker als früher im Ortmann-Röpke danke ich sehr für ihre schnelle Zustimmung,
Mittelpunkt. In den Neurowissenschaften wird heute die stän- die gezeichnete ‚MODAK-Bevölkerung‘ in unseren Praxen
dige Wechselwirkung zwischen rationalem und emotionalem durch neue Bilder wachsen zu lassen. Meinen beiden Kollegin-
Handeln diskutiert. Die Neurolinguistik bezieht Erkenntnisse nen Marion Dietel und Karen Lorenz bin ich sehr dankbar für
aus der Neurophysiologie und Neurobiologie in ihre Unter- ihre immer gutgelaunte Unterstützung.
suchungen ein. Zur Zeit der Entstehung von MODAK gab es Ein großer Dank an Wolfgang Schlote für seine ständige
kaum Überlegungen dieser Art, aber entsprechende Tendenzen Bereitschaft, mit Überlegungen und Kommentaren zu helfen.
waren in vielen psycholinguistischen und sprach-psychologi- Die Entwicklung des MODAK-Programms war nur mög-
schen Arbeiten erkennbar und faszinierten mich schon damals. lich, weil meine Patienten die Mühen der Therapie immer
Möglicherweise ist MODAK heute zeitgemäßer als zur Zeit wieder so bereitwillig auf sich nehmen. Ihnen danke ich am
seiner Entstehung. meisten.
Ein zweiter Grund für diese zweite Auflage ist, dass sich das
Grundprogramm – sicher das bekannteste MODAK-Teilstück
– im Laufe der Jahre in gewissem Sinn selbstständig gemacht Luise Lutz
hat: Wie bei ‚Stiller Post‘ wurde es in immer neuen Variationen Hamburg, im Mai 2009
unter den Therapeuten weitergegeben. Ich habe nun ausführ-
lich beschrieben, wie und aus welchen Gründen die einzelnen
Therapieschritte durchgeführt werden sollen.
Zu den ‚Grammatik-Dialogen‘ in Kapitel 4 wird der Sprin-
ger-Verlag in nächster Zeit ergänzende Therapiematerialien mit
Beispielsequenzen zu den einzelnen grammatischen Problemen
veröffentlichen.
Für die Arbeit mit Zeitungen und Texten (Kapitel 5) sollte
eine gewisse Vorbereitungszeit eingeplant werden – zumindest
von Therapeuten, für die diese Art der Therapie neu ist. Ich er-
lebe aber immer wieder, dass dieser zeitliche Einsatz durch die
ansteckende Freude der Patienten an dieser Art Therapie, die
sie mit der Welt in Kontakt bringt, aufgewogen wird.
Dieses Buch war ständig in Gefahr, nicht fertig zu werden,
weil die Patienten mit immer neuen Sprachproblemen in die
Praxis kommen, die uns Therapeuten vor immer neue Her-
ausforderungen stellen. Jeder Patient reagiert auf seine indivi-
duelle Art, die wir berücksichtigen müssen. Es war nicht an-
nähernd möglich, alle Ideen und alle therapeutischen Schritte
zu beschreiben, die wir im Rahmen des MODAK-Programms
einsetzen.
Ich habe daher versucht, vor allem Strategien anzubieten,
die sich im Laufe der Jahre in meiner Arbeit als sinnvoll er-
wiesen haben und die helfen können, bei der Aphasietherapie
so unterschiedliche Aspekte zu berücksichtigen wie die neuro-
physiologischen Störungen, die einzelnen sprachsystematischen
Probleme, die kommunikativen Reaktionen und – last not least
– die individuellen Interessen und Bedürfnisse der Patienten.
