Table Of ContentHeidi Albisser Schleger · Marcel Mertz
Barbara Meyer-Zehnder · Stella Reiter-Theil
Klinische Ethik –
METAP
Leitlinie für Entscheidungen
am Krankenbett
2. Auflage
Heidi Albisser Schleger
Marcel Mertz
Barbara Meyer-Zehnder
Stella Reiter-Theil
KLINISCHE ETHIK – METAP
LEITLINIE FÜR ENTSCHEIDUNGEN AM KRANKENBETT
Heidi Albisser Schleger
Marcel Mertz
Barbara Meyer-Zehnder
Stella Reiter-Theil
KLINISCHE ETHIK – METAP
LEITLINIE FÜR ENTSCHEIDUNGEN AM KRANKENBETT
2., aktualisierte und ergänzte Auflage
Unter Mitarbeit von Ralf Jox, Karin Brückmüller, Erny Gillen,
Dieter Ferring, Jean Kraus, Martine Hoffmann und Georges Rotink
HTTP://WWW.KLINISCHEETHIK-METAP.CH
UNTER DIESER ADRESSE KÖNNEN INFORMATIONEN
UND ZUSATZMATERIAL BEZOGEN WERDEN.
IV
Dr. Heidi Albisser Schleger, PhD, RN, MSc
Dr. Marcel Mertz, MA
Dr. Barbara Meyer-Zehnder
Prof. Dr. Stella Reiter-Theil, Dipl.-Psych.
Klinische Ethik
Universitätsspital Basel
Universitäre psychiatrische Kliniken
Wilhelm-Klein-Str. 27
CH-4012 Basel
Ergänzendes Material finden Sie unter http://extras.springer.com
ISBN 978-3-662-58216-9 (print) 978-3-662-58217-6 (eBook)
https://doi.org/10.1007/978-3-662-58217-6
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V
VORWORT ZUR 2. AUFLAGE
Seit dem ersten Erscheinen dieses Buches sind fünf Jahre vergangen
– für die Implementierung und Bewährung von Innovationen ist das
noch keine lange Zeit. Dennoch hat METAP bereits eine beachtliche
Bekanntheit erlangt, vor allem im deutschsprachigen Raum. Und
so benötigen wir heute eine zweite Auflage – auch wenn ein e-Book
verfügbar ist – um dem Wunsch mancher Leserinnen und Leser
nach dem Buch zum In-die-Hand-Nehmen zu entsprechen. Die
ins Buch eingelegte Kurzfassung, das „Leporello“, wird weiterhin
auch in größerer Zahl über die Website zu beziehen sein. Die nun
vorliegende 2. Auflage hat nur kleinere Überarbeitungen erfahren,
z.B. Einarbeitung von neuer Literatur, neue gesetzliche Vorgaben.
Manche Erwartungen der Autorengruppe an die Resonanz des
Projektes METAP wurden freilich nicht ganz erfüllt: Man hätte sich
vielleicht gewünscht, dass das Modell in den Institutionen schneller
Verbreitung findet oder konsequenter etabliert wird. Möglicherweise
hätte es interessierten klinischen Gruppen geholfen, von vornherein
eine noch gezieltere Anleitung zur Implementierung zu erhalten.
„Häufig gestellte Fragen“ – und Antworten – haben wir inzwischen auf
die METAP-Website aufgenommen. Im positiven Sinne übertroffen
wurden die Erwartungen aber durch die zahlreichen, auch
internationalen Reaktionen und Vortragseinladungen zum Thema,
das große, anerkennende Echo in Weiterbildungsveranstaltungen
und nicht zuletzt auch durch einzelne Auszeichnungen für klinische
Gruppen, die bereits mit METAP arbeiten.
