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Merkblatt fiir Arzte iiber Ve rgiftungen beim Arbeiten
mit nitrierten Kohlenwasserstoffen der aromatischen
Reihe, unter besonderer Beriicksichtigung der
Dinitrobenzolvergiftung.
Unter Mitwirkung von Dr. F. Cursohmann und anderen Saohverstii.ndigen
bearbeitet im
Kaiserlichen Gesundheitsamt.
Springer-V erlag
Berlin Heidelberg GmbH
1918.
ISBN 978-3-662-42119-2 ISBN 978-3-662-42386-8 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-662-42386-8
Merkblatt für Arzte über Vergiftungen beim Arbeiten mit nitrierten Kohlen
wasserstoffen der aromatischen Reihe, unter besonderer Berücksichtigung der
Dinitrobenzolvergiftung.
(Unter Mitwirkung von Dr. F. Curschmann und anderen Sachverständigen bearbeitet im
Kaiserlichen Gesundheitsamt.)
Unter den für Fabrikarbeiter gesund lismus und Mangel an Reinlichkeit ein
heitsgefährlichen Stoffen haben die Nitro hergehen. Unsauberkeit beim Arbeiten
verbindungen der Kohlenwasserstoffe der ist insbesondere deshalb höchst gefährlich,
aromatischen Reihe eine erhöhte Bedeu weil die Giftstoffe nicht nur auf dem At
tung erlangt, seitdem sie außer in ehe- mungs- und Verdauungswege, sondern
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mischen und in Teerfarbenfabriken auch· i als fettlösliche Stoffe - auch durch die
in Sprengstoff- und Munitionsfabriken zu i unverletzte Haut in den Körper aufge
Kriegszwecken in großen Mengen herge nommen werden können.
stellt und verarbeitet werden. Manche Bei Tieren sind, wie Versuche gezeigt
von ihnen rufen unter den Arbeitern, die haben, alle diese Stoffe giftig, und das
i
namentlich in den letzteren Betrieben Vergiftungsbild, das die nitrierten Benzole,
gegenwärtig zahlreich beschäftigt werden, Toluole und Naphthaline hervorrufen, ist
erhebliche Gesundheitsschädigungen her im ganzen das gleiche, nur sind die Krank
vor. heitserscheinungen bei den nitrierten
Zu den praktisch wichtigen Nitrover Benzolen bei weitem am stärksten aus-
bindungen der erwähnten Art gehören ! gesprochen.
das Mononitrobenzol, das Dinitrobenzo], Beim Menschen konnte die Giftwir
das Dinitrotoluol, das Trinitrotoluol (roh kung der in Rede stehenden Stoffe ge
und umkristallisiert), das Dinitronaphtha nauer bisher vorwiegend hinsichtlich des
lin, das Tetranitrona phthalin, das Trinitro Dinitrobenzols beobachtet werden. Es
anisol und das Trinitrophenol (Pikrin sei deshalb das Krankheitsbild hauptsäch
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säure). lich dieses giftigsten und praktisch wich
Von diesen Stoffen ist gesundheitlich tigsten jener Nitrokörper hier ausführlich
am bedenklichsten das Dinitrobenzol; es besprochen.
ist (ebenso wie seine Vorstufe, das Mono
I. Dinitrobenzol.
nitrobenzol) ein gefährliches Gift und hat
bereits zahlreiche Erkrankungen, ja selbst m-Di nitro benzol
c=->
Todesfälle verursacht. Die übrigen aro N02
matischen Nitrokörper sind bei der Her N02 = C6H4 (N02)2.