Bei dem Zeitdruck, unter dem wir Therapeuten stehen, ist es si-
cher eine Herausforderung, nach diesen Strategien selbstständig
Übungen, Dialoge und Texte zu entwerfen. Ich hoffe, dass Sie
als Therapeuten diese Herausforderung nicht nur als belastend
IX
Inhaltsverzeichnis
1 Das MODAK-Konzept . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1 3.6 Nebensätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .34
1.1 Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 3.6.1 Gleichzeitigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .34
1.1.1 Bestandteile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 3.6.2 Einfache dass-Sätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .34
1.1.2 Patienten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 3.7 Ohne Bilder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .34
1.1.3 Therapieziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
1.2 Theoretische Aspekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 4 Grammatik im Dialog: Jonglieren mit
1.2.1 Psycholinguistische Modelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Worten und Strukturen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
1.2.2 Neurophysiologische Prozesse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 4.1 Die Komplexität der sprachlichen Muster wird
gesteigert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .36
2 Das MODAK-Grundprogramm . . . . . . . . . . . . . . . . .9 4.2 Dialogübungen zu grammatischen Kategorien . . . . .38
2.1 Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .10 4.2.1 Pronomen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .38
2.1.1 Ausgangspunkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .10 4.2.2 Verben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .39
2.1.2 Bestandteile des Grundprogramms . . . . . . . . . . . . . . . .10 4.2.3 Adjektive . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .40
2.1.3 Die MODAK-Bilder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .10 4.2.4 Präpositionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .41
2.2 Charakteristika des Grundprogramms . . . . . . . . . . . . . .10 4.3 Dialogübungen zu Satzstrukturen . . . . . . . . . . . . . . . . . .42
2.2.1 1. Charakteristikum: Modalitätenverknüpfung . . . . . .11 4.3.1 dass-Sätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .42
2.2.2 2. Charakteristikum: ANLAUF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .11 4.3.2 Kausalsätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .43
2.2.3 3. Charakteristikum: Üben mit einem vollständigen 4.3.3 Finalsätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .43
Satz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .11 4.3.4 Konditionalsätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .43
2.2.4 4. Charakteristikum: In 3 Stufen vom Satzende 4.3.5 Relativsätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .43
bis zum Satzanfang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .12 4.3.6 Zeitenfolge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .43
2.2.5 5. Charakteristikum: Kleine Übungsschritte . . . . . . . . .13
2.2.6 6. Charakteristikum: Das Therapiematerial ist 5 Texte: Jonglieren mit Worten, Strukturen
realitätsnah und auf den Patienten bezogen . . . . . . . .13 und Textmengen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
2.2.7 7. Charakteristikum: Kommunikatives Üben . . . . . . . . .13 5.1 Zeitungen: Die Welt in den Kopf zurückholen . . . . . . .46
2.3 ANLAUF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .14 5.1.1 Wortebene. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .47
2.3.1 Durchführung des ANLAUFs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .16 5.1.2 Satzebene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .48
2.4 DIALOG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .22 5.1.3 Textebene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .50
2.4.1 Erste Therapiestufe: Substantive in Objekt- 5.2 Geschichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .50
Position am Satzende . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .22 5.2.1 Bilder/Bildergeschichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .51
2.4.2 Zweite Therapiestufe: Verben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .23 5.2.2 Vereinfachte Geschichten/Inhaltsstrukturen . . . . . . . .52