Auch wenn im Gesundheitswesen kritische Stimmen oft zu
überwiegen scheinen, stehen wir bezüglich der Ethik in Kliniken
und anderen Einrichtungen der Patientenversorgung im Jahr
2017 vor einer wesentlich günstigeren Situation als vor fünf
Jahren: Viele haben bereits etablierte Ethik-Strukturen, die für
die ethische Beratung von Fällen oder Grundsatzfragen kompetent
und zugänglich sind. Und aus manchen Zentren werden bereits
Studien zur Evaluation der Ethikberatung publiziert. Mitglieder
von Ethikkomitees oder Ethikforen interessieren sich für METAP
und möchten ihrerseits dazu beitragen, dass nach diesem Modell
gearbeitet wird – unter anderem deshalb, weil es wissenschaftlich
fundiert ist. Ihnen kommt dabei eine wichtige Schlüsselrolle
zu. Sie stehen für die qualifizierte Ausübung der Ethikberatung
– die sogenannte Stufe vier im METAP-Eskalationsmodell. In
der Ethikberatung (Ethikkonsultation) wird den Ratsuchenden
VI
umfassende Unterstützung angeboten; Fachpersonen und Teams
erleben, wie eine konstruktive Lösungssuche für schwierige
ethische Fragen in der Praxis gelingen kann. Ausgehend von
dieser Erfahrung können sie, zusammen mit ihrem Ethikkomitee,
zusätzlich auch niederschwellige Stufen der ethischen Reflexion
– die METAP-Stufen eins bis drei – im klinisch-praktischen
Alltag vor Ort einrichten und dabei die kompetente Begleitung
durch ihr Ethikkomitee in Anspruch nehmen. So kann die
Implementierung von Ethik in die Patientenversorgung an die
jeweiligen Rahmenbedingungen angepasst erfolgen: Sie trägt nicht
die Handschrift der Fremdbestimmung oder der Bürokratie, und sie
stellt auch die Selbständigkeit von Teams oder Abteilungsleitungen
nicht in Frage. Zugleich ermöglicht die Unterstützung und Begleitung
durch eine existierende, fachlich ausgewiesene Ethik-Struktur auch
eine Pflege der Qualität aller Prozesse, die im Namen von „Ethik“
unternommen werden. Ein mitunter befürchteter Abwärts-Trend,
nach dem Stufenmodelle Teams dazu verleiten, stets die einfachste
(und vielleicht eine zu einfache) Herangehensweise zu wählen, muss
nicht eintreten, wenn alle Optionen der gestuften Unterstützung zur
Verfügung stehen und professionell gepflegt werden.
METAP wurde (unter anderem dank großzügiger
Forschungsförderung) in einem Schweizer Universitätsklinikum
entwickelt. Somit könnte der Schluss naheliegen, das Modell sei
vermutlich nur für die Patientenversorgung auf allerhöchster
Versorgungsstufe geeignet. Es passt durchaus in die
Universitätsmedizin wohlhabender Länder, das ist wahr, obwohl es
mit seinem Fokus auf der Versorgungsgerechtigkeit durchaus anders
ansetzt als der Autonomie-orientierte Mainstream der Medizinethik.
Wie sich jedoch in den letzten fünf Jahren herausstellte, lässt sich
mit METAP auch gut in anderen, teilweise weniger privilegierten
Kontexten arbeiten: in großen oder kleinen kommunalen und
regionalen Krankenhäusern, in Pflegeeinrichtungen und ebenso in
Gemeinschaftspraxen. In diesem Sinne wünschen wir allen, die sich
für METAP interessieren, gute und konstruktive Erfahrungen und
freuen uns auf kommende Berichte.
Die vorliegende, zweite Auflage konnte erfreulicher Weise wieder
mit Hilfe des Springer-Verlags realisiert werden. Im Namen der
Beteiligten danke ich allen, die das Projekt in den verschiedenen
Phasen finanziell unterstützt haben. Es sind dies: Schweizerischer
Nationalfonds (Nr. 3200B0-113724 und 32003B-125122), Verein
zur Förderung von Wissenschaft und Ausbildung (Departement
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Anästhesie, Universitätsspital Basel), Gottfried und Julia Bangerter-
Rhyner-Stiftung, Käthe-Zingg-Schwichtenberg-Fonds, Werenfels-
Fonds und Fonds zur Förderung von Lehre und Forschung der
Freien Akademischen Gesellschaft Basel, Nora van Meeuwen-
Häfliger-Stiftung, OPO-Stiftung, Olga Mayenfisch-Stiftung, Ruth
und Paul Wallach Stiftung.
Ebenso möchte ich all denjenigen danken, die sich für die
Ethik in der Patientenversorgung engagiert haben und die ihre
Fachkompetenz auf den unterschiedlichen „Stufen“, mit mehr oder
weniger Sichtbarkeit, eingebracht haben.
