Table Of ContentLehrbuch der
Mikrobiologie
und
Immunbiologie
Von
Dr. Dr. Max GundeI Dr. Walter Schürmann
und
Professor an der Honorarprofessor
Medizinismen Akademie Düsseldorf, an der Universität Münster,
Direktor des Hyglenlsmen Instituts Arzdlmer Direktor der Relm,knappsmaft
des Ruhrgebiets zu Gelsenklrmen zu Berlin
Zug lei c h z weit e Au fl a g e des
Leitfadens der Mikroparasitologie und Serologie
von E. GotsdJlidJ und W. SdJürmann
Mit 85 zum größten Teil farbigen Abbildungen
Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH
1939
ISBN 978-3-662-23387-0 ISBN 978-3-662-25434-9 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-662-25434-9
Alle Remte, insbesondere das der übersetzung
in fremde Spradlen, vorbehalten.
Copyright 1939 by Springer-Verlag Berlin Heide1berg
Ursprünglich erschienen bei Julius Springer in Berlin 1939
Softcover reprint ofthe hardcover 2nd edition 1939
V orwort zur zweiten Auflage.
Im Gegensatz zur ersten Auflage ist das Buch, das früher als Leit
faden der Mikroparasitologie und Serologie erschienen war, jetzt zu
einem Lehrbuch ausgestaltet worden, dem die Verff. den Titel "Lehr
buch der Mikrobiologie und Immunbiologie" gegeben haben. An Stelle
des ausgeschiedenen Mitarbeiters Prof. Dr. E. GOTSCHLICH, Ankara
(früher Heidelberg), ist der Direktor des Hygienischen Instituts des
Ruhrgebiets zu Gelsenkirchen, Prof. Dr. Dr. MAx GUNDEL, getreten. Das
Buch hat eine vollkommene Umarbeitung erfahren. Es wendet sich in
erster Linie an den Fachbakteriologen, an die Laboratorien, an die
klinischen Assistenten und an die beamteten Ärzte, weiter aber auch an
den praktischen Arzt, den Tierarzt und den Studierenden, der sich für
das Fach interessiert.
Das Buch enthält die Grundlagen und Ergebnisse der Mikrobiologie
und Immunbiologie in prägnanter Kürze. Im allgemeinen Teil ist eine
Darstellung der Biologie der Mikroparasiten, sowie der Verhältnisse von
Infektion und Immunität gegeben. Der spezielle Teil bringt eine Dar
stellung der einzelnen Krankheitserreger im Rahmen eines natürlichen
Systems, soweit dies bei dem heutigen Stande unserer Wissenschaft
möglich ist. Daneben werden die Epidemiologie und die Bekämpfung der
Seuchen einschließlich der gesetzlichen Maßnahmen berücksichtigt. Der
Anhang enthält den mikroskopischen Nachweis von Würmern und Wurm
eiern. Im Text sind bei den einzelnen Kapiteln die wichtigsten Unter
suchungsrnethoden in Kleindruck angegeben, so daß es sich somit er
übrigt, in dieser Hinsicht noch ein anderes Buch zu benutzen. Die
farbigen Abbildungen, sowie die einfarbigen, insbesondere die Apparate
bilder, sind auf das notwendigste Maß reduziert worden, ohne daß dem
Verständnis in irgendeiner Weise Abbruch getan wird.
Wie schon eingangs gesagt wurde, ist das Lehrbuch auch für den prak
tischen Arzt gedacht, der nicht selbst bakteriologisch arbeitet, sondern
die für seine praktischen Zwecke erforderlichen Untersuchungen an
anderer Stelle ausführen läßt. Mehr und mehr hat sich ja, zum Segen
für die medizinische Diagnostik, die Inanspruchnahme bakteriologischer
Untersuchungsstellen seitens der praktischen Ärzte eingebürgert. Nach
unserer eigenen reichen Erfahrung auf diesem Gebiete müssen wir aber
sagen, daß für ein gedeihliches Zusammenarbeiten zwischen Arzt und
Untersuchungsamt gewisse Vorbedingungen erfüllt sein müssen. Der
Arzt muß wissen, welche Proben er bei jeder einzelnen Infektionskrankheit
und in welcher Weise und zu welchem Zeitpunkt er sie zu entnehmen
hat; er muß auch wissen, was er im gegebenen Falle von der bakterio
logischen Untersuchung erwarten darf, und er muß vor allem das ihm
zugehende Untersuchungsergebnis richtig bewerten können. Wie steht
IV Vorwort zur zweiten Auflage.
