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Reihe Forschungsberichte
SOAK Verlag, Hannover 1978
Alle Rechte beim Autor
Gesamtherstellung und Vertrieb
SOAK GmbH
3000 Hannover, Am Taubenfelde 30
Telefon: 1 76 18
ISBN: 3-88 209-011-1
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INHALT
AKTUELLE EINFÜHRUNG 3
EINLEITUNG: Karl Korsch, Biographisches 10
1.1 DIE HEGEL - MARX – REZEPTION 11
Korschs Gedanken in den 20er Jahren
aus heutiger Sicht
1.2. THEORIE UND GESCHICHTE 14
Philosophie und revolutionäre Gesellschaftswissenschaft
1.3. MARXISMUS-LENINISMUS 16
Soziale Revolution und Übergangsstaat
1.4. „GEISTIGE AKTION" gegen 18
bürgerliche Ideologie
1.5. DIE PHASENTHEORIE 20
Marxismus und Arbeiterbewegung
1.6. THEORIE UND PRAXIS 22
Bürgerliche Intellektuelle und
proletarisches Klassenbewußtsein 24
1.7. MARX – LENIN
Bürgerliche und proletarische Klasse
in der sozialen Aktion
2.1. DIE ERNEUTE MARX - HEGEL - REZEPTION 26
2.2. HEGEL - MARX – LENIN 27
Korschs Gedanken ab 1930 aus heutiger Sicht
2.3. THEORIE UND GESCHICHTE 30
Bürgerliche und proletarische Gesellschaftswissenschaft
2.4. MARXISMUS - LENINISMUS - ANARCHISMUS 36
Soziale Revolution und Übergang
3. VOM BÜRGERLICHEN ZUM PROLETARISCHEN MATERIALISMUS 44
-Gesellschaftliche Entwicklung und materialistische Wissenschaft
3.1. THEORIE UND PRAXIS 45
Bürgerlicher und proletarischer Materialismus
3.2. MATERIALISTISCHE WISSENSCHAFT 46
und gesellschaftliche Entwicklung in Korschs Denken
ANMERKUNGEN TEIL I 51
ANMERKUNGEN TEIL II 56
ANMERKUNGEN TEIL III 60
LITERATURLISTE 61
HINWEIS 63
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Korsch zur Einführung
Ein Weg zum absoluten Materialismus
Mit aktueller Einführung
Von Wolfgang Zimmermann
In Memoriam: Avicenna, Maimonide, meinen Eltern und Hans Mayer
„The outstanding Muslim historiens made exhaustive, collections of historical invents and wrote
them down in book form. But, then, persons who had no right to occupy themselves with history
introduced into those books untrue gossip which they had thought or freely invented, as well as
false ……No one can stand up against the authority of truth , and the evel od falshood is to be
faught with enlightening speculations“
IBN KHALDÛN, THE MUQADDIMAH, An Introduction to history , Foreword, Princeton New Jersey,
geschrieben im 13.‐14. Jahrhundert
Auf dem Wege zum offenen absoluten Materialismus
Absolute Arbeit, die Dialektik zum Absoluten
Korsch zur Einführung als Neuausgabe.
Diese 3. Ausgabe ist nun im Internet präsent.
Das Erscheinen der ersten Ausgabe mehrt sich nun zum 30. Mal. Die Lage der Welt hat sich
weitgehend verändert. Der Kältestrom des Marxismus ist in Erstarrung getreten (Nordkorea) oder
vollständig versickert.
Vieles wird in China heute materialistisch ergriffen was anderswo zerstört und vernachlässigt worden
ist.
Der objektive Materialismus von Ernst Bloch hat mit allen seinen Ungleichzeitigkeiten Einzug
gehalten in dieses Riesenreich auch mit den ökonomischen und ideologischen Rückgriffen, auch
wenn dies offiziell nicht proklamiert wird.
