Table Of ContentLeitfaden für Verfasser
wissenschaftlicher Arbeiten
In Gemeinschaft mit dem Springer-Verlag
bearbeitet von
Kurt Kolle
Professor in München
SPRINGER-VERLAG BERLIN HEIDELBERG GMBH
1964
ISBN 978-3-662-23346-7 ISBN 978-3-662-25393-9 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-662-25393-9
Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten
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oder· Teile daraus auf photomechanischem Wege (Photokopie, Mikrokopie) oder auf
andere Art zu vervielfältigen.
© by Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1964
Ursprünglich erschienen bei Springer-Verlag OHG., Berlin · Göttingen · Heidelberg 1964
Library of Congress Catalog Card Number 64-18826
Vorwort
Im Jahre 1929 erschien eine vom Springer-Verlag an viele
Ärzte kostenlos abgegebene "Anleitung zur Niederschrift und
zur Veröffentlichung medizinischer Arbeiten". Diese Arbeit
war das verdienstvolle Werk des verstorbenen Dr. VIKTOR
SALLE, damals Schriftleiter der Klinischen Wochenschrift,
und des Verlagsbuchhändlers Dr. FERDINAND SPRINGER. Sie
stützte sich auf das amerikanischeBuch "TheArtandPractice
of Medical Writing" von G. H. SIMMONS, MD. und M. Frsn
BEIN, MD.
Der Plan, dieses kleine Buch zu modernisieren, mußte
wieder aufgegeben werden. Der Herr Verleger und ich ent
schlossen sich daher, alle aus der amerikanischen Ausgabe in
die deutsche Bearbeitung von 1929 übernommenen Teile aus
zumerzen. Wir legen hier eine völlig neugeschriebene Arbeit
vor, die allerdings demselben Ziele zustrebt wie die Anleitung
vom Jahre 1929.
Die politischen Verhältnisse in Deutschland, Krieg und
Nachkriegswirren waren einer Neubearbeitung nicht gün
stig. Auch der Niedergang allgemeiner Bildung ist zeit
geschichtlich bedingt. Humanistische Erziehung auf den
Schulen befindet sich im Rückgang. Überall ertönt die
Klage: unser akademischer Nachwuchs bringt von der
Schule nicht mehr das mit, was die Hochschule, die eine
Auslese der Besten sein sollte, erwartet. Abitur und Matur
fallen nicht mehr zusammen. Breite Massen drängen zum
Studium. Diese kleine Schrift berücksichtigt die Wirklichkeit
und wendet sich daher hauptsächlich an alle jüngeren und
jungen schriftstellernden Forscher, die- noch ein wenig un
sicher im Umgang mit der Sprache-es wahrscheinlich dank
bar begrüßen· werden, eine kleine Stütze auf dem Weg zum
rechten Sprachgebrauch zu finden. Das Unterfangen, in des-
IV Vorwort
sen Dienst sich Verlag und Herausgeber gestellt haben, ist
problematisch. Die Schriftleiter der großen Zeitschriften ha
ben meinen Plan, dieses Buch herauszugeben, ausnahmslos
gutgeheißen. Die Notwendigkeit, die Güte medizinischer Ar
beiten zu heben, wurde durchgehend anerkannt. Einige Kluge
bezweifelten allerdings, daß der eingeschlagene Weg erfolg
reich sein werde. Die Professoren, Klinik- und Krankenhaus
vorstände müßten zuerst bei sich anfangen. Es fehle auch an
der erforderlichen Überwachung der jüngeren Mitarbeiter.
