Table Of Content:M. RUNGES LEHRBÜCHER DER GEBURTSHILFE UND
GYNÄKOLOGIE
FORTGEFÜHRT VON B. KRÖNIG UND 0. PANKOW
LEHRBUCH
..
DER GYNAKOLOGIE
VON
PROF. DR. B. KRÖNIG UND PROF. DR. 0. P ANKOW
GEH. HOFRAT, DIREKTOR DER UNI· DIREKTOR DER FRA DENKLINIK AN
VERSIT.ÄTS-FRAUENKLINIK IN FREI· DER AKADEMIE FÜR PRAKTISCHE
BURG I. B. MEDIZIN IN DÜSSELDORF
FÜNFTE AUFLAGE
MIT 276, DARUNTER ZAHLREICHEN FARBIGEN FIGUREN IM TEXT
SPRINGER-VERLAG BERLTN HEIDELBERG GMBH
ISBN 978-3-662-01776-0 ISBN 978-3-662-02071-5 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-662-02071-5
Alle Rechte, insbesondere das der
Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten.
Copyright 1915 by Springer-Verlag Berlin Heidelberg
Ursprünglich erschienen bei Julius Springer in Herlin 1915
Softcover reprint of the bardeover 5th edition 1915
Vorwort zur fünften Auflage.
Nicht leichten Herzens haben wir uns entschlossen, die Neuauflage des
Lehrbuches der Gynäkologie von Runge zu übernehmen. Ausschlaggebend
für unseren Entschluß war nur der Wunsch, die vollendete Darstellungs
gabe von Max Runge, die sich in allen seinen Arbeiten dokumentiert, auch
einer späteren Generation von Ärzten und Studierenden zugute kommen zu
lassen. Deswegen waren wir auch bemüht, nur da Änderungen vorzunehmen,
wo neuere Anschauungen wissenschaftliches Bürgerrecht erworben und die alten
Anschauungen verdrängt haben.
Die Neuauflage war schon vor Kriegsbeginn geplant. Da das Vater
land beide Verfasser ins Feld rief, so hat sich die Drucklegung etwas verzögert.
Der Verlag hat auch in dieser neuen Auflage hinsichtlich der Neuillu
strierung des Buches keine Opfer gescheut, wofür die Verfasser ihm zu be
sonderem Dank verpflichtet sind. Die neuen Zeichnungen wurden ausgeführt
von Fräulein C. Krause.
Der Zweck unserer Arbeit ist erreicht, wenn diese Neuauflage das An
denken an den glänzenden Lehrer Max Runge wach erhält.
Freiburg i. B. und Düsseldorf im Oktober 1915.
B. Krönig. 0. Pankow.
Vorwort zur ersten Auflage.
Bei der Bearbeitung dieses Lehrbuches der Gynäkologie war ich
bestrebt, den Grundsätzen, nach welchen ich mein Lehrbuch der Geburtshilfe
verfaßt habe, treu zu bleiben. Es sollten die Lehren und Forschungsergebnisse,
welche in den allgemeinen Besitz der Fachgenossen übergegangen sind, in
gedrängter Kürze und schlichter Form gegeben werden.
Dieser Aufgabe ist bei der Abfassung einer Gynäkologie sehr viel schwerer
zu genügen, ja eine befriedigende Lösung ist vielleicht zurzeit überhaupt nicht
möglich. Wenn auch, wie J. Veit in dem von ihm herausgegebenen Hand
buch der Gynäkologie mit Recht bemerkt, über die wichtigsten Fragen unter
den verschiedenen Schulen Deutschlands eine weitgehende Übereinstimmung
herrscht, so läßt sich doch nicht verkennen, daß in manchen grundlegenden
Kapiteln die Auffassungen noch weit auseinandergehen, ja daß auf etlichen
Gebieten unsere Kenntnis eine recht lückenhafte und wenig gesicherte ist.
