Table Of ContentHelmut Niebling
Kurzfristige Finanzrechnung auf der Grundlage
von Kosten- und Erlösmodellen
Bochumer Beiträge
zur Unternehmungsführung und
Unternehmensforschung
Herausgegeben von
Prof. Dr. Hans Besters
Prof. Dr. Walther Busse von Colbe
Prof. Dr. Arno Jal!ger
Prof. Dr. Gert Laßmann
Prof. Dr. Marcus Lutter
Prof. Dr. Werner Schubert
Prof. Dr. Rolf Wartmann
Band 12
Institut für Unternehmungsführung
und Unternehmensforschung
der Ruhr-Universität Bomum
Helmut Niebling
Kurzfristige Finanzrechnung
auf der Grundlage
von Kosten- und Erlösmodellen
Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler, Wiesbaden
ISBN-13: 978-3-409-26061-9 e-ISBN-13: 978-3-322-87935-6
001: 10.1007/978-3-322-87935-6
Copyright by Betrlebswlrtschaftllcher Verlag Dr. Th. Gabler. Wiesbaden 1&73
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis 7
Geleitwort 9
A. Problemstellung und Aufbau der Arbeit 11
B. Grundlagen einer Verbindung von Kosten-und Erlösrechnung und kurz-
fristiger Finanzrechnung .................. 15
I. Das Kosten- und Erlösmodell von Laßmann als Ausgangspunkt der
Untersuchung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 15
11. Die Voraussetzungen zur Integration von Kosten-und Erlösrechnung
und Finanzrechnung ............. 17
a. Bestimmung des kurzfristigen Rechnungszeitraumes 17
1. Der Zeitbezug der Kosten-und Erlösrechnung 17
2. Der Zeitbezug der Finanzrechnung . . . . . 17
3. Die Festlegung eines einheitlichen Rechnungszeitraumes 21
b. Überprüfung der Eignung von Kosten- und Erlösmodellen als
Grundlage fur den Aufbau der Finanzrechnung ...... 23
1. Der Vergleich zwischen kalkulatorischen und finanziellen
Rechnungsgrößen ................ 23
2. Bestimmung der Ausgangsgrößen flir die Zahlungsermittlung . 26
III. Möglichkeiten und Grenzen einer Integration von Erfolgs- und Fi-
nanzrechnung in der Unternehmenspraxis ...... 29
a. Bestimmbarkeit eines optimalen Informationssystems 29
b. Entwicklungsstand der Finanzplanung in der Praxis 31
c. Vorschlag zur Lösung des Integrationsproblems 35
c.
Ermittlung der Zahlungsbewegungen im Rahmen einer integrierten Un-
ternehmungsrechnung ................... 37
I. Aufbau einer auf Monate bezogenen integrierten Unternehmungs-
rechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 37
a. Überblick über wesentliche Merkmale von Zahlungsbewegungen . 37
b. Umsatzprozeßbezogenes Finanzprognosemodell auf der Grund-
lage güterwirtschaftlicher Mengen-, Preis-und Zeitplanung 42
1. Die Erfassung der Rechenelemente . . . . . . . 42
a) Zahlungsbedingungen und Zahlungsgewohnheiten 42
b) ErlösjEinzahlungs-Zusammenhallg ..... 54
1) Arten umsatzprozeßbezogener Einzahlungen 54
2} Strukturierung der Erlöse und Einzahlungen 57
c) Kosten-Beschaffungswert I Auszahlungs-Zusammenhang. 64
1) Arten umsatzprozeßbezogener Auszahlungen 64
2) Strukturierung der Kosten, Beschaffungswerte und
Auszahlungen . . . . . . . . . . . . . .. 66
2. Rechenverfahren zur Umwandlung güterwirtschaftlicher Aus-
gangsgrößen in Zahlungsgrößen 77
a) Darstellung des Lösungsansatzes ......... 77
b) Grenzen des Modells . . .. ......... 84
3. Das finanzielle Umsatzprozeßergebnis als Gegenüberstellung
von Einzahlungen und Auszahlungen 86
a) Bereichsbezogenes Finanzergebnis 86
b) Periodenbezogenes Finanzergebnis 88
c. Erweiterung zum Gesamtrechnungsmodell 90
1. Auflösung der Istbilanz ..... 90
2. Betriebsfremde Zahlungsbewegungen 91
3. Kapitalmarktbezogene Zahlungsbewegungen 92
4. Formalaufbau der Unternehmungsrechnung 94
11. Tagesdisposition im Geldbereich als Ergänzung der monatlichen Zah-
lungsplanung ........... 98
a. Aufgaben und Ausgangsbedingungen 98
b. Instrumente täglicher Gelddisposition 100