2.4.3 Dritte Therapiestufe: Subjekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .26 5.2.3 Normale Texte/Geschichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .53
2.5 Übersicht: Therapie der neurophysiologischen 5.3 Vom Wort zum Text . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .54
Störungen mit dem Grundprogramm . . . . . . . . . . . . . .28
6 Einstieg in das Jonglieren mit Zahlen . . . . . . . . 57
3 Satzerweiterungen: Jonglieren mit Worten . . . 29 6.1 Einstieg in das visuelle Erkennen der Ziffern 1–6 . . . .58
3.1 Das Grundprogramm ist geschafft – wie geht 6.2 Einstieg in das selbstständige Zeigen der
es weiter? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .30 Zahlen 1–6 mit den Fingern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .58
3.2 Vorgehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .30 6.3 Verbindung der Ziffern 1–6 mit ihren
3.3 Satzerweiterungen ohne Wortumstellung . . . . . . . . . .31 geschriebenen Namen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .58
3.3.1 Addition am Satzanfang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .31 6.4 Vergrößerung des Zahlenrepertoires bis 12 . . . . . . . . .59
3.3.2 Addition am Satzende . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .31 6.5 Anbahnung der Addition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .59
3.3.3 Negation 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .32 6.6 Einstieg in das selbstständige Schreiben der
3.4 Satzerweiterungen mit Wortumstellung . . . . . . . . . . . .32 Ziffern 1–12 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .59
3.4.1 Fragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .32 6.7 Einstieg in die Artikulation der Zahlen . . . . . . . . . . . . . .59
3.4.2 Negation 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .32 6.7.1 Reihensprechen 1: zunächst bis 12, dann bis 20 . . . . .59
3.4.3 Addition am Satzanfang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .32 6.7.2 Reihensprechen 2: bis 20 im Dialog . . . . . . . . . . . . . . . .59
3.5 Konjugation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .33 6.7.3 Reihensprechen 3: bis 100 im Dialog . . . . . . . . . . . . . . .59
X Inhaltsverzeichnis
6.8 Einstieg in das auditive Verstehen der Zahlen . . . . . . .60
6.9 Einstieg in die gezielte mündliche Produktion
der Zahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .60
6.10 Einstieg in das Diktatschreiben von Zahlen . . . . . . . . .60
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61
Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63
Befundbogen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .64
ANLAUF. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .65
DIALOG-Fragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .66
Satzerweiterungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .67
Die MODAK-Bilder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .69
1
Das MODAK-Konzept
1.1 Überblick – 2
1.2 Theoretische Aspekte – 3
Kommunikation
Texte
(Geschichten)
Texte Grammatik
(Zeitungen etc.) im Dialog
Satz-
Erweiterungen
Zahlen
3. Stufe 2. Stufe 1. Stufe
DIALOG
G Subjekt Verb Objekt
r
u
Selbstständig schreiben
n
d Abschreiben + Vokal = Schriftsprache + Handmotorik
p
r Wortlegen
o
g Bilder zurückgeben = Verstehen + Bildausw. + Handmotorik ANLAUF
r
Satzstreifen zurückgeben = Lesen + Verstehen + Handmotorik
a
m
Satzstreifen zuordnen = Lesen + Bildausw. + Handmotorik
m
Bilder zeigen = aud.Verstehen + Bildauswahl + Handmotorik
2 Kapitel 1 · Das MODAK-Konzept
Bei Aphasiepatienten könnte vorübergehend die Fähigkeit zur effi- wahl der vielfältigen grammatischen Prozesse, die für den
1
zienten Vernetzung oder auch Synchronisierung von sprachrelevan- korrekten Einsatz aller sprachlichen Modalitäten nötig
ten Gehirnregionen abhanden gekommen sein. Dadurch kommt es sind.
zur Störung von Sprachprozessen. ... In der Aphasierückbildung wird ▬ Texte – Jonglieren mit Worten, Strukturen und Textmengen
dann ... unter Umständen eine Vernetzung oder Synchronisation Der Umgang mit Texten soll schon in der Anfangsphase
mit »neuen« Gehirngebieten stattfinden. (Weiss 1997) der Therapie den schwer betroffenen Aphasikern den Zu-
gang zur Welt ermöglichen, zunächst als Ergänzung zum
Grundprogramm anhand von Zeitungsbildern, Schlagzei-
1.1 Überblick len, Diagrammen etc. Weniger schwer Betroffene gelangen
allmählich zum selbstständigen Umgang mit komplexeren
Der Name »MODAK« = »Modalitäten-Aktivierung« bezieht sich Texten wie Zeitungen, Zeitschriften und Geschichten.