"Die folgerechte Entwickelung der Lehren aus anatomisch und physiologisch
bewiesenen Tatsachen", wie sie in der Geburtshilfe zum guten Teil möglich
und auch hier versucht ist, stößt daher in der Gynäkologie auf große, zum
Teil unbesiegbare Schwierigkeiten, so wenig die Fortschritte unterschätzt
werden sollen, welche auch nach dieser Richtung hin die Arbeit der letzten
Dezennien brachte.
So läßt es sich nicht vermeiden, daß bei allem Streben nach Objektivität
in einem Lehrbuch der Gynäkologie der subjektive Standpunkt des Verfassers
viel mehr zum Ausdruck kommt und damit der Kritik eine größere Angriffs
fläche gegeben wird als bei der Darlegung der Lehren der Geburtshilfe.
Bei den Literaturangaben habe ich auch hier hauptsächlich solche Ar
beiten herangezogen, welche den Gegenstand besonders eingehend behandeln
oder selbst ausführliche Literaturquellen enthalten, so daß eine weitere litera
rische Orientierung mit Leichtigkeit erfolgen kann.
Die Mehrzahl der Zeichnungen sind durch die kunstfertige Hand unseres
Universitätszeichenlehrers Herrn Peters ausgeführt.
Göttingen, September 1901.
Max Runge.
Inhaltsverzeichnis.
Seite
Einleitung •...... l
Allgemeine Gynäkologie.
Die Physiologie des Weibes 3
Das Weib bis zur Pubertät 3
Das geschlechtsreife Weib . 4
Die Menstruation . . . . . 6
Das Klimakterium und die Menopause 12
Die Hygiene und die Diätetik des Weibes 14
Allgemeine gynäkologische Diagnostik . . 24
Die Anamnese (Krankenexamen) . . . . . . 25
Die gynäkologische Untersuchung ohne Anwendung von Instrumenten . 26
Das Untersuchungslager . . . . . . 26
Die äußere und innere Untersuchung . . . . 28
Die kombinierte Untersuchung . . . . . . . 33
Die normale Lage der inneren Genitalien 34
Palpation des Uterus, der Ovarien und der Tuben durch die kombinierte
Untersuchung . . . . . . . . . . . . . . . 37
Die Mastdarmuntersuchung . . . . . . . . . . . 39
Schwierigkeiten bei der kombinierten Untersuchung 40
Die Untersuchung mit Instrumenten . . . . . . . . 40
Die Antisepsis bei der gynäkologischen Untersuchung 49
Die mikroskopisch-diagnostische Untersuchung . 50
Narkose . . . . . • . . . . . . . . 51
Allgemeine gynäkologische Therapie 60
Hydrotherapie . 60
Massage . . . . . . . 67
Strahlentherapie • . . 75
Hautschädigungen 79
Schädigungen der Nachbarorgane 84
Allgemeine Schädigungen des Gesamtorganismus . 84
Radioaktive Substanzen . . . . . . . . . . . 92
Schädigungen der Haut und Schleimhäute 94
Schädigungen der Nachbarorgane 95
Schädigungen des Gesamtorganismus 96
Bestrahlungstechnik . . . . . . . . . 96
Röntgenbestrahlung . . . . . . . . 96
Radium- und Mesothoriumbestrahlung 101
VI Inhaltsverzeichnis.
Seite
Die Pathologie und Therapie der weiblichen Geschlechtsorgane.