D. Auswertung der integrierten Unternehmungsrechnung 103
I. Gegenüberstellung von Ermittlungsergebnissen 103
a. Plan-Plan-Vergleiche als Alternativrechnungen 103
1. Ziele der Alternativrechnungen .... 104
2. Arten von Planalternativen .. . . . . 105
3. Rechenverfahren rur Plan-Plan-Vergleiche und Probleme ihrer
Anwendbarkeit ........ 111
b. Plan-Ist-Vergleiche als Kontrollrechnungen 117
1. Ziele der Kontrollrechnungen . . . . 117
2. Arten von Plan-Ist-Abweichungen 119
3. Rechnerische Durchflihrung der Abweichungsermittlung 123
c. Sonstige Auswertungsrechnungen 125
11. Interpretation der Vergleichsergebnisse 127
E. Zusammenfassung der Ergebnisse. 131
Abkürzungsverzeichnis 136
Literaturverzeichnis 137
Ab bil dungsverzeichnis
1 Planungsaspekte für die Zahlungsbewegungen im Umsatzbereich 29
2 Systematisierung der Zahlungsbewegungen nach für den Aufbau von Er-
mittlungs-und Entscheidungsrechnungen wesentlichen Merkmalen 39
3 Der Güter/Geld-Zusammenhang als Verweilzeitverteilung . . . . . . 44
4 Verhältnis der Debitoren zum Umsatz bzw. zur Bilanzsumme bei ausge-
wählten Aktiengesellschaften ................ 47
5 Zahlenbeispiel zur statistischen Ermittlung des Zahlungsverhaltens aus
Vergangenheitszahlen ........... _ . . . . . . . 50
6 Arten umsatzprozeßbezogener Einzahlungen .......... 55
7 Ausgangs-, Übergangs-und Zielgrößen bei der Ermittlung von Einzahlun-
gen im Umsatzbereich der Unternehmung ........... 59
8 Transformation eines Periodenumsatzes in Einzahlungen . . . . . . 61
9 Ermittlung der Einzahlungen für drei Planperioden aus Umsätzen mehre-
rer Perioden ....................... 61
10 Formen der Umsatzliquidierung in einperiodischer Betrachtung 62
11 Die Erfassung des Erlös/Einzahlungs-Zusammenhangs im System der Be-
stands-und Bewegungsrechnungen .............. 63
12 Arten umsatzprozeßbezogener Auszahlungen 65
13 Ermittlung der Verbrauchsfaktor-Beschaffungswerte einer Periode als
Ausgangsgrößen einer Auszahlungsplanung ........... 68
14 Ausgangs-, Übergangs- und Zielgrößen bei der Ermittlung von Auszah-
lungen im Umsatzbereich der Unternehmung .......... 71
15 Die Erfassung des Kosten-Beschaffungswert / Auszahlungs-Zusammen-
hangs im System der Bestands-und Bewegungsrechnungen ..... 77
16 Strukturmatrix zur Ermittlung finanzwirtschaftlicher Zielgrößen für
mehrere Perioden im Umsatzbereich der Unternehmung ...... 80
17 Bildung finanzieller Entscheidungsbereiche als Grundlage einer Finanz-
stellenrechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87
18 Ermittlung periodenbezogener Zahlungsdifferenzen (einfacher und
kumulativer Finanzplan) .................. 89
19 Aufbau der kurzfristigen Finanzrechnung . . . . . 94
20 Hierarchischer Aufbau kurzfristiger Finanz-Planungs-und -Kontrollinfor-
mationen ........................ 95
21 Integrierte Unternehmungsplanung im System der doppelten Buchhal-
tung .................... 97
22 Zahlungsterminplan als Hilfsmittel der Tagesdisposition 99
23 Zeitliche Anordnungen von Umsatzprozessen 106
24 Gestaltungsmöglichkeiten des Unternehmungsprozesses 110
25 Aufgaben der Kontrollrechnung 119
26 Arten von Plan-Ist-Abweichungen . . . . . . . . 121
7
Geleitwort
Die vorliegende Untersuchung bietet das wissenschaftliche Fundament für eine
Integration von güter-und finanzwirtschaftlichen Planungs-und Kontrollsystemen,
wie sie sich in der Unternehmenspraxis mit dem Vordringen von elektronischen
Datenverarbeitungsanlagen anzubahnen beginnt. Diese Integration ist nicht zuletzt
wegen des wachsenden Aufwandes, der mit dem Einsatz moderner Organisations
mittel zur Informationsverarbeitung verbunden ist, auch ein Erfordernis der Wirt
schaftlichkeit.