stellung sowohl wie bei der Bearbeitung Das Vorkommen von Vergiftungs
viel weniger schädlich. Vergiftungen fällen mit Dinitrobenzol ist festgestellt
treten vor allem auf, wenn nachfolgende worden bei der Herstellung von Nitro
ungünstige Verhältnisse vorliegen: Mangel verbindungen des Benzols, bei ihrer V er
hafte Betriebseinrichtungen, hohe Tempe wendung in chemischen Fabriken (haupt
ratur, das Arbeiten ohne }..,ußbekleidung, sächlich in Teerfarbenfabriken), in Spreng
die Aufnahme ungewöhnlich großer Men stoffabriken, in Munitionsfüllstellen, · in
gen des Giftstoffes in den Körper (wie diesen auch, wenn das Dinitrobenzol 'mit
z. B. bei Unfällen), ferner große persön anderen Sprengstoffen gemischt war. Die
liche Empfindlichkeit gegenüber den Gift Disposition zur ·Erkrankung zeigt be
stoffen, namentlich wenn damit Alkoho- trächtliche persönliche Verschiedenheit;
sie ist größer sowohl bei jugendlichen Unbehagen und Mattigkeit, Kopfschmer
Personen, als auch bei denen des höhe zen, Appetitlosigkeit, Verdauungsstörun
ren Alters, ferner bei Frauen, beson gen, Hautjucken; 'in schweren Fällen
ders in den Entwicklungsjahren und über Angstgefühl, Ohrensausen, Kurzat
zur Zeit der Menstruation, auch während migkeit, Parästhesien (Ameisenlaufen),
der Schwangerschaft und in der Still Schwindelgefühl (bis zum Taumeln), Ohn
periode. Es erkranken vorzugsweise kör machtsgefühL Schlaflosigkeit, Beschwer
perlich schwächliche Personen, Unter den beim Harnlassen, Herzklopfen.
ernährte mit geringem Fettpolster, über b) Objektive Zeichen. In leichten
müdete, ferner Personen mit organischen Fällen bestehen allgemeine Blässe, bläu
Erkrankungen (besonders der Kreislauf liche Verfärbung der sichtbaren Schleim
und Ausscheidungsorgane) sowie Stoff häute, leichte Zyanose. In schweren
wechselkranke und in der Genesung Be Fällen sind ausgesprochene, oft graublaue
griffene. Bei akuten Erkrankungen (na Zyanose (manchmal auch am Rumpf),
mentlich an Infektionskrankheiten) ist auffallende Blässe oder bisweilen gelbliche
die Widerstandskraft des Körpers sowohl Färbung der Schleimhäute, Schweißaus
gegenüber denjenigen Giftmengen herab bruch, erschwerte Atmung, Erbrechen,
gesetzt, welche schon einverleibt sind, als Bewußtseinstörungen (bis zum Koma),
auch gegenüber solchen, die neu aufge Lähmungserscheinungen, Krämpfe, fibril
nommen werden; daher ist der Ausbruch läreM uskelzuckungen, beschleunigte, matte
solcher Krankheiten meist von V ergiftnngs Herztätigkeit feststellbar. Das Blut ist
erscheinungen begleitet. Ausschweifungen bräunlich verfärbt, dick und zähflüssig.
1
und selbst geringer Alkoholgenuß (auch · Methämoglobin ist dann stets nachweisbar.
nach der Arbeit), Antritt der Arbeit am Nach 1 bis ::l Tagen treten Degenerations
Morgen bei nüchternem Magen, Er erscheinungen an den roten Blutkörper
schöpfung erhöhen die Disposition. Ver chen auf, oft gleichzeitig mit Regene
letzungen und Erkrankungen der Haut, rationsformen. Im Harn lassen sich häu
aber auch schon starke Schweißbildung , fig Hämatoporphyrin (Porphyrin), Hämo
erleichtern den Eintritt des Giftes durch globin, Methämoglobin, Gallenfarbstoffe,
die Haut in den Körper. Eiweiß und Zylinder nachweisen.
Wer einmal eine Dinitrobenzolvergif Die Erscheinungen können selbst nach
tung durchgemacht. hat, pflegt in erhöh 8 bis 12 Stunden oder noch später, nach
tem Maße für die Erkrankung empfäng dem der Betreffende zuletzt mit dem
lich zu sein. Gift in Berührung gekommen war, manch
Eingangspforte des Giftes in den mal ausgelöst durch Alkoholgenul3, auf
Körper ist in erster Linie die Haut, nicht treten.
nur wenn sie beschädigt oder erkrankt ist, Die Pro gno s.e ist überwiegend gün
sondern selbst wenn sie keine Verletzung stig; abgesehen von den seltenen Todes
'aufweist. Auch durch die Atmungs- und fällen, erfolgt eine Wiederherstellung in
1
Verdauungsorgane wird das Gift in Staub de:r Regel auffallend rasch und vollständig.
i
oder Dampfform aufgenommen.
