Table Of ContentManagement heute
MANAGEMENT HEUTE
Ein Lesebuch
GABLER
CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek
Management heute : ein Lesebuch. - Wiesbaden : Gabler, 1991
Der Gabler Verlag ist ein Unternehmen der Verlagsgruppe Bertelsmann International.
© Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH, Wiesbaden 1991
Lektorat: Ulrike M. Vetter
Softcover reprint of the hardcover 1s t edition 1991
AIle Rechte vorbehalten. Das Werk einschlieBlich aller seiner Teile ist
urheberrechtlich geschiitzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen
Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags
unzulassig nnd strafbar. Das gilt insbesondere ffir VervieIniltigungen,
Ubersetzungen, Mikroverfilmungen nnd die Einspeicherung und Ver-
arbeitung in elektronischen Systemen.
Umschlaggestaltung: Schrimpf und Partner, Wiesbaden
Satz: Satzstudio RESchulz, Dreieich-Buchschlag
Druck: Werbe- und Verlagsdruck Wilhelm & Adam, Heusenstarnrn
Buchbinder: Osswald & Co., NeustadtIWeinstr.
ISBN-I 3: 978-3-409-18902-6 e-ISBN-13: 978-3-322-85887-0
DOT: 10.1007/978-3-322-85887-0
Vorwort
Volle TerminpUine und die Uberflutung mit Informationen machen es oft
nicht leicht, Zeit und MuBe zum Bticherlesen zu tinden.
MANAGEMENT HEUTE bietet daher eine Auswahl hervorragender
Managementliteratur zu aktuellen und wichtigen Fragen - eine Kostpro-
be, die vielleicht dazu anregt, sich mit bestimmten Themen intensiver zu
beschaftigen.
Dieses Lesebuch umfaBt 21 Beitrage aus Veroffentlichungen des Be-
triebswirtschaftlichen Verlags Dr. Th. Gabler. Es gibt einen kompakten
Uberblick tiber die vielfaItigen Facetten des Managens und liefert konkre-
tes Management-Know-how.
Schon die Auswahl aus dem eigenen Verlagsprogramm war eine Her-
ausforderung: GABLER ist auf der ganzen Breite der Wirtschaftsfachlite-
ratur verlegerisch aktiv - yom Schulbuch bis zum wissenschaftlichen
Forschungsbeitrag. Praxisrelevante Management-Themen machen nur
einen Tell des Spektrums aus. Und davon konnten wir wiederum nur ei-
nen kleinen Ausschnitt bier berlicksichtigen. Viele hervorragende Autoren
sind nicht in dieses Buch aufgenommen worden. Das muB so sein - ein
Lesebuch verlangt Auswahl, fordert Schwerpunktsetzung und manch
schmerzhaften Schnitt. Es will beispielhaft Akzente setzen und baut dabei
auch auf das Verstandnis derjenigen Autoren, deren Werke oft noch feiner
auf Spezialthemen eingehen und deshalb in diesem Zusammenhang nicht
mehr darstellbar waren.
So muBten wir auch in den hier ausgewahlten Beitragen an manchen
Stellen geringfiigige Anderungen gegentiber den Originalwerken vomeh-
men, urn den Sinn-Zusammenhang zu erhalten.
MANAGEMENT HEUTE - das wird fUr GABLER eine Herausforde-
rung bleiben. Wir wollen dieses Lesebuch regelmaBig. herausgeben und
ktinftig auch Ausschnitte geeigneter Werke aus anderen Verlagen tiber-
nehmen.
