Table Of ContentDer Gralssucher Otto Rahn hat seine Tagebuchaufzeichnungen 
von Reisen quer durch Europa auf den Spuren der Katharer und 
des Grals in »Luzifers Hofgesind« zusammengefaßt. 
 
Begonnen hat seine Reise in Bingen am Rhein seiner »Urahnen 
und Ahnen wegen, die Heiden und Ketzer gewesen sind«. Ihm 
war bewußt, »daß uns die Zukunft maßgebender zu sein hat als 
die Vergangenheit«. »Aber, die Zeiten, denen nachzuspüren ich 
mir vorgenommen habe, sind zwar vergangen, doch nicht über-
wunden. Man spricht heute viel von Heiden und Ketzern.« 
 
Rahn hinterläßt mit den Aufzeichnungen seiner Reise durch 
Frankreich, Italien Deutschland und Island einen poetisch ge-
;
schriebenen Eindruck über die Stätten der Heiden und Ketzer – 
und über die guten Geister Europas. 
 
Luzifers Hofgesind ist genauso ein Klassiker wie Rahns anderes 
Buch »Kreuzzug gegen den Gral«. 
 
 
 
 
 
 
 
Verlag Zeitenwende 
ISBN 3-934291-19-8
Otto Rahn
 
 
Luzifers Hofgesind 
 
Eine Reise zu den guten Geistern Europas 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Verlag Zeitenwende
Otto Rahn 
Luzifers Hofgesind 
Eine Reise zu den guten Geistern Europas 
 
 
 
 
 
 
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Seitenkonkordant. 
Dieses e-Buch ist eine Privatkopie und nicht zum Verkauf bestimmt! 
 
 
 
 
2 Auflage, 2006  
© 2004 Verlag Zeitenwende  
Schlüterstraße 13 01277 Dresden  
www.verlag.zeitenwende.de  
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Umschlaggestaltung Verlag Zeitenwende  
Satz Verlag Zeitenwende 
Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechani-
schen und multimedialen Wiedergabe sowie der Übersetzung in andere 
Sprachen, vorbehalten 
 
ISBN 3-934291 19 8
Wegweiser 
 
 
 
 
Aufbruch ....................................     7  Genf ............................................... 125 
Bingen am Rhein .......................   10  An einem süddeutschen   
Paris …………………………….   12  Straßenrain ……………………... 133 
Toulouse ……………………….   14  Worms ........................................... 138 
Parmers .......................................   16  Michelstadt im Odenwald ......... 141 
Foix ……………………………..   19  Amorsbrunn ……………………. 144 
Lavelanet ………………………   22  Amorbach ..................................... 146 
Montségur in den Pyrenäen ....   24  Bei Verwandten im Hessischen  154 
Nochmals Lavelanet .................   31  Mellnau am Burgwald ................ 157 
Schloß L im Tolosanischen ......   34  Marburg ………………………… 159 
Carcassonne …………………...   36  Gießen …………………………  164 
Saint Germain en-Laye ……….   40  Siegen ............................................ 167 
Cahors .........................................   43  Runkel an der Lahn ..................... 173 
Ornolac im Lande Foix .............   45  Köln ............................................... 177 
Mirepoix .....................................   50  Klosterruine Heisterbach ........... 183 
Port Vendres ..............................   59  Bonn ............................................... 190 
Marseille .....................................   63  Asbach im Westerwald ............... 191 
Puigcerda im Katalanischen ....   68  Goslar ............................................ 196 
Lourdes .......................................   77  Halberstadt ................................... 201 
In einer Reisenacht ....................   84  Berlin ............................................. 203 
Genua ..........................................   86  Warnemünde-Gjedser ................ 208 
Mailand ………………………...   89  Edinburgh ……………………… 209 
Rom …………………………….   95  In der Pentland-Meerenge ......... 213 
Verona ......................................... 100  Im Nordatlantik ........................... 220 
Meran .......................................... 104  Reykjavik ...................................... 224 
Bozener Rosengarten ................ 109  Laugarvatn ................................... 228 
Auf dem Freienbühl ob Brixen 115  Reykholt ........................................ 230 
Brixen .......................................... 116  Einkehr .......................................... 241 
Gossensaß ................................... 120  Quellenhinweise .......................... 244
Otto Rahn
Aufbruch 
 
