Table Of ContentHerausgegeben Kleist-
von Ingo Breuer
Handbuch
Leben – Werk – Wirkung
Sonderausgabe
Verlag J. B. Metzler
Stuttgart · Weimar
Der Herausgeber
Ingo Breuer, geb. 1962, 2001 Promotion, ist
Studienrat im Hochschuldienst für Neuere
deutsche Literaturwissenschaft an der Univer-
sität Köln, Mitherausgeber des Kleist-Jahrbuchs,
Vorstandsmitglied der Heinrich-von-Kleist-
Gesellschaft.
Bibliografische Information der Deutschen National-
bibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese
Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN: 978-3-476-02527-2
ISBN 978-3-476-01309-5 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-476-01309-5
Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist
urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb © 2013 Springer-Verlag GmbH Deutschland
der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Ursprünglich erschienen bei J. B. Metzler’sche
Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel
Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Verlag GmbH in Stuttgart 2013
Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die
Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen www.metzlerverlag.de
Systemen. [email protected]
V
Inhaltsverzeichnis
Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VII 3. Zeitungen und Zeitschriften . . . . 162
Siglen und Hinweise . . . . . . . . . . . . . VIII 3.1 Phöbus. Ein Journal für die Kunst. . . 162
3.2 Berliner Abendblätter . . . . . . . . . 166
I. Leben und Werk 4. Schriften zur Politik . . . . . . . . . 173
5. Lyrik . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175
1. Biographische Skizze. . . . . . . . . 1
6. Briefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . 180
2. Zeittafel. . . . . . . . . . . . . . . . . 5
3. Editionsgeschichte . . . . . . . . . . 11
III. Konfigurationen:
Epochen und Autoren
II. Werke
1. Antike. . . . . . . . . . . . . . . . . . 185
1. Dramen. . . . . . . . . . . . . . . . . 15
2. Mittelalter. . . . . . . . . . . . . . . . 189
1.1 Tragödie, Trauerspiel, Schauspiel. . . 15
3. Frühe Neuzeit . . . . . . . . . . . . . 192
1.2 Komödie . . . . . . . . . . . . . . . . 21
4. Französische Aufklärung . . . . . . . 195
1.3 Die Familie Schroffenstein . . . . . . . 27
5. Deutsche Aufklärung . . . . . . . . . 203
1.4 Der zerbrochne Krug . . . . . . . . . . 33
6. Kant . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 206
1.5 Amphitryon. Ein Lustspiel nach Molière 41
7. Wieland. . . . . . . . . . . . . . . . . 208
1.6 Penthesilea . . . . . . . . . . . . . . . 50
8. Goethe . . . . . . . . . . . . . . . . . 214
1.7 Robert Guiskard,
9. Schiller . . . . . . . . . . . . . . . . . 219
Herzog der Normänner . . . . . . . . 62
10. Romantik . . . . . . . . . . . . . . . . 227
1.8 Das Käthchen von Heilbronn . . . . . 67
1.9 Die Herrmannsschlacht . . . . . . . . 76
1.10 Prinz Friedrich von Homburg . . . . . 80 IV. Kontexte: Quellen,
2. Erzählungen . . . . . . . . . . . . . . 90 Diskurse, kulturelle Codes
2.1 Erzählung, Novelle, Anekdote . . . . 90