Wiesbaden, im November 1990
Dr. HANs-DIElER HAENEL,
Geschaftsfiihrer und Verlagsleiter des Gabler Verlags
CLAUS VON KUTZSCHENBACH,
Programmbereichsleiter Management-Praxis-Ausbildung
ULRIKE M. VETI'ER, Cheflektorin Management/Praxis
Inhalt
Vorwort ............................................................................................... 5
Untemehmensfiihrung
Unternehmenskultur ......................................................................... 11
Horst Steinmann/Georg Schreyogg
Vision und Fiihrung .......................................................................... 35
Herbert A. Henzler
Die vier Erfolgsfaktoren ................................................................... 55
JomF. Voigt
Unternehmenskontinuitat ................................................................. 61
Ekkehard Kappler
Strategie 2001
Strategische Optionen ....................................................................... 71
Heinz Benolken/Peter Greipel
Umweltmanagement .......................................................................... 87
Lutz Wicke
Das visionire Unternehmen ............................................................. 103
Rudolf Mann
Marketing
Marketing-Strategien ........................................................................ 123
Heribert Meffert
Werte und Wertewandel: Der Weg zum neuen Konsumenten ..... 137
Friedrich A. Rode
Das CI-Dilemma ................................................................................ 151
Ingrid Keller
New Marketing .................................................................................. 167
Hans von Bergen
Organisation im Wandel
Management der Hochleistungsorganisation ................................. 183
Tom Sommerlatte
Projektmanagement ......................................................................... 207
Peter Heinte1lEwald E. Krainz
Organisation fur den Weltmarkt - Herausforderung nnd
Chance ............................................................................................... 221
Wilhehn Rall
Synergiemanagement ....................................................................... 239
Jorg Schneider
Innovation und Kreativitiit
Intuitives Denken .............................................................................. 253
Walter BOckmann
Vernetztes Denken ............................................................................ 271
Gilbert J.B. Probst
Intraprenenring ................................................................................ 285
Gifford Pinchot
Human Resources
Menschen fuhren Menschen ............................................................ 301
AdrianMenz
Kontliktmanagement ........................................................................ 313
Gerhard Schwarz
Coaching ............................................................................................ 327
Ulf Plessen/Wemer W. Wilk
Quellenverzeichnis •............................................................................ 335
Untemehmensfiihrung
Horst Steinmann/Georg Schreyogg
Untemehmenskultur
Zauberwort Unternehmenskultur. Zwar wird viel dariiber gere-
det, aber es herrscht doch groj3e Verwirrung, um welchen Sach-
verhalt es sich eigentlich genau handelt. Was Unternehmenskul-
tur ist und was nicht, erkliiren Dr. Horst Steinmann, Professor
fiir BetriebswirtschaJtslehre an der Universitiit Erlangen-Niirn-
berg, und Dr. Georg Schreyogg, Professor der Betriebswirt-
schaJtslehre an der Fernuniversitiit Hagen, im folgenden Bei-
trag. Der Leser eifiihrt auj3erdem, wie Unternehmenskulturen
aufgebaut sind, welche Kultur- und Subkultur-Typen es gibt und
was Unternehmenskulturen bewirken. Der Aufsatz wurde dem
Lehrbuch Management - Grundlagen der Untemehmensfiihrung
entnommen.
12 Unternehmensfiihrung
Begriff und Bedeutung von
Unternehmenskultur
Unternehmenskultur ist heute zu einem popuUiren Thema geworden - mit
der bedauerliehen Folge, daB mehr und mehr Verwirrung daruber ent-
steht, urn welchen Sachverhalt es sieh eigentlieh genau handelt. Wer heu-
te daran geht, Unternehmenskultur zu definieren, tut deshalb gut daran,
erst einmal zu sortieren und zu erHiutern, was Unternehmenskultur nicht
meint.
Unternehmenskultur meint nieht reizvolle Industriearehitektur, sehones
Produktdesign, Kunst am Bau oder etwa schone Gemalde in den Buros.
Unternehmenskultur meint aueh nieht die Einriehtung anspruehsvoller
Werksbibliotheken oder die Veranstaltung von Diehterlesungen im
werkseigenen Bildungszentrum. Gemeint sind darnit sehlieBlieh aueh
nieht personalwirtsehafiliehe MaBnahmen wie Qualitatszirkel oder Ge-
winnbeteiligungsmodelle. Das sind alles mogliehe Bestandteile von Un-
ternehmenskulturen, es ist aber keineswegs zwingend, daB eine Unterneh-
menskultur solche Attribute aufweist.
Es ist aueh falseh zu sagen, Unternehmenskultur sei eine Sehonwetter-
Saehe, also eine Saehe, die sieh ein Untemehmen nur dann leisten kann,
wenn es sehr gut verdient. "Kultur" hat ein Unternehmen unabhangig da-
von, ob es viel verdient oder nieht. Der Begriff Unternehmenskultur ver-
weist aueh nieht, wie haufig zu horen, auf externe kulturelle Einfliisse, et-
wa im Sinne einer typisehen deutsehen oder einer typiseh englisehen Fir-
ma, dies ist der Gegenstand der Landeskulturforsehung und interkulturel-
ler Managementstudien.1
Was aber bedeutet "Unternehmenskultur" dann?