Nun, ich bin da von mehr Zuversicht erfüllt. Sicher werden
doch viele meiner älteren Kollegen auch Einblick in dieses
Buch nehmen, sich an die eigene Brust greifen und ausrufen:
mea culpa, mea maxima culpa. Durch intensive Arbeit läßt
sich manches bessern. Seitdem ich Chef der Münchener Klinik
bin, werden mir die meisten Gutachten, die die Klinik verlas
sen, vorgelegt. Einige Gutachten werden mit freundlichen Ver
besserungen den Verfassern zurückgegeben. Ich habe den Ein
druck, der sich schwer beweisen läßt, daß die Form der Gut
achten dadurch gewonnen hat. Selbstverständlich verläßt
mein Haus auch keine wissenschaftliche Arbeit, die ich nicht
sorgfältig durchgesehen habe. Was uns alten Humanisten,
leider meist erst zu spät, einging, muß sich aufs Neue be
währen:
o
(1.1) ~(Xpc:t~ &v-&pw7to~ ou 7t(XL~c:oc:-r(XL
(Wer nicht geschunden wird, wird nicht erzogen.)
Somit verzage ich nicht, sondern vertraue, hoffend und
harrend, der jungen Generation, die das Büchlein beherzt
zur Hand nehmen möge. Hohe Werte sind im Spiel. Eine
alte Kultur droht zu versinken. Sprache, gesprochene, ge
schriebene, gedruckte, kündet sinnfällig vom Geist, der sich
in unserem Falle in der bescheidenen Form wissenschaft
licher Erkenntnisse niederschlägt. Doch auch dem Zweifler,
der nur kopfschüttelnd von diesem V ersuch Kenntnis nimmt,
Vorwort V
dem formgewordenen Geist eine Eselsbrücke zu bauen, wird
einleuchten, daß die Jünger der medizinischen Wissenschaft
auf eine technische Anweisung Anspruch haben. Meine Bitte
also an die Chelärzte: Überzeugen Sie sich, daß Ihre Mit
arbeiter wenigstens diesen technischen Teil (E bis J) genau
durchlesen und beachten.
Ich zeichne allein verantwortlich für die Abschnitte A-E.
Die Abschnitte F-J wurden vom Verlag und mir gemeinsam
bearbeitet. Doch wird der Leser bemerken, daß F. Das
Schrifttum 1. Grundsätzliches, G. Die Niederschrift 1.-4.
und Abschnitt H. Wie entsteht ein Manuskript ~ wieder aus
schließlich zu meinen Lasten gehen.
Herrn Dr. med. FRITZ GLEISS, praktischer Arzt in Bad
Segeberg, verdanke ich viele Anregungen und schließlich
kritische Durchsicht der Arbeit.
München, Januar 1964 K. KOLLE
Inhalt
Vorwort ........ . III
A. Allgemeine Grundsätze und Richtlinien für die Publikation von
wissenschaftlichen Arbeiten . . . . . . . 1
B. Arbeiten, die nicht publiziert werden sollten 3
1. Die falsche Zeitschrift . . . . . . . . 3
2. Die Arbeit ist zu lang • . . . . . . . 4
3. Die Arbeit ist in schlechtem Deutsch geschrieben 4
4. Nichts Neues . . . . . 4
5. Unredliche Wissenschaft. . . 4
C. Verschiedene Arten von Aufsätzen 8
1. Kasuistische Mitteilungen . . 8
2. Rein klinische Studien (Semiologie) . 14
3. Neue diagnostische oder therapeutische Verfahren erfor-
dern oft auch neue Geräte . . . . 14
4. Ergebnisse aus dem Laboratorium . . . . . . . . . . 14
5. Sammelreferate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
6. Von den Schriftleitern angeforderte Übersichten über ein
bestimmtes Problem . . . . . . . . . . . . 16
7. Polemik . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
8. Glückwunsch-Adressen, Nachrufe, Festschriften 17
9. Widmungen, Motto, Zitate. . . . . . . . . . 19
10. Ansprache, Rede, Vortrag, Diskussionsbemerkung 20
D. Stil und Ausdruck . . . . . . . . . 23
1. Allgemeines . . . . . . . . . . 23
2. Wie erlangt man einen guten Stil ? 26
3. Abschreckende Beispiele . . . . . 30
4. Krankheiten oder Symptome, die nach ihren Entdeckern
benannt werden . . . . 45