2.2 Michael Kohlhaas. . . . . . . . . . . . 97 1. Adel und Adelskultur . . . . . . . . . 241
2.3 Die Marquise von O… . . . . . . . . . 106 2. Anthropologie . . . . . . . . . . . . . 243
2.4 Das Erdbeben in Chili . . . . . . . . . 114 3. Ästhetik. . . . . . . . . . . . . . . . . 246
2.5 Die Verlobung in St. Domingo. . . . . 121 4. Bildende Kunst. . . . . . . . . . . . . 251
2.6 Das Bettelweib von Locarno . . . . . . 128 5. Medien . . . . . . . . . . . . . . . . . 256
2.7 Der Findling . . . . . . . . . . . . . . 133 6. Militärwesen . . . . . . . . . . . . . . 258
2.8 Die heilige Cäcilie oder die Gewalt 7. Moralistik. . . . . . . . . . . . . . . . 260
der Musik . . . . . . . . . . . . . . . . 137 8. Musik . . . . . . . . . . . . . . . . . . 262
2.9 Der Zweikampf . . . . . . . . . . . . . 142 9. Naturwissenschaften . . . . . . . . . 265
2.10 Über die allmählige Verfertigung 10. Politik . . . . . . . . . . . . . . . . . . 268
der Gedanken beim Reden. . . . . . . 150 11. Recht und Justiz . . . . . . . . . . . . 272
2.11 Über das Marionettentheater . . . . . 152 12. Religion und Kirche . . . . . . . . . . 276
2.12 Unwahrscheinliche Wahrhaftigkeiten 156 13. Rhetorik. . . . . . . . . . . . . . . . . 279
2.13 Empfindungen vor Friedrichs 14. Sozietäten. . . . . . . . . . . . . . . . 283
Seelandschaft . . . . . . . . . . . . . . 160 15. Theater . . . . . . . . . . . . . . . . . 285
VI Inhaltsverzeichnis
V. Konzeptionen: Denkfiguren, 3. Dekonstruktion . . . . . . . . . . . . 390
4. Kulturwissenschaften . . . . . . . . . 394
Begriffe, Motive
5. Gender-Forschung. . . . . . . . . . . 397
1. Aufmerksamkeit . . . . . . . . . . . . 289 6. Postkolonialismus . . . . . . . . . . . 400
2. Bildlichkeit und Metaphorik . . . . . 291 7. Medienwissenschaft . . . . . . . . . . 402
3. Dramaturgie und dramatischer 8. Ausblick. . . . . . . . . . . . . . . . . 404
Stil. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 295
4. Duell und Zweikampf . . . . . . . . . 300
VII. Rezeption und Wirkung
5. Eigentum . . . . . . . . . . . . . . . . 302
6. Erkenntnis und Wahrheit. . . . . . . 304
1. Rezeption und Wirkung in der
7. Erzählen und Erzählung . . . . . . . 309
deutschsprachigen Literatur . . . . 410
8. Familie und Genealogie. . . . . . . . 312
1.1 1811 bis 1880. . . . . . . . . . . . . . 410
9. Gefühle und Affekte. . . . . . . . . . 315
1.2 1870 bis 1911. . . . . . . . . . . . . . 413
10. Geschlecht . . . . . . . . . . . . . . . 318
1.3 1911 bis 1933. . . . . . . . . . . . . . 418
11. Gespräch . . . . . . . . . . . . . . . . 321
1.4 Nationalsozialismus . . . . . . . . . . 425
12. Gewalt und Verbrechen . . . . . . . . 323
1.5 DDR. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 427
13. Glaube und Aberglaube . . . . . . . . 326
1.6 Bundesrepublik Deutschland,
14. Glück . . . . . . . . . . . . . . . . . . 328
Österreich, Schweiz nach 1945 . . . . 431
15. Grazie . . . . . . . . . . . . . . . . . . 331
16. Identität. . . . . . . . . . . . . . . . . 333 2. Internationale Rezeption und
17. Ironie . . . . . . . . . . . . . . . . . . 338 Wirkung . . . . . . . . . . . . . . . . 436