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Die Anwendung der Dialektik auf die Arbeiterbewegung und die Geistige Aktion, die den Diskurs
durch Theater und Situationismus initiieren hilft, kann durch das Studium von Korsch und der
Gesellschaft in sinnlich praktischer Weise mit dem materialistischen Verstand und der Vernunft das
Ensemble der gesellschaftlichen Verhältnisse verändern.
Neue Schichten ergreifen die gesellschaftlichen Verhältnisse. Der Arbeitsschein erscheint als
Ungleichzeitigkeit zwischen zwei Gesellschaftsformationen der mixed economy. Ohne sie hätte die
Neuergreifung und Aufhebung kollektiven Eigentums keinen Sinn. In dieser Ungleichzeitigkeit wird
bewusst, dass die Arbeit als Lohnarbeit sich nicht verändern kann ohne den absoluten Standpunkt
wieder materialistisch zu ergreifen. Absolute Arbeit heißt auch erneut eine neue ideologische
Auseinandersetzung, die Ergreifung der Religionen, die Gotteskritik und ihre Aufhebung auf
materialistischer Basis. Wie im Trancezustand sind die Massen nach Auflösung des Sozialismus durch
die globale Krise weltweit in die Religionen zurückgegangen und haben sich vom versprochenen
goldenen Kalb vorerst abgewendet – vielleicht bis die Dialektik der Utopie, der kollektiven
Gesellschaft des goldenen Zeitalters, des Paradieses neu materialistisch ergriffen worden ist.
Was in China heute geschieht ist eine neue Mischung. Der Kältestrom des Marxismus wurde
ergriffen, der Preis war die Aufnahme eines Kältestroms des Kapitalismus. Diese neue
gesellschaftsökonomisch‐politische, kulturelle und noch wenig ökologische Formation ist in ständiger
Veränderung. Sie nimmt das kapitalistische Privateigentum mit auf und erhält so die modernsten
Industrien/Technologien. Der Preis der ökonomisch, sozialen, kulturellen Umwandlung erscheint
groß‐ vieles wird einfach umgewälzt und nicht gewandelt oder gedreht, sondern verdreht. Jedoch
gibt es keine andere Chance die sozialistische Gesellschaftsformation nach vorne zu bringen. Die
Kreativität ist versiegt, eigentlich erschlagen und schlug sich in unproduktiven Aktionen
kulturrevolutionärer Veränderungen nieder.
In anderen sozialistischen Staaten des Sozialismus sowjetischer Prägung war das Recht auf Arbeit
kein Recht auf Glück. Die Menschen konnten in sinnlich‐praktischer Tätigkeit kein Bewusstsein
entwickeln. Ihr kollektives Unbewusstes wurde blockiert, also das Glück (Aristoteles, amerikanische
Verfassung) blockiert. Dadurch konnten sie ihr ökonomisch‐politisches, kulturelles, ökologisches,
religiöses etc. Erbe nicht ergreifen, sondern haben es ungeniert beiseite geschoben, getreu auch nach
der Devise von Marx, Religion sei Opium fürs Volk.
Heute kümmern sich die Räuber nicht mal mehr ums beten oder Sündenerlass, wenn sie mit Opium
die Menschheit vergiften, die Produktivität und Kreativität ganzer Ethnien, Staaten, Gruppen und
Klassen zerstören. Man kann nun nicht behaupten Marx sei auch für diese Banditen der
Chefideologe, denn diese Ali Babars haben keine Kultur und beherrschen schon gar nicht die
Dialektik. Sie laufen als Mafia oder zum Teil als Talibane durch die Welt und steinigen Menschen –
was im altorientalischen Islam verboten ist und als Praktik abtrünniger Sekten gilt, die nicht den
philosophischen Islam vertreten. Man behauptet sogar, sie hätten den Krieg ums World Trade
Center geführt. Nur Unschuldige darf man da nach alter Kriegsordnung nicht umkommen lassen und
dagegen haben sie offenbar verstoßen. Denn der Krieg ist immer ein Krieg der Räuber, die wahren
Besitzenden müssen verschont werden. Das galt schon so in alten orientalischen Zeiten, wo der Islam
durch die orientalisch‐jüdisch‐islamischen Philosophen und Ärzte Avicienna, Averroès, Maimonide
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etc. mit der antiken Philosophie verbunden, durch sie interpretiert und mit dem Absoluten
verbunden wurde. Alle entsprangen u.a. der Familie Abrahams und haben in gleichberechtigten
Gemeinden in „neutralen Staaten“ (Sultanaten zusammengelebt, bis Vorläufer der Talibane die
Bibliotheken in Al Andalus zerstört haben. Dies gilt auch für die altorientalischen ( meist jüdisch‐
islamischen) Sultane der Osmanen. Ein Angriff auf die Juden ist stets auch ein Angriff auf den Islam.