es aber hiermit in der Praxis? Abgesehen davon, daß zuweilen noch
ganz ungeeignetes, technisch unrichtig behandeltes Material (z. B. bei
Blutpräparaten) eingeht, oder daß Proben einem längeren Transport
ausgesetzt werden, die es durchaus nicht vertragen, wo vielmehr die
Verarbeitung des Materials unmittelbar nach der Entnahme an Ort
und Stelle das einzig richtige wäre (z. B. bei Kultivierung von Ruhr
bacillen aus Stuhl oder von Meningokokken aus Rachenabstrichen) -
wird sehr häufig noch in der richtigen Auswahl des Materials und der Zeit
der Entnahme gefehlt. Es ist z. B. ganz zwecklos, bei einer auf Typhus
verdächtigen Erkrankung sogleich in den ersten Tagen eine Serumprobe
zur WIDALschen Reaktion oder eine Stuhlprobe zur Untersuchung auf
Typhusbacillen einzusenden (statt der in dieser Zeit fast sicheren Erfolg
versprechenden Blutkultur) uild womöglich gar sich mit dem so erhal
tenen negativen Ergebnis der einmaligen Untersuchung zu beruhigen
und den Typhusverdacht fallen zu lassen. In solchen immer wieder
vorkommenden Fällen wirkt dann die falsch ausgelegte bakteriologische
Untersuchung geradezu irreführend. Solche Irrtümer müssen und
können vermieden werden, wenn der Einsender die erforderlichen
Kenntnisse auf dem Gebiet der bakteriologischen Methodik hat und sich
gegebenenfalls rasch orientieren kann. Möge das vorliegende Buch auch
in dieser Hinsicht seine Aufgabe erfüllen.
Für das Entgegenkommen, das die Verlagsbuchhandlung JULIUS
SPRIKGER unseren Wünschen gezeigt hat und für die vorzügliche Aus
stattung, die sie dem Buche zuteil werden ließ, möchten wir auch an
dieser Stelle unseren aufrichtigsten Dank aussprechen.
Gelsenkirchen und Bochum, im Februar 1939.
M. GUNDEL. W. SCHtlRMANN.
Inhaltsverzeichnis.
Allgemeiner Teil.
~eitc
A. Begriffsbestimmung und Einteilung der pathogenen Mikro-
organismen . . . .. .............. . 1
B. Allgemeine Morphologie und Methoden der Beobachtung der
Mikroparasi ten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
J. Die morphologischen Eigenschaften der Mikroparasiten 6
1. Normale und Degenerationsformen . 6
2. Kernapparat .............. . 11
3. Bildung von Dauerformen (Sporen).. . . . . 12
4. Kapseln ................ . 14
5. Geißeln ................ . 15
H. Methoden der Beobachtung der Mikroparasiten . . . . . . 18
1. Das Mikroskop und sein Gebrauch bei mikrobiologischem Arbeiten 18
2. Beobachtung der Mikroorganismen im ungefärbten und gefärbten
Präparat ..................... . 24
3. Spezielle Färb"methoden. . . . . . . . . . . . . . . 30
C. Allgemeine Biologie und Methoden der Züchtung der Mikro-
organismen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
1. Lebensbedingungen der Mikroorganismen. . . 45
2. Die Lebensäußerungen der Mikroorganismen . 49
Bakteriophagie . . . . . . . . . . . . . 52
D. Die Mikroorganismen als Krankheitserreger. 55
E. Immunität . . . . . . . . . . . 68
1. Allgemeines. . . . . . . . . 68
2. Antitoxine . . . . . . . . . 76
3. Bakteriolysine. . . . . . . . 79
4. Opsonine und Bakteriotropine 83
5. Agglutinine . . . . . . . . . . . . . . 85
