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MIGRANE
Praxis der Diagnostik und Therapie
[iir Arzte und Psychologen
Herausgegeben von
w.
D. Gerber und G. Haag
Mit Beitdigen von
W. D. Gerber G. Haag W. Hamster H. D. Langohr
W. Larbig P. F. Schlottke G. Schroth A. Ziegler D. Zimmer
Geleitwort
K. Mayer und N. Birbaumer
Mit 50 Abbildungen
Springer-Verlag
Berlin Heidelberg New York 1982
Dr. Wolf-Dieter Gerber Dr. Gunther Haag
Neuro1ogische Klinik Psycho1ogisches Institut
der Universitat Tiibingen der Universitat Tiibingen
LiebermeisterstraBe 18-20 GartenstraBe 29
D-7 400 Tiibingen D-7400 Tiibingen
ISBN -13: 978-3-642-93204-5 e-ISBN -13 :978-3-642-93203-8
DOl: 10.1007/978-3-642-93203-8
CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek
Migrane: Praxis der Diagnostik u. Therapie
fiir Arzte und Psychologenl
hrsg. von W. D. Gerber u. G. Haag. Mit Beitr. von W. D. Gerber ...
Berlin; Heidelberg; New York: Springer, 1982.
ISBN- 13: 978-3-642-93204-5
NE: Gerber, Wolf-Dieter [Hrsg.]
Das Werk ist urheberrechtlich geschiitzt. Die dadureh begriindeten Rechte, insbesondere die
der Dbersetzung, des Nachdruekes, der Entnahme von Abbildungen, der Funksendung, der
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giitungsanspriiche des § 54, Abs. 2, UrhG werden durch die "Verwertungsgesellschaft Wort",
Miinchen, wahrgenommen.
© by Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1982
Softcover reprint of the hardcover 1s t edition 1982
Die Wiedergabe von Gebrauehsnamen, Handelsnamen, Warenbezeiehnungen usw. in dies em
Werk bereehtigt aueh ohne besondere Kennzeichnung nieht zu der Annahme, daB solche Na
men im Sinne der Warenzeiehen-und Markensehutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren
und daher von jedermann benutzt werden diirflen.
212513130-54321
Geleitwort
Dieses Buch ist beispielhaft fUr die interdisziplinare medizinisch-psycho
logische Zusammenarbeit in Forschung und Praxis, fUr die sich auch im
deutschen Sprachraum der Begriff Verhaltensmedizin einzubiirgem be
ginnt.
Der vorliegende Text sollte zunachst ein Praxishandbuch fUr A.rzte
und Psychologen zur Behandlung des Migranekopfschmerzes durch Ver
haltensmodifikation werden. Es ist mehr als das geworden: ein Hand
buch der Migrane, in dem aIle bisherigen Theorien und Erkenntnisse zur
Atiologie, Pathogenese und Klinik, aIle bisherigen Erfahrungen und ver
suchten Techniken zur Diagnostik und Therapie der Migrane dargestellt
und kritisch gewiirdigt werden.
Die AusfUhrungen zeigen die Notwendigkeit und die Moglichkeit der
Anwendung sowohl medizinischer als auch psychologischer Untersu
chungs-und Behandlungsverfahren bei vorwiegend psychophysiologisch
erkIarbaren Beschwerden undStorungen, ferner, wie wichtig und sinn
voll es ist, psychologische Forschurig und physiologische Forschung als
integrierende psychophysiologische Wissenschaft zu betreiben.
Die in diesem Buch mitgeteilten psychologischen Behandlungsver
fahren des Migranekopfschmerzes wurden zum GroBteil in einem For
schungsprojekt des Schwerpunktprogrammes "Verhalt!!nsmodifikation"
der Deutschen Forschungsgemeinschaft entwickelt und erprobt in Zu
sammenarbeit der Arbeitsbereiche "Klinische und Physiologische Psy
chologie der Universitat Tiibingen" und der "Abteilung Neuropsycho
logie und Neurologische Poliklinik der Universitat Tiibingen". Die
Autoren sind Arzte und Klinische Psychologen der beiden Institutionen
und anderer in- und auslandischer Forschungsgruppen. AIle sind zu
gleich therapeutisch engagierte Praktiker und Forscher.
