Table Of ContentRainer Zeichhardt
Komik und Konflikt in Organisationen
GABLER EDITION WISSENSCHAFT
Rainer Zeichhardt
Komik und Konflikt
in Organisationen
Eine kommunikationstheoretische
Perspektive
Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Michael Stitzel
GABLER EDITION WISSENSCHAFT
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Dissertation Freie Universität Berlin, 2009
D188
1. Auflage 2009
Alle Rechte vorbehalten
© Gabler | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2009
Lektorat: Frauke Schindler /Anita Wilke
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Umschlaggestaltung: Regine Zimmer, Dipl.-Designerin, Frankfurt/Main
Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier
Printed in Germany
ISBN 978-3-8349-1619-8
Geleitwort
Komik und Konflikt in Organisationen – wo immer ich auf das Thema von Rainer
Zeichhardts Dissertation zu sprechen komme, ob im Kreis von Fachkollegen oder bei
anderen Gesprächspartnern, immer stoße ich auf neugieriges Interesse und lebendige
Zustimmung, eine bei betriebswirtschaftlichen Arbeiten eher ungewöhnliche Reaktion.
„Ja natürlich, dazu fällt mir eine passende Story aus meinem Berufsalltag ein ...“, erin-
nert sich manch einer. „Klar, mit Humor kann man Konflikte doch besser bewältigen“,
meint ein anderer. Auf die Frage, die sich anschließend stellen könnte, ob dieses The-
ma denn eigentlich geeignet für eine Dissertation sei, schließlich ist Wissenschaft et-
was Ernstes und Ökonomie auch, lässt sich einfach und gut begründet antworten: Ja,
dafür ist es geeignet, und es wird in geeigneter Form dargestellt. Zum einen behandelt
die Dissertation einen Gegenstand von ganz unmittelbarer und wichtiger Lebenswirk-
lichkeit, und zum zweiten gelingt dem Autor eine ebenso fundierte wie anregende
Darstellung.
Zum ersten. In der betriebswirtschaftlichen Literatur über die Geschehnisse in Un-
ternehmen und in anderen Organisationen wird ein wichtiger Aspekt fast nicht berück-
sichtigt: Die arbeitenden Menschen lachen viel, erfreuen sich an komischen Situatio-
nen, machen sich über andere lustig, ironisieren (ohne all das würden sie möglicher-
weise die Arbeitssituation gar nicht ertragen können). Aber sie streiten auch miteinan-
der, sie intrigieren, täuschen, mobben vielleicht sogar, versöhnen sich aber in vielen
Fällen auch wieder. Ebenso deutlich ist, dass beides nicht unverbunden nebeneinander
steht: Konflikte sind oft komisch, Humor kann Konfliktintensität vermindern, Sarkas-
mus kann Konflikte verschärfen, Komik verdeutlicht Konfliktkonstellationen usw. Die
durch die Wissenschaft suggerierte Abwesenheit von Scherzen und Lachen im Unter-
nehmen zeigt ein unvollständiges und zudem unlebendiges Bild der Wirklichkeit. Rai-
ner Zeichhardts Dissertation holt somit einen wichtigen Teil von Realität in die öko-
nomische Wissenschaft, was einen wirklichkeitsentsprechenderen Blick auf diese Rea-
lität ermöglicht.
Damit sind wir beim zweiten Grund für die Qualität dieser Arbeit, der Art, wie sie
geschrieben ist. Eine Dissertation kann natürlich, auch bei diesem Thema, nicht eine
Ansammlung von Anekdoten und lustig-spannenden Storys aus dem Unternehmens-
alltag sein, genauso wenig allerdings ein unverständliches Konvolut abstrakter Theo-
rien, dem sich, wenn überhaupt, auf mühsamen und damit humorlosen Wegen nur ein
kleiner Kreis spezialisierter Fachkollegen nähert. Rainer Zeichhardt gelingt die Grat-
wanderung: Er schreibt wohl überlegt, fundiert, reflektiert, er wird allen Anfor-
derungen guten wissenschaftlichen Schreibens gerecht, aber er schreibt gleichzeitig so,
dass dem an Komik und Konflikt, damit an seiner eigenen Lebenswirklichkeit Interes-
sierten nicht die Lust an der Lektüre vergeht. Die Sprache ist transparent, die Theorie-
ableitungen werden durch passende Beispiele gewürzt, der Fluss der Gedanken bleibt
lebendig und spannend – kurz: Das Lesen ist gleichzeitig informativ und anregend.
VI Geleitwort
Wer sich einlässt auf die Lektüre, wird sich auch selbst immer wieder in seinen Ge-
danken und seiner Kommunikation finden und wohl auch Vergnügen haben an dem
Unerwarteten, das Lachen auslöst, also an den Aha- und Haha-Erlebnissen, die Komik
im eigentlichen Sinn prägen.