 
 
Wer seine Heimat lieb hat, muß sie auch verstehen 
wollen; wer sie verstehen will, muß überall in ihre 
Geschichte zu dringen suchen. 
Jakob Grimm 
 
 
Diesem Buch liegen Tagebuchblätter zugrunde, die ich in Deutschland be-
gonnen, im Süden weitergeführt und in Island vorläufig abgeschlossen 
habe. Ich durfte sie abschließen, denn das Erlebnis der Mitternachtssonne hatte 
mir einen wesentlichen Ausschnitt des Kreises erschlossen, in welchem sich mein 
Denken und Trachten gesetzmäßig bewegt. 
Wie der Künstler, der an einem Mosaik schafft, zuerst die Steinchen der ver-
schiedenen Farben anhäufen muß, um sie dann erst in das vorerlebte und in Um-
rissen vorgezeichnete Werk einzusetzen, so habe auch ich gehandelt. Unter man-
nigfachen Himmeln und in ungleichen Landen habe ich Ahnungen und Erkennt-
nisse gewonnen. Deren Gesamtheit ergab die Gesamtschau.  
Ich habe durch Weglassung, Ergänzung oder Unterstreichung, nicht zuletzt auch 
die Umformung die aus meinem Tagebuch ausgewählten Blätter so gestaltet, daß 
das von mir im Geist geschaute Bild von anderen betrachtet, begriffen und ge-
liebt werden könne. Möge meine Hand eine glückliche gewesen sein! 
 
 
N 
iedergeschrieben habe ich dieses Buch in einem oberhessischen Städtchen. 
Wenn ich von meinem Schreibtisch aufblickte, so breitete sich eine Landschaft 
vor mir aus, die mir unendlich teuer ist, und nach der ich mich, als mich das Ge-
schick durch fremde Gefilde und durch Wüsteneien trieb, oftmals zurückgesehnt 
habe: Oberhessen, welches das Land meiner Väter ist. In einem Dorf an bewalde-
ten Höhen, die den Gau gegen Süden abzuschließen scheinen, haben sie seit 
Menschengedenken den Boden bebaut, vor dem Amboß gestanden, Korn zu 
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Mehl gemahlen oder in niedrigen Stuben überm Webstuhl gesessen. Ihre Heimat 
ist steinig, und vor ihrem Himmel hängen sehr oft Wolken. Wohlhabend sind nur 
wenige von ihnen geworden. Die Vorfahren meiner Mutter, denen der Odenwald 
Zuhause war, hatten es viel leichter. Dort sind Sonne und Luft milde, und die 
Erde meint es gut mit denen, die ihrer in liebe warten. – Das oberhessische Städt-
chen, in dem ich lebte und dieses Buch schrieb, wird von den Mauerresten einer 
Burg überragt. Unweit des erhaltenen Burgtores steht eine uralte Linde. Hier soll 
Bonifatius den Chatten das Christentum Roms gepredigt haben. Blickte ich, unter 
der Linde stehend, nordwärts, so wurde mein Auge von einem jäh aufragenden 
Basaltkegel gebannt. Auf dessen Gipfel hatte der »Apostel der Deutschen« eine 
klösterliche Feste: die Amöneburg. Meine Urahnen hat der Heilige Bonifatius, 
der das Evangelium der Liebe zu verkünden vorgab, nicht geliebt. In einem Brief; 
den er im Jahre siebenhundertzweiundvierzig an den Papst schickte, bezeichnete 
er sie als idiotisch. 
Wenige Wegstunden sind es von meinem oberhessischen Städtchen nach Mar-
burg an der Lahn. Ein Sohn dieser Stadt, die »Geißel Deutschlands«, missionierte 
ebenfalls für Rom. Auf dem Rücken eines Maulesels durchschritt der Magister 
und Inquisitor Konrad von Marburg sein Heimatland, sammelte Rosenwunder 
zur Heiligsprechung seines erlauchten Beichtkindes, der Landgräfin Elisabeth 
von Thüringen, – und sammelte Ketzer. Diese verbrannte er inmitten seiner Va-
terstadt an einer Stelle, die heute noch »Die Ketzerbach« heißt. Meine Urahnen 
sind Heiden gewesen, und meine Ahnen waren Ketzer. 
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Erster Abschnitt 
 