Wer dies vergisst will seine eigenen Wurzeln zerstören und steht der Mafia und den Talibanen näher.
Er ist nicht wissend, sondern falsch‐gläubig und lebt in der sinnlichen Gewissheit ohne viel Verstand
und Vernunft und hat den Kontakt zum Absoluten eigentlich verwirkt. Aber im Islam konnte dies
immer leichter geklärt werden.
Der Ideologe von Al Andalus Averroes hat gegen die Sekten (heute auch verschiedene Strömungen
wie Schiiten etc. des Islams, die wahrscheinlich zur Zersplitterung des einst einheitlichen Reiches
beigetragen haben kritische Beiträge geliefert. Sie haben aus den Anhängern des Islam Gläubige und
nicht Wissende gemacht und damit den philosophischen Zugang zum Absoluten (Allah) versperrt.
„Or, si l`on considère toutes ses doctrines, et que l`on considère d`autre part l`intention qui preside à
l émission du message révélé, on s`apercoit que ce sont, dans leur immense majorité, des thèses de
leur propre cru et des interprétations innovantes blâmables (al‐kashf, 99‐100§“ 2‐4; Averroes, L`Islam
et la raison ,99, Paris 2000)
Mit den Christen war es immer schwieriger mit der Gleichberechtigung, der menschlichen Würde
und dem Laizismus oder der religiösen Toleranz. Nach der Vertreibung und Verfolgung der Juden und
der Muslime aus Al Andalus fanden Kreuzzüge, Judenverfolgungen, Assimilationversuche der
Gleichberechtigung und die Zulassung des aufrechten Ganges, die schließlich in der Negativität, der
nihilistischen Zerstörung in der Shoa enden, statt.
Es gab auch viele Gelehrte und längere Blütezeiten in den multikulturellen Gesellschaften der
Orientalen ( Juden, Arabern mit Berbern, Persern, Afrikanern etc.). Dort ging es bereits dialektisch
zu. (Vgl.: E. Bloch, Avicenna und die aristotelische Linke). Diese Philosophen, Ärzte etc. waren meist
Angehörige der Herrscherfamilien und gehörten häufig mehreren Religionen im Wissen d.h. vor allem
philosophisch an. Sie standen nicht auf der Stufe des reinen Glaubens, dem so häufig die Intoleranz
und Ignoranz zur Seite stand. Übrigens stammen von ihnen auch alle großen europäischen Gelehrten
ab. Sie sind von daher auch als Orientalen zu sehen wie z. B. Hegel, Hölderlin, Marx, Korsch, Bloch
etc.. ‐ Erben der Antike und des Orients, wo Gemeinsinn und kollektiver Geist, dem Eigennutz
vorgestellt sind und das Kollektive, Individualität fester Bestandteil des Allgemeinen ist.