Die Krankheiten der Vulva . 106
Entwickelungsfehler . . . . . . . . . 106
Die Entzündungen der Vulva . . . . 111
Pruritus vulvae (Vulvitis pruriginosa) 113
Kraurosis vulvae . . . 115
Verletzungen der Vulva . . 116
Dammrisse . . . . . . . . 118
Die Geschwülste der Vulva 123
Papillome (spitze Kondylome der Vulva) 123
Elephantiasis vulvae 124
Cysten . . . . . . . . . 125
Fibrome und Lipome . . 127
Das Karzinom der Vulva 127
Sarkome der Vulva 130
Die Coccygodynie . . . . . . 131
Die Krankheiten der Vagina. 131
Entwickelungsfehler . . . . . 131
Die Entzündungen der Scheidenschleimhaut. Vaginitis. Kolpitis 132
Tamponbehandlung . 135
Der Vaginismus . . . . . . . . . . . . . 136
Verletzungen der Scheide . . . . . . . . . 138
Die puerperalen Harngenitalfisteln (Urinfisteln) 139
Scheidendarmfisteln . . . . 154
Die Geschwülste der Vagina 156
Cysten der Vagina . . 156
Myome der Vagina . . 157
Das Karzinom der Vagina . 157
Das Sarkom der Vagina 161
Fremdkörper in der Scheide . . 162
Die Krankheiten der Blase und Harnröhre 162
Entwickelungsfehler . . . . . . . . . . . . 162
Die Untersuchungsmethoden bei Erkrankungen der unteren Harnwege . 163
Die Entzündung der Blase. Cystitis. Blasenkatarrh 168
Cystitis colli. (Cystitis trigoni) 174
Blasenschwäche . . . . 176
Geschwülste der Blase 177
Fremdkörper , • . . . 178
Krankheiten der Harnröhre 179
Die Krankheiten des Uterus . 181
Die Anomalien der Menstruation 181
Der vorzeitige Eintritt der Menstruation. Menstruatio praecox. Die sexuelle
Frühreife . . . . • . . . . . . . . . . 181
Die Amenorrhoe, das Fehlen der Menstruation 182
Die Menorrhagie, die zu starke Menstruation . 185
Die Dysmenorrhoe, die schmerzhafte Menstruation . 186
Menstruationsstörungen infolge Verschlusses des Genitalapparates (Gyn-
atresie) . . . • . . . . . . . . . . . 189
Die Gynatresien bei einfachem Genitalkanal 190
Die Gynatresien bei doppeltem Genitalkanal 195
Entwickelungsfehler . . . . • . • . . . . , • . 197
Mangel oder Verkümmerung der Gebärmutter 197
Einhörniger Uterus. Uterus unicornis 198
Inhaltsverzeichnis. VII
Seite
Uterus duplex ........... . 199
Hypoplasie des Uterus ....... . 201
La,ge- und Gestaltsveränderungen des Uterus 202
Prolaps uteri et vaginae . . . . . . . . 202
Gestaltsveränderungen des Uterus (Anteflexio, Retroflexio) 228
Retroflexio uteri mobilis 230
Symptome ............ . 231
Die Hysteroneurasthenie . . . . . . . 234
Diagnose der Retroflexio uteri mobilis 237
Therapie ....... . 238
Operative Behandlung . . 239
Konservative Behandlung 244
Die Retroflexio uteri fixata . 250
Inversio uteri . . . . . . . 252
Hernia uteri, Hysterocele. Gebärmutterbruch . 254
Die Entzündungen der Gebärmutter. Metritis. Endometritis 255
Endometritis post abortum (p. partum) . 256
Metropathia uteri . 257
Befund 268
Symptome 272
Diagnose. 273
Prognose. 274
Therapie . 275
Endometritis exfoliativa 285
Die Atrophie des Uterus 286
Die Geschwülste des Uterus 287
Das Myom des Uterus 287
Die symptomatische Therapie . 313
Das Karzinom des Uterus .... 321
Das Karzinom des Collum uteri 321
Die operative Radikalbehandlung des Collumkarzinoms . 341
Die palliative Behandlung des Collumkarzinoms 349
Das Karzinom des Corpus uteri . . 351
Das Sarkom des Uterus ...... . 356
Das Sarkom der Uterusschleimhaut 356
Das Sarkom der Uteruswand 358
Chorionepitheliom . . . . 360
Die Krankheiten der Ovarien 363
Entwickelungsfehler . . . . . 363
Lageveränderungen . . . . . 364
Die Ernährungsstörungen der Ovarien 365
Hämorrhagien der Ovarien 365
Die Entzündung der Ovarien. Oophoritis :366
Die Geschwülste der Ovarien . . . . . . 370
I. Die nichtproliferierenden Geschwülste des Eierstocks 370
II. Die proliferierenden Geschwülste des Eierstocks 372
Die parenchymatösen Neubildungen des Ovariums 372
Das Kystoadenoma . . . . . . . . . . . . . 372
Die operative Behandlung der Kystoadenome. Ovariotomie 396
Das Karzinom des Ovariums 402
Die ovulogenen Neubildungen . . . . . . . . . 405
Die Dermoidcysten und die Teratome 405
Die stromatogenen Neubildungen des Ovariums 409
Die Kastration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 411
VIII Inhaltsverzeichnis.
