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BRIEF
DAS MAGAZIN DER PROFILWERKSTATT
NR. 8 – 2014
2 Werkstattbrief Nr. 8–2014
Werkstattbrief goes Werkbank: Immer wenn Sie
dieses Icon sehen, führen wir die Texte auf unserem
Blog „Werkbank" www.profilwerkstatt.de/werkbank
weiter – aus anderen Blickwinkeln. Das wird nicht
ein seitig – für den nächsten Werkstattbrief werden
wir Themen über den Blog andenken, testen und in
Print vertiefen.
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Keine Angst vor Fehlers Wer Angst vorm Stolpern hat, wird nie gehen lernen Denkt Worst Case, seid fehlert Keiner liest mich Zielgruppe? Ach Gott: alle! BCP Responsive ändert alles Wir haben gar kein Thema Profilwerkstatt-Termine Und wenn's nicht schmeckt?
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d statt waren aufgerufen, in unserem „Ideeninkuba-
Aag tor“ genannten Meetinghaus ihre Ängste zu Papier
zu bringen. Unser Kreativdirektor Sebastian Sell hat
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r sie in S zene gesetzt.
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ij Im Text – der anderen Perspektive - widmen wir uns
besonders der Angst vor Fehlern und plädieren auf
allen Seiten uneingeschränkt für Mut. Für den Mut,
Der eine hat Angst vor Spinnen, der andere vor Hun- Fehler zu machen. Oder auf jeden Fall bei einer Ent-
den, der Dritte vor dem Fahrstuhlfahren. Es gibt scheidung einzukalkulieren, dass es ein Fehler sein
auch die Angst davor, dass einem Erdnussbutter am könnte – und sich trotzdem zu entscheiden und
Gaumen kleben bleibt (wissenschaftlich: Arachibu- nicht ständig „Cover my ass“ zu spielen. Denn ohne
tyrophobie. Kein Scheiß.) Und so gut wie alle haben Mut zu Fehlern und Mut zu Entscheidungen ist Still-
Angst vor Fehlern. Privat wie beruflich – Fehler will stand. Fehler sind nur vermeintlich immer schlecht.
keiner machen. Im Job merken wir das immer wieder, Intelligenz, sagt der Risikoforscher Professor Gerd
weil so wenige die Verantwortung übernehmen Gigerenzer, zeichnet sich dadurch aus, dass man
wollen – lieber wird dutzendfach in Meetings disku- Fehler macht. In den meisten Firmen gelten Fehler
tiert, zehn Kollegen per „CC“ mitverhaftet, die Ent- als absolute Karrierebremse. Diese Einstellung ist
scheidung immer wieder vertagt ... Also widmen wir der erste Fehler.
uns doch einmal dieser Angst vor Fehlern und der
Angst, eine Fehlentscheidung zu treffen. Herausge- Martina Keller und Ralf Ansorge
kommen ist dabei eine Angstbetrachtung aus zwei
Perspektiven und ein Heft mit sehr persönlichem
Inhalt. Denn die Illustrationen – das sind unsere Angst? Hier geht’s zum
gezeichneten Ängste (zum Making-of geht’s über (Horror-)Film
. http://bit.ly/zu-ho-fi
den QR-Code). Alle 35 Mitarbeiter der Profilwerk-
4 Werkstattbrief Nr. 8–2014
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Anghler„ e GMh„grtEluialsoeuaBsarabobtict üulare hee.dodr“bknrtn oafitWz ,toEvd s. e– alAb,aio ap inlRwemsnsb tss ük Xie eot moeRocrernalrk m ülilwvnta rlhd uc iceomae,aaknh icudhlsnbehtg ses el nz.s, i irb R,2ucc.au iSek0hEü bhpspi g0 acemereviak u rielriFn a elhsFfnl emuwecl aCsiehhenfle ao Btltsml eicS e :enabn rhapcahre.ei uheciclFinnese htrfeF le emdlTtBeheon.sarr“ah ln P,an esSPr laai lcre pGngeab ewrsietpeeeenlizgosn ralr , iaen mdsrsni.gmnaat i it cg-st h ,t ,t
nicht so weit verbreitet.
von RALF ANSORGE
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Stellen wir uns das einmal vor: „Hauptsache, du läufst!“ als
einer der Bewertungsparameter, wenn hinterher darüber
Fdiskutiert werden muss, warum in der Präsentation, beim Kon-
zept, bei der Kampagne selbst doch etwas nicht glatt lief.
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Spannend? Stattdessen regiert ganz oft die „German Angst“ in
deutschen Unternehmen und Agenturen. Als „typisch deutsche
Zögerlichkeit“ ist dieser Begriff laut Wikipedia in das internationa-
le Sprachrepertoire eingegangen. Man kann das aber auch mit:
„Hauptsache, keine Fehler“ übersetzen. Diese Mentalität führt da-
rzu, dass Projekte einfach versanden, weil sich keiner traut, die Sa-
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che in die Hand zu nehmen. Oder sie enden auf dem kleinsten
gemeinsamen Nenner – auch nicht gerade der Stoff, aus dem
Erfolge gemacht sind.
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oGuardiola, so beschreibt es Christian Eichler, Autor der Frank-
furter Allgemeinen Sonntagszeitung in einem Porträt über den
Cheftrainer des FC Bayern, „hat dieses typische deutsche Festhal-
ten an dem, was bisher funktioniert hat, diese Angst vor dem spie-
lerischen Ausprobieren anderer Möglichkeiten, einfach übergan-
K gen, ja ignoriert.“ Vielleicht kann man das leichter starten mit
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vielen Titeln im Gepäck. Aber andererseits ist der FC
Bayern nicht dafür bekannt, lange jeden Spaß mit-
zumachen. Es gehört Selbstbewusstsein dazu, Mut
zu Fehlern.