Schon damals gingen Gesellschaften unter wie in der jüngsten Geschichte. Und schon damals wurde
die Geschichte verfälscht durch die christlichen Eroberer. Medizinische Operationen, die es in der
orientalischen Blüte und vorher der Antike gab wurden verboten und konnten nur heimlich von meist
orientalischen Ärzten durchgeführt werden. Die Europäer und Araber handelten mit Sklaven und
brachten sie nach Amerika. Die Osmanen, Chinesen, Perser handelten nicht mit Sklaven für Amerika,
sie besaßen bisweilen Haus‐und Kriegssklaven. Sie lieferten bereits Seide, Porzellan u.a. im Austausch
nach Afrika bevor die Europäer alles zerstört und ignoriert hatten. Für Hegel war Afrika nur noch ein
dunkler Erdteil in den die Europäer heute Abfälle, alte Kleidung und kaputte Autos liefern. Die
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Chinesen bauen dagegen Eisenbahnen, liefern Solarzeug, ebenso 1€ Waren wie nützliche Werkzeuge
und neue Kleidung, Geschirr, wodurch weniger abgeholzt werden muss und Pflanzenabfälle zum
düngen verwendet werden können. Dies soll zum kurzen Ausblick über die damalige und heutige
Welt reichen. Korsch hat am Ende seines Lebens hierzu interessante Bemerkungen gemacht, die im
Buch zum Schluss diskutiert werden.
Doch zurück zum Marxismus:
Ein minimales Wissen der Dialektik wollen wir nun Lenin nicht ganz absprechen, auch wenn er nur
noch schlimmeren Banditen wie Trotzky und Stalin den Weg bereitet hat. Mao hat m.E. sich nur aus
taktischen Gründen seinen Vorläufern angeschlossen.
Alte Häuser, Bräuche, Kulte, Religionen wurden zerstört und Ethnien umgesiedelt. Außerdem gab es
im sowjetischen Pass auch den Judenstern. Aber über Stalins Säuberungsaktionen soll hier nicht die
Rede sein. Hier sind interkulturelle Aufgaben zu bewältigen, deren Methoden und
Theorie/Praxis/Wissenschaft an anderer Stelle ergriffen werden.
Zurück zum Opium für Volk. Die Lösung hierzu führt u.a. über die Feuerbachthesen von Marx. Marx
schrieb Religion ist Opium fürs Volk. Andererseits schrieb er an anderer Stelle ungefähr: der Alp der
toten Geschlechter lastet auf den lebenden. Das kollektive Unbewusste lässt sich nicht durch die
Sprengung der Tempel, Synagogen ,Kirchen, Moscheen beseitigen, man raubt ihnen ihre
ideologische Geschichte, aber man hat sie nicht materialistisch aufgehoben (idealistisch ja, bei
Hegel). Wenn das Unbewusste blockiert ist können die Menschen auch nicht glücklich werden. Hier
liegt ein Scheitern des Staatssozialismus leninistischer Prägung China ist heute auf einem anderen
Weg, der sogenannten mixed economy, einer Gesellschaft, die die Rückgriffe in kapitalistische
Methoden wagt um im neuen sozialistisch proletarisch‐bürgerlichen Vorschein zu landen.
Materialistisch ergriffen hat Bloch (objektiver Materialismus) dies Problem der Ideologien,
Religionen, Literatur, Malerei, Märchen etc. und es wissenschaftlich materialistisch vorbereitet.