Daher sind Grundlage der erprobten Therapieverfahren nicht speku
lative Konzepte, sondem experiment ell begriindete Theorien der Allge
meinen und Klinischen Psychologie. Der Therapieerfolg und die Ab
grenzung von einer Placebowirkung ist mit einem methodisch-statistisch
anspruchsvollen Priifverfahren abgesichert. Neue Therapieverfahren
miissen sich in moglichst strengen experimentellen Priifungen bewahren,
bevor sie wiederholbar, empfehlenswert und in der Praxis anwendbar
sind. So steht die kontrollierte psychologische Behandlung der Migrane
durch Verhaltensmodifikation zweifellos erst am Anfang. Weitere Fort
schritte sind nach den bisherigen Ergebnissen zu erwarten, einfachere
und in der Praxis leichter anwendbare Modifikationen der Therapie sind
noch zu erproben.
VI Geleitwort
Dieses Handbuch diirfte sowohl dem an der Forschung der Migrane
und ihrer Therapie Interessierten als auch dem behandelnden Praktiker
dienen. Es wendet sich daher auch an die praktizierenden Arzte und
klinischen Psychologen aller Fachrichtungen.
Prof. Dr. Dr. Klaus Mayer Prof. Dr. Niels Birbaumer
Abteilung Neuropsychologie und Arbeitsbereich Klinische und
Neurologische Poliklinik Physiologische Psychologie
der Universitat Tiibingen der Universitat Tiibingen
Vorwort
Kaum eine andere Erkrankung fand in der Literatur so sehr empirisches,
aber auch poetisches Interesse, wie die Migrane. Die Fiille der Studien,
der anekdotischen Falldarstellungen und der Monographien scheint fast
uniibersehbar. Warum dann ein weiteres Buch zur Migrane?
Der Gedanke zur Abfassung dieses Buches entstand gerade aus der
Uniibersichtlichkeit der Migraneliteratur und der damit fiir uns oftmals
evidenten Verunsicherung von Arzten und Psychologen bei der Migrane
behandlung. Vererbung, Wetterkrankheit, Aristokratenkrankheit und
andere Stereotypien waren Schlagworter, die diese Verunsicherung tru
gen. Diesen Stereotypien, die sich mitunter fiir den Patienten nachteilig
als Vorurteile etablieren, durch eine Bestandsaufnahme zu begegnen, ist
ein wesentliches Ziel dieses Buches. Dariiber hinaus wollen wir den Ver
such wagen, unsere mehrjahrigen empirischen und praktischen Erfah
rungen in Diagnose und Therapie der Migrane systematisch darzustellen,
wobei die neurologischen und klinisch-psychologischen Kooperations
moglichkeiten aufgezeigt werden sollen.
Ohne die personliche und lnstitutionelle Unterstiitzung von Herrn
Prof. Dr. Dr. K. Mayer und Herrn Prof. Dr. N. Birbaumer, als Leiter
unserer Abteilungen und zugleich federfiihrende Leiter des von der DFG
gefOrderten interdisziplinaren Migraneprojekts, ware'dieses Buch nicht
moglich gewesen. Ihnen beiden gilt unser ganz personlicher Dank.
Allen Kollegen und Freunden, die uns mit Rat und Tat zur Seite
standen, insbesondere den vielen engagierten Studenten, mochten wir
an dieser Stelle fiir ihre Hilfe danken. Dem Springer-Verlag, und hier
voran Herrn Dr. Thiekotterund Herrn Picht, mochten wir ob der immen
sen Geduld unseren Respekt zollen und danken. SchlieBlich waren die
Untersuchungen und somit dieses Buch nicht moglich gewesen, ohne die
Mitwirkung zahlreicher Patienten, die uns ihre Erfahrungen mit den
durchgefiihrten BehandlungsmaBnahmen mitteilten.