Ausgeschieden wird das Gift aus . 2. Bei der subakut und der. chro
dem Körper mit dem Harn und der At- ' nisch entstandenen Form:
mungsluft. a) Sn bj ekti ve Zeichen. Der Kranke
Die Wirkung des Giftes äußert sich klagt über Mattigkeit, Kopfschmerzen, Ver
in einer Schädigung des Blutfarbstoffs, in dauungsbeschwerden, insbesondere Brech
Methämoglobinbildung, in Zerstörung der reiz, schlechte Geschmacksempfindung,
roten Blutkörperchen und in Schädigungen weiterhin über Schwindelgefühl (bis zum
namentlich parenchymatöser Organe, ins Taumeln), Augenflimmern, Ohnmachts
besondere der Leber. gefühL Brustbeklemmung mit Kurz
atmigkeit, Herzklopfen, manchmal auch
Kranklwitsrr~l'l•rinnngrn: über Druckempfindlichkeit oder Schmer
1. Bei der akut entstandenen Form: zen in der Magen- und Lebergegend.
a) Subjektive Zeichen. In leichten b) Objektive Zeichen. Zu Beginn
Fällen klagt der Kranke iiber allgemeines der Erkrankung zeigen sich namentlich
zunehmende Anämie, .eine Abnahme der Heilung der Blutveränderungen ist jedoch
Zahl der roten Blutkörperchen, ein Sinken langwierig.
des Hämoglobingehalts (oft bis auf . ·4 0 Die Sektion ergibt oft wenig Beson
oder 30°/0) und des Körpergewichts; die derheiten; zuweilen werden Blu~austritte
Haut ist dabei trocken, schlaff und kühl. in den Organen, schlaffe, blasse Herzmus
Frühzeitig schon tritt ferner, nachdem kulatur, manchmal Leberschrumpfung
zuvor eine Gelbfärbung an den Augen mit den Anzeichen der fettigen Degene
festzustellen war, eine ikterische Färbung ration (ähnlich wie bei der akuten gelben
der Haut auf. Diese nimmt bis zu aus Leberatrophie), ferner Nierenveränderun
gesprochener allgemeiner Gelbsucht zu, gen festgestellt.
oft begleitet und verschleiert durch eine
Hiagnose
im Laufe der Erkrankung immer stärker
auftretende Zyanose; infolgedessen nimmt 1. der akut entstandenen Form:
die Haut oft eine fahlgelbe oder schmut Bei besbehender.Zyanose ist der Nach
zig gelblichgraue Farbe an. Aber selbst weis der Beschäftigung mit Dinitro
diese Erscheinungen werden häufig be benzoP) oder eines Unglücksfalles, bei
obachtet, ohne daß erhebliche subjektive dem der Körper oder die Kleider des
Krankheitsbeschwerden vorhanden sind. Erkrankten stark mit Dinitrobenzol be
Auf der Höhe oder bei unvorher schmutzt wurden, von großer Bedeutung,
gesehenem Ausbruch der Krankheits sodann die Feststellung von Methämoglobin
erscheinungen, die sich oft durch plötz im Blute, ferner von Hämatoporphyrin
liche ohnmachtsähnliche Zustände ein (selten von Dinitrobenzol) im Harn.
leiten, wird das Krankheitsbild gekenn
2. der subakut und der chronisch
zeichnet durch meist bläuliche, oft blau
entstandenen Form:
schwarze Verfärbung der Haut (besonders
an den Ohren, Lippen und Fingerspitzen) Sofern der Nachweis erbracht ist, daß
und durch be3chleunigte, matte, manchmal eine Berührung mit Dinitrobenzol voraus
unregelmäßige Herztätigkeit; die Haut gegangen ist, sind Erkrankungen dieser
und Sehnenreflexe sind erhöht, oft be Art als festgestellt anzusehen, wenn außer
steht schwere Bewußtseinstrübung, ver Zyanose und Ikterus Methämoglobinbil
bunden mit Erregungszuständen und dung und Zerfall der roten Blutkörper
Krämpfen. Im Blut, das teerartig, braun chen, dadurch bedingte zunehmende An
rot ist, läßt sich Methämoglobin nach ämie, manchmal bei gleichzeitiger Ab
weisen. Die Zahl der roten Blutkörper nahme der Zahl der ro~en Blutkörperchen,
chen ist vermindert, zugleich finden sich ferner Leberschrumpfung vorhanden sind.