Sein Verdienst liegt darin diese Probleme bis ins Detail vor‐ und aufbereitet zu haben. Seine
materialistische Umsetzung konnte er nur im theoretischen, wissenschaftlichen Diskurs oder in
Vorträgen erreichen. Allein die gesamt gesellschaftliche Umsetzung in sinnlich‐praktischer Tätigkeit
mit dem materialistischen Verstand und der materialistischen Vernunft war ihm nicht möglich. Die
gesellschaftlichen Verhältnisse waren nicht reif genug und es mangelte an der letzten sinnlich,
praktisch, theoretisch‐wissenschaftlichen Umsetzungsmöglichkeit durch die Aktion. Die provokative
Art als geistige Aktion (Korsch), auch surrealistisch war ähnlich subjektiv gefärbt wie bei Fichte im
deutschen Idealismus. Dies gilt auch für die gewollte Diskurstechnik. Nur die Entwicklung einer
Dialektik der Aktion und Organisation bei Rosa Luxemburg geht hier bereits schon neue Wege ohne
die formelle und inhaltliche Seite in den Erkenntnisstufen lösen zu können. Jeder ist eben
Sohn/Tochter seiner Zeit wie Hegel richtig bemerkte. Der absolute Materialismus, der absoluten
Arbeit wird deshalb offen bleiben müssen. Wir arbeiten und haben schon unter unseren Füßen den
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neuen Weg, also sind wir schon und müssen uns nicht nur noch mehr haben sondern auch die
gegenständliche Welt, um in die Heimat (Bloch) zu gelangen.
Die Umbildung der gegenständlichen Welt nach der Ergreifung im ungleichzeitigen Prozess
Überbau und Basis durch geistige Aktion, Provokation , Diskurs
Wir handeln in sinnlich‐praktischer Tätigkeit nicht nur in dialektischen Beziehungen auf den
verschiedenen Ebenen der Gesellschaft, in verschiedenen Schichten, in Basis und Überbau in den
verschiedenen Kulturen, der unterschiedlichen multikulturellen bürgerlich‐proletarischen
Gesellschaft in seiner Ungleichzeitigkeit.
Die sinnlich‐praktische Tätigkeit vollzieht sich nicht durch eine einzige Umwälzung, den einmaligen
jakobinischen oder leninistischen Prozess der Umwälzung durch Revolution, sondern in einer langen
Periode reformistischer und revolutionärer Veränderungen, reaktionärer, totalitärer, bürgerlicher
und proletarisch konservativer Rückschläge, die in dialektischen Beziehungen den historischen
Verlauf der bürgerlichen Gesellschaftsformation auch nach kurzem Stillstand, Zerstörung und kurzen
Rückwärtsgängen über sich hinaustreiben zur globalen Veränderung der Reproduktions‐ und
Produktionsverhältnisse.
Vergesellschaftungsprozesse als Aneignungs/Ergreifungsprozesse: Politische‐, ökologische,
ökonomische Aneignung durch das multikulturelle Wir. Wir sind multikulturell und ergreifen die
gegenständliche Welt – die sozialistische Akkumulation als sozialer, ökologischer, politischer und
ökonomischer Veränderungsprozess: der sozialistische Wärmestrom der Globalisierung kann sich als
dörflicher, innerstädtischer, innerlandwirtschaftlicher, innerindustrieller, innergewerkschaftlicher,
innerparteiischer, interethnischer‐ multikultureller‐ interkultureller Prozess mit seinen vielfältigen
Ungleichzeitigkeiten an den Orten, den Waren, dem Kapital, dem Boden, der Meere (Fischzucht und
Fang), des Landes (ökologisches Land als Privateigentum und Gemeineigentum) ergriffen, beginnen,
stattfinden und fortgesetzt werden.