Anhang: Die Blutgruppen des Menschen 91
6. P~~cipitiJ?-e . . . . . . . . . . . . . . . 97
7. Hamolysme. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104
8. Komplementbindung (WA ssERMANNsche Reaktion), Flockungs- und
Trübungsreaktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108
9. Schutzimpfung und Bakteriotherapie . . . . . . . . . . . . . 121
F. A bster be bedingungen der Mikroorganismen (Desinfektion,
Sterilisation und Entwesung) 128
Physikalische Desinfizienzien . . . 136
Die chemischen Desinfektionsmittel 141
1. Die Schwermetalle. . 141
2. Die Schwermetallsalze 141
3. Säuren und Alkalien. 142
4. Neutralsalze . . . . . 143
5. Oxydationsmittel . . 144
6. Halogene. . . . . . . . . . . .. ..... 144
7. Kohlenstoffverbindungen der aliphatischen Reihe. 145
8. Organische Verbindungen der aromatischen Reihe 145
9. Gasförmige Desinfizienzien . . . . . . . . 146
Praktische Anwendung der Desinfektionsverfahren 151
Entwesung . . 155
Chemotherapie . . . . . . . . . . . . . . . . 161
VI Inhaltsverzeichnis.
Seite
G. Existenz und Nachweis der Mikroparasiten in der unbelebten
Natur .............................. 168
H. Gesetzliche Maßnahmen zur Bekämpfung ansteckender Krank-
heiten .............................. 178
J. Technische Hinweise für das mikroparasitologische Arbeiten
im Laboratorium. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 189
1. Laboratoriumseinrichtung bzw. Ausstattung des Arbeitsplatzes. 189
2. Schutzmaßnahmen beim Arbeiten mit infektiösem Material 190
3. Der Tierversuch. 196
4. Sektion. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 198
Spezieller Teil.
A. Die pathogenen Bakterien . . . . . 199
1. Die pathogenen Kokken . . . . . . 199
1. Die pyogenen Staphylokokken. . 200
2. Die Streptokokken . . . . . . . . . . 203
a) Streptococcus pyogenes haemolyticus 205
b) Der Streptococcus viridans. . . . . . . . . . . . . . . 207
c) Die Gruppe der pleomorphen Streptokokken und anhämo-
lytischen Streptokokken 208
d) Anaerobe Streptokokken 209
3. Micrococcus tetragenus . . 210
4. Die Pneumokokken. . . . 211
5. Die Gonokokken. . . . . 217
6. Die Meningokokken. . . . . 222
7. Sonstige gramnegative Kokken 227
U. Die pathogenen Bacillen . . . . . 229
1. Der Milzbrandbacillus . . . . . 229
2. Die Gruppe der Heubacillen. . 235
3. Der Tetanusbacillus . . . . . . . . 235
4. Die Erreger der Gasödeminfektionen . . . . . 240
a) Der WELCH-FRAENKELsche Gasbacillus. . . 245
b) Der N ovysche Bacillus des malignen Ödems 246
c) Der Pararauschbrandbacillus . . . . . 246
d) Bacillus gigas . . . . . . . . . . . . 246
e) Bacillus histolyticus . . . . . . . . . 247
f) Der Rauschbrandbacillus . . . . . . . 247
g) Saprophytische anaerobe Sporenbildner 248
5. Bacillus botulinus . . . . . . . . . . . 249
U1. Nichtsporenbildende Bacillen . . . . . . . . 252
1. Die Typhus-, Paratyphus-, Enteritisgruppe . . . . . . . . . 252
2. Bakterien der Gruppe des Bact. coli und des Bact. lactis aero-
genes. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 270
3. Infektionen mit Pyocyaneus. und Proteusbacillen .. 271
