Table Of ContentCorrie Thiel
Lehrerhandeln
zwischen Neuer
Steuerung und Fallarbeit
Professionstheoretische und
empirische Analysen zu einem
umstrittenen Verhältnis
Lehrerhandeln zwischen Neuer Steuerung
und Fallarbeit
Corrie Thiel
Lehrerhandeln zwischen
Neuer Steuerung und
Fallarbeit
Professionstheoretische und
empirische Analysen zu einem
umstrittenen Verhältnis
Corrie Thiel
Münster, Deutschland
Zgl. Dissertation an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, 2017
D6
ISBN 978-3-658-23159-0 ISBN 978-3-658-23160-6 (eBook)
https://doi.org/10.1007/978-3-658-23160-6
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Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung .............................................................................................1
1.1 Deprofessionalisierung, Professionalisierung und Profession ..............7
1.2 Deprofessionalisierung, Professionalisierung und Professionalität ....11
1.3 Verortung und Aufbau der vorliegenden Arbeit ...................................17
2. Die Analyseperspektive ....................................................................21
2.1 Professionelle Handlungsprobleme ....................................................22
2.2 Professionalität ....................................................................................28
2.3 Profession ...........................................................................................36
3. Pädagogische Professionalität ........................................................45
3.1 Die Krise pädagogischer Problembearbeitung ...................................47
3.2 Pädagogisches Handeln als Krisenbearbeitung .................................55
4. Eine professionstheoretische Analyse der Einführung Neuer
Steuerung im pädagogischen Handlungsfeld Schule ................65
4.1 Politische Steuerung ...........................................................................71
4.2 Regelungsstruktur ...............................................................................75
4.3 Leistungsstruktur .................................................................................78
4.3.1 Von der Krisenbearbeitung zur Bearbeitung von Ist-Soll-
Differenzen ....................................................................................79
4.3.2 Von Konstanz durch Routine zur permanenten Veränderung
durch Innovation ............................................................................80
4.3.3 Vom gelassenen Umgang mit dem Scheitern zur Dramatisierung
des Scheiterns ...............................................................................87
VI Inhaltsverzeichnis
4.4 Fazit: (De)Professionalisierungspotentiale Neuer Steuerung? ...........90
5. Zwischenbemerkung zu Wirkpotentialen Neuer Steuerung .........95
5.1 Indifferenzhypothese ...........................................................................97
5.1.1 Systemtheoretische Ansätze .........................................................98
5.1.2 Neoinstitutionalistische Ansätze ..................................................100
5.2 Identitätshypothese ...........................................................................103
5.3 Zweifel an der Entfaltung der Deprofessionalisierungspotentiale
Neuer Steuerung in der pädagogischen Praxis ..................................106
6. Untersuchungsdesign der empirischen Studie ...........................109
6.1 Der Umgang mit bildungspolitischen Anforderungen als Dimension
pädagogischer Professionalität ..........................................................112
6.2 Methodisches Vorgehen ....................................................................116
6.2.1 Datenerhebung ............................................................................118
6.2.2 Datenauswertung ........................................................................129
7. Die Neuen Steuerungsregime der Bundesländer Berlin und
Thüringen ......................................................................................141
7.1 Das Neue Steuerungsregime in Berlin ..............................................143
7.1.1 Die erste Phase Neuer Steuerung in Berlin (2004-2006) ............144
7.1.2 Die zweite Phase Neuer Steuerung in Berlin (2006-2011) ..........146
7.1.3 Die dritte Phase Neuer Steuerung in Berlin (2011-2015) ............152
7.2 Das Neue Steuerungsregime in Thüringen .......................................156
7.2.1 Die erste Phase Neuer Steuerung in Thüringen (2001-2008) .....157
7.2.2 Die zweite Phase Neuer Steuerung in Thüringen (2008-2015) ...159
7.3 Diskussion der Steuerungsregime ....................................................167
Inhaltsverzeichnis VII
8. Ergebnisse der Interviewstudie .....................................................171
8.1 Modus der Identifizierung ..................................................................172
8.1.1 Rahmung der Evaluationsinstrumente ........................................174
8.1.2 Orientierungen der Bearbeitung der Themen „zentrale Tests
und Prüfungen“ und „Schulinspektionen“ .....................................178
8.1.3 Zusammenfassung und professionstheoretische Einordnung ....187
8.2 Modus der Rekontextualisierung ......................................................189
8.2.1 Rahmung der Evaluationsinstrumente ........................................190
8.2.2 Orientierungen der Bearbeitung der Themen „zentrale Tests
und Prüfungen“ und „Schulinspektionen“ .....................................195
8.2.3 Zusammenfassung und professionstheoretische Einordnung ....213
8.3 Modus der Relativierung ...................................................................215
8.3.1 Rahmung der Evaluationsinstrumente ........................................217
8.3.2 Orientierungen der Bearbeitung der Themen „zentrale Tests
und Prüfungen“ und „Schulinspektionen“ .....................................221