Das Zeitalter dieser Ungleichzeitigkeiten ist als Übergang zu sehen: Ergreifen, Sein, Werden und
Vergehen lassen sich in der sozialistischen Akkumulation des multikulturellen Vorscheins als
dauernde dialektische Bewegung begreifen. Insofern erscheint das Zeitalter als ein Übergang, wo sich
das Neue immer weiter herausbildet: wie die Städtebildungen um die Meere des Orients und in der
Antike, später in West‐ und Nordeuropa in Oberitalien, Flandern mit ihren verschiedenen
Organisationen der Kaufleute (Hanse, Ostindiengesellschaft etc.) und Handwerker. Auch unter
diesen Entwicklungen der Akkumulationen des kapitalistischen Kapitals gibt es immer wieder
kollektive sozialistische Ergreifungsversuche, die von der kapitalistischen Totalität nie ganz vernichtet
werden, allerdings unter ihre Produktionsweise subsumiert werden. Der politische Akt, der an die
Entwicklungsverläufe der bürgerlichen Gesellschaft orientierten leninistischen Revolutionen, erweist
das Unvermögen der Umbildung des jeweiligen Landes in eine sozialistische vergesellschafte
Gesellschaft (Russland, China, Kuba etc.). Ein außerökonomischer Umgestaltungsakt der Gesellschaft
erscheint als wenig praktikabel. Die Folgen des Wertesozialismus der Sozialdemokratie mit dem
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Rückbau der lange und blutig erkämpften sozialen Errungenschaften der Arbeiterbewegung finden
mit der fortlaufenden Armut durch Hartz IV i.a. gesundheitspolitische Maßnahmen ein ebenso
schreckliches Ende wie der Leninismus auf anderer Ebene. Der Der Kapitalismus konservativer und
sozialdemokratischer Prägung führt zur surrealistischen Produktion. Es werden Konsumtempel
errichtet, Autos gebaut die sofort weggeworfen werden können ohne das, dass Bruttosozialprodukt
fallen würde. Andererseits könnte man den Arbeitslosen mehr Geld geben. Man müsste mehr
Schulden machen, was schließlich zwar zum Staatbankrott führen könnte, wenn nicht die
tatsächlichen Eigentumsverhältnisse die durch Raub an jüdischem Eigentum, Raub durch
Schwarzmarktgeldern, Drogenhandel und jahrhundertelange Verkäufe von Lehenseigentum, Drogen
etc. die Gesellschaft in Kriege und Ungleichgewichte gestürzt hat, nicht rückgängig gemacht werden.
Also durch die Bewegungen ergriffen werden, die nach den alten Grundsätzen handeln: Gemeinnutz
geht vor Eigennutz zum Wohle aller und zum Fortschritt der Wissenschaften und Künste wie
beispielsweise in den „laizistischen Gesellschaften“ der Sultanaten der alten orientalischen Welten,
ganz zu Schweigen vom goldenen Zeitalter, Paradies, Urkommunismus u.ä..
„Le caractère largement sècularisé de la civilisation islamique andalouse permettait par ailleurs aux
gens du livre de se sentier les héritiers d`und grande et respectable tradition culturelle. Et la langue
dominante, l`arabe, moins étroitment attachée à la religion régnante que le latein ne l´était à l `Eglise
de Romeo ù d`Orient, etait utilisé couramment et sans réserve quand ils abordaient l`étude de leurs
propres textes sacré.“(Courrier de l´UNESCO, 35, 1991)
Die modernen Finanz‐ und Wirtschaftskrisen sind nichts als ein Ausdruck dieser wirtschaftlichen
Raubordnung nach Ali Baba Das Kapital von Marx ist die Geschichte dieses Raubes. Sie endet mit der
faktischen Formel, dem falschen Schluss die Enteigner (Räuber ) zu enteignen und alles in die Hände
des Staates und nicht des kollektiven Gemeinwesens zu legen, wo der Raub auch ergriffen und
aufgehoben im Sinne von Rückgängig gemacht wird durch die Herstellung alter Eigentumsrechte. Die
Mafiakriege mit Al Kaida u.a. sind nur der Gipfel dieser ökonomischen und polizeilichen Unordnung.
Europa gibt sich im inneren offen ! Wer jedoch Hartz IV bezieht kommt mit dem Fahrrad nicht sehr
weit. Ein unsichtbarer Zaun beschränkt seinen Lebensraum. Eine Stacheldrahtgrenze braucht nicht
mehr gezogen zu werden.
Also muss die weitere Ergreifung der gesellschaftlichen Verhältnisse in den ökonomisch‐
ökologischen und multikulturellen politischen und sozialen Ungleichzeitigkeiten beginnen.