Der Verfasser untersucht,
-- ob und in welchem Umfang neuere, auf technologischen Modellen beruhende
Systeme der Kosten- und Erlösrechnung als Grundlage für eine monatliche Pla
nung und Kontrolle der umsatzbezogenen Zahlungsströme geeignet sind,
- wieweit eine systematische Verbindung der Kosten- und Erlösrechnung mit der
kurzfristigen Finanzrechnung zweckmäßig erscheint.
Ausgangspunkt sind Kosten- und Erlösmodelle insbesondere aus dem Bereich
der Stahlindustrie (vgl. z.B. Franke, Reimund, Betriebsmodelle, Bd.9 dieser
Schriftenreihe, Düsseldorf 1972). Eine weitere Grundlage bildet die gründliche
Auswertung der deutschen und amerikanischen Literatur zur Finanzrechnung der
Unternehmung. Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen die Probleme einer Ver
bindung von differenzierten Planungssystemen im güterwirtschaftlichen Bereich
mit der Finanzplanung. Ausführlich erörtert werden vor allem die Auswahl der
güterwirtschaftlichen Ausgangsgrößen, die Erfaßbarkeit der Übergangsgrößen zu
den Finanzgrößen entsprechend dem Zahlungsverhalten sowie ein Rechenverfahren
zur Umwandlung der güterwirtschaftlichen Ausgangsgrößen in Zahlungsgrößen,
wobei bestimmte Verhaltenshypothesen über die Zahlungsgewohnheiten zugrunde
gelegt werden. Ferner gelingt es, auch die Nachrechnung einschließlich der finan
ziellen und der güterwirtschaftlichen Kontrollrechnung in das System einzube
ziehen.
Der Modellansatz ist bewußt auf die monatsbezogene Liquidität abgestellt,
nicht auf die in der wissenschaftlichen Literatur im Vordergrund stehende Zeit
punkt-Liquidität. Eine Unternehmung muß im langfristigen Bereich über Jahre und
im kurz- und mittelfristigen Bereich über Monate ihre Zahlungsfähigkeit sicher
stellen. Etwas vergröbert kann gesagt werden, daß eine Unternehmung, die Ein
zahlungen und Auszahlungsansprüche in Zeiträumen bis zu einem Quartal zum
Ausgleich zu bringen vermag, auch nicht zahlungsunfähig wird, da sich innerhalb
dieses Zeitraumes in der Regel ein Ausgleich durch zeitliche Verschiebungen von
Ein- oder Auszahlungen sowie durch kurzfristige Beschaffung von Überbrückungs
mitteln herbeiführen läßt. Unabhängig davon kann jedoch der Unternehmenserfolg
von den tages- und monatsbezogenen Finanzdispositionen nicht unerheblich beein-
9
flußt werden. Die Grundfragen der Tagesgelddisposition werden daher als not
wendige Ergänzung zur quartalsorientierten Erfolgs- und Liquiditäts-Planung und
-Kontrolle behandelt.
Es wird noch einige Zeit verstreichen, bis in der Praxis im gütermäßigen Sektor
hinreichend differenzierte Planungssysteme eingeftihrt worden sind. Erst danach
können empirisch voll abgesicherte Erkenntnisse über die Brauchbarkeit der vor
geschlagenen Konzeption gewonnen werden. Ob sich daraus auch organisatorische
Konsequenzen in Richtung auf eine ressortmäßige Zusammenfassung von Rech
nungs- und Finanzwesen ergeben werden, läßt sich heute noch nicht absehen. Auf
jeden Fall können Wissenschaft und Praxis aus der gründlichen Untersuchung von
Niebling zahlreiche Anregungen zur Weiterftihrung der Integration von kurzfristiger
Erfolgs-und Finanzrechnung erhalten.
Die Arbeit wurde von Prof. Joachim Süchting und Prof. RolfWartmann wissen
schaftlich mit betreut und von der Alwin-Reemtsma-Stiftung des Instituts für
Unternehmungsftihrung und Unternehmensforschung der Ruhr-Universität
Bochum finanziell gefördert, woftir an dieser Stelle gedankt sei.