Widmen mochten wir dieses Buch all denjenigen Kollegen, die bereit
sind, Briicken zu schlagen und zu begehen, die eine Basis fiir die Koope
ration zwischen Arzten und Psychologen bei der Behandlung von
Migranepatienten darstellen.
Tiibingen, im Juli 1982 W. D. Gerber
G. Haag
Inhaltsverzeichnis
Einfiihrung
W. D. GerberundG. Haag (Mit 1 Abbildung) 1
Zum Krankheitsbild
G. Schroth und G. Haag (Mit 3 Abbildungen) 5
2 Klinische Diagnostik
H. D. Langohr und G. Schroth (Mit 1 Abbildung) 24
3 Apparative Diagnostik: Indikation und Ergebnisse
G. Schroth und H. D. Langohr (Mit 27 Abbildungen) 37
4 Zur Psychodiagnostik
W. Hamster (Mit 1 Abbildung) 69
5 Verhaltenstheoretische Problemanalyse
P. F. Schlottke (Mit 2 Abbildungen) ................... 88
6 Psychophysiologische Untersuchung
W. D. Gerber (Mit 3 Abbildungen) .... . . . . . . . . . . . . . . .. 11 0
7 Therapiekontrolle und therapiebegleitende Diagnostik
W. D. Gerber (Mit 2 Abbildungen) .................... 121
8 Differentielle Therapieindikation
G. Haag. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 132
9 Medikamentose Therapie
A. Ziegler (Mit 7 Abbildungen) 143
10 Behandlung mit Hilfe von Hypnose, Akupunktur und
transkutaner Nervenstimulation
W. Larbig (Mit 3 Abbildungen) ....................... 172
11 Behandlung durch Entspannungstechniken
W. D. Gerber. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187
12 Biofeedbacktherapie
G.Haag ......................................... 198
x Inhaltsverzeichnis
13 Uni- und multidimensionale Therapieansatze
W. D. Gerber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 207
14 Psychoanalytische Therapieansatze
W. Larbig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 223
15 Die Rolle von Partnerschaft und Sexualitat bei der Aufrecht
erhaltung der Migrane - Implikationen fiir die Therapie
planung
D.Zimmer ............. . .. . ..... ..... ... ..... . .. 234
16 Untersttitzende und sonstige Behandlungsformen
G.Haag ......................................... 260
17 Zusammenfassende Vberlegungen zur Diagnostik und
Therapie der Migrane
W.D.GerberundG.Haag .......................... 264
Anhang 1 Migranetagebuch (Kopfschmerztagebuch) ......... 270
Anhang 2 Attributionsfragebogen (AFM) ................. 272
Anhang 3 Fragebogen zur Kopfschmerzlokalisation 274
Anhang 4 Fragebogen zur Messung irrationaler
Verhaltenstendenzen ....- ...... . . . . . . . . . . . . . .. 275
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 277
Sachverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 303
Mitarbeiterverzeichnis
Gerber, W. D., Neurologische Klinik der Universiti:it Tiibingen, Lieber
meisterstraBe 18-20, D-7400 Tiibingen
Haag, G., Psychologisches Institut der UniversiHit Tiibingen, Garten
straBe 29, D-7 400 Tiibingen
Hamster, W., Neurologische Klinik der Universitat Tiibingen, Lieber
meisterstraBe 18 - 20, D-7 400 Tiibingen
Langohr, H. D., Neurologische Klinik der Universitat Tiibingen, Lieber
meisterstraBe 18-20, D-7400 Tiibingen
Larbig, W., Psychologisches Institut der Universitat Tiibingen, Garten-
straBe 29, D-7400 Tiibingen .