auf die Art des therapeutischen Vorgehens: Bei jedem Thera- ▬ Einstieg in das Jonglieren mit Zahlen
pieschritt verknüpfen wir unterschiedliche sprachliche Aktivi- Schon in der Anfangsphase der Therapie beginnt die Arbeit
täten – die Modalitäten Sprechen/Verstehen/Lesen/Schreiben mit Zahlen, die dem Vorgehen des Grundprogramms äh-
–, um sie durch diese Verknüpfung zu deblockieren und zu nelt und in spielerischer Form zum besseren Umgang mit
aktivieren. Verknüpfung soll Prozesse aktivieren, und diese Zahlen hinführen soll.
ständig wiederholte Aktivierung soll Prozesse automatisieren,
denn automatisierte Prozesse funktionieren auch außerhalb der
1.1.2 Patienten
Therapie.
Der Name »MODAK« drückt gleichzeitig ein therapeuti-
sches Konzept aus: Die Therapie setzt nicht an der Oberfläche Das MODAK-Vorgehen ist für alle schwer, mittelschwer oder
an, bei den gestörten Wörtern und Sätzen, sondern soll die leicht betroffenen Aphasiker aller Syndrome geeignet, die fä-
mehr oder weniger gestörte Maschinerie der spracherzeugen- hig sind, sich mindestens 30 Minuten lang mit Bildern oder
den und sprachverarbeitenden Netzwerke erreichen, die sich Texten zu beschäftigen.
hinter den Bezeichnungen »Sprechen«, »Verstehen«, »Lesen« Die unterschiedlichen Therapiekomponenten ermöglichen
und »Schreiben« verbirgt. ein gezieltes Eingehen auf die verschiedenen Schweregrade und
Im Mittelpunkt stehen dabei immer die Anregung zur Störungsbereiche:
Kommunikation und ein enger Bezug zu allem, was in der Patienten, die an schweren flüssigen oder unflüssigen
Welt passiert. Dabei richtet sich das therapeutische Vorgehen Aphasien leiden, sollten in jeder Sitzung mit dem Grundpro-
wesentlich nach den individuellen Interessen und Lebensum- gramm arbeiten.
ständen der Aphasiker. Aber diese systematische Arbeit sollte durch andere kurze
Abschnitte ergänzt werden, die die Patienten anregen, entspan-
nen und ihren Wünschen und Interessen entsprechen, wie z. B.
1.1.1 Bestandteile
der Umgang mit Zahlen, die (stark vereinfachte) Arbeit mit
Zeitungen und die Kommunikation über aktuelle und indivi-
MODAK umfasst unterschiedliche Therapiekomponenten: duelle Themen, die durch Zeichnungen und Gestik unterstützt
▬ Das Grundprogramm (GP) wird.
Das GP ist ein systematisch aufgebautes Übungsprogramm, Mittelschwer und leichter betroffene Aphasiker, denen der
mit dem versucht wird, bei schwer (global) betroffenen Umgang mit Verben schwerfällt, können anfangs noch von
Aphasikern minimale sprachliche Reaktionen auf der Basis Übungen mit dem Grundprogramm und dessen Erweiterungen
der Grundstruktur S-V-O zu deblockieren. Das GP bildet profitieren, sollten aber baldmöglichst in Grammatikdialogen
in der Anfangsphase der Therapie den Schwerpunkt der einen flexibleren Umgang mit Satzstrukturen automatisieren.
sprachlichen Übungen, durch die alle sprachlichen Moda- Ebenso wichtig ist für sie die möglichst selbstständige Ar-
litäten in wechselnden Kombinationen aktiviert, trainiert beit mit Texten jeder Art und die Kommunikation über aktuelle
und möglichst automatisiert werden sollen. und individuelle Themen.