deren Degenerations- und Regenerations Die Frühdiagnose der unter Nr. 2
formen (ähnlich wie bei der perniziösen aufgeführten Formen wird beim Bestehen
Anämie). Im Harn sind fast stets Gallen von Ikterus (an den Augen beginnend)
farbstoff und Urobilin, öfters Eiweiß und und von Anämie bei erwiesener Besch<if
Zylinder, Hämoglobin, Methämoglobin, tigung mit Dinitrobenzol ermöglicht.
Hämatoporphyrin (Porphyrin) vorhanden.
:Uallnahmrn gegeniibrr tlen t;rkrankten.
Bei Frauen werden auffallend häufig Ame
norrhöe, in seltenen Pällen starke Men 1. Behandlung.
struationsblutungen bei heftigen Schmerzen Nach der Entfernung ans dem Arbeits
beobachtet. In den schwersten Fällen raum ist dem Erkrankten ein kühles
tritt nach anfänglicher Schwellung eine Reinigungsbad zu geben, er ist dann an
Verkleinerung der Leber auf (besonders die frische Luft zu bringen, unter Um
bei Frauen), ferner eine Vergrößerung der ständen kommt die Verabreichung von
Milz. Auf der Haut entstehen zuweilen Milch in Betracht; bei vorhandener Zya
knötchenförmige Ekzeme mit starker Rö nose ist Sauerstoffeinatmung, die mög-
tung und Schwellung; Aelten sind Schleim- !
hautgeschwürc am Penis. ') Die gelbbraune Färbung der Hände und
Die Prognose ist, ausgenommen bei Haare, die (als Xanthoproteinreaktion) sich beim
Arbeiten mit Nitrokörpern gewöhnlich einstellt,
den mit Leberschrumpfung einhergehen
gibt einen Hinweis, daß der Kranke mit Dinitro.
den Erkrankungen, günstig; vollständige benzol in Berührung gekommen sein kann.
liehst frühzeitig einzuleiten und dann entnommen, ohne daß Druck ausgeübt
längere Zeit ununterbrochen oder in kur wird, sodann in dünner Schicht auf dem
zen Zwischenräumen durchzuführen ist, Objektträger ausgestrichen. Das Präparat
vorzunehmen. Gegebenenfalls wird ein wird, nachdem es lufttrocken geworden
reichlicher Aderlaß und die Infu"sion ist, dreimal durch die Flamme gezogen,
physiologischer Kochsalzlösung oder mit frisch filtrierter, mäßig dunkelblauer,
Ringerscher Lösung oder alkalischer Salz oben im Reagenzglase violett durch
lösung in Erwägung zu ziehen sein. Bei scheinender, warmer Methylenblaulösung
schwacher Herztätigkeit sind Exzitantien gefärbt und bei mittlerer Vergrößerung
anzuwenden (wie Kampfer und Koffein; besichtigt.
Alkohol ist unbedingt zu vermeiden). 3. Methämoglobin- Nachweis
Die Gewährung kräftigender Kost und (spektroskopisch). Hierzu genügt ein
eine zweckmäßige Lebensweise beschleu Taschenspektroskop. Das zu unter
nigen die Genesung, die außerdem durch suchende Blut wird durch Eintropfen
Arsenikkuren gefördert werden kann. lassen in destilliertes Wasser nur so
weit verdünnt, daß in der Blutlösung
2. Zeitweiliger Ausschluß von der
das ganze Spektrum bis auf das Rot
Arbeit mit Dinitrobenzol.
orange ausgelöscht ist. Es wird dann ein
Diese Maßnahme ist erwünscht, wenn Streifen oder Band im Orange neben der
bei bestehender Zyanose sich Ikterus (an Totalabsorption erkennbar. (Siehe Abbil
den Augen) entwickelt; sie ist notwen dung.) Schwindet auf Zusatz von gelbem
dig beim Nachweise von Methämorrlobin Schwefelammonium oder von Ammoniak
l:l
und bei starker Abnahme der Zahl der der Streifen im Orange, und lagert sich
roten Blutkörperchen (beim Sinken des bei Zusatz von Ammoniak, das die braune
Hämoglobingehaltes auf 700fo nach Tall Blutfarbe in Rot umschlagen läßt, der
quist oder auf GO% nach Sahlil) und Totalabsorption ein Vorschlagschatten
weniger). Der Ausschluß muß noch 8 vor, so ist das Vorhandensein von
bis 14 Tage lang nach der völligen Be Methämoglobin erwiesen.