 
 
 
Für Gott gibt es gar keinen Teufel, aber für uns ist 
er ein sehr wirksames Hirngespinst. 
Novalis 
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Bingen am Rhein 
 
In dieser kleinen Stadt am Rhein habe ich acht Jahre meiner Kindheit verbracht. 
Bis zum Ausbruch des Weltkrieges. Nun bin ich, nach langem Fernsein, zum 
erstenmal wieder hier. Für einen Tag. Das Mietshaus, darin ich damals lebte, ist 
nicht mehr. Man hat es, weil es baufällig geworden, abgerissen. Auch die Wiesen, 
auf denen ich tollte und spielte, sind verschwunden. Häuser stehen nun da. Nur 
die Weinberge, hinter unserem Garten beginnend, sind unverändert geblieben. 
Bald wird man reiche Ernte in ihnen halten. Es ist Herbst.  
Ich stehe am Beginn einer großen Reise. Morgen, um die gleiche Stunde, werde 
ich südwärts fahren. Nach Frankreich und noch weiter: in die Lande zwischen 
Alpen und Pyrenäen. Vielleicht auch nach Italien und Südtirol. Wohl weiß ich, 
daß uns die Heimat mehr zu sagen hat als die Fremde, die so oft unser Verderb 
war. Dennoch ziehe ich in die Weite. Meiner Urahnen und Ahnen wegen, die 
Heiden und Ketzer gewesen sind. Daß uns die Zukunft maßgebender zu sein 
hat als die Vergangenheit, auch dieses Gebots der Stunde bin ich mir bewußt 
Aber: die Zeiten, denen nachzuspüren ich mir vorgenommen habe, sind zwar 
vergangen, doch nicht überwunden. Man spricht heute viel von Heiden und Ket-
zern. 
In dieser Stadt am Rhein, wo ich meine Reise beginnen lasse, hat einmal ein 
nichtsnutziges Weib aus Grüneberg im Oberhessischen die Angehörigen ihres 
Ehemannes an den deutschen Großinquisitor, Konrad von Marburg, verraten 
und auf den Scheiterhaufen gebracht. Demnächst werde ich das Mutterkloster 
aller Inquisitoren sehen: die Abtei Notre-Dame de Prouille bei Toulouse, von der 
aus sich auch die Sitte, vermittels eines Rosenkranzes zu beten, über das Abend-
land verbreitet hat. Die Geschichte dieses Dominikanerklosters, einer Gründung 
des Heiligen Dominik, ist mit dem Geschick der bekanntesten mittelalterlichen 
Ketzer verknüpft, dem der Albigenser, auch Katharer genannt. Das Wort Katha-
rer (zu betonen: Kátharer) bedeutet Reine (griechisch: katharoi), wurde aber zu 
unserem fragwürdigen Begriff Ketzer verballhornt. Nach Südfrankreich fahre ich, 
weil von dort die Ketzerei nach Deutschland gekommen sein soll.  
Was ich Geschriebenes über die Katharer bekommen konnte, die einmal »zahl-
reich wie der Sand am Meer waren und in tausend Städten Anhänger hatten«, 
habe ich gelesen. Deshalb weiß ich: Nur in Südfrankreich, den Landen Provence 
und Languedoc und Gaskogne, wurden sie Albigenser genannt. In Deutschland 
hießen sie Runkeler oder Gottesfreunde. Besonders einflußreich müssen sie in 
der Lombardei gewesen sein. Es berichtet der Spruchdichter Wernher, der um 
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