E. Gliederung der Niederschrift . . . . . . . . . . . . . . . 48
1. Der Titel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48
2. Beispiele für schlechte Titel, zugleich Vorschläge für bes-
sere Titel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49
VIII Inhalt
3. Nebentitel . 49
4. Wia heißt der Autor? . 51
5. Nochmals: Gliederung 52
6. Der Schlußpunkt . 52
F. Das Schrifttum . . • 54
1. Grundsätzliches . 54
2. Besondere Hinweise . 56
3. Fußnoten . . 59
G. Die Niederschrift 61
1. Die handgeschriebene Arbeit wird in Maschinen-Schrift
übertragen . . . . . . . . . . . • • . . . . . 61
2. Der ersten Maschinen-Schrift gebührt der Vorrang! 61
3. Autoren sind keine Anonymi! . • . . . . . . 62
4. Was ist bei der Niederschrift zu beachten ? 62
5. Grundsätzliches über Abbildungen und Tabellen 63
Technische und wissenschaftliche Bemerkungen über
Abbildungen . . . . . . 65
6. Was kosten Abbildungen? 67
H. Wie entsteht ein Man'U8kript? • • 69
I. Was ist bei der Korrektur zu beachten? 73
Beispiel gebräuchlicher Korrekturzeichen . 74
.A. .Allgemeine Grundsätze und Richtlinien
für die Publikation von wissenschaftlichen .Arbeiten
Verfasser und Schriftleiter (Verleger) prüfen zunächst jeder
für sich die Frage : darf, soll dieses Manuskript veröffentlicht
werden 1 Wird diese Untersuchung mit der nötigen Sorgfalt
durchgeführt, schält sich als Kern der Fragestellung heraus,
ob die Arbeit erstens auf wichtigen Erfahrungen ruht oder
(und) zweitens neue Problemstellungen ermöglicht oder
drittens nach Art eines Übersichtsreferates die Leser zu
verlässig über neue Forschungsergebnisse unterrichtet.
Die Herausgeber der deutschen medizinischen Zeitschriften
haben bereits im Jahre 1927 folgende Leitsätze aufgestellt:
"Die Arbeit muß wissenschaftlich wertvoll sein und Neues
bringen. Sie darf noch nicht - ganz oder teilweise - in
einer der vier Weltsprachen veröffentlicht sein. Bloße Be
stätigungen bereits anerkannter Befunde können höch
stens in kürzester Form Aufnahme finden. Spekulative, re
ferierende oder polemische Aufsätze sind unerwünscht, eben
so vorläufige Mitteilungen."
-Ferner wurden folgende allgemeine Regeln aufgestellt:
"Die Darstellung muß kurz und in fehlerfreiem Deutsch
gehalten sein. Ausführliche historische Einleitungen sind zu
vermeiden; es genügt in der Regel, wenn durch wenige Sätze
die behandelte Fragestellung klargelegt und durch einige
Literaturnachweise der Anschluß an frühere Untersuchungen
hergestellt wird.
Der Weg, auf dem die Resultate gewonnen wurden, muß
klar erkennbar sein; jedoch hat eine ausführliche Darstel
lung der Methodik nur dann Wert, wenn die Methodik we
sentlich Neues enthält.
Kolle, Leitfaden 1
2 Allgemeine Grundsätze und Richtlinien
Jeder Arbeit ist am Schluß eine kurze Zusammenfassung
der wesentlichen Ergebnisse anzufügen. Sie soll den Raum
einer Druckseite im allgemeinen nicht überschreiten."
Und als besondere Bedingung:
"Von jeder Versuchsart oder jedem Tatsachenbestand ist
in der Regel nur ein Protokoll (oder eine Krankengeschichte)
als Beispiel in knappster Form mitzuteilen. Das übrige Be
weismaterial ist, wenn nötig, in Tabellenform zu bringen."
Die Deutsche Physiologische Gesellschaft hat folgende
Fassung gegeben:
"Arbeiten rein referierenden Inhalts und vorläufige Mit
teilungen sind unerwünscht. Polemiken sind auf Richtig
stellung des Tatbestandes zu beschränken. Aufsätze rein
spekulativen Inhalts müssen neue Gesichtspunkte enthalten
oder geeignet sein, die Experimentalforschung anzuregen."