seitigung aller Bluterscheinungen aufrecht Vielfach gelingt es, bei direkter Spek
erhalten werden. troskopierung der_ vor eine Glühbirne ge
haltenen, etwas angespannten Ohrmuschel
3. Dauernder Ausschluß von der den--geschilderten Streifen-· im Orange
Arbeit mit Dinitrobenzol.
festzustellen.
Diese Maßnahme ist erforderlich bei
Personen, die Leberveränderungen gezeigt 11. Die übrigen, hit'r in Betracht kommenden
haben oder die zu Dinitrobenzolvergiftung Nitroverbindungen der aromatischen Reihe.
neigen, ferner bei Frauen während der
a) Mononitrobenzol (Nitrobenzol)
Schwangerschaft und solange sie stillen. '
N02 ( = CUH5(NOJ.
'\. -----------
Anhang. Die Krankheitserscheinungen bei Ver
giftungen durch Mononitrobenzol sind
Bemerkungen hinsichtlich einiger
ähnlich den vorstehend für Dinitrobenzol
In Betracht kommenden Unter
geschilderten. Da Mononitrobenzol eine
such ungsverfahren.
Flüssigkeit und leicht flüchtig ist, kann
1. Hämoglobinbestimmung mit
es bei unzulänglichen Betriebseinrichtun
der Hämoglobinskala nach Tallquist (80°/
0 gen, unrichtigem Verhalten der mit ihm
Hämoglobin oder weniger gilt als Anämie)
in Berührung kommenden Personen und
oder mit dem Hämometer nach Sahli
bei Betriebsunfällen sogar gefährlicher
(bei Männern sind 80°/0, bei Frauen 70°/0 werden, als das feste oder pulverförmige
Sahli normal). Dinitrobenzol. Der Umstand, daß in den
2. Blutuntersuchung. Das Blut letzten Jahren durch Mononitrobenzol
wird nach Einstich in das Ohrläppchen
Vergiftungen selten vorgekommen sind.
hat seinen Grund darin, daß die Betriebs
1) Die Röhrchen sind vor der Benutwng auf leitungen sich der Gefahren, die heim
die Richtigkeit ihres Fassungsvcrmijgens durch
Arbeiten mit dieser Flüssigkeit drohen,
Auswägen zu prüfen.
bewußt und ihnen auf Grund der gemach Barfußgehen auch der Haut an den Füßen)
ten Erfahrungen wirksam vorzubeugen hindeutet, sichern die Diagnose.
in der Lage sind. Schwere Erkrankungen sind gekenn
zeichnet durch Erschöpfungszustände mit
b) Trinitrotoluol Ohnmachtsanfällen, hochgradig blasse,
"/'--_~_~__-_" )( CH3)(N02)3 =06H2(CH3)(NOJ3• uIkntteerruUs,m Zsytäanndoseen, soAgnaärm faihel, e AGnessicchhwtseflalrubneg,
Dieser Stoff galt bisher, da Allgemein mit nachfolgender Verkleinerung der
vergiftungen bei ordnungsmäßig geführ Leber. Die Erholung geht nur langsam
tem Betriebe und bei Beobachtung der vor sich. Selbst nach längerem anschei
erforderlichen Sauberkeit und Vorsicht nend günstigen Verlauf kann infolge
anscheinend nur selten auftreten, für plötzlich einsetzenden Verfalls in kurzer
praktisch so gut wie ungiftig. Indes Zeit der Tod erfolgen. Bei der Sektion
sind in letzter Zeit unter besonders un wurde außer den vorerwähnten Verände
günstigen , ~ Arbeitsbedingungen mmge rungen an der Leber akute parenchyma
schwere und selbst tödliche Vergiftungen töse Nierenentzündung gefunden.