Das neue und interessante an dieser Siehtweise ist vielmehr, daB sie
die Untemehmung im Ganzen als eine Art Kultursystem begreift. Unter-
nehmen, so die Idee, entwiekeln eigene, unverweehselbare Vorstellungs-
und Orientierungsmuster, die das Verhalten der Mitglieder und der be-
triebliehen Funktionsbereiehe auf wirkungsvolle Weise pragen.
Der Kultur-Begriff ist der Anthropologie entliehen und bezeichnet dort
die besonderen, historiseh gewaehsenen und zu einer komplexen Gestalt
geronnenen Merkmale von Volksgruppen.2 Gemeint sind damit insbeson-
dere Wert- und Denkmuster einsehlieBlieh der sie vermittelnden Symbol-
systeme, wie sie im Zuge mensehlieher Interaktion entstanden sind. Die
Managementforsehung nimmt diesen ffir Volksgruppen entwiekelten Kul-
turbegriff auf und iibertragt ihn auf Organisationen mit der Idee, daB jede
Unternehmenskultur 13
Organisation fUr sich eine je spezifische Kultur entwickelt, d. h. in gewis-
ser Hinsicht eine eigenstandige Kulturgemeinschaft darstellt. Organisa-
tionen, so die Idee, entwickeln eigene unverwechselbare Vorstellungs-
und Orientierungsmuster, die das Verhalten der Mitglieder nach innen und
auBen auf nachhaltige Weise pragen.
Ganz ahnlich wie bei dem oben erlauterten Organisationsbegriff3 gibt
es auch bei der Unternehmenskultur zwei grundsatzlich unterschiedliche
Ansiitze der Konzeptualisierung.4 In einem Fall wird Unternehmenskultur
als Teil eines tibergeordneten Ganzen gesehen; Kultur ist etwas, was eine
Organisation hat. Kultur steht hier in einer Reihe mit vielen anderen Vari-
ablen (Technologie, Planung usw.), die eine Organisation auszeichnen. In
der zweiten Konzeption wird dagegen die Organisation insgesamt als Kul-
tur betrachtet; die Organisation ist eine Kultur. Organisationen werden als
soziale Konstruktionen begriffen, als Lebensgemeinschaften mit ausge-
pragten Wert- und Orientierungsmustern. Unternehmenskultur bezeichnet
hiernach also erne Art Sinngemeinschaft; sie wird als Grundlage des ge-
samten organisatorischen Handelns verstanden, die vor und tiber den kon-
kreten Aufgaben, die eine Organisation zu erftillen hat, liegt.
Unabhangig von den einzelnen Stromungen5 gibt es dennoch einige
Kernelemente, die heute allgemein mit dem Begriff der Unternehmens-
kultur verbunden werden:
(1) Unternehmenskultur ist ein im wesentlichen implizites Phanomen; sie
hat keine separate, quasi physische Existenz, die sich direkt beobach-
ten lieBe. Unternehmenskulturen sind gemeinsam geteilte Oberzeu-
gungen, die das Selbstverstandnis und die Eigendefinition der Orga-
nisation pragen.
(2) Unternehmenskulturen werden gelebt, ihre Orientierungsmuster sind
selbstverstandliche Annahmen, wie sie dem taglichen Handeln zu-
grunde liegen. Ihre (Selbst-) Reflexion ist die Ausnahme, keinesfalls
die Regel.
(3) Unternehmenskultur bezieht sich auf gemeinsame Orientierungen,
Werte usw. Es handelt sich also urn ein kollektives Phiinomen, das
das Handeln des einzelnen Mitgliedes pragt. Kultur macht infolgedes-
sen organisatorisches Handeln einheitlich und koharent - jedenfalls
bis zu einem gewissen Grade.
(4) Unternehmenskultur ist das Ergebnis eines Lernprozesses im Um-
gang mit Problemen aus der Umwelt und der internen Koordination.6