18. Körper und Körpersprache . . . . . . 340 2.1 Frankreich . . . . . . . . . . . . . . . 436
19. Lachen . . . . . . . . . . . . . . . . . 342 2.2 Spanien, Mittel- und Südamerika . . 440
20. Liebe und Freundschaft . . . . . . . . 344 2.3 Großbritannien . . . . . . . . . . . . 444
21. Nation. . . . . . . . . . . . . . . . . . 346 2.4 Skandinavien. . . . . . . . . . . . . . 446
22. Natur . . . . . . . . . . . . . . . . . . 349 2.5 Russland und Osteuropa . . . . . . . 447
23. Paradies und Idylle. . . . . . . . . . . 351 2.6 Japan . . . . . . . . . . . . . . . . . . 450
24. Schönheit . . . . . . . . . . . . . . . . 354 2.7 China . . . . . . . . . . . . . . . . . . 453
25. Schrift und Schreiben . . . . . . . . . 357
3. Weitere Rezeption und Wirkung . . 454
26. Schuld und Scham. . . . . . . . . . . 359
3.1 Inszenierungen. . . . . . . . . . . . . 454
27. Sprache . . . . . . . . . . . . . . . . . 361
3.2 Musiktheater . . . . . . . . . . . . . . 456
28. Staat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 364
3.3 Hörspiele . . . . . . . . . . . . . . . . 458
29. Stimme . . . . . . . . . . . . . . . . . 366
3.4 Filme . . . . . . . . . . . . . . . . . . 459
30. Sturz und Fall. . . . . . . . . . . . . . 367
3.5 Kunst . . . . . . . . . . . . . . . . . . 464
31. Tod . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 369
3.6 Kleist in der Schule . . . . . . . . . . 469
32. Traum. . . . . . . . . . . . . . . . . . 371
3.7 Kleist-Preis . . . . . . . . . . . . . . . 474
33. Wahn und Wahnsinn . . . . . . . . . 373
34. Wunder und Magie . . . . . . . . . . 375
35. Zufall . . . . . . . . . . . . . . . . . . 379 VIII. Anhang
1. Auswahlbibliographie . . . . . . . . 475
VI. Forschungsansätze
2. Archive, Nachlässe, Institutionen . . 480
1. Psychoanalyse . . . . . . . . . . . . . 383
3. Die Autorinnen und Autoren . . . . 481
2. Strukturalismus und
Poststrukturalismus . . . . . . . . . . 387 4. Personenregister . . . . . . . . . . . 484
VII
Vorwort
Kleist übt nicht nur als rätselhafte Persön lichkeit Ein Anhang mit Auswahlbibliographie, Perso-
noch immer eine große Faszination aus – auch nenregister und Verzeichnis der Autorinnen und
seine nicht minder verrätselten und rätselhaften Autoren schließt den Band ab.
Werke wurden immer wieder zum Ausgangs- Der Herausgeber hat sich bemüht, die ›Politik‹
punkt von künstlerischen Auseinan der setzungen fortzuführen, die seine Arbeit als Redakteur und
und ›Prüfstein‹ neuer wissen schaftlicher Frage- Mitherausgeber des Kleist-Jahrbuchs geprägt hat:
stel lun gen. Angesichts der inzwischen recht un- die wissenschaftliche Diskussion auch über Gren-
übersichtlichen Forschungs lage soll das Kleist- zen (und Gräben) zwischen unterschiedlichen
Handbuch Grundlagen informa tionen und we- Schulen, Methoden und ›Lagern‹ hinweg in Gang
sentliche wissenschaft liche Ergebnisse bündeln zu halten – und ist dankbar dafür, so viele Mit-
und weitere Anregun gen für eine Beschäftigung streiterinnen und Mitstreiter für diese Sache ge-
mit Kleists Leben und Werk geben. Kulturwissen- wonnen zu haben.