vorgekommen, die die Annahme nahe Beim Arbeiten mit unreinem (nicht
legen, daß auch Trinitrotoluol unter umkristallisiertem, Tetranitromethan ent
gewissen Umständen recht gefährlich haltendem) Trinitrotoluol am Schmelz
werden kann. Daß eine Aufnahme von· kessel können infolge Aufnahme von
Trinitrotoluol in den Körper stattgefun Tetranitromethandämpfen, die dabei aus
den hf).t, kann durch Untersuchung des der geschmolzenen Masse entweichen,
Harns in folgender Weise mittels der schwere, selbst tödlich verlaufende Lungen
W ebsterschen Reaktion nachgewiesen erkrankungen (Schleimhautentzündung
werden: 12,5 ccm Harn werden mit der der Luftröhre und ihrer Äste, Odem,
gleichen Menge verdünnter Schwefelsä,ure Emphysem) auftreten; sie bieten ein ähn
(20 Raumteile konzentrierte Schwefel liches Bild wie solche, die durch Einat
säure+ 80 Raumteile Wasser) gemischt mung von Chlor, Phosgen oder nitrosen
und in einem Scheidetrichter mit 10 ccm Gasen hervorgerufen werden. Auch ent
Äther geschüttelt; das Harngemenge wird stehen infolge der Arbeit mit Trinitro
abgelassen, die zurückbleibende Äther toluol mitunter ekzemartige Hautentzün
lösung mit 25 ccm Wasser gewaschen, dungen.
dann in einem Reagenzglase mit 5 ccm
alkoholischer Kalilauge (4 bis 5 g Kalium c) Dinitrotoluol
hydroxyd+ 100 ccm absoluter Alkohol)
versetzt. Bei Anwesenheit von Trinitro -- /.(CH3)(N02)2 = C6H3(CH3)(N02)2•
toluol tritt, je nach der Menge, Rosa Ein Fall von Allgemeinvergiftung ist
bis Purpurfärbung auf. Ob solche Fär zwar bisher nicht bekannt geworden,
bung entsteht, muß sogleich festgestellt doch sollte Dinitrotoluol deshalb nicht
werden, da sie, besonders bei- schwach als ungiftig angesehen werden. Vielmehr
positiver Reaktion, bald in Braun über wird es hinsichtlich seiner Giftigkeit im
geht. Die Reaktion ist außerordentlich allgemeinen wie Trinitrotoluol zu beur
scharf. Sie tritt bei allen Arbeitern auf, teilen sein.
die 'frinitrotoluol verarbeiten, und ist
d) Dinitronaphthalin
meist schon in der ersten Arbeitswoche
nachweisbar; sie bleibt nach Aussetzen /
der Arbeit noch einige Zeit bestehen.
In leichten Vergiftungsfällen stehen //
Magenbeschwerden im Vordergrunde des e) Tetranitronaphthalin
Krankheitsbildes. 'Gleichzeitig vorhan
dene, wenn auch nur leichte Zyanose der
Wangen und Lippen, sowie der Nachweis
der Beschäftigung mit Trinitrotoluol, Auch durch Dinitronaphthalin und
worauf die gelbbraune_Färbung der Haut Tetranitronaphthalin sind, soweit bekannt,
an den Händen und der Haare (beim Allgemeinvergiftungen bisher nicht ver-
I
li
800 700 600 550 500
IIl
800 700 600 650 500 4ö0 425
r. Lösung von normalem Blut, zeigt die beidun Oxyhämoglobinst.reifen.
!I. Li:i~tmg von mnthiimoglohinhaltigem ( lmtUJH'nl) Blut (w0sentlich stär
ker!' Konzentration ab hci T), Z<~igt dl'll Methämoglobinstreifen im Rot
omnge.
l.ll. Llie Lii~ung von ll, mit. etwa:< Ammoniakflü~"igkcit versetzt, weist
rote F;trhl·· :wf und z<•igt n.n :Stelle do~ zurn Vl•rschwindl'n g<>hrachtcn
Rtrcifens im R• >l<>l'>tllll:f' den ., VorHchla,g,clmt ten" vor dem e:-;.:ten Oxy
hiilnoglohim;t n,jf.,n ( 0rfur< lcrlicl"•nfalls na('!J vor~icht ig hemesHencrn Zusn.tz
von wunig de;.:tilliertf'm \Vasser).
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