4. Die Ruhrbacillen . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 273
5. Pathogene Kapselbacillen . . . . . . . . . . . . . .. 278
6. Infektionen durch Nekrosebacillen bei Tieren. . . . .. 280
7. Die Gruppe der Bacillen der hämorrhagischen Septicämie 280
a) Der Pestbacillus . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 280
b) Bacillus septicaemiae haemorrhagiae (Pasteurellagruppe) . 285
c) Bacterium tularense . . . . . . . . 286
8. Gruppe der hämogiobinophilen Bacillen 288
a) Der Influenzabacillus . . . . . . . . 288
b) Der Bacillus Koch-Weeks . . . . . 290
c) Bacillus pertussis . . . . . . . . . . . . 290
9. Schweinerotlauf- und Mäuseseptikämiebacillen . 293
10. Die Dipiobacillus Morax-Axenfeid 294
11. Streptobacillus uiceris mollis . . . . . . . . 294
Inhaltsverzeichnis. VII
Seite
12. Die Brucella-Gruppe . 295
13. Der Diphtheriebacillus 299
14. Der Rotzbacillus . . . 305
15. Die Tuberkelbacillen . . . . . . . . . . . . 308
Anhang: Saprophytische säurefeste Bacillen. 323
16. Der Leprabacillus . 324
IV. Pathogene Vibrionen. . . 326
Vibrio cholerae asiaticae . 326
B. Pathogene Streptotricheen. 335
Actinomyceten . . . . . . . . 335
C. Pathogene Schimmel- und Sproßpilze 339
1. Die Faden- oder Schimmelpilze . . . . 339
2. Die Sproß- oder Hefepilze. . . . . . . 344
D. Spirochäten. . . . . . . . . . . . . . 346
1. Die Recurrensspirochäten . . . . . . . . . . . . . 347
2. Spirochäte der WEILschen Krankheit (Sp. icterogenes) 350
3. Syphilisspirochäte (Sp. pallida) . . . . . . . 353
4. Die Frambösie . . . . . . . . . . . . . . 358
5. Spirochäten bei PLAUIJ'-VINCENIJ'Scher Angina 358
6. Die Rattenbißkrankheit (Sokodu) . . . . 359
7. Spirochätenkrankheiten der Tiere. . . . . 360
E. Krankheitserregende Protozoen . . . . 361
1. Dysenterieamöben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 364
Anhang: Balantidium coli, Trichomonas intestinalis, Trichomonas
vaginalis, Lamblia intestinalis ... 366
2. Trypanosomen . . . . . . . . . . . . . 367
3. Leishmanien . . . . . . . . . . . . . . 373
4. Malariaplasmodien. . . . . . . . . . . . 375
Anhang: Plasmodien der Vogelmalaria . 386
5. Piroplasmosen . . . . . . . 387
6. Die Bartonellose . . . . . . 390
7. Coccidiosen. . . . . . . . . 391
F. Virus und Viruskrankheiten 392
I. Allgemeine Erkrankungen. 396
1. Das Gelbfieber . . . 396
2. Dengue. . . . . . . . 398
3. Das Pappataccifieber . 398
4. Das Rifttal-Fieber. . . 399
II. An der Haut sich manifestierende Viruskrankheiten. 399
1. Pocken. . . . 399
2. Alastrim . . . 402
3. Die Tierpocken 402
4. Windpocken . 402
5. Herpes zoster . 402
6. Herpes simplex . . . . . 403
7. Maul- und Klauenseuche. 403
III. Durch Virusarten bedingte Exantheme 404
1. Die Masern. . . 404
2. Die Röteln. . . 405
3. Der Scharlach 405
IV. Encephalomyelitiden . . . 406
1. Encephalitis epidemica. . . 406
2. Die spinale Kinderlähmung. 407
3. Louping ill. . . . . . . . 408
4. Die Tollwut . . . . . . . 408
V. Viruskrankheiten der Atmungsorgane 411
1. Die epidemische Grippe . . . . . 411
2. Die Psittacosis . . . . • . . . • 412
VIII Inhaltsverzeichnis.