Basel, im Herbst 2017
Im Namen der Projektgruppe
Prof. Dr. Stella Reiter-Theil
Leitung der Abteilung Klinische Ethik, Geschäftsführung
Ethikbeiräte, Universitätsspital Basel und Universitäre
Psychiatrische Kliniken Basel, Universität Basel
Auszeichnungen:
Schwager Award 2016, ICCEC Washington D.C., USA. Project: “Application of adapted METAP methodology for clinical ethics
consultation in Bulgaria”, Prof. Dr. Silviya Aleksandrova-Jankulovska, PhD, DSc, Medical University of Pleven, Bulgaria.
Schweizerische Gesellschaft für Intensivmedizin 2017, St. Gallen. Beste Orale Präsentation Pflege: Ethische Fragen der Pflege.
U. Barandun Schäfer, A. Ulrich, B. Meyer-Zehnder, IA Frey.
Best Papers‘ Award 2013, ICCEC, München. Vortrag „Supporting and developing the ethical competence of clinicians by
introducing a medical ethical guideline: data from an evaluation”, Valentin Schnurrer (METAP-Projektmitarbeiter).
Referenzen:
Reiter-Theil S, Schürmann J (2016) The ‘Big Five’ in 100 Clinical Ethics Consultation Cases. Evaluating three years of ethics
support in the Basel University Hospitals. Bioethica Forum 9(2):12-22
Streuli JC, Staubli G, Pfändler-Poletti M et al. (2014) Five-year experience of clinical ethics consultations in a pediatric teaching
hospital. Eur J Pediatr 173: 629-636
Swetz KM, Crowley ME, Hook C et al. (2007) Report of 255 clinical ethics consultations and review of the literature.
Mayo Clin Proc 82(6):686-91
Tapper EB, Vercler CJ, Cruze D et al. (2010) Ethics Consultation at a large urban Public Teaching Hospital. Mayo Clin Proc 85(5):
433-438
IX
VORWORT ZUR 1. AUFLAGE
Mit dem vorliegenden Band und dem beiliegenden Leporello soll ein
Beitrag geleistet werden zu einer guten Betreuung von Patienten
und Patientinnen. METAP richtet sich an alle, die am Krankenbett
stehen und denen es ein Anliegen ist, ethische Entscheide auf
sorgfältige Überlegungen und Beratungen zu stützen.
Dieses Projekt und seine Komponenten wurden in intensiver
Zusammenarbeit von den vier Mitgliedern der Projektgruppe
erarbeitet: Dr. Heidi Albisser Schleger, Marcel Mertz, MA,
Dr. Barbara Meyer-Zehnder und Prof. Stella Reiter-Theil.
Unsere klinischen Kooperationspartner, vor allem Prof.
Hans Pargger und Prof. Reto Kressig, deren Teams und
weitere Gruppen sowie zusätzlich eingeladene Experten und
Expertinnen leisteten dabei wertvolle Beiträge. Eine Vielzahl
von Fachgebieten – wissenschaftlichen und klinischen –
hat zusammengewirkt, um der Komplexität der Aufgabenstellung
möglichst gerecht zu werden. Gleichwohl betrachten wir das
vorliegende Arbeitsergebnis als „work in progress“, einen Entwurf.
Dieses Projekt wäre nicht möglich gewesen ohne die Unterstützung
zahlreicher Institutionen und Personen. Für finanzielle Unterstützung
danken wir dem Schweizerischen Nationalfonds; dieser hatte –
und ebenso die Deutsche Forschungsgemeinschaft und die
Robert Bosch Stiftung – auch frühere Projekte, insbesondere
Problemanalysen, gefördert, auf denen wir heute aufbauen. Das
Departement Anästhesie, Universitätsspital Basel, hat dem Projekt
stets wertvolle Rückendeckung und auch finanzielle Hilfe gegeben.
Dem Käthe Zingg Schwichtenberg Fonds, der Nora van Meeuwen
Haefliger Stiftung sowie der Bangerter Rhyner Stiftung sei für
ergänzende Unterstützung gedankt.