Im globalen Maßstab gesehen finden sich Ungleichzeitigkeiten in den ökonomischen Verhältnissen,
die immer noch an urzeitliche Jäger – und Sammler in Eis‐ und Tundra gebieten, in den Wüsten, im
Amazonas und anderswo an vergangene Reproduktionsverhältnisse des gesellschaftlichen Lebens
erinnern. Ebenso gibt es Reste feudaler Gesellschaften in einigen Ölgebieten, sowie Afghanistans.
Keine der alten ökonomischen Reproduktionsformen des gesellschaftlichen Lebens existiert jedoch
in Reinform. Die an ihrem Rande agierende globale kapitalistische Produktionsweise hat längst den
Kontakt zu ihnen gefunden. Dennoch schließt sich hier auch ein neuer Kreis eine kreisförmige Treppe
wie sie Hans Mayer in Bezug auf die Musik von Hans Eisler beschrieben hat, um den dialektischen
Prozess zu erklären ( Tübinger Protokoll) Vgl. auch Hans Mayer, Über Deutsche und Juden.
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Aber wo bleiben die Ebenen des materialistischen Verstandes, der Vernunft zum materialistischen
Absoluten in dialektischer Aktion? Also die Ergriffe mit Aktionen: diskursiv, provokativ, durch
eingreifendes Handeln (Brecht, Malerei etc) situationistisch etc. zur sinnlich‐praktischen
Umgestaltung der Welt, die das Absolute und deren Interpretationen nach Bloch ergriffen haben um
vorwärts zu gehen? Was bedeutet, dass die Religionen, Musik, Literatur, Kulte, Malerei,
Essgewohnheit, Ökologie, Medizin, Baukunst etc. im inneren ergriffen werden, das Erbe dialektisch
aufgenommen interpretiert wird, so dass den Menschen allmählich ihre Funktion/ gesellschaftliche
Situation im Ergreifen, Sein, Werden und der utopischen Möglichkeit/Notwendigkeit bewusst wird.
So können wir alles hinter uns lassen und z.B. die Religionen verlassen und alles museal als
Geschichte bewahren und als freie Menschen leben. Aber um nach vorne zu gehen müssen wir nicht
nur nach hinten schauen, sondern das Erbe ergreifen, erleben, durchspielen und es objektiv und
subjektiv in den gesellschaftlichen Verhältnissen aufheben. Ein Prozess dessen Kreise mit der
Erkenntnis von der Tiefe, der Geschichte sich auch immer weiter in die Höhe, Breite in den Raum und
in der Zeit bewegen wird
Adorno und Horkheimer kommen das große Verdienst zu, dass sie den negativen Teil der Geschichte
aufbereitet haben. Sie sind nicht zur Negation der Negation gelangt.
Also müssen wir bei Bloch, der oft auch sprachlich den orientalischen Weg beschreitet,
weitermachen ohne ihre Werke zu vernachlässigen. Für die Arbeit am Absoluten (Gott, das Licht,
Manitou etc) sind sie auf der materialistischen Basis unumgänglich, weil ohne sie auch die Dialektik
zum Arbeitsschein nicht ergriffen werden kann.
Der Beitrag von Karl Korsch und sein Einfluss auf Berthold Brecht u.a. ist hier nicht unwesentlich.
Deshalb diese Neuauflage meines vor über 30 Jahren geschriebenen Werkes. Veränderungen wurden
im Inneren absichtlich nicht vorgenommen. Es soll als historisches Dokument auf dem Wege in den
absoluten Materialismus erhalten bleiben wie es einst verfasst wurde unter den Zeichen seiner Zeit.