Schlottke, P. F., Psychologisches Institut der Universitat Tiibingen,
GartenstraBe 29, D-7400 Tiibingen
Schroth, G., Neuroradiologische Abteilung des Str~hleninstitutes der
Universitat Tiibingen, D-7400 Tiibingen
Ziegler, A., Klinikum der Christian-Albrechts-Universitat, Abteilung
Pharmakologie, D-2300 Kiel
Zimmer, D., Psychologisches Institut der Universitat Tiibingen, Garten
straBe 29, D-7400 Tiibingen
Einfiihrung
W. D. Gerber und G. Haag
Die Migraneerkrankung ist nach wie vor ein in modernen Zivilisationsstaaten
weit verbreitetes Leiden. Nach verschiedenen Schatzungen, die meist unter
schiedlichen diagnostischen Kriterien unterliegen, nehmen bei uns ca. 2,5-5%
der Bevolkerung wegen Migranebeschwerden irgendwann einmal in ihrem
Leben therapeutische Hilfe in Anspruch. Bei zahllosen Kontakten mit Anten,
Psychologen, Heilpraktikern, sogar manchen sogenannten Wunderheilern,
hoffen die Patienten, endlich von ihrem qualvollen Leiden befreit zu werden.
Dankbar nehmen sie jedes neue Medikament oder neue, mehr oder weniger
skurrile Behandlungsverfahren auf, urn dann jedoch oftmals bitter enttauscht zu
werden (Soyka 1979, S. 6). Gerade diese Enttauschungen und das subjektiv oft
als qualvoll erlebte Schmerzbild der Migrane, das meist mit einer starken
Beeintrachtigung der allgemeinen Lebensfiihrung - insbesondere der Arbeits
und GenuBfahigkeit - einhergeht, laBt die haufigen Therapeutenkontakte
dieser Patienten verstandlich erscheinen. Ihr von Hilflosigkeit gepragtes
Verhalten erweist sich auch volkswirtschaftlich als eine starke finanzielle
Belastung des Gesundheitssystems. Aus all diesen Griinden erscheint jede
Anstrengung gerechtfertigt, die zu empirisch gesicherten Methoden, zur
Pravention und Therapie der Migrane fiihrt.
Solche Bemiihungen haben in der Medizin eine lange Tradition, wie die
heute fast uniiberschaubare Fachliteratur zur Pathogenese, Diagnostik und
Therapie der Migrane eindrucksvoll belegt. Einige z. T. ausgezeichnete und
umfassende Monographien (Wolff 1963; Barolin 1969; Dalessio 1972; Heyck
1975; Serratrice 1976; Huber 1981) stellen detaillierte Beschreibungen und
differentialdiagnostische Abgrenzungen in den Vordergrund und diskutieren
anhand vorliegender biochemischer und physiologischer Studien die pathogenen
Mechanismen der Migraneerkrankung. Leider findet sich in vielen dieser
Arbeiten wenig Raum fUr die Darstellung und Evaluation therapeutischer
MaBnahmen. Auch wenn die Intensivierung der Forschung zur .Atiologie bzw.
Genese der Migrane - insbesondere durch die Entwicklung neuerer medizi
nischer und psychologischer Technologien - nach wie vor eine zentrale
Bedeutung in der Migraneforschung einnehmen muB, erscheint u. E. die Suche
nach geeigneten TherapiemaBnahmen ebenso wichtig. Letztendlich wird es
daher um die empirische Absicherung einer differentiellen Indikationsfrage
stellung zur Therapie der Migraneerkrankung gehen (vgl. Gerber et al. 1981).
Die Planung und Durchfiihrung moglichst geeigneter Therapiestrategien bei
einem Migranepatienten muB dabei fern jeglicher vorurteilsbelasteter schulen
zentrierter Ausrichtung von Therapeuten erfolgen. Globalaussagen wie "dieser
Patient sollte psychoanalytisch" oder "verhaltenstherapeutisch" behandelt
werden, entspringen meist mehr den Interessen oder Fahigkeiten des Thera
peuten als den Bediirfnissen des hilfesuchenden Patienten.