Table Of ContentLehrstuhl für Produktentwicklung
der Technischen Universität München
Konzepte zum Schutz vor Produktpiraterie und
unerwünschtem Know-how-Abfluss
Thomas Meiwald
Vollständiger Abdruck der von der Fakultät für Maschinenwesen der Technischen
Universität München zur Erlangung des akademischen Grades eines
Doktor-Ingenieurs
genehmigten Dissertation.
Vorsitzender: Univ.-Prof. Dr. rer. nat. Tim C. Lüth
Prüfer der Dissertation: 1. Univ.-Prof. Dr.-Ing. Udo Lindemann
2. Hon.-Prof. Dr. rer. pol. Werner H. Seidenschwarz
Die Dissertation wurde am 30.8.2010 bei der Technischen Universität München
eingereicht und durch die Fakultät für Maschinenwesen
am 29.08.2011 angenommen.
„Even the dog may eat of the crumbs
which fall from the rich man’s table;
and in these days, when the rich in
knowledge eat such specialized food
at such separate tables, only the dogs
have a chance of a balanced diet.”
(VICKERS 1965, S. II)
VORWORT DES HERAUSGEBERS
Problemstellung
Die zunehmende Vernetzung der globalen Märkte, die Möglichkeiten der digitalen
Kommunikation sowie der harte Wettbewerb führen zu einer zunehmenden Bedeutung
des Know-how-Schutzes für Unternehmen. Da auch geltendes Recht sowie ethische
Grundsätze nicht immer beachtet werden, kommt es zunehmend zu Aktivitäten außerhalb
des Rechtsverständnisses. Produktpiraterie und unerwünschter Know-how-Abfluss stellen
im deutschen Maschinen- und Anlagenbau ein wesentliches Problem dar. Betroffene
Unternehmen geben in einer Umfrage des VDMA an, etwa ein bis zwei Prozent Ihres
Umsatzes für Schutzmaßnahmen zu investieren. Bezüglich des Schadens gibt es
Schätzungen in erheblicher Größenordnung, die für besonders betroffene Unternehmen
existenzgefährdend sein können.
Daher steigt die Bedeutung, das in Produkten wie auch in Prozessen der Entwicklung,
Produktion, Logistik etc. hinterlegte Wissen zu schützen. Mit Methoden des Reverse
Engineering können viele Produkteigenschaften und der Herstellung rückwirkend
aufgedeckt werden. Zusätzlich lassen Publikationen wie Firmenschriften, Patente,
Interviews u. a. bestimmte Schlüsse auf Aktivitäten von Unternehmen zu. Auf der
anderen Seite ist die Offenlegung bestimmter Informationen gegenüber Kunden und
Zulieferer erforderlich.
Zielstellung
Ziel dieser Arbeit ist es, betroffene Unternehmen vor allem des deutschen Maschinen-
und Anlagenbaus dabei zu unterstützen, ihre individuelle Gefährdungssituation erfassen
und verstehen zu können. Hierzu sollen zwei Aspekte vertieft werden. Zunächst sind
Ursachen und Wirkungen von Produktpiraterie und von unerwünschtem Know-how-
Abfluss zu identifizieren. Daran anschließend soll ein systematisches, methodisch
unterstütztes Vorgehen zur Erstellung konsistenter Konzepte zum Schutz vor
Produktpiraterie und unerwünschtem Know-how-Abfluss erarbeitet und evaluiert werden,
das die gesamte individuelle Situation des betrachteten Unternehmens oder
Unternehmensbereichs berücksichtigt.
Ergebnisse
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurde ein Leitfaden zum Vorgehen bei der
Erstellung von Schutzkonzepten bezüglich des Unternehmens-Know-hows entwickelt.
Unterstützende Methoden und vorhandene Schutz¬maßnahmen wurden systematisch
zusammengetragen und systematisiert. Im Rahmen von mehreren Fallstudien in
Unternehmen des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus wurden diese Hilfsmittel
evaluiert und weitere, neue Schutzmaßnahmen entwickelt. Der Leitfaden fasst
Erkenntnisse zu den herausgearbeiteten dreizehn Themenfeldern zusammen. Diese
Themenfelder sind: Unternehmen, Markt/Kunden, Kundenanforderungen,
Kern¬kompetenzen/Schlüssel-Know-how, Produkt/Technologie, Fertigung, Zulieferer,
Produk¬entwicklungsprozess, Vertrieb/Service, Wettbewerb, Piraten und Plagiate,
Angriffs¬punkte/Gefahr für Know-how-Abfluss und Schutzrechte/juristische Themen. Zu
jedem Aspekt wird zunächst die vorgefundene Situation beschrieben und anschließend
eine Interpretation der Fakten vorgestellt. Abschließend werden die Fallstudien noch
einmal kritisch bezüglich unterschiedlicher Kriterien und Perspektiven betrachtet.