Seite
Die Krankheiten der Tuben .. 415
Entwickelungsfehler . . . . . . 415
Ernährungsstörungen der Tuben 415
Hämorrhagien der Tuben . 415
Die extrauterine Gravidität 417
Prognose .. 431
Therapie ...... . 431
Ovarialgravidität . . . . . 433
Die Entzündung der Tuben. Salpingitis 433
Tuboovarialcysten 445
Geschwülste der Tuben . . . 446
Die Sterilisierung des Weibes 448
Die Krankheiten der Ligamente des Uterus, des Beckenbindegewebes
und des Beckenbauchfells . . . 448
Krankheiten des Ligamentum rotundum (teres) 449
Die Cysten des Ligamentum latum . . . . . . 450
Geschwülste im Beckenbindegewebe . . . . . 453
Hämatom oder Thrombus des Beckenbindegewebes (Haematocele extra-
peritonealis) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 454
Die Entzündung des Beckenbindegewebes. Parametritis . . . . . . . 455
Die Entzündung des Beckenbauchfelles. Pelveoperitonitis. Perimetritis 466
Die Infektionen der weiblichen Geschlechtsorgane 473
Die gonorrhoische Infektion . . . . . . . . 474
Die Vulvavaginitis bei kleinen Mädchen 496
Die tuberkulöse Infektion . . 497
Pathologische Anatomie . 498
Symptome und Diagnose 502
Therapie 506
Die Sterilität 509
Darm und Generationsorgane 515
Sachregister . . . . . . . . . . 524
Einleitung.
Gynäkologie ist der Aoyo~ von der yvvf;. So lautet die wörtliche Über
setzung der Bezeichnung unserer Fachwissenschaft. Will man die Gynäkologie
in diesem umfassenden Sinne verstehen, so begreift sie in sich die Anatomie,
die Physiologie und Psychologie des Weibes, die Hygiene, endlich die Pathologie
und Therapie der dem Weibe eigenartigen Organe. Dieses Gebiet läßt sich
in zwei große Kapitel zerlegen, die wir überschreiben: Die puerperalen und
außerpuerperalen Zustände und Vorgänge beim Weibe. Das erste Kapitel
belegen wir mit dem Namen der Lehre von der Geburtshilfe oder besser
Lehre von den Fortpflanzungsvorgängen des Weibes und überweisen es den
Lehrbüchern der Geburtshilfe, während das zweite Kapitel alles enthält, was
nicht direkt mit der Fortpflanzung zu tun hat (Gynäkologie im engeren
Sinne). Selbstverständlich ist die Berührung beider Kapitel eine innige.
Man ist heute nicht allgemein gewohnt, den Begriff Gynäkologie in dem
genannten weiten Sinne zu fassen; sondern die Lehren der "Gynäkologie"
von heute beziehen sich fast ausschließlich auf die Krankheiten der weib
lichen Geschlechtsorgane.
Wir können dieser Auffassung nicht vollkommen beistimmen. Gewiß
läßt sich nicht verkennen, daß durch diese Auffassung und die damit zusammen
hängende Konzentration der Arbeit auf ein relativ kleines Gebiet sehr Hervor
ragendes geleistet worden ist. Die diagnostischen und therapeutischen Fort
schritte sind in den letzten Dezennien so große, wie zu keiner Zeit in der
Geschichte der Gynäkologie und selbst der Geburtshilfe. Freuen wir uns des
Erworbenen, aber glauben wir nicht, daß mit der erfolgreichen Bearbeitung
dieses Gebietes das Gebäude vollendet vor uns steht.