8.3.3 Zusammenfassung und professionstheoretische Einordnung ....237
9. Ergebnisse der Gruppendiskussionsstudie .................................245
9.1 Modus der Entproblematisierung ......................................................246
9.1.1 Rahmung der Evaluationsinstrumente ........................................248
9.1.2 Orientierungen der Bearbeitung der Themen „zentrale Tests
und Prüfungen“ und „Schulinspektionen“ .....................................253
9.1.3 Zusammenfassung und professionstheoretische Einordnung ....279
9.2 Modus der Problematisierung ...........................................................282
9.2.1 Rahmung der Evaluationsinstrumente ........................................283
9.2.2 Orientierungen der Bearbeitung der Themen „zentrale Tests
und Prüfungen“ und „Schulinspektionen“ .....................................286
9.2.3 Zusammenfassung und professionstheoretische Einordnung ....326
VIII Inhaltsverzeichnis
10. Schlussbetrachtung zum umstrittenen Verhältnis von Neuer
Steuerung und Lehrerhandeln ....................................................335
10.1 Bündelung der Untersuchungsergebnisse ......................................335
10.2 Erträge, Grenzen und weiterer Forschungsbedarf ..........................347
Literatur ...............................................................................................355
Verzeichnis bildungspolitischer Dokumente (Kapitel 7) .................379
Anhang .................................................................................................383
Tabellen- und Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Schema zur Systematisierung von Handlungsproblemen im
Anschluss an Hopmann ............................................................23
Abb. 2: Schema zur Systematisierung von Handlungsproblemen im
Anschluss an Oevermann ..........................................................25
Abb. 3: Schema instrumenteller Handlungspraxis ................................29
Abb. 4: Schema professioneller Handlungspraxis .................................34
Abb. 5: Schema zur Analyse von Steuerungsmodellen .........................68
Abb. 6: Idealtypisches Verhältnis von politischer Steuerung und
professioneller Problembearbeitung in Modellen der
Inputsteuerung und Modellen datengetriebener Steuerung .......74
Abb. 7: Regelungsstruktur des Steuerungsregimes Berlins. .................155
Abb. 8: Regelungsstruktur des Steuerungsregimes Thüringens .........167
Tab. 1: Übersicht über das Interviewsample .........................................127
Tab. 2: Übersicht über das Gruppendiskussionssample ......................128
Tab. 3: Kurzinformation zu den Fällen des Modus der Identifizierung ..172
Tab. 4: Kurzinformation zu den Fällen des Modus der
Rekontextualisierung ................................................................189
Tab. 5: Kurzinformation zu den Fällen des Modus der Relativierung ...216
Tab. 6: Übersicht über die Modi des Umgangs mit Neuer Steuerung
in Gesprächen von Lehrkräften mit schulexternen Akteuren ....239
Tab. 7: Kurzinformation zu den Fällen des Modus der
Entproblematisierung ...............................................................247
Tab. 8: Kurzinformation zu den Fällen des Modus der
Problematisierung ....................................................................283
Tab. 9: Übersicht über die Modi des Umgangs mit Neuer Steuerung
in Gesprächen zwischen Lehrkräften .......................................329
1. Einleitung1
Das Modell Neuer Steuerung ist nun schon seit einigen Jahrzehnten auf
internationaler Ebene auf dem Vormarsch (vgl. Evetts 2009, S. 249f;
Hood 1991). Unter den Überschriften „standard based accountability and
choice policies“ im US-amerikanischen Raum und „New Public Manage-
ment“ oder „Neue Steuerung“ im europäischen Raum wurde über die
letzten Jahrzehnte hinweg die Steuerung staatlicher Wohlfahrtssektoren
umstrukturiert. Prominente Beispiele sind hier das Gesundheitssystem
und das Erziehungssystem. Dabei verlor ein Steuerungsmodell mehr und
mehr an Bedeutung, das von der Idee getragen war, dass der Staat im
Gegenzug für Loyalität und Steuerzahlungen seiner Bürger „Vorsorge für
die unvermeidlichen Risiken privater Lebensführung (wie Bildung, Krank-
heit, Sicherheit, Alter, Tod usw.)“ (Hopmann 2006, S. 151) leistet, indem
er Organisationen einrichtet, die seiner Aufsicht unterstehen und „in de-
nen Professionelle nach Maßgabe fachlicher Planungen für die individu-
elle Risikoentsorgung durch Behandlung bereit stehen“ (ebd.). Demge-
genüber hat mit dem Modell Neuer Steuerung ein Steuerungsparadigma
an Bedeutung gewonnen, in dem der Auftrag des Staates weniger darin
besteht, Risikovorsorge durch die Bereitstellung einer entsprechenden
Infrastruktur zu leisten, als vielmehr darin, Soll-Vorgaben für die Dienst-
leistungserbringung zu formulieren und deren Erreichen anschließend
mittels standardisierter Verfahren zu überprüfen (vgl. ebd., S. 155ff).
Hinter dem Begriff Neuer Steuerung verbirgt sich ein Maßnahmenpaket,
in dessen Zentrum die Festlegung von Soll-Größen – beispielsweise in
Form von Bildungsstandards oder Qualitätsrahmen im Falle des Schul-
systems – und die standardisierte Überprüfung des Erreichens dieser
Soll-Größen – etwa durch zentrale Leistungstests oder Schulinspektio-
nen – steht. Um den Druck auf die Akteure im Dienstleistungssektor zu
erhöhen, die vorgegebenen Soll-Größen auch zu erreichen, können
staatlich-administrative Sanktionen oder Gratifikationen davon abhängig
gemacht werden, inwieweit die festgesetzten Soll-Größen erreicht
1 In der Arbeit wird das generische Maskulinum verwendet. Bei allen Bezeichnungen, die
auf Personen bezogen sind, umfasst die gewählte Form Personen aller Genderzuord-
nungen.
© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019
C. Thiel, Lehrerhandeln zwischen Neuer Steuerung und Fallarbeit,
https://doi.org/10.1007/978-3-658-23160-6_1