Table Of ContentLandauer Beiträge zur
mathematikdidaktischen Forschung
Anna Noll
Lesebarrieren
in einem inklusiven
Mathematikunterricht
überwinden
Ergebnisse einer qualitativen
und einer quantitativen Studie
Landauer Beiträge zur
mathematikdidaktischen Forschung
Reihe herausgegeben von
Jürgen Roth , Landau, Deutschland
Stephanie Schuler, Landau, Deutschland
In der Reihe werden exzellente Forschungsarbeiten zur Didaktik der Mathematik
an der Universität Koblenz-Landau publiziert. Sie umfassen das breite Spektrum
der Forschungsarbeiten in der Didaktik der Mathematik am Standort Landau, das
in der einen Dimension von empirischer Grundlagenforschung bis hin zur fachdi-
daktischen Entwicklungsforschung und in der anderen Dimension von der Unter-
richtsforschung bis hin zur Hochschuldidaktischen Forschung reicht. Dabei wird
das Lehren und Lernen von Mathematik vom Kindergarten über alle Schulstufen
und Schulformen bis zur Hochschule und zur Lehrerbildung beleuchtet. In jedem
Fall wird konzeptionelle Arbeit mit qualitativen und/oder quantitativen empiri-
schen Studien verbunden. In der Reihe erscheinen neben Qualifikationsarbeiten
auch Publikationen aus weiteren Landauer Forschungsprojekten.
Weitere Bände in der Reihe http://www.springer.com/series/15787
Anna Noll
Lesebarrieren
in einem inklusiven
Mathematikunterricht
überwinden
Ergebnisse einer qualitativen
und einer quantitativen Studie
Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Jürgen Roth
Anna Noll
Landau, Deutschland
Dissertation der Universität Koblenz-Landau, 2019
ISSN 2662-7469 ISSN 2662-7477 (electronic)
Landauer Beiträge zur mathematikdidaktischen Forschung
ISBN 978-3-658-28604-0 ISBN 978-3-658-28605-7 (eBook)
https://doi.org/10.1007/978-3-658-28605-7
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Geleitwort
In ihrer Dissertationsschrift setzt sich Anna Noll mit einer hochaktuellen Frage auseinander,
die bisher weder ausreichend konzeptionell noch empirisch bearbeitet wurde. Vor dem Hinter-
grund der großen Heterogenität der Schülerinnen und Schüler in der Sekundarstufe und dem
gesellschaftlich sowie politisch gewollten inklusiven Unterricht möglichst aller Schülerinnen
und Schüler stellen sich vielfältige Fragen zur Gestaltung des Fachunterrichts. Insbesondere
auch im Mathematikunterricht wird aktuell stark auf die kognitive Aktivierung der Schülerin-
nen und Schüler gesetzt und für selbstständige Auseinandersetzung mit mathematischen Frage-
stellungen, etwa über Aufgaben und schriftliche Arbeitsaufträge plädiert. Vor diesem Hinter-
grund stellt sich die Frage, wie Arbeitsaufträge gestaltet werden können, damit sich möglichst
alle Schülerinnen und Schüler auf dieser Grundlage mit mathematischen Inhalten wirklich aus-
einandersetzen können und nicht bereits an den Hürden scheitern, die sich aus der sprachlichen
Darbietung der Arbeitsaufträge ergeben. Dieser Frage widmet sich Anna Noll mit einem ganz-
heitlichen empirischen Ansatz. Sie erzielt dabei Ergebnisse, die den Grundstein für eine ganze
Reihe weiterer Forschungsfragen rund um das Thema bilden, aber auch direkte Implikationen
für eine gewinnbringende Gestaltung von Arbeitsaufträgen in inklusiven Settings haben.
Die Frage, ob das Schulsystem in Deutschland wirklich auf dem Weg zur inklusiven Schule ist,
wird diskutiert und mit Zahlen belegt. Es werden die wichtigsten Aspekte der Sprache im Ma-
thematikunterricht sowie die Unterscheidung von offensiven und defensiven Ansätzen eines
sprachsensiblen Mathematikunterrichts erörtert. Darüber hinaus werden die wesentlichen fach-
didaktischen Diskussionen zu Grundvorstellungen zum Bruchzahlbegriff und zur Bruchrech-
nung, dem inhaltlichen Thema der hier vorgestellten Intervention, klar und in angemessener
Weise prägnant zusammengestellt.
In zwei aufwändigen Studien geht Anna Noll der Frage nach, wie Arbeitsmaterialien für Schü-
lerinnen und Schüler gestaltet werden können, um Lesebarrieren zu reduzieren oder im Idealfall
ganz zu vermeiden. Sie wählt einen empirischen Ansatz, um Vorschläge zur Gestaltung von
Arbeitsaufträgen genauer zu analysieren. Dazu wird das Regelwerk leichter Sprache intensiv
diskutiert und mit Rückgriff auf theoretische Modelle analysiert. Ergänzend wird der Frage
nachgegangen inwiefern textbegleitende Piktogramme den Zugriff auf Aufgabenstellungen er-
leichtern. Dazu wurden Aufgaben zum Bruchzahlverständnis in eine Fassung mit Leichter
Sprache überführt. Darüber hinaus wurden Piktogramme ausgewählt bzw. wenn diese in Pik-
togramm-Katalogen nicht verfügbar waren, etwa weil es sich um spezifisch mathematische In-
halte handelte, auch aufwändig selbst erstellt oder adaptiert und pilotiert.