Wer sollte die Arbeit lesen? Die Antwort ist einfach: Grundsätzlich jeder, der mit
Menschen in Organisationen zu tun hat und in seinen vielfältigen Rollen als Vorge-
setzter, Weisungsgebundener, Teamkollege oder Konfliktmanager sich in konflikt-
trächtigen Situationen wiederfindet und nach geeigneten Handhabungsmöglichkeiten
(und Komik ist eine ganz wichtige) sucht. Er wird besser verstehen, was passiert, und
er erhält Handreichungen für einen Umgang mit verschiedenen Konflikten und unter-
schiedlichen Formen von Komik. Einem Personenkreis ist allerdings von der Lektüre
abzuraten: denjenigen, die über keinen Humor verfügen.
Michael Stitzel
Danksagung
Noch in vielen Jahren werde ich von meiner Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter
und Doktorand am Fachbereich Wirtschaftswissenschaft der Freien Universität Berlin
mit einem Lächeln im Gesicht berichten, und dafür möchte ich mich bei einigen Men-
schen besonders bedanken: Als Allererstes bei meinem Doktorvater Prof. Dr. Michael
Stitzel – nicht nur für die Möglichkeit, das auf den ersten Blick für die Betriebswirt-
schaftslehre scheinbar ungewöhnliche Thema Komik und Konflikt bearbeiten zu kön-
nen, sondern auch für das Entfachen meiner Leidenschaft für die Lehre mit Studieren-
den und die bis heute intensive Zusammenarbeit im Rahmen innovativer Seminare und
Managementtrainings. Wir haben in den vielen Projekten trotz aller Ernsthaftigkeit
und Professionalität immer auch viel zusammen gescherzt und oft die Komik von Pa-
radoxien oder absurden bürokratischen Strukturen genossen.
Herrn Prof. Dr. Jörg Sydow danke ich neben der Übernahme des Zweitgutachtens
dafür, meine intellektuelle Neugier auf den gänzlich anderen Bereich der Netzwerk-
forschung erweitert zu haben sowie für die angenehme und produktive wissenschaft-
liche Zusammenarbeit zu diesem ebenso spannenden Thema in den letzten beiden Jah-
ren.
Ich freue mich sehr, mit so freundlichen und fachlich vielseitigen Kolleginnen und
Kollegen zusammengearbeitet zu haben: Dr. Stephan Duschek, Dr. Markus Rometsch,
Dr. Miriam Wilhelm, Frank Lerch, Nicola Gador, Dr. Knut Lange, Dr. Gordon Müller-
Seitz, Dr. Elke Schüßler, Petra Schmidt, Benjamin Behar und Markus Burger. Als
Ausgleich zur anspruchsvollen kognitiven Tätigkeit haben wir zusammen fast täglich
verschiedenste Formen des Komischen praktiziert. Ich denke z.B. an die vielen In-
siderscherze während der ritualisierten Mensagänge und Cafépausen oder unsere spa-
ßigen Wahlen zum „informalen Mitarbeiter des Monats“.
Ganz besonderer Dank gilt natürlich auch meinen Eltern Christiane und Heinz und
meinem Bruder Tim, die mich seit jeher grundlegend unterstützen. Meiner Frau Han-
nah danke ich für das glückliche Leben im Allgemeinen, den gemeinsamen Sinn für
Humor im Speziellen und ganz aktuell für die Motivation in der Endphase der Fertig-
stellung meiner Arbeit sowie für die heitere Toleranz gegenüber meiner in dieser Zeit
dominierenden Scherzkommunikation.
