Table Of ContentA. Horst, K. Norpoth, C. Verkoyen (Hrsg.)
Krebsrisiken
am Arbeitsplatz
Beitrage und Ergebnisse zum gleichlautenden Workshop
im Rahmen des Programms "Arbeit und Technik"
am 13. und 14. Dezember 1990 im Bundesministerium
fUr Forschung und Technologie in Bonn
Mit 59 Abbildungen
und 38 Tabellen
Springer-Verlag
Berlin Heidelberg New York
London Paris Tokyo Hong Kong
Barcelona Budapest
A. Horst
Bundesministerium flir Arbeit und Sozialordnung
Postfach 140280, W-5300 Bonn 1, Bundesrepublik Deutschland
Professor Dr. K. Norpoth
Institut flir Hygiene und Arbeitsmedizin
des UniversiHitsklinikums Essen, Hufelandstr. 55,
W-4300 Essen 1, Bundesrepublik Deutschland
Dr. C. Verkoyen
Deutsche Forschungsanstalt flir Luft-und Raumfahrt (DLR),
Projekttragerschaft "Arbeit und Technik", Stidstr. 125,
W-5300 Bonn 2, Bundesrepublik Deutschland
Herausgegeben flir die Deutsche Forschungsanstalt flir Luft- und
Raumfahrt, Projekttrager "Arbeit und Technik".
ISBN-13: 978-3-540-54862-1 e-ISBN-13: 978-3-642-77128-6
DO I: 10.1 007/978-3-642-77128-6
Die Deutsche Bibliothek -CIP-Einheitsaufnahme
Krebsrisiken am Arbeitsplatz : Beitrage und Ergebnisse zum gleichlautenden Workshop im
Rahmen des Programms "Arbeit und Technik" am 13. und 14. Dezember 1990 im Bundes
ministerium fiir Forschung und Technologie in Bonn 1 A. Horst ... (Hrsg.). [Hrsg. fiir die
Deutsche Forschungsanstalt fiir Luft-und Raumfahrt, Projekttrager "Arbeit und Technik"].
Berlin; Heidelberg; New York; London; Paris; Hong Kong; Barcelona: Springer, 1992
NE: Horst, A. [Hrsg.]; Deutschland 1 Bundesminister fiir Forschung und Technologie
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschiitzt. Die dadurch begriindeten Rechte, insbesondere
die der Ubersetzung, des N achdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und
Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfaltigung auf anderen
Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugs
weiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfiiltigung dieses Werkes oder von Teilen dieses
Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des
Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vom 9. September 1965 in der
jeweils geltenden Fassung zuliissig. Sie ist grundsiitzlich vergiitungspflichtig. Zuwiderhand
lungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechtsgesetzes.
© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1992
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem
Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daB solehe
Namen im Sinne der Warenzeichen-und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten
waren und daher von jedermann benutzt werden diirften.
Satz: Fa. M. Masson-Scheurer, Kirkel
Druck-und Bindearbeiten: Druckhaus Beltz, Hemsbach/Bergstr.
25/3130 - 5 43210 - Gedruckt auf saurefreiem Papier
Vorwort
Hihrlich erkranken in unserem Lande schlitzungsweise 300000 Men
schen an Krebs und sterben ca. 200000 an dieser Krankheit. Es be
steht Ubereinstimmung dariiber, daB der iiberwiegende Teil der Ursa
chen fUr das Krebsgeschehen exogener Natur und damit auch der
Pravention zugangig ist. Der bedeutendste Risikofaktor ist sicherlich
das Rauchen, auf dessen Konto jahrlich mehrere 10000 Krebstote ge
hen. Dariiber hinaus spielen aber auch Emahrungsgewohnheiten,
Umwelteinfliisse und nicht zuletzt Risiken aus der Arbeitswelt eine
bedeutende Rolle. Die Verminderung der Krebsgefahren in der Ar
beitswelt stellt eine besondere Herausforderung dar, da die Arbeit
eine gesellschaftliche Notwendigkeit ist und der arbeitende Mensch
in unserem Sozialstaat einen besonderen Schutz genieBt (s. Grundge
setz Art. 74). Hierzu wurde ein umfangreiches Regelwerk geschaffen
und in die Praxis eingefUhrt. Die staatliche Gewerbeaufsicht und die
Unfallversicherungstrager sind fUr den Arbeitsschutz und die Unfall
verhiitung zustandig und haben groBe Erfolge beim Abbau von Ge
sundheitsgefahren am Arbeitsplatz erzielt. Mit der Gefahrstoffver
ordnung wurde 1986 der Schutz der Beschaftigten vor den Gefahren