In einer qualitativen Studie zur Nutzung von Unterstützungsmaßnahmen wird ein durchdachtes
Studiendesign verwendet, indem Schülerinnen und Schüler datenbasiert drei verschiedenen Ex-
perimentalgruppen, mit unterschiedlichen Unterstützungsmaßnahmen (EG 1: Leichte Sprache;
EG 2: Leichte Sprache + Piktogramme; EG 3: Keine Unterstützungsmaßnahme) zugeteilt wur-
VI Geleitwort
den. Diese Gruppen wurden wiederum drei verschiedenen Settings zugewiesen, die unter-
schiedliche Zugriffsmöglichkeiten auf die Bearbeitungsprozesse ermöglichten. Die erste
Gruppe hat die Aufgaben bearbeitet und wurde anschließend interviewt. Die zweite Gruppe
wurde bei der Aufgabenbearbeitung einem Eye-Tracking unterzogen und anschließend eben-
falls interviewt. Die dritte Gruppe wurde während der Aufgabenbearbeitung angehalten laut zu
denken. Die besten Zugriffsmöglichkeiten auf die Prozesse bot die Kombination aus Eye-Tra-
cking und Interview. Das methodische Vorgehen, die Kodierung und die Auswertung werden
gut nachvollziehbar dargestellt und können als Anregung für ähnlich geartete Untersuchungen
dienen.
Insgesamt deckt Anna Noll mit dieser qualitativen Untersuchung auf, dass Piktogramme nicht
zum Verständnis einzelner Worte, sondern eher zur Überprüfung des Verständnisses der Aus-
sage eines ganzen Satzes genutzt werden. Diese Erkenntnis wird konsequent für die Gestaltung
der folgenden quantitativen Untersuchung genutzt. Hier wird aufgrund der Ergebnisse der qua-
litativen Studie eine weitere, vorher so nicht geplante Experimentalgruppe eingerichtet, die mit
Leichter Sprache und Fotos gefördert wird, wobei die Fotos jeweils den Inhalt eines ganzen
Satzes zusammenfassend darstellen.
Auf Basis der theoretischen Ausführungen wird die Entwicklung des Lernmaterials und des
Bruchzahlentests beschrieben. Dabei wird zunächst die Relevanz des vermittelten Inhalts, hier
die Einführung in Bruchzahlen dargestellt, sowie die Lerninhalte und -ziele umrissen. Die fach-
didaktischen Überlegungen zur Gestaltung des Lernmaterials, die Darstellung der Anwendung
der Regeln Leichter Sprache, der vorgenommenen Adaptionen und Konzeptionen einzelner
Piktogramme sowie die Entwicklung der Fotos in übersichtlichen Tabellen überzeugen in mehr-
facher Weise. Sie zeugen von einer tiefen Durchdringung und Reflexion der Gestaltungskrite-
rien sowie einer konsequenten Umsetzung der theoretischen Überlegungen und empirischen
Ergebnisse, auch der eigenen Vorstudie. Dieses Vorgehen kann als Vorbild für die Konzeption
und Gestaltung von Unterrichtsmaterialien in der Praxis gewertet werden.
In einer weiteren, nun quantitativen Studie nutzt Anna Noll eine für den Forschungsbereich mit
Förderschulen, Inklusionsschulen und Regelschulen sehr umfangreiche Stichprobe, wobei die
Experimentalgruppen in einem aufwändigen Design parallelisiert wurden. Sie stellt dann nach-
vollziehbar die Auswahl aus vorhandenen Erhebungsinstrumenten bzw. die Nutzung ihrer
selbstentwickelten Erhebungsinstrumente dar. Auch die Auswertungsmethoden werden strin-
gent und nachvollziehbar beschrieben. Für alle verwendeten eigenen Testinstrumente wurden
die Gütekriterien nachvollziehbar untersucht und die Ergebnisse klar präsentiert. Ein Haupter-
gebnis dieser Studie besteht darin, dass eine Ausgestaltung von Arbeitsaufträgen in inklusiven
Settings in Form von Leichter Sprache in Kombination mit begleitenden Fotos, die die Aussage
jeweils eines ganzen Satzes zusammenfassend darstellen, am besten geeignet ist, um allen
Schülerinnen und Schülern einen guten Zugriff auf die Aufgabeninhalte zu ermöglichen.