▬ Satzerweiterungen: Jonglieren mit Worten
Diese dialogischen Übungen schließen an das Grundpro-
1.1.3 Therapieziele
gramm an. Sie bauen – weiterhin mit der Grundstruktur
S-V-O und unterstützt durch Situationsbilder – auf dem
System des GP auf, gehen aber mit Satzverlängerungen, Bei schweren und mittelschweren Störungen kann das Thera-
Wortumstellungen und zusätzlichen einfachen Konjugati- pieziel nicht die normale Sprache sein. Sie ist, wenn überhaupt,
onen darüber hinaus und erweitern so die kommunikativen erst in einem viel späteren Stadium erreichbar.
Fähigkeiten. Als realistisch erscheint das Ziel,
▬ Grammatik im Dialog: Jonglieren mit Worten und Struk- ▬ so schnell wie möglich
turen ▬ bei möglichst geringer Belastung
Eine Serie von Übungen in Dialogform für mittelschwer ▬ die bestmögliche Kommunikationsfähigkeit
und leichter betroffene Aphasiker. Sie trainieren eine Aus- zu erreichen.
1
3
1.2 · Theoretische Aspekte
Dieses Ziel muss für jeden Aphasiker individuell gesehen sodass eine Verbesserung der Sprache nur durch einen Ansatz
werden. Es liegt immer etwas über seinen aktuellen Sprach- erreicht werden könnte, der diese gestörten Prozesse mitbe-
fähigkeiten und verändert sich ständig, seinen Fortschritten rücksichtigt.
entsprechend, in Richtung normaler Sprache.
Damit dieses Ziel – bestmögliche Kommunikation – er-
reicht werden kann, sollte in der Therapie versucht werden, 1.2.1 Psycholinguistische Modelle
▬ die zugrunde liegenden neurophysiologischen Störungen
der spracherzeugenden und -verarbeitenden Prozesse der Serielle Sprachproduktionsmodelle (z. B. Garrett 1980; But-
– Hemmung, terworth 1985) zeigten, wie Sätze über verschiedene Prozess-
– Aktivierung, ebenen entwickelt werden und wie dabei Versprecher und
– Parallelität aphasische Fehler entstehen können.
zu verringern (s. S. 4ff), Durch diese Modelle lassen sich z. B. aphasische Äußerun-
▬ die semantischen/syntaktischen/phonologischen Grund- gen wie »sie best mit dem Feger« erklären: Auf der seman-
strukturen so weit wie möglich wiederherzustellen, tischen Ebene wurden die beiden Wortstämme »feg-« und
▬ die kommunikativen Fähigkeiten so weit wie möglich wie- »bes-« vertauscht; anschließend wurden auf der syntaktischen
der aufzubauen. Ebene die grammatischen Morpheme den vertauschten Wort-
stämmen so angehängt, wie es die korrekte zeitliche Planung
Das dritte Ziel ist vorrangig: Es geht bei schwer betroffenen vorgesehen hatte.
Aphasikern zunächst darum, sie mit ihrer Umgebung – und Eine Erkenntnis daraus: Aphasische Fehler können häufig
mit der Welt – wieder in Kontakt zu bringen. Dabei sollten erst durch den Satzzusammenhang, d. h. durch die fehlende
alle Kommunikationsmöglichkeiten ausgenützt werden: Gestik, Zusammenarbeit mehrerer Prozessebenen, erklärt werden.
Zeichnen, mündliche und schriftliche Ein-Wort-Äußerungen Die detaillierte Beschreibung der seriellen Einzelwortverar-
etc. Auf artikulatorische oder orthographische Korrektheit, so- beitung im L ogogenmodell (Morton 1964; Morton u. Patter-
gar auf völlig richtige Wortwahl kommt es nicht an. son 1980) führte zu weiteren Erkenntnissen über den komple-
Für weniger schwer Betroffene ist das ehrgeizige Ziel der xen theoretischen Hintergrund der Sprachverarbeitung und die
unbewusste, mühelose, d. h. »normale« Umgang mit der Spra- vielfältigen Störungsmöglichkeiten auf der Wortebene.