durch krebserzeugende Arbeitsstoffe am Arbeitsplatz deutlich ver
bessert. Fiir eine Reihe von Arbeitsstoffen und Verfahren ist die
krebserzeugende Wirkung gut belegt. Die Senatskommission der
Deutschen Forschungsgemeinschaft hat sie in die Kategorie III Al
der MAK-BAT-Liste als "eindeutig als krebserzeugend ausgewiesene
Arbeitsstoffe" gekennzeichnet. Dazu gehoren neben dem Asbest ver
schiedene Teere und Peche, aber auch Benzol, Nickel und Staub der
Holzer Eiche und Buche. Andere Stoffe haben sich im Tierversuch
eindeutig als krebserzeugend erwiesen. Dies sind Stoffe der Katego
rie III A2. Eine dritte Kategorie III B enthlilt Stoffe, bei denen es
einen begriindeten Verdacht auf ein Krebserzeugnispotential gibt. Es
besteht dringender Abkllimngsbedarf, die B-Stoffe entweder aus dem
Verdacht zu entlassen oder sie aber in eine Kategorie A zu iiberfiih
reno
Weitere nationale oder europaweite Aktivitliten, wie die Erweite
rung der Berufskrankheitenverordnung oder die Erarbeitung der
Krebsrichtlinie der EG, werden den Schutz der arbeitenden Menschen
VI Vorwort
verbessem. Zur Zeit leben und arbeiten wir aber weiterhin mit be
kannten und auch noch unbekannten Krebsrisiken am Arbeitsplatz.
Abschatzungen der Epidemiologen Doll und Peto ergeben fUr die
USA, daB ca. 4% aller Krebsfalle dort arbeitsbedingt sind. Diese Ab
schatzungen stellen keineswegs gesicherte Erkenntnisse dar. Andere
Schatzwerte reichen von unter 1% bis 30% fUr den berufsbedingten
Anteil am Krebsgeschehen. Diese Diskrepanz belegt die enormen
Wissensliicken, die bei der Identifizierung und Abschatzung von
Krebsrisiken am Arbeitsplatz bestehen. Sie ist aber auch Beleg dafUr,
wie enorm kontrovers dieses Thema diskutiert wird angesichts der
bestehenden Wissenslticken. Die Ansichten werden sich in dem MaBe
annahern, wie es ge1ingt, die Wissenslticken zu schlieBen. Dies ist
Aufgabe der Wissenschaft. Zur Untersttitzung der Forschungsarbeiten
wurde im Rahmen des Programms Arbeit und Technik ein Arbeits
schwerpunkt "Krebsrisiken am Arbeitsplatz" eingerichtet. Die zen
tralen Ziele dieses Arbeitsschwerpunktes sind:
- Erkennen, Beheben und Vermeiden von Krebsrisiken am Arbeits
platz;
- Entwicklung methodischer Grundlagen zur Erfassung der Krebs
geflihrdungen;
- Prtifung von Stoffen bzw. Stoffgemischen mit begriindetem Ver
dacht auf krebserzeugendes Potential;
- Entwicklung von Ersatzstoffen und von verbesserten technischen
Verfahren, die einen Schutz gegentiber Krebsrisiken gewahrlei
sten.
1m Rahmen dieses Schwerpunktes sind seit 1985 ca. 40 Vorhaben mit
einer GesamtfOrdersumme von ca. 41 Mio. DM gefCirdert worden. Es
waren mit der Arbeitsmedizin, Epidemiologie und Statistik, der klini
schen Forschung, Onkologie, Pathologie, Toxikologie, Biochemie,
Analytik, Tiermedizin und Faserstoffanalytik die hauptsachlich be
troffenen Forschungseinrichtungen an dies em Schwerpunkt beteiligt.
1m Dezember 1990 fand ein Workshop unter Beteiligung der Wissen
schaft, aber auch der Berufsgenossenschaften, Arbeitgeber, Be
triebsarzte und Gewerkschaften zur Bewertung des Forschungsstan
des und zur Diskussion tiber ktinftige Forschungsansatze statt. Es
wurde eine positive Bilanz gezogen, die dazu ermutigt, diesen Ar
beitsschwerpunkt fortzuschreiben. Die kontroversen Standpunkte
wurden dabei keineswegs verdeckt, es wurden aber die Notwendig
keit und die Moglichkeit deutlich, die verschiedenen Ansatze starker
als bisher miteinander zu verbinden. Dazu soil auch die vorliegende
Publikation beitragen. Betriebsarzt, Berufsgenossenschaften, Be
triebsrat und Arbeitgeber sowie Sicherheitsfachkrafte werden tiber
neue wissenschaftliche Erkenntnisse informiert. Die Einbeziehung
von Epidemiologen aus dem Ausland wird Erfahrungen vermitteln
Vorwort VII
konnen, die so in Deutschland nicht vorliegen. Wir haben mit voller
Absicht verschiedene Standpunkte gleichberechtigt nebeneinander
gestellt, denn nur das unvoreingenommene Betrachten anderer An
satze wird uns in Zukunft zur notwendigen Zusammenarbeit befahi
gen.