Folgerungen für die industrielle Praxis
Die vorliegende Arbeit leistet einen wesentlichen Beitrag für betroffene Unternehmen,
um zunächst die vorliegenden Phänomene in Verbindung mit Produktpiraterie oder
unerwünschtem Know-how-Abfluss verstehen zu können. Aufbauend auf diesem
Verständnis ihrer individuellen Gefährdungssituation mithilfe eines systematischen
Vorgehens können sie dann die für sie richtigen Schutzmaßnahmen oder
Schutzmaßnahmenbündel auswählen. Damit wird auf der einen Seite ein Bewusstsein
geschaffen für die jeweilige Gefährdung und deren Ursachen und auf der anderen Seite
wird klar, dass es diverse mögliche Maßnahmen mit jeweils spezifischen Wirkungen gibt.
Die Auswahl und Bündelung kann nun situationsbezogen vorgenommen werden.
Folgerungen für Forschung und Wissenschaft
Diese Arbeit erfasst und strukturiert klar alle relevanten bisher getätigten Bemühungen
aus Industrie und Forschung, die sich mit Fragen des Know-how-Schutzes und der
Produktpiraterie befassen. Sie fügt einen wesentlichen eigenen Beitrag hinzu, indem ein
Vorgehen zu Auswahl und Bündelung mit klarem Situationsbezug entwickelt wurde. Das
Gesamtkonzept konnte in mehreren Fallbeispielen evaluiert werden. Das vorgelegte
Konzept muss besonders bezüglich der Aussagekraft von Kennzahlen weiter beforscht
und in vertiefender Weise durchdrungen werden.
Garching, Oktober 2011 Prof. Dr.-Ing. Udo Lindemann
Lehrstuhl für Produktentwicklung
Technische Universität München
DANKSAGUNG
Zum Entstehen dieser Arbeit über einen Zeitraum von insgesamt sechs Jahren haben
einige Personen maßgeblich beigetragen, denen ich hiermit ausdrücklich danken möchte:
Meine Kollegen, allen voran Markus Petermann und Sebastian Schenkl. Markus hat das
Thema des Produktpiraterieschutzes (zu Beginn noch „Design for Patent“) von der ersten
Idee, über Industrieprojekte bis hin zu diversen Forschungsanträgen und auch -projekten,
sowie unserer gemeinsamen Firma Avalano mit mir gemeinsam entwickelt. Basti stieg
einige Zeit später in das Forschungsprojekt ConImit mit ein, begleitete die letzten der
insgesamt sechs Fallstudien und „erbte“ von uns vor allem einige (undankbare?)
Buchprojekte, die er nun gemeinsam mit Wolfgang Bauer zu Ende führt.
Großer Dank gebührt auch dem gesamten Team rund um unser BMBF-Forschungsprojekt
ConImit (Contra Imitatio). Hier möchte ich vor allem meinen Paderborner Kollegen vom
HNI Karsten Stoll, Oliver Köster und Martin Kokoschka, sowie Herrn Prof. Gausemeier
und allen weiteren Beteiligten im BMBF und PTKA die unser Projekt betreut haben
danken. Hier danke ich stellvertretend vor allem Herrn Edwin Steinebrunner für die stets
faire und konstruktive Betreuung.
Darüber hinaus danke ich auch allen insgesamt sieben Unternehmen, bei denen wir
Fallstudien durchführen konnten.
Ein wesentlicher Dank gebührt auch allen studentische Hilfskräften, Semestranden,
Diplomanden, sowie allen Studenten, die Ihre Bachelor- oder Diplomarbeit im Rahmen
unseres Themas angefertigt haben. Durch die Arbeiten ergaben sich viele wertvolle
Diskussionen und auch manch neuer Ansatzpunkte. Stellvertretend danke ich hier Steven
Braun, Johannes Labuttis und Alexander Naß.
Ein weiterer Dank gilt meinen (ehemaligen) Kollegen vom Lehrstuhl für
Produktentwicklung, die mit Ihren wertvollen Diskussionen in diversen „Doktoranden-
Seminaren“ und vor allem durch Ihr Feedback zu meiner Vorab-Version, die vorliegende
Arbeit auf ein höheres Niveau gehoben haben. Hier danke ich stellvertretend Maik
Maurer, Wieland Biedermann und Stefan Langer.
Selbstverständlich gebührt meinem Doktorvater Prof. Lindemann großer Dank. Durch
viel Freiraum hatte ich nicht nur die Möglichkeit mich selbst, sondern auch das
vorliegende Thema und alle darum herum entstandenen Tätigkeiten und Themen zu
entwickeln. An dieser Stelle danke ich auch Herrn Univ.-Prof. Dr. rer. nat. Tim C. Lüth
für die Übernahme des Vorsitzes der Prüfungskommission und Herrn Univ.-Prof. PD Dr.
Werner Seidenschwarz für seine Tätigkeit als Zweitprüfer.