Rainer Zeichhardt
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis ..............................................................................................XV
Tabellenverzeichnis .................................................................................................XIX
1. Gegenstand und Forschungskonzeption.................................................1
1.1 Relevanz und Fragestellungen der Arbeit.................................................................1
1.1.1 Eine erste Annäherung an den Untersuchungsgegenstand
Komikund Konflikt aus Sicht der Lebenswelt...................................................2
1.1.2 Annäherung an den Untersuchungsgegenstand
Komikund Konflikt aus Sicht der Konfliktforschung.......................................5
1.1.3 Annäherung an den Untersuchungsgegenstand
Komikund Konflikt aus Sicht der Komikforschung..........................................7
1.1.4 Komik und Konflikt in Organisationen – eine Forschungslücke
trotz konzeptioneller und empirischer Relevanz..............................................12
1.2 Theoretischer Bezugsrahmen und methodisches Vorgehen...................................14
2. Grundlagen zu den Basisphänomenen Konflikt und Komik..............19
2.1 Konflikt: Theorie und Pragmatik.............................................................................19
2.1.1 Das Phänomen „Konflikt“ – Eine erste Annäherung
und Begriffsabgrenzung....................................................................................19
2.1.2 Soziale Konflikte in Organisationen: Die Konfliktepisode
als konzeptioneller Modellrahmen...................................................................25
2.1.2.1 Potentiale, Ursachen und Anlässe von Konflikten...........................27
2.1.2.2 Dynamik und Eskalation von Konflikten.........................................28
2.1.2.3 Wirkungen und Bewertungen von Konflikten.................................31
2.1.2.4 Die Idee eines optimalen Konfliktniveaus.......................................33
2.1.2.5 Bearbeitung von Konflikten.............................................................34
2.1.2.6 Ambivalente Folgen der Konfliktbearbeitung.................................39
2.1.3 Zusammenfassung: Ein Episodenmodell sozialer Konflikte...........................41
X Inhaltsverzeichnis
2.2 Komik: Theorie und Pragmatik................................................................................43
2.2.1 Das Phänomen „Komik“ – Zur Schwierigkeit einer
Begriffsbestimmung.........................................................................................43
2.2.2 Kernaussagen der Komikdiskurse – Ein kurzer Überblick..............................44
2.2.2.1 Superioritätstheoretische Komikansätze...........................................45
2.2.2.2 Inkongruenztheoretische Komikansätze...........................................46
2.2.2.3 Spannungsreduktionstheoretische Komikansätze.............................48
2.2.2.4 Das komische Lachen und Lächeln..................................................49
2.2.2.5 Formalaspekt von Komik als Minimaldefinition..............................50
2.2.3 Personzentrierte Komikperspektive.................................................................52
2.2.3.1 Komische Grundhaltungen von Humor bis Zynismus.....................52
2.2.3.2 Personale Funktionen der komischen Grundhaltungen
und des Lachens und Lächelns.........................................................54
2.2.4 Interaktionszentrierte Komikperspektive.........................................................57
2.2.4.1 Konversationale Komik: Witz und Scherz.......................................58
2.2.4.2 Scherzverhalten................................................................................60
2.2.4.3 Soziale Funktionen von Komik und des
Lachens und Lächelns......................................................................61
2.2.5 Gruppenzentrierte Komikperspektive..............................................................64
2.2.5.1 Gruppenkonstituierende Komik.......................................................64
2.2.5.2 Gruppenfunktionen von Komik und den Ausdrucksformen
Lachen und Lächeln..........................................................................65
2.2.6 Struktur- und kulturzentrierte Komikperspektive............................................67
2.2.7 Komik in Organisationen.................................................................................70
2.2.7.1 Komik als Erfolgsfaktor?.................................................................72
2.2.7.2 Management von und mit Komik.....................................................76
2.2.8 Zusammenfassung: Ein interdisziplinäres Komik-Modell...............................80
Inhaltsverzeichnis XI
3. Komik und Konflikt in Organisationen................................................83
3.1 Herleitung eines kommunikationstheoretischen Bezugsrahmens
für eine Analyse von Komik und Konflikt in Organisationen...............................86
3.2 Komik und Konflikt auf der Beziehungsebene .......................................................90
3.2.1 Komik zwischen Harmonisierung und Störung des Beziehungsklimas...........91
3.2.2 Komik zwischen Subversion und Stabilisierung
von Beziehungsstrukturen................................................................................93
3.2.3 Komik und Konfliktdynamik vor dem Hintergrund der
Beziehungsdimensionen Dauer und Tiefe........................................................97
3.2.4 Fazit Beziehungsebene.....................................................................................99
3.3 Komik und Konflikt auf der Sachebene.................................................................101
3.3.1 Verständnispathologien durch Komik als Konfliktpotentiale........................101
3.3.2 Zur Schwierigkeit einer Bearbeitung komikbedingter Konflikte
auf der Sachebene...........................................................................................105
3.3.3 Fazit Sachebene .............................................................................................107
3.4 Komik und Konflikt auf der Ausdrucksebene......................................................107
3.4.1 Grundlagen zu Ausdruck, Konflikt und Komik ............................................108
3.4.2 Konfliktpotentiale durch Komik auf der Ausdrucksebene.............................112
3.4.3 Zur Schwierigkeit einer Bearbeitung komikbedingter Konflikte
auf der Ausdrucksebene.................................................................................117
3.4.4 Fazit Ausdrucksebene ...................................................................................119
3.5 Komik und Konflikt auf der Lenkungsebene........................................................120
3.5.1 Komik und Konfliktvermeidung –
Ein spannungsreduktionstheoretischer Fokus................................................124
3.5.1.1 Komisches Konflikt-Coping..........................................................125
3.5.1.2 Soziale Sicherheitsventilfunktion konversationaler Komik...........133
3.5.1.3 Komik als Sündenbockmechanismus.............................................134
3.5.1.4 Konfliktkanalisierung durch Komik
auf Organisationsstrukturen...........................................................137
3.5.1.5 Zwischenfazit: Komik und Konfliktvermeidung...........................138
3.5.2 Komik und polarisierende Konfliktbearbeitung –
Ein superioritätstheoretischer Fokus...............................................................140