schaftliche Perspek tiven stehen dabei im Vorder- Herzlich gedankt sei all jenen, die in direkter
grund. Dieses Handbuch richtet sich also grund- oder indirekter Weise bei der Planung und
sätzlich an alle Kleist-interessierten Leserinnen Durchführung dieses Projekts mitgeholfen ha-
und Leser, denen das Handbuch als Orientierung ben. Die wesentliche Anregung für die Gliede-
dienen soll. rung dieses Bands steuerte Hans Jürgen Scheuer
Die Kapitel I. und II. liefern zunächst Informa- bei, doch auch viele andere Beiträgerinnen und
tionen zum Leben und den Werken, zu ihrer Ent- Beiträger lieferten immer wieder entscheidende
stehungsgeschichte und den Drucken, Quellen Anregungen und Hilfestellungen, vermittelten
und Einflüssen, Kontexten, Hintergründen und weitere Autorin nen und Autoren usw. – Mitgear-
Deutungen sowie in ausgewählten Fällen auch beitet haben in verschiedenen Phasen auch meine
Hinweise zur Rezeption und Wirkung. ehemaligen Praktikantinnen Julia Gutterman,
Die Kapitel III. (»Konfigurationen«), IV. Maaike Luttikhuis (Amsterdam) und Debora
(»Kontexte«) und V. (»Konzeptionen«) erschlie- Francione (Neapel) sowie meine Kölner Mitar-
ßen Leben und Werk in systematischer Art und beiterinnen und Mitarbeiter Christina Zander,
Weise. Im dritten Kapitel werden die Einflüsse Kathrin Schuchmann, Britta Junker, Maximilian
anderer Autoren und Philosophen sowie die Po- Mengeringhaus und vor allem Kristina Lahl,
sition Kleists in/zu diversen Strömungen und der ich für die tatkräftige Unterstützung bei der
Epochen dargestellt und im vierten Kapitel die Endredaktion danke. Zu besonderem Dank ver-
für ihn besonders relevanten Diskurse und kultu- pflichtet bin ich Günter Blamberger, der mich
rellen Codes, Wissensordnungen und gesell- mit Kleist infiziert hat, Bernd Lutz, der mich zu
schaftlichen Institutionen. Das fünfte Kapitel diesem Projekt überredet hat, und vor allem Ute
präsentiert Denkfiguren, Begriffe und Motive. Hechtfischer, die dann – assistiert von Franziska
Das Kapitel VI. widmet sich der wissenschaft- Remeika – die Mühen der verlegerischen und re-
lichen Rezeption und Diskussion, während der daktionellen Ebenen mit dem Herausgeber zu
Schwerpunkt von Kapitel VII. auf der kulturellen meistern hatte.
Rezeption und Wirkung Kleists liegt. Ingo Breuer
VIII
Siglen und Hinweise
Aus Gründen besserer Lesbarkeit wird in diesem Abgekürzt zitiert werden auch die verbreitetsten
Band nicht mit Fußnoten gearbeitet, sondern mit Textsammlungen zu Kleists Leben, Werk und
Kurzverweisen in Klammern im Text (Name Jahr, Wirkung:
ggf. Seite), die im Literaturverzeichnis am Ende Lebensspuren: Heinrich von Kleists Lebensspu-
des jeweiligen Beitrags aufgelöst werden. Zur ren. Dokumente und Berichte der Zeitgenossen.
Entlastung dieser Literaturverzeichnisse wurden Hg. von Helmut Sembdner. Erweiterte Neuaus-
– in Anlehnung an die Kleist-Jahrbücher – Siglen gabe, Frankfurt a.M. 1977 u.ö. – Zitiert mit Doku-
für einige besonders häufig zitierte Titel und Pe- ment nummer; z. B. »Lebensspuren Nr. 462«.
riodika benutzt. Nachruhm: Heinrich von Kleists Nachruhm. Hg.
Kleists Werke werden – wenn nicht anders ver- von Helmut Sembdner. Erweiterte Neuausgabe,
merkt – nach der neuesten abgeschlossenen München 1996 u.ö. – Zitiert mit Dokumentnum-
Werkausgabe zitiert: mer; z. B. »Nachruhm Nr. 442a«.
DKV: Heinrich von Kleist: Sämtliche Werke und
Briefe in 4 Bänden. Hg. von Ilse-Marie Barth, Bei den mit Siglen wiedergegebenen Jahrbüchern
Klaus Müller-Salget, Stefan Ormanns und Hin- und Fachzeitschriften handelt es sich ausschließ-
rich C. Seeba. Frankfurt a.M. 1991ff. lich um die einschlägigen ›Kleist-Periodika‹ (an-
dere Periodika werden nicht mit Sigle zitiert, son-
In einzelnen Fällen war die Benutzung anderer dern ggf. mit dem geläufigen Kurztitel, wo dieser
Ausgaben unumgänglich. Es handelt sich um: eindeutig ist):
BA: Berliner Abendblätter. Hg. von Heinrich von Beiträge: Beiträge zur Kleist-Forschung. Hg. von
Kleist. Berlin 1810f. [diverse Reprint-Ausgaben]. der Kleist-Gedenk- und Forschungsstätte (seit
– Zitiert mit Angabe des Blatts bzw. der Nummer 2000: Kleist-Museum) in Frankfurt an der
für das 1. bzw. 2. Quartal; z. B. (BA, Bl. 77) bzw. Oder, 1/1974ff. – Also z. B. »Beiträge 17 (2003),
(BA, Nr. 1). 445–453«.