Nun bleibt mir nur noch meinen Eltern Wolfgang und Else Meiwald zu danken, denen ich
nicht nur meine Anwesenheit auf dieser schönen Welt zu verdanken habe, sondern die
mich auch zu dem gemacht haben was ich heute bin und mir das Selbstvertrauen gegeben
haben, trotz nicht immer glänzender Noten auch vor einem Vorhaben wie dieser
Dissertation nicht zurück zu schrecken.
Zu guter Letzt gebührt mein allergrößter Dank meiner Frau Anja und meinen Töchtern
Isabella und Annika. Anja - ohne Dich hätte ich wohl schon das Studium nicht auf die
Reihe bekommen und mich ganz sicher nicht für den Weg einer Promotion entschieden.
Vielen Dank für Deine Unterstützung und Rückendeckung, die auch Dich viel Nerven
gekostet haben. Da Annika nur noch die mündliche Prüfung erlebt hat muss ich vor allem
Dir, Isabella, dafür danken, dass Du des Öfteren, v. a. auch am Wochenende auf Deinen
Papa verzichtet hast, wobei Du natürlich weder verstehen konntest warum noch großartig
gefragt wurdest!
Weilheim, Oktober 2011 Thomas Meiwald
Inhaltsverzeichnis I
INHALTSVERZEICHNIS
1 Einleitung 5
1.1 Ausgangssituation 5
1.2 Motivation der Arbeit und Problemstellung der Unternehmen 7
1.3 Abgrenzung des Themengebiets und Zielsetzung 9
1.3.1 Abgrenzung des Themengebiets 9
1.3.2 Zielsetzung 10
1.4 Grundlagen der Arbeit 10
1.4.1 Wissenschaftlicher Ansatz und Forschungsmethodik 10
1.4.2 Erfahrungsgrundlage der Arbeit 15
1.5 Aufbau der Arbeit 18
2 Situationsanalyse des Themenfeldes Produktpiraterie 21
2.1 Begriffsklärung zum Thema Produktpiraterie 22
2.2 Rolle des Kunden bei Produktpiraterie 24
2.3 Erfolgreicher Originalhersteller 27
2.4 Plagiateur 29
2.4.1 Wer kopiert? 29
2.4.2 Wo wird kopiert? 30
2.4.3 Warum wird kopiert? 31
2.4.4 Wie wird kopiert? 33
2.5 Folgen von Produktpiraterie 46
2.6 Vorhandene Schutzmaßnahmen 50
2.7 Zusammenfassung der Situationsanalyse 52
2.8 Handlungsbedarf von Produktpiraterie betroffener Unternehmen 58
3 Stand der Forschung - Prozesse, Methoden und Werkzeuge 61
3.1 Begriffsklärung zu den Themen Prozesse, Methoden und Werkzeuge 61
3.2 Zur Verfügung stehende Prozesse und Vorgehensmodelle 61
3.2.1 Deskriptive Entscheidungstheorien 62
II 1. Einleitung
3.2.2 Präskriptive Prozessbetrachtungen 64
3.2.3 Prozesse und Vorgehen in Produktentwicklung und -piraterieschutz 67
3.3 Zur Verfügung stehende Methoden 73
3.3.1 Methoden verschiedener Disziplinen 73
3.3.2 Methoden der Produktentwicklung und der Produktpiraterievermeidung 76
3.4 Zur Verfügung stehende Werkzeuge und Hilfsmittel 78
3.5 Zusammenfassung - Prozesse, Methoden und Werkzeuge 81
4 Leitfaden zur Erstellung von Schutzkonzepten 87
4.1 Orientierende Studie 87
4.1.1 Beschreibung des Vorgehens 88
4.1.2 Erkenntnisse der orientierenden Studie 91
4.1.3 Reflexion des Handlungsbedarfs 92
4.2 Vorstellung des Leitfadens 98
4.2.1 Vorgehensschritte des Leitfadens 98
4.2.2 Methodeneinsatz 104
4.2.3 Einsatz von Werkzeugen 108
5 Diskussion und Validierung in der Praxis 113
5.1 Zusammenfassende Situationsanalyse der Fallstudien 113
5.1.1 Unternehmen 114
5.1.2 Markt, Kunden 120
5.1.3 Kundenanforderungen 128
5.1.4 Kernkompetenzen, Schlüssel-Know-how 131
5.1.5 Produkt/ Technologie 133
5.1.6 Fertigung 137
5.1.7 Zulieferer 142
5.1.8 Produktentwicklungsprozess 145
5.1.9 Vertrieb und Service 149
5.1.10 Wettbewerb 151
5.1.11 Piraten und Plagiate 155
5.1.12 Angriffspunkte und Gefahr für Know-how-Abfluss 159
5.1.13 Schutzrechte und allgemeine juristische Themen 164
Description:ting und. P rodu k tion. V e rk auf und. P rod uk tion. M a rk e ting,. E n tw ic k lu ng un d. P roduk tion Wolcott, H. F.: Posturing in Qualitative Inquiry. indung ve rstä rken. U rhe be rre chte schützen. 0,5. 1,0. 0,5. 1,0. Pa ten t anm.