che. Dieses Ziel kann nur erreicht werden, wenn die vielen Einen starken Einfluss auf die Vorstellungen über den the-
lexikalischen, grammatischen, artikulatorischen und kommu- oretischen Hintergrund der Sprache – und damit der Apha-
nikativen Probleme schrittweise gelöst werden. sien – hatte das von Levelt 1989 veröffentlichte Modell. Es
Für uns Therapeuten ergibt sich ein weiteres Ziel: Wir stellt mehrere Verarbeitungskomponenten dar, deren Prozesse
müssen versuchen, die Therapie so attraktiv und lebendig zu teilweise seriell ablaufen, teilweise interagieren. Levelt nimmt
gestalten, dass die Patienten Lust haben mitzumachen – ganz an, dass diese Prozesskomponenten automatisiert sprachliche
gleich, wie stark sie betroffen sind. Sprache entsteht nicht bei Einheiten erzeugen, die mehr als ein Einzelwort umfassen,
verbissenem Üben, sondern am besten in einer Stimmung, in da das Betonungsmuster eines Wortes vom folgenden Wort
der Konzentration und Entspannung in Balance sind. Mit dem beeinflusst wird (für die Therapie ein wichtiger Gedanke!).
MODAK-Vorgehen wird versucht, für die Patienten immer Levelt zeigte, dass bei der Satzerzeugung die Prozesskompo-
wieder Momente zu schaffen, in denen sie hinter den Proble- nenten autonom, parallel und zeitlich verschränkt an unter-
men der Sprache die Welt wiederfinden. schiedlichen Teilen der Äußerung arbeiten – eine komplizierte
Maschinerie, die bei den geringsten Störungen zusammenbre-
chen kann.
1.2 Theoretische Aspekte Dieses frühe Modell enthielt schon ein Detail, das für das
Verständnis aphasischer Reaktionen wichtig ist: die R ückkopp-
Ich habe das MODAK-Konzept ab 1980 entwickelt, als sich in lung der Verstehensprozesse, die bei schweren Aphasien häu-
der Chomsky-Nachfolge die Erforschung der spracherzeugen- fig gestört ist: Schwer betroffene Aphasiker können häufig ihre
den und -verarbeitenden Prozesse weit verbreitete. Psycholin- eigenen Äußerungen nicht verstehen.
guistische Modelle prägten die Vorstellung von der komplizier- Diese verschiedenen Modelle gaben der Versprecherfor-
ten Maschinerie der sprachlichen Regelkreise, die zu großen schung und der Aphasiologie starke Impulse. Aber es wurde
Systemen zusammengeschlossen sind und wie Zahnräder ei- immer die Unüberbrückbarkeit der Kluft zwischen diesen hy-
nerseits selbstständig arbeiten, andererseits in Wechselbezie- pothetischen Modellen und der realen neurologischen Basis be-
hung stehen. tont. An diesen Modellen, die die ungestörte Spracherzeugung
Der Einblick in die vielfältigen Verflechtungen der Prozesse und -verarbeitung beschreiben, kann man zwar zeigen, dass
– Verflechtungen untereinander und Verflechtungen mit dem – und wie – pathologische Prozesse von ungestörten Sprach-
kognitiven Umfeld – und die damit verbundenen vielfältigen prozessen abweichen, d. h., man kann zeigen, welche Route,
Fehlermöglichkeiten führte zunächst vor allem in der Verspre- welcher Arbeitsspeicher etc. betroffen sein könnte.
cherforschung (Fromkin 1973) zu der Erkenntnis, dass in die- Aber um neuronale Störungen therapieren zu können, müs-
sen Fällen fehlerhafte Wörter und Sätze auf fehlerhaften Spra- sen wir herauszufinden versuchen, warum, d. h. aufgrund wel-
cherzeugungs- und -verarbeitungsprozessen beruhen mussten, cher Ursachen, bestimmte Prozesse innerhalb dieser kompli-