BKA: Heinrich von Kleist: Sämtliche Werke. Ber- BKB: Berliner Kleist-Blätter (Nr. 1–4) bzw. Bran-
liner/Brandenburger Ausgabe. Hg. von Roland denburger Kleist-Blätter (Nr. 5ff.), Beilage zur
Reuß und Peter Staengle. Basel/Frankfurt a.M. BKA, 1/1988ff. – Also z. B. »BKB 8, 301–345«.
1988ff. – Zitiert mit Abteilung/Band, Seitenzahl; HKB: Heilbronner Kleist-Blätter. Hg. im Auftrag
z. B. (BKA II/1, 91). der Stadt Heilbronn vom Kleist-Archiv Sembd-
Phöbus: Phöbus. Ein Journal für die Kunst. Hg. ner, 1/1996ff. – Also z. B. »HKB 3, 45–47«.
von Heinrich von Kleist und Adam H. Müller. KJb: Kleist-Jahrbuch. Hg. von der Heinrich-von-
Reprogr. Nachdruck mit Nachwort und Kom- Kleist-Gesellschaft, 1980ff. – Also z. B. »KJb 2002,
mentar von Helmut Sembdner. Darmstadt 1982. 271«.
– Zitiert mit Seitenzahl des Nachdrucks.
SW: Heinrich von Kleist: Sämtliche Werke in
zwei Bänden. Hg. von Helmut Sembdner. Mün-
chen 1952 u.ö. Zitiert mit hochgestellter Aufla-
genziffer, Band, Seite, z. B. »SW2 II, 24«.
1
I. Leben und Werk
1. Biographische Skizze unsere Familie herabzuringen« (ebd., 319).
»Ohne Lebensplan leben, heißt vom Zufall er-
Kleists ›tragisches Schicksal‹ ist häufig beschwo- warten, ob er uns so glücklich machen werde, wie
ren worden: Der frühe Tod der Eltern, schwierige wir es selbst nicht begreifen« (ebd., 40), schreibt
Familienverhältnisse, die sogenannte ›Kant- er 1799 in einem seiner unerträglich belehrenden
Krise‹ (»Wenn alle Menschen statt der Augen frühen Briefe, hier an seine Halbschwester Ulrike
grüne Gläser hätten, so würden sie urtheilen von Kleist. Der Versuch aber, einen konkreten
müssen, die Gegenstände, welche sie dadurch er- Lebensplan zu definieren, misslingt ihm bereits
blicken, sind grün«, erklärt er am 22. März 1801 zu dieser Zeit: »Ein Lebensplan ist – –« (ebd.).