Es ist uns von Anfang an wichtig gewesen, das Projekt in der „scientific
community“ grenzüberschreitend zu diskutieren. Seit Beginn
unserer Arbeit an METAP haben europäische und amerikanische
Kollegen uns Anregungen und Anerkennung gegeben, die dem
Projekt zugute kamen; dafür sind wir sehr dankbar.
Unser besonderer Dank gilt den lokalen Kooperationspartnern:
Der beeindruckende Einsatz vieler Mitarbeitender aus dem
Universitätsspital Basel, vor allem der Operativen Intensivbehandlung
sowie der Akutgeriatrie, die sich konstruktiv an den klinischen
Panelgruppen beteiligt und dafür auch Freizeit eingesetzt haben,
X
hat die angestrebte Validierung und Konsentierung der in METAP
enthaltenen Grundlagen möglich gemacht.
Von Seiten des Springer-Verlags danken wir Frau Dr. Renate
Scheddin, Director Books, und ihrem Team für ihre Begleitung
der Publikation. Ein persönlicher Dank geht an Prof. Dr. Toni Graf-
Baumann, der erneut wertvollen Rat und viele Ideen beisteuerte,
die halfen, METAP als Buch zu realisieren.
Basel, im Sommer 2011
Im Namen der Projektgruppe
Prof. Dr. Stella Reiter-Theil
Leitung Klinische Ethik Support & Begleitforschung,
Universitätsspital Basel, UPK, Institut für Bio- und Medizinethik
Basel, Schweiz
XI
VORWORT DER KLINISCHEN PARTNER
Die ursprüngliche Idee zu METAP entstand aus einem Bedürfnis
klinisch tätiger Ärzte und Ärztinnen sowie Pflegenden nach einem
Hilfsmittel für die Implementierung von medizinethischem Wissen
und ethischen Entscheidungsfindungsprozessen in die klinische
Routine. Besonders Kliniken mit Schwersterkrankten oder
Betagten sehen sich häufig und rund um die Uhr mit ethischen
Fragestellungen konfrontiert. Unsystematische und oft stark
nach persönlichen Wertvorstellungen geleitete Lösungsversuche
äußern sich nicht selten in interprofessionellen Spannungen,
Burnout-Phänomenen und Differenzen zwischen Angehörigen und
den Behandlungsteams. METAP ist das Resultat einer fruchtbaren
Zusammenarbeit zwischen klinisch tätigen Spezialisten und
Fachleuten der Medizinethik mit dem Ziel, klinisch Tätige in
ihren Bemühungen um Verbesserungen der Ethik-Prozesse zu
unterstützen und anzuleiten.
Bücher zur Medizinethik gibt es viele. Was unterscheidet
METAP von all diesen anderen Werken? Mit den zahlreichen
Hilfsmitteln zur Implementierung und Durchführung der
ethischen Entscheidungsfindung gibt METAP den klinischen
Praktikern ein Instrument an die Hand, mit dem sie die ethische
Problemklärung systematisch und soweit als möglich in eigener
Regie durchführen können. Ein integratives Modell erleichtert die
Entscheidungsfindung. METAP ist zudem wissenschaftlich fundiert,
was seine Überzeugungskraft gerade in der klinischen Medizin
stärkt.
Wir wenden METAP bereits seit vielen Monaten an. Haben sich
unsere Erwartungen erfüllt? METAP hat das ethische Bewusstsein
unserer Stationen verändert. Die Beachtung ethischer Aspekte
in der Behandlung unserer Patienten ist heute, in einem guten
Sinn, „Routine“ geworden. Dies geht aber nicht von selbst! Wir
haben gelernt, dass es nicht genügt, die Notwendigkeit von Ethik-
Prozessen zu erkennen und ein Instrumentarium wie METAP zur
Verfügung zu haben; vielmehr müssen die täglichen Medizin- bzw.
Pflegeprozesse um eine Ethik-Komponente erweitert werden.
Mit anderen Worten, die Behandlung von spezifischen ethischen
Fragestellungen muss strukturiert im Tages- oder Wochenablauf
integriert sein, unabhängig davon, ob ein vulnerabler Patient auf
der Station liegt oder nicht. Für uns hat es sich als untauglich
erwiesen, dass die Mitarbeiter quasi auf eine spezielle ethische