Seite
VI. Erkrankungen der Drüsen . . 413
1. Lymphogranuloma inguinale 413
2. Lymphogranulomatose. . . 414
3. Parotitis epidemica (Mumps) .. 414
VII. Erkrankungen der Augenbindehaut 415
1. Die Körnerkrankheit . . . . 415
2. Die Einschlußblenorrhöe. . . 415
3. Die Schwimmbadconjunctivitis 416
VIII. Virusähnliche Organismen. 416
1. Das Fleckfieber. . . . 417
2. Febris quintana. . . . 420
G. Infektionen durch Würmer. 421
1. Die Nematoden ...... . 421
a) Anguillula intestinalis. . . 422
b) Ankylostomum duodenale. 423
c) Oxyuris vermicularis . 427
d) Ascaris IUII1bricoides . 427
e) Trichinella spiralis . . 428
f) Trichocephalus dispar . 430
g) Filarien . . . . . . . 430
2. Die Zestoden. . . . . . 431
a) Taenia solium .... 432
b) Taenia saginata . . . 433
c) Bothriocephalus latus. 433
d) Taenia echinococcus 434
3. Die Trematoden . . 435
Bilharzia haematobia . 435
Sachverzeichnis ..... 437
Allgemeiner Teil.
A. Begriffsbestimlllllllg und Einteilung
der pathogenen l\'Iikroorganismen.
Als Mikroparasiten oder pathogene Mikroorganismen (krankheits
erregende Kleinwesen ) bezeichnet man kleinste, nur mit starker mikro
skopischer Vergrößerung erkennbare Lebewesen, die auf den äußeren
und inneren Körperoberflächen, sowie in den Geweben tierischer und
pflanzlicher höherer Organismen zu leben und sich auf Kosten ihres
Wirtes zu ernähren vermögen. Häufig kommt es dadurch zu Störungen
des normalen Ablaufes der Lebensvorgänge, d. h. zur Erkrankung des
Wirtsorganismus ; da diese Krankheiten durch übertragung der Mikro
parasiten auf einen anderen Wirt zustande kommen, bezeichnet man
sie als ansteckende oder Infektionskrankheiten. Bekanntlich gibt es auch
ansteckende Krankheiten, welche durch Parasiten verursacht werden,
die mit bloßem Auge sichtbar sind (Makroparasiten) und zu den Klassen
der Würmer und Spinnentiere gehören; für diese Krankheiten hat man
wohl auch - im Gegensatz zu den durch Mikroorganismen verursachten
Infektionen - die Bezeichnung "Invasionskrankheiten" gewählt; doch
ist eine solche Abtrennung eine willkürliche, da sowohl die biologischen
Vorgänge zwischen Erreger und befallenem Organismus wie das epi
demiologische Verhalten der einzelnen Krankheitsfälle zueinander keine
grundsätzlichen Unterschiede zwischen den durch Mikro- und Makro
parasiten verursachten Infektionen aufweisen. Wenn also die Begriffs
bestimmung der Mikroparasiten oder pathogenen Mikroorganismen zu
nächst nur rein äußerlich im Gegensatz zu den schon mit bloßem Auge
erkennbaren Makroparasiten erfolgt ist und im übrigen die Mikro
organismen sehr verschiedenen Klassen des biologischen Systems an
gehören, indem einige entschieden pflanzlicher, andere entschieden
tierischer Natur sind und noch andere auf der Grenze dieser beiden
Reiche stehen, so ist doch ihre gemeinsame Betrachtung und Namen
gebung aus verschiedenen Gründen gerechtfertigt: erstens durch die
gemeinsame Methodik, welche nicht nur durch die mikroskopische Technik,
sondern vor allem durch das unmittelbare medizinische Interesse, das
die Mikroorganismen als Erreger der wichtigsten Infektionskrankheiten
beanspruchen, beherrscht wurde, und welche daher einerseits das
Studium dieser Lebewesen mehr und mehr zu einer Domäne des Medi
ziners werden ließ, andererseits neue Gesichtspunkte und Aufgaben in
die Forschung einführte, die (wie die Erkenntnis der Vorgänge der
Desinfektion und Immunität) den rein biologischen Disziplinen der
Botanik und Zoologie bisher so gut wie fremd gewesen waren; zweitens
durch das theoretisch gemeinsame Merkmal aller Mikroorganismen, daß
Gundel·Schürmann, Mikrobiologie, 2. Auflage. 1