Table Of ContentSAMMLUNG TUSCULUM
Herausgeber:
Niklas Holzberg
Bernhard Zimmermann
Wissenschaftlicher Beirat:
Kai Brodersen
Günter Figal
Peter Kuhlmann
Irmgard Männlein-Robert
Rainer Nickel
Christiane Reitz
Antonios Rengakos
Markus Schauer
Christian Zgoll
PS.-OPPIAN
KYNEGETIKA
Griechisch-deutsch
Herausgegeben und übersetzt
von Stephan Renker
DE GRUYTER
ISBN 978-3-11-065741-8
e-ISBN (PDF) 978-3-11-065757-9
Library of Congress Control Number: 2021932114
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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der
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© 2021 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston
Für Einbandgestaltung verwendete Abbildungen:
Cologny (Genève), Fondation Martin Bodmer, Cod. Bodmer 5: 3v/4r
(www.e-codices.unifr.ch)
Satz im Verlag
Druck und Bindung: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen
♾ Gedruckt auf säurefreiem Papier
Printed in Germany
www.degruyter.com
Vorwort
Bei der Vorbereitung und Erstellung dieser Arbeit habe ich von
verschiedenen Personen entscheidende Hilfe erhalten. Erste Über-
legungen zu Theorie und Praxis meines Vorhabens konnte ich im
Juni 2017 anlässlich der XXII. Aquilonia an der Universität Ham-
burg präsentieren. Dem Publikum meines Vortrages sei für Kritik
und Zuspruch gedankt. In großzügiger Weise haben mir Monika
Błaśkiewicz, Kai Brodersen und Neil Hopkinson ihre noch un-
veröffentlichten Arbeiten zur Verfügung gestellt, wofür ich ihnen
herzlich danke. Bei Francesco Condone, André Heller, Claudia
Schindler und Sarah Alicia Schwarz bedanke ich mich für inhalt-
liche Hinweise und sprachliche Diskussionen. Nicht zuletzt gilt
mein Dank Niklas Holzberg und Bernhard Zimmermann für die
Aufnahme des Bandes in ihre Reihe sowie Torben Behm für die um-
sichtige Betreuung im Verlag.
Schanghai, im Dezember 2020 Stephan Renker
Inhalt
EinFührung
1. Oppian und Pseudo-Oppian – Leben und Werk 9
2. Forschungsüberblick 13
3. Zur Jagd in antiken Texten – Zwischen literarischer
Funktionalisierung und historischer Realität 23
4. Zu den Kynegetika – Struktur, Sprache, Vorbilder 29
5. Gliederung 34
6. Zur Übersetzung 36
Text und übersetzung
Buch 1 40/41
Buch 2 74/75
Buch 3 114/115
Buch 4 148/149
Zum griechischen Text 177
Kommentar
Buch 1 179
Buch 2 188
Buch 3 196
Buch 4 204
Literatur 209
EinFührung
1. Oppian und Pseudo-Oppian – Leben und Werk
Wer die Kynegetika verfasst hat, ist unklar. Was wissen wir aus ex-
ternen Quellen und textinternen Angaben über unseren Autor und
die von ihm verfassten Werke? Vier Viten berichten uns über das
Leben und die Werke eines Dichters mit dem Namen Oppian: die
ausführlichen Viten 1 und 2 von unbekannten Autoren mit beina-
he identischem Inhalt, die knappe Vita 3 aus der Suda und Vita 4
von Konstantinos Manasses in iambischen Tetrametern, inhaltlich
den Viten 1 und 2 ähnelnd.1 Folgende Details haben sie alle mehr
oder weniger gemein: Oppian wurde als Sohn eines Agesilaos, eines
reichen und in der Politik tätigen Mannes, und einer Zenodote in
Anazarbos im nordöstlichen Kilikien geboren (Vita 2 spricht von
Korykos oder Anazarbos als Herkunftsort, Vita 3 von Korykos, Vita
4 von Nazarbos). Sein Vater ließ ihn in der Musik, der Geometrie,
besonders aber der Grammatik erziehen. Als er dreißig Jahre alt war,
kam Kaiser Septimius Severus nach Anazarbos. Weil Oppians Va-
ter sich nicht um den Besuch des Kaisers scherte, verbannte der ihn
auf die in der Adria gelegene Insel Melite (Meleda oder Mljet; Vita 2
spricht hier von Malta, geschuldet der antiken Namensgleichheit
Melite).2 Dort verfasste Oppian seine Gedichte, zeigte sie in Rom
dem Sohn des Severus, Caracalla (Antoninus), der ihm daraufhin
nicht nur den Wunsch erfüllte, seinen Vater freizulassen, sondern
ihm auch für jeden Vers seiner Gedichte eine Goldmünze versprach.
1 Sämtlich ediert und abgedruckt in Westermann 1845, 63–8.
2 Den Besuch des Septimius Severus könnte man im Kontext des Ersten Par-
therfeldzuges und somit im Jahr 194 verorten. Möglich wären auch 196 (Rück-
marsch) oder auch Anfang 202 (vgl. hierzu Halfmann 1986, 216–21).
10 EinFührung
Kurz nach seiner Rückkunft in die Heimat starb Oppian dort im
Alter von dreißig Jahren an einer Seuche. Auf seinem Grab brachte
man die folgende Inschrift an:
Ὀππιανὸς κλέος ἔσχον ἀοίδιμον, ἀλλά με Μοιρῶν
βάσκανος ἐξήρπαξε μίτος, κρυερός τ᾽ Ἀΐδας με
καὶ νέον ὄντα κατέσχε, τὸν εὐεπίης ὑποφήτην.
εἰ δὲ πολύν με χρόνον ζωὸν μίμνειν φθόνος αἰνὸς
εἴασ᾽, οὐκ ἄν τίς μοι ἴσον γέρας ἔλλαχε φωτῶν.
Oppian erlangte ewigen Ruhm, aber mich
raubte der neidische Schicksalsfaden, und der kalte Hades
packte mich noch in jungen Jahren, mich Dichter schöner Worte.
Hätte der schreckliche Neid mich länger am Leben gelassen,
kein Sterblicher hätte mir gleichen Ruhm erworben.
Soweit zu den Viten. An Werken sind uns heute unter dem Na-
men Oppian zwei Lehrgedichte überliefert, zum einen die aus fünf
Büchern bestehenden Halieutika (»Über den Fischfang«), zum
anderen die aus vier Büchern bestehenden Kynegetika (»Über die
Jagd«). Vita 1 erwähnt keine Werktitel, sondern spricht lediglich
von »lobenswerten Gedichten« (ποιήματα ἀξιολογώτατα, Z. 14) und
»anderen Gedichten« (ἄλλα ποιήματά τινα, Z. 27). Vita 2 nennt die
Halieutika nicht beim Namen, sondern erwähnt sie lediglich als »die
schönsten Gedichte« (τὰ ποιήματα τὰ κάλλιστα, Z. 15) und aus fünf
Büchern bestehend. Das nur über eine dem Euteknios zugeschrie-
bene Paraphrase auf uns gekommene Lehrgedicht Ixeutika3 (Ȇber
den Vogelfang«) und die Kynegetika bestehen demnach ebenfalls
aus fünf Büchern (Z. 27–8). Laut der Suda haben die Halieutika
fünf, die Kynegetika vier, die Ixeutika zwei Bücher. Vita 4 schließ-
lich erwähnt keine präzisen Buchzahlen. Weitere externe Belege für
3 Abgedruckt in Schneider 1776, 173–200. Zu Dionysios von Alexandria als Autor
siehe Mair 1928, xxxv–xxxvi, abweichend Drury 1985.