seiner Verlobten Wilhelmine von Z enge zu dieser Der Gedankenstrich als Ausdruck einer
Erkenntniskrise; DKV IV, 205), gescheiterte oder Sprachkrise, die seiner › Kant-Krise‹ vorausging,
abgebrochene berufliche und private Pläne lie- wird ebenso zum ›Markenzeichen‹ Kleists wie die
ßen sich leicht als Vorboten seines Selbstmords erfolglosen Projekte: Seine vermeintliche Absicht
am 21. November 1811 an der Reichsstraße von vom Herbst 1801, im Gefolge eines rousseau-
Berlin nach Potsdam nahe des Kleinen Wannsees schen ›Zurück zur Natur‹ in der Schweiz als
deuten, wenn nicht auch regelmäßig euphorisch »Bauer« zu leben (ebd., 275), scheitert an der po-
betriebene Projekte und tatsächliche Erfolge zu litischen Instabilität im Land; eine dauerhafte
verzeichnen wären. Anstellung beim preußischen Finanzdepartment
Im Alter von 14 Jahren tritt er in das Potsda- (1805/06) für die Verwaltung der fränkischen
mer Vorzeigeregiment »Garde« ein, dessen Offi- Provinzen wird vereitelt, da Preußen diese Pro-
ziere Kontakt mit dem Berliner Hof und dem vinzen nach der Niederlage bei Jena und Auer-
preußischen König pflegten und mit dem er 1793 stedt an Bayern abtreten muss; 1807 wird er bei
bis 1795 in den ›Ersten Koalitionskrieg‹ gegen einem Besuch im französisch besetzten Berlin für
das Napoleonische Frankreich zieht. Als Soldat ein halbes Jahr unter Spionageverdacht inhaftiert;
lernt er Literatur und Philosophie der Aufklä- und erfolglos plant er 1807 die Gründung einer
rung kennen und schätzen, steuert damit aber auf Buchhandlung mit Verlag. Und als er sich als
einen inneren Konflikt zu. 1799 entscheidet er Zeitschriften- und Zeitungsherausgeber versucht,
sich, den »Stand zu verlassen, in welchem ich von gehen sowohl die Kulturzeitschrift Phöbus (1808/
zwei durchaus entgegengesetzten Prinzipien un- 09) als auch die Berliner Abendblätter (1810/11),
aufhörlich gemartert wurde«, denn für eine auf- eine frühe Form der Tageszeitung, nicht zuletzt
geklärte Gesinnung erscheint das preußische Mi- aufgrund von Fehlkalkulationen, konzeptionel-
litärwesen als »lebendiges Monument der Tyran- len Widersprüchen oder politischen Repressio-
nei« (ebd., 27). Im steten Beharren auf seiner nen bankrott, während die Zeitschrift Germania
Autonomie (»Meine Vernunft will es so, u[nd] 1809 nicht einmal über das Planungsstadium
das ist genug«; ebd., 275) plant er zunächst eine hinausk ommt.
Karriere als Gelehrter und schließlich als Dichter, Manch andere ›Krise‹ scheint allerdings ›kal-
womit er im Rahmen der standestypischen Opti- kulierter‹: Von seinem Studium an der Universi-
onen bleibt, aber seine Familie aus einem alten tät in Frankfurt an der Oder 1799/1800 will ihn
preußischen Adelsgeschlecht mit zahlreichen Mi- die allzu starke Orientierung an einer gesell-
litärkarrieren enttäuscht. Bei all den wechselnden schaftlichen Nützlichkeit abgestoßen haben, 1801
Projekten verfolgt er zumindest durchgängig den in Paris sei ihm dagegen ein »wissenschaftlicher
einen Plan, »zu so vielen Kränzen noch einen auf Mensch« im Vergleich mit einem »handelnden«
2 I. Leben und Werk
allzu »ekelhaft« erschienen (ebd., 273). Solche ven Erfolg des Erstlings Familie Schroffenstein,
widersprüchlichen Begründungen dürften nicht das die gegen Goethe und Schlegel gerichtete
nur Studienprobleme aufgrund seines Alters und Zeitschrift Der Freimüthige als »Wiege des Ge-
einiger Bildungsdefizite kaschieren, sondern nies« bezeichnete (zit. nach Kommentar, DKV I,
können auch als Vorwand gegenüber der Familie 467), gerät Kleist offenbar in eine tatsächliche
verstanden werden, um aus der Vorbereitung zu Krise: Das Guiskard-Stück sollte »unfehlbar ein
einem Brotberuf in ein Leben als Dichter zu Glied« in der »Reihe der menschlichen Erfindun-
wechseln, was bis zu einem gewissen Grad auch gen« werden (und damit seiner Rehabilitation bei
für seine Krankheitsphasen 1802, 1803 und 1806 der Familie und am Hof dienen), doch sei noch
gelten mag, die den durch Familie und Hof aus- nicht die Zeit gekommen für den, »der sie einst
geübten Anpassungs- und Karrieredruck ver- ausspricht« (DKV IV, 320). Er vernichtet das Ma-
minderten. nuskript (überliefert ist ein neu verfasstes und
Dass Kleist in Simulation und Dissimulation, 1808 im Phöbus erschienenes Fragment) und will
Täuschungen und Finten beschlagen war, belegt Ende 1803 bei der geplanten Eroberung Englands
nicht nur seine geheimnisvolle, aber offenbar er- durch die napoleonischen Truppen den »schönen
folgreiche ›Würzburger Reise‹, sondern auch sein Tod der Schlachten« sterben (ebd., 321); der Plan
literarisches und publizistisches Œuvre. Auch misslingt, er wird nach Preußen zurückbeordert,
bleibt manch eine ›Krise‹ die Quelle produktiver verzögert die Heimreise jedoch um gut ein halbes
Neuanfänge: Die im Jahr seiner Volljährigkeit Jahr, das ebenso rätselhaft bleibt wie die ›Würz-
(1801) eintretende › Kant-Krise‹ dient ihm nicht burger Reise‹ von 1800. In beiden Fällen existiert
nur als Anlass für seine erste Paris-Reise, sondern nicht viel mehr als Spekulationen über eine
markiert auch den Beginn seiner schriftstelleri- Krankheit oder Dienste als Spion bzw. Kurier.