Das hier vorliegende Buch bringt sowohl die empirische Grundlagenforschung als auch die
Unterrichtspraxis voran. Es liefert einerseits so noch nie empirisch belegte Ergebnisse, auf die
in der weiteren Forschung aufgebaut werden kann und bietet andererseits davon abgeleitete
Geleitwort VII
konkrete Handlungsempfehlungen für die Gestaltung von Arbeitsaufträgen im Mathematikun-
terricht und darüber hinaus.
Landau, 25.08.2019,
Jürgen Roth
Danke
Ich möchte allen Menschen danken, die mich in den verschiedenen Phasen des Anfertigens
dieser Dissertation begleitet und unterstützt haben.
Mein besonderer Dank gilt Prof. Dr. Jürgen Roth und Dr. Markus Scholz. Beide standen mir
jeder Zeit mit Rat und Tat zur Seite. Prof. Dr. Jürgen Roth hat durch seine aufmerksame und
konstruktive Betreuung dieses Dissertationsprojektes, insbesondere der fachdidaktischen As-
pekte, maßgeblich zu dessen Gelingen beigertragen. Wenn ein Problem für mich unüberwind-
bar schien, konnte ich mich vertrauensvoll an ihn wenden, wobei Prof. Dr. Jürgen Roth darauf
bestand, dass jede Entscheidung letztlich bei mir lag. Dr. Markus Scholz inspirirte mich durch
sein fundiertes Wissen und seine langjährige Forschungserfahrung immer wieder aufs Neue.
Ich danke ihm für seine Begeisterung, die das Gelingen dieser Arbeit maßgeblich unterstützt
hat. Aus der kooperativen Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Jürgen Roth und Dr. Markus Scholz
entwickelte sich ein Team in welchem die Balance zwischen einer umfassenden Unterstützung
einerseits und der Freiheit zu eigenen Wegen andererseits stets für mich gegegben war. Es er-
füllt mich mit Stolz Teil dieses Teams gewesen zu sein. In wertvollen Gesprächen und Skype-
Konferenzen wurden fachdidaktische und sonderpädagogische Sichtweisen vereint. Eine solch
vielseitige, umfassende und wertschätzende Betreuung auf Augenhöhe kann man sich nur wün-
schen.
Mein Dank gilt außerdem allen Lehrkräften, die mich bei der Durchführung der beiden Studien
unterstützen und dadurch die Umsetzung dieses Projektes ermöglichten. Des Weiteren möchte
ich mich bei allen Schülerinnen und Schülern bedanken, die zur Teilnahme bereit waren und
auch ungewohnte Situationen wie Interviewgespräche oder Eye-Tracking-Aufzeichnungen
meisterten.
Als Promovendin des DFG-geförderten Graduiertenkollegs „Unterrichtsprozesse“ möchte ich
mich ganz herzlich bei allen Mitgliedern des Graduiertenkollegs bedanken. Durch das Gradu-
iertenkolleg konnte ich im Rahmen von Workshops und Tagungen Einblicke in die Bildungs-
forschung aus verschiedensten Perspektiven erlangen. Für diese tollen Rahmenbedingungen
bin ich sehr dankbar!
Herzlich bedanken möchte ich mich auch bei allen Kolleginnen und Kollegen. Svenja Matheis,
Michaela Lichti, Mathias Twardawski und Rita Hofmann waren zu jeder fachlichen Diskussion
bereit und sind mir gute Freunde geworden. Es war eine tolle Zeit, in der wir so einiges erlebt
haben. Danke!
Mein Dank geht auch an alle Hilfskräfte, die zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen haben.
Bedanken für ihr Engagenment möchte ich mich bei Finja Bender, Julia Bücherl, Anna Hautz,
Carsten Korell, Janina Mülverstedt und Kim Kristin Schuka.
All meinen Freundinnen und Freunden möchte ich ebenfalls danken. Sie haben es geschafft
mich abzulenken, wenn ich das ein oder andere Mal in dieser Arbeit zu versinken drohte.
X Danke
Mein ganz besonderer Dank gilt meiner Familie. Meine Eltern, Heidrun und Peter Noll, sowie
mein Bruder, Tobias Noll, standen immer hinter mir, gaben mir Halt und haben mein Promoti-
onsvorhaben vom ersten Tag an unterstützt. Ich möchte mich für ihr Verständnis bedanken,
dass sich, vor allem in der Schlussphase, alles nur noch um die „DISS“ gedreht hat. Es tut gut
zu wissen, dass ich immer auf sie zählen kann!
Sehr dankbar bin ich meinem Partner Michael Jochum. Ohne seine Unterstützung würde ich
wohl noch immer an dieser Arbeit schreiben oder wäre mittlerweile verhungert. Ich danke ihm
für sein Verständnis, seine Geduld und seinen Humor. Ihm ist es in jeder noch so stressigen
Phase gelungen, mich zum Durchatmen, und vor allem zum Lachen, zu bringen. Danke!
Landau in der Pfalz, 19.06.2019
Anna Noll