Bochum, Oktober 1972 Gert Laßmann
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A. Problemstellung und Aufbau der Arbeit
Die Güter- und Geldvorgänge in einer Unternehmung sind sachlich und zeitlich
miteinander verbunden. Soll die Unternehmungsrechnung zahlenmäßige Grundlage
zur Gestaltung dieser Vorgänge sein, dann muf~ in ihr auch diese Interdependenz
angemessen berücksichtigt werden. Vergangenheitsorientierte Buchhaltungsmo
dellel der Unternehmung sind Beispiele flir eine mögliche rechnerische Verknüp
fung der güter- und geldbezogenen Sach-Zeit-Zusammenhänge des Unternehmens
geschehens. Diese Rechnungen können für zukünftige Maßnahmen der Unterneh
mensleitung nur in begrenztem Umfang als Entscheidungsgrundlage herangezogen
werden, da sie lediglich die Ergebnisse bereits abgelaufener unternehmerischer
Tätigkeit enthalten. Die Unternehmungsrechnung soll daher zu einem mehrperio
dischen, die zusammengehörigen Güter- und Geldvorgänge umfassenden Planungs
system weiterentwickelt werden. Ziel eines solchen Systems ist es, das zukünftige
Unternehmungsgeschehen zu quantifIzieren, den Wirkungszusammenhang be
stimmter Entscheidungen in allen Unternehmensbereichen im voraus sichtbar zu
machen und damit die Grundlage flir eine bewußte Steuerung der Unternehmung
zu schaffen.
Erfolg und Liquidität sind im Rahmen unserer Wirtschaftsordnung die entschei
denden ökonomischen Steuerungsmaßstäbe, an denen der gedachte und verwirk
lichte Vollzug unternehmerischer Handlungsweisen ausgerichtet und beurteilt wird.
Da die Güter- und Geldbewegungen im Unternehmen "irgendwann" erfolgs- und
liquiditätswirksam werden, erscheint es gerechtfertigt, eine kombinierte Erfolgs
und Finanzrechnung zu erarbeiten, mit deren Hilfe die Erfolgs- und Liquiditäts
wirksamkeit unternehmerischer Maßnahmen dargestellt werden können
2.
G e gen s t a n d die s e r ~ r bei t ist die Entwicklung eines Systems der
kurzfristigen Erfolgs- und Finanzrechnung zur Planung und Kontrolle aller Güter
und Geldbewegungen in industriellen Unternehmungen. In diesem System sollen
alle während des Rechnungszeitraumes wirksamen Güter- und Geldvorgänge im
Vgl. die in der Praxis übliche Rechnungslegung sowie insbesondere die Vorschläge von
Walb, Ernst, Die Erfoigsrechnung privater und öffentlicher Betriebe, Wien 1926 (Aufteilung
der Buchhaltungskonten in die Gruppen der Zahlungsreihe (Abbildung der Geldbewe
gungen) und Leistungsreihe (Abbildung der Güterbewegungen» und Thoms, Walter, Das
Buchen und Bilanzieren der funktionalen Kontorechnung, 2. Aufl., Herne-Berlin 1956
(Vermögens-, Kapital-, Geld-, Arbeitsrechnung; in der Arbeitsrechnung sind Kosten und
"Erträgnisse" zusammengefaßt!).
2 Vgl. z.B. die Vorschläge von Veliguth, Hans Karl, Die Verknüpfung von Planungs- und
Ablaufrechnung als Schritt zu einem Unternehmensmodell, in: ZfbF, 21. Jg.(1969),
S.410-424 sowie von Chmielewicz, Klaus, Integrierte Finanz- und Erfoigsplanung. Ein
Versuch einer dynamischen Mehrperiodenplanung. Unveröffentl. Habil.-Schrift Freiburg
1970. Im Gegensatz zu unserer Arbeit ist das von Chmielewicz entwickelte Mehrperioden
modell mittel- bis langfristig orientiert (vgl. S. 280). Dabei gilt ständig die Prämisse, daß
keine Zahlungsfristen auftreten bzw. nur solche, die die Zahlung innerhalb der Zugangs
periode verschieben (vgl. S. 283).
Vgl. ferner Schweitzer, Hildburg, Liquidität und Gewinn im industriellen Unternehmungs
prozeß, Berlin 1967 (Diese Arbeit,basiert auf dem Modell der pagatorischen Buchhaltung
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