schen Tätigkeit, bei der er sich in der Tradition Nach längeren beruflichen Unsicherheiten tritt
der dichtenden Familienmitglieder Ewald von er nach seiner Ankunft in Königsberg (1805) wie-
Kleist (1715–59) und Franz Alexander von Kleist der als Schriftsteller hervor: Der zerbrochne Krug
(1769–97) sehen konnte. Ab Ende 1801 arbeitete (gedruckt 1811) und Amphitryon (gedruckt 1807)
er am Trauerspiel Die Familie Schroffenstein und werden fertiggestellt, er beginnt die Erzählungen
ab 1802 an seinem ›Schicksalsstück‹ Robert Guis- Michael Kohlhaas und Das Erdbeben in Chili so-
kard. Während Die Familie Schroffenstein Ende wie das Trauerspiel Penthesilea (gedruckt 1808),
1802 bei Heinrich G eßner gedruckt und (wohl das er ebenso wie dessen »Kehrseite« (ebd., 398),
ohne Kleists Wissen) 1804 in Graz uraufgeführt das Schauspiel Das Käthchen von Heilbronn (Ur-
wurde, blieben nicht nur das Trauerspiel Robert aufführung und Erstdruck 1810), im Jahre 1807
Guiskard, sondern auch die 1803 begonnenen abschließt. 1808/09 erscheint die Zeitschrift Phö-
Lustspiele Der zerbrochne Krug und Amphitryon bus, in die er neben Auszügen aus seinen Dramen
(›nach Molière‹) vorerst unvollendet. Bei seinem und dem Kohlhaas eigene Epigramme, Fabeln
Schweizer Aufenthalt 1801/02 pflegte er Umgang und Gelegenheitsgedichte aufnimmt. In diese
mit dem populären Schriftsteller, Publizisten, Zeit fällt auch seine ›Politisierung‹: Fertiggestellt
Politi ker und ehemaligen Studienkollegen Hein- wurden die später als ›vaterländische Geschichts-
rich Zschokke, dem Buchhändler, Verleger und dramen‹ verstandenen Werke Prinz Friedrich von
Schrift steller Heinrich Geßner und dem Schrift- Homburg. Ein Schauspiel und Die Herrmanns-
steller Ludwig Wieland, mit dem Kleist zudem schlacht. Ein Drama, das zunächst nur in Ab-
Anfang 1803 in der Nähe von Weimar bei dessen schriften kursiert; er verfasst patriotische Lyrik
Vater, dem berühmten Schriftsteller Christoph und Prosa, projektiert erfolglos die patriotische
Martin Wieland, weilte. Dieser drängte ihn ent- Zeitschrift Germania und paktiert mit dem anti-
schieden zur Fertigstellung des Guiskard, »auch napoleonischen Widerstand. In seine letzten bei-
wenn der ganze Kaukasus und Alles auf Sie den Lebensjahre (1810/11) fällt schließlich die
drückte« (ebd., 317). Trotz (oder auch wegen) Publikation seiner Erzählungen in zwei Bänden
dieser prominenten Förderung und dem relati- und der Berliner Abendblätter, also zwei ›niede-