In richtiger Erkenntnis, daß die Pathologie der Sexualorgane nicht zu
behandeln ist ohne die genaueste Kenntnis der Vorwissenschaft der Anatomie,
hat eine große Anzahl von Gynäkologen sich auf anatomische Studien geworfen,
mit dem Erfolg, daß die wichtigsten Fortschritte der anatomischen Erkenntnis
in unserem Fach in den letzten Dezennien mindestens im gleichen Maße der
Arbeit der Gynäkologen wie der Anatomen zu danken sind.
Ähnliches vollzieht sich jetzt auf dem Gebiete der Physiologie. Das
ist sehr zu begrüßen, denn es ist die Bearbeitung dieses Gebietes, wie niemand
bezweifeln kann, von derselben Notwendigkeit zum Verständnis der Krank
heiten des Weibes wie die Anatomie. Wir erblicken auch hier bereits sehr er
freuliche Fortschritte.
Die sexuellen Vorgänge spielen im Leben des Weibes eine ungleich größere
Rolle wie beim Mann. Sie sind der Mittelpunkt des weiblichen Daseins. Von
diesem Brennpunkte aus werden Strahlen geworfen auf den gesamten Orga-
Runge, Gynäkologie, 5 . .Auflage. I
2 Einleitung.
nismus des Weibes, sie beeinflussen die Funktion entfernter Organe und
vor allem die Funktion des Seelenlebens. Diese Beeinflussung erweist sich
noch stärker bei Erkrankungen in der sexuellen Sphäre. Die Vorgänge im
Seelenleben ermangeln aber noch des genaueren Studiums, das um so not
wendiger ist, als wir den Konnex zwischen Soma und Psyche weder bei der
Diagnose noch der Prognose und Therapie der Frauenkrankheiten vernachlässigen
dürfen. Denn nicht das kranke Organ soll der Frauenarzt heilen oder ent
fernen, sondern seine Aufgabe besteht in der Behandlung der kranken Frau!
Der kranken Frau! Und nicht von geringerer Wichtigkeit soll dem Frauen
arzt die Kenntnis sein, daß allgemeine Erkrankungen auch Symptome des
Genitalapparates erzeugen können, ohne daß letzterer anatomische Verände
rungen bietet.
Aus dieser Forderung ergibt sich ein hoher Anspruch an das Wissen
und Können des Frauenarztes. So Staunenswertes auf dem Gebiete der
Technik in den letzten Jahrzehnten geleistet worden ist, so bieten die technischen
Errungenschaften, so wenig sie zu entbehren sind, doch nur einen Teil unseres
Könnens. Wir dürfen der Hilfsmittel, die uns andere Gebiete der Medizin geben,
nicht entbehren. Wir rechnen zu diesen, außer der unerläßlichen allgemeinen
medizinischen Durchbildung, auch eine gewisse psychologische Urteilskraft,
die allerdings meist erst durch eine längere Praxis und im Verkehr mit gesunden
und kranken Frauen erworben wird. Nicht mit Unrecht hat man gesagt, der
Frauenarzt sei auch ein Seelenarzt. Es mag der größte Triumph der modernen
Gynäkologie sein, den Gebärmutterkrebs radikal zu heilen. Den Krebs der
kranken Frau aus dem Herzen zu reißen, scheint uns keine ganz unebenbürtige
Aufgabe zu sein.
Es liegt nicht in dem Plan dieses Buches, eine Gynäkologie in dem oben
angedeuteten weiten Sinne des Weibes zu geben. Die Lückenhaftigkeit unserer
Kenntnisse verbietet das ohnehin. Auch unsere Darstellung wird in der Patho
logie und Therapie der weiblichen Geschlechtsorgane gipfeln. Allein der Zu
sammenhang dieser lokalen Störungen mit dem allgemeinen Orga
nismus soll überall, wo ein solcher anzunehmen ist, hervorgehoben werden.
Ferner soll in einer Propädeutik außer der Untersuchungslehre das aus dem
physiologischen Leben und der Hygiene des Weibes gegeben werden, was zum
Verständnis der krankhaften Vorgänge erforderlich ist.