Der vorliegende Berichtsband wird erkennen lassen, wo sowohl
yom vorgegebenen Programm wie auch von den Fragestellungen der
verschiedenen Forschergruppen z.Z. Akzente der Berufskrebsfor
schung gesetzt werden. Die Schwerpunkte und bevorzugten Ziele der
einzelnen Projekte signalisieren zweifellos nicht nur dringenden Be
darf an wissenschaftlicher KIarung. Sie sind auch Antworten auf ak
tuelle Entwicklungen, insbesondere der Molekularbiologie, die fUr
neue Fragestellungen Methoden von hoher Leistungsfahigkeit anbie
tet. Eine der Visionen, die sich mit deren Nutzung verbindet, ver
spricht die SchlieBung der Lucke zwischen experimenteller For
schung und Beobachtungen am Menschen. Die schnell wachsende
Zahl der sog. Verdachtsstoffe, die hinsichtlich ihrer Wirkung auf den
Menschen nicht eindeutig beurteilt werden konnen, erkIart sich nicht
zuletzt aus der Empfindlichkeit experimenteller Testmodelle. Die
zwingende Notwendigkeit eines neuen Bruckenschlages zuruck zur
Beobachtung am Menschen wird von einer wachsenden Zahl wissen
schaftlicher Institutionen als Herausforderung angenommen. Die
Praxis des Arbeitsschutzes hat diese Entwicklung vielleicht noch
nicht voll erkannt oder im Hinblick auf die Erfolgsaussichten unter
schatzt. Die z.T. lahmenden Hindernisse, die von der Forschung bei
ihren Bemuhungen urn Zugang zu den Exponierten am Arbeitsplatz
uberwunden werden mussen, sind nicht zuletzt psychologischer Na
tur. Unfallversicherungstrager und Betriebe entscheiden so wesent
lich mit, in we1chem Tempo der wissenschaftliche Fortschritt dem
Menschen zugute kommt. Auch das sollte der vorliegende Berichts
band zeigen.
Erganzt wird der Berichtsband durch Stellungnahmen verschie
dener fUr den Arbeitsschutz verantwortlicher Institutionen, die Rtick
schltisse auf die Resonanz der Forschungsanstrengungen auBerhalb
der streng wissenschaftlichen Diskussion zulassen. Auch aus diesen
Stellungsnahmen mogen sich manche Anregungen fUr die Schwer
punktsetzungen bei ktinftigen Forschungsprojekten zur Verbesserung
des Arbeitsschutzes ergeben.
A. Horst
K. Norpoth
C. Verkoyen
Inhaltsverzeichnis
Krebsrisiken am Arbeitsplatz - die Antwort der Betriebe
Eine Problem analyse aus Unternehmenssicht
B. Marschall ..... 3
Vorstellungen zum arbeitsmedizinischen
Beanspruchungsmonitoring
J. Lewalter und L. W. Miksche 11
Lasung arbeitsmedizinischer Probleme durch Betriebe
und U niversitaten - Beispiel Vinylchlorid
H. Heberer, J. Angerer, F. Oesch und S. Klein . . 20
Krebsrisiken am Arbeitsplatz - Aufgabe und Herausforderung
fiir das iiberbetriebliche Arbeitsschutzsystem
Expositionsermittlung und MeBdatendokumentation:
Grundsteine fUr Pravention, Epidemiologie und Rehabilitation
H. Blome und W. Coenen (Mit 1 Abbildung) . 35
Beitrage der Bundesanstalt fUr Arbeitsschutz
zur Verringerung der Krebsrisiken am Arbeitsplatz
H. Kollmeier und U. Walcke (Mit 1 Abbildung) . 49
Krebsrisiken in der Arbeitsumwelt
Forderungen der Gewerkschaften
an die Arbeitsschutzpolitik und -praxis
H. Partikel und R. MUller . . . . 57
Die Problematik arbeitsbedingter Krebserkrankungen
aus gewerkschaftlicher Sicht
R. Konstanty . . . . . 65
x Inhaltsverzeichnis
Wissenschaftliche Erkenntnisse znr Risikoabschiitznng
Grundlagen der epidemiologischen Erforschung
von Berufskrankheiten
H.-E. Wichmann (Mit 1 Abbildung) 77
Was Uiuft - was Hiuft nicht in der Berufskrebsepidemiologie
in Deutschland?