18.3.09 letzte Version
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Einleitung:
Karl Korsch, Biographisches
Karl Korsch wurde 1886 in Tostedt in der Lüneburger Heide geboren. Er studierte
Rechtswissenschaften, Nationalökonomie und Philosophie in München, Genf, Berlin und
Jena. In Jena arbeitete er bei der „Freien Studentenschaft" mit. Diese Studenten kamen
meistens aus nicht traditionell akademischen Familien. Als Studenten „Zweiter Garnitur"
bemühten sie sich um soziale Einrichtungen, waren als Werkstudenten tätig und führten
Arbeiterschulungen durch. Vier Jahre später (1912) tritt er in die SPD ein, geht nach London
und arbeitet in der Fabian Society mit. Im I. Weltkrieg weigert er sich, die Waffe in die Hand
zu nehmen. 1918 wird er Mitbegründer des Arbeiter- und Soldatenrates in Meiningen und ist
Assistent von Robert Wilbrandt in der Sozialisierungskommission für den Kohlenbergbau. Im
Juni 1919 tritt er in die USPD, Ende 1920 in die KPD ein. Zu dieser Zeit beginnt er mit der
intensiven Marxrezeption. 1923 argumentiert er als Delegierter zum 8. Parteitag der KPD in
Leipzig gegen die Linken. Im August desselben Jahres wird er in Jena Professor für Zivil-,
Prozeß- und Arbeitsrecht. Vom 16.10. bis 12.11. ist er Justizminister in der Thüringer SPD-
KPD-Koalitionsregierung. Nach dem Einmarsch der Reichswehr tritt er zurück. 1924, nach
kurzer Zeit der Illegalität wird er in den Thüringer Landtag gewählt, rückt in den Reichstag
nach und gibt sein Landtagsmandat wieder auf. Reaktionäre Studenten und die
Universitätsbürokratie hindern ihn seine Antrittsvorlesung „Jus belli ac paci im Arbeitsrecht"
zu halten. Für ein paar Monate ist er Chefredakteur der theoretischen Zeitschrift der KPD (Die
Internationale). 1925 wird Korsch aus dem Leitungsgremium der KPD ausgeschlossen. Nach
einem Vergleich in Zweiter Instanz mit dem Land Thüringen erhält er alle Rechte seiner
Professur zurück, verzichtet aber freiwillig darauf, Lehrveranstaltungen durchzuführen. Ende
1925 beginnt er eine linke Opposition aufzubauen. 1926 findet die erste Reichskonferenz der
„Entschiedenen Linken" statt. Es erscheint die erste Nummer der „Kommunistischen Politik".
Im gleichen Jahr wird er aus der KPD ausgeschlossen und versucht eine neue Zimmerwalder
Unke" zu formieren. Ab 1926 arbeitet er nur noch mit kleineren Zirkeln zusammen. Er lernt
Bert Brecht 1928 kennen und veranstaltet freie Diskussionszirkel, an denen neben Brecht
auch E. Mühsam, R. Rocker, A. Souchy, I. Steinberg, P. Partos, E. Gerlach, H. Langerhans,
A. Döblin teilnehmen.
1930 studiert er mathematische Statistik und ihre Anwendung auf Ökonomie und Soziologie.
Er hält Studienzirkel über klassischen Marxismus ab und ist freier Mitarbeiter des Instituts für
Sozialforschung. 1933 wird er von den Nazis aus dem Universitätsdienst entlassen und
emigriert noch im selben Jahr nach England. Während der Emigration besucht er Brecht
längere Zeit in Svendborg und erhält den Auftrag, für die Reihe „Modern Sociologists" das
Buch über Karl Marx zu schreiben. 1936 wird er aus England ausgewiesen und geht in die
USA. Finanzielle Unterstützung erhält er durch die Hermann-Weil-Memorial-Foundation.
Vergeblich bemüht er sich um verschiedene Universitätsstellen und Guggenheim-Stipendien.
Er arbeitet mit der Räte-Gruppe um Paul Mattik und beschäftigt sich mit dem Problem des
Verhältnisses zwischen Revolution und Konterrevolution. Kurzzeitig ist er Lecturer am State
College of Washington Pullmann und dann zwei Jahre Visiting Assistant Professor of
Sociology an der Tulane University of Louisiana. Ab 1945 will er Bakunins Buch
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