J. Wahrendorf 89
The Use of National Cancer Registers for Causality Studies
and Prevention of Work-Related Cancer
S. Langard . 95
Screening for Occupational Bladder Cancer:
An Historical Perspective with Implications for Future Research
T.J. Mason, W. P. Walsh, K. Lee and, W.J. Vogler
(Mit 3 Abbildungen) 103
Zur Problematik der Risikoextrapolation am Beispiel
von Dichlormethan (Methylenchlorid)
H. M. Bolt (Mit 2 Abbildungen) . 119
Die Verwendung der alkalischen Filterelution zur Detektion
genschiidigender Belastungen am Arbeitsplatz
J. Fuchs und F. Oesch (Mit 6 Abbildungen) 127
Analysen zum erh6hten Krebsrisiko
fUr ausgewahlte Tatigkeitsgruppen und
anerkannte Berufskrebse im Gebiet
der neuen Bundeslander
R. Bergschicker, A. Braunlich, G. Enderlein, K. Krutz,
A. Lorenz und H. Stark (Mit 1 Abbildung) 141
Die individnelle Priivention - Anfgabe nnd Perspektiven
der klinischen Arbeitsmedizin,
Toxikologie nnd Gefahrstoffanalytik
Krebsrisiken am Arbeitsplatz:
Zur Situation der klinischen Arbeitsmedizin
H.-J. Woitowitz (Mit 16 Abbildungen) . 167
Forschungsstand zur kollektiven und individuellen
Risikoabschatzung
K. Norpoth (Mit 4 Abbildungen) 191
Inhaltsverzeichnis XI
Karzinogene chlorierte aliphatische Kohlenwasserstoffe:
M6glichkeiten des Biomonitorings und Risikobewertung
D. Henschler, G. Birnerund W. Dekant (Mit 7 Abbildungen). 199
Untersuchungen zur quantitativen Beziehung
zwischen dem Benzo( a )pyrengehalt
und der Gesamtkanzerogenitat von Emissionen im Tierversuch
G. Grimmer (Mit 8 Abbildungen) 209
Biological Monitoring als diagnostisches Instrument
bei der Pravention chemischbedingter Berufskrebse
J. Angerer, H. Rudiger, K. H. Schaller und G. Lehnert
(Mit 3 Abbildungen) . 219
Vorkommen von Nitrosaminen in der Gummiindustrie:
Pravention durch Safe-amine-Beschleuniger
C.-D. Wacker, M. Kehl, I. Theobald, E. Schleicher,
R. PreuBmann und B. Spiegelhalder (Mit 6 Abbildungen) 247
Sachverzeichnis . 263
Mitarbeiterverzeichnis
Prof. Dr. 1. Angerer
Institut fUr Arbeits- und Sozialmedizin
an der Poliklinik fUr Berufskrankheiten
der UniversiHit Erlangen-Niimberg, SchillerstraBe 25129,
W-8520 Erlangen, Bundesrepublik Deutschland
Dr. R. Bergschicker
Bundesanstalt fiir Arbeitsmedizin, NOldnerstraBe 40-42
0-1134 Berlin, Bundesrepublik Deutschland
Dr. G. Bimer
Institut fUr Toxikologie der Universitat Wiirzburg,
Versbacher StraBe 9, W-8700 Wiirzburg,
Bundesrepublik Deutschland
Dr. H. Blome
Berufsgenossenschaftliches Institut fUr Arbeitssicherheit (BIA),
Alte HeerstraBe 111, W-5205 Sankt Augustin 2,
Bundesrepublik Deutschland
Prof. Dr. H. M. Bolt
Institut fUr Arbeitsphysiologie an der Universitat Dortmund,
ArdeystraBe 67, W-4600 Dortmund 1, Bundesrepublik Deutschland
Dr. A. Braunlich
Bundesanstalt fiir Arbeitsmedizin, NoldnerstraBe 40-42
0-1134 Berlin, Bundesrepublik Deutschland
W. Coenen
Berufsgenossenschaftliches Institut fUr Arbeitssicherheit (BIA),
Alte HeerstraBe 111, W-5205 Sankt Augustin 2,
Bundesrepublik Deutschland
Dr. W. Dekant
Institut fUr Toxikologie der Universitiit Wiirzburg,
Versbacher StraBe 9, W-8700, Bundesrepublik Deutschland