Das ist also ein Plädoyer für das spielerische
Ausprobieren – und für Fehler. Ein Plädoyer für das
Ausprobieren von ungewöhnlichen Konzepten (wie
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6 Werkstattbrief Nr. 8–2014
gemacht zu haben oder gescheitert zu sein? Gewin-
ner und Erfolgslieferanten sind gern gesehen –
daher werden Fehler auch schneller vertuscht statt
konstruktiv damit umzugehen. Besser wäre es,
Fehler zu eskalieren, damit nach Lösungen gesucht
werden kann.“
Fehler zu machen, weil in den meisten Fällen sofort Fehler sind gut!
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gen sind Risiko. „Und Scheitern ist nicht sexy“, sagt
Hildebrandt. „Wer gibt schon gern zu, einen Fehler
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philosophisch ist, er richtet sich an Unternehmen: Ein bekanntes Mot-
to bei Google lautet „Lieber hinterher mal um Vergebung bitten, als
vorher immer um Erlaubnis fragen." Das sei nichts für Angsthasen, die
Schwierigkeiten haben, selbst Entscheidungen zu treffen. Das sei
auch nichts für „Micro-Manager“ wie Dietrich das nennt, die meinten,
dass es vor allem darauf ankomme, dass in ihrem Team keine Fehler
gemacht werden. „Denn der Weg zu Innovationen ist mit Fehlern
gepflastert“, ist Elke Schüttelkopf überzeugt.
Fehler sind also gut – das sieht man nicht nur bei Google, sondern
auch bei Apple, bei Microsoft, bei vielen großen Unternehmens- und
Agenturvorbildern, die sich eben nicht nur dadurch auszeichnen, dass
sie bunte Büros, Chill-Zonen, Tennisplätze und kostenlose Kantinen
haben. Fehler sind gut – zumindest die, die nicht dadurch entstehen,
dass jemand im entscheidenden Moment sein Hirn abgeschaltet hat-
te. Oder den Fehler zuließ, weil er ihn vermeintlich nichts anging, Prin-
zip: „Ist doch nicht meine Abteilung.“ Solche Fehler sind einfach nur –
dumm. W
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Wer Angst vorm S
wird nie gehen ler
Warum gibt es in Unternehmen immer noch Je schwerer der Rucksack ist, desto weniger
recht selten eine positive Fehlerkultur? kommen wir in unserem Leben weiter. Da lohnt
Elke M. Schüttelkopf: Lassen wir die Kirche im es sich, mal zu entrümpeln. Wir können vieles, das
Dorf. Auf der sachlichen Ebene läuft vieles sehr uns bremst, ad acta legen. Wenn wir uns freier
gut. Wir haben einen weitgehend guten Umgang und leichter fühlen, trauen wir uns mehr zu, wa-
mit Fehlern. Da hat sich im letzten Jahrhundert gen mehr und haben auch mehr Erfolg.
sehr viel zum Guten verändert. Wir haben in den
meisten Firmen ein hohes Fehlerbewusstsein, Warum schadet die Angst vor Fehlern?
gute Fehlererkennungsprozesse, gute Fehlerbear- Schüttelkopf: Wer Angst vorm Stolpern hat,
beitungsmethoden etc. wird nie gehen lernen. Wer Angst vor Fehlern
Auf der emotionalen Ebene gibt es jedoch noch hat, bleibt stehen und blockiert die eigene Weiter-
viel Verbesserungsbedarf. Zwar ist das „Züchti- entwicklung. Angst bindet Energien. Aber
gungsrecht“ schon eine Zeit lang abgeschafft und wir brauchen die Energie, um aus einem Fehler zu
werden Schreien und Schimpfen mittlerweile als lernen, um besser zu werden. Stolpern gehört
grobes Fehlverhalten bewertet, aber Schuldigen- dazu, wenn man Fort-Schritte machen will. Von
suche, Beschuldigungen, Vorwürfe, Abwertungen daher ist es gut, sich mit Fehlern anzufreunden,
sowie Spott und Hohn sind noch immer weit ver- Fehler als einen Schritt in einem Entwicklungspro-
breitet. Auf der zwischenmenschlichen Ebene gibt zess zu sehen und den lösungsorientierten Um-
es noch viel zu tun! Und es gibt viel zu viel Angst gang mit Fehlern zu fördern.
vor Fehlern ...
Woher kommt die Angst vor Entscheidungen
Weshalb haben wir Angst vor Fehlern? gerade auch bei Führungskräften?
Schüttelkopf: Jeder schleppt einen Rucksack Schüttelkopf: Entscheidungen trifft man
an Erfahrungen mit sich herum, die unser Denken immer mit einem Risiko. Im Augenblick der Ent-
und Tun bestimmen. In diesem Rucksack stecken scheidung hält man sie für richtig. Ansonsten
manchmal gute Fehlererfahrungen aus Elternhaus würde man sich ja anders entscheiden. Doch erst
und Schule, oft auch schlechte. Wir haben im Laufe später stellen sie sich als richtig oder falsch
unseres Lebens viele negative Reaktionen gesam- heraus. Dann sagt man, das war ein Fehler. Hinter
melt: die enttäuschten Blicke der Eltern, die ab- der Angst vor Entscheidungen steckt folglich die
weisenden Gesten oder schlechten Noten der Angst, einen Fehler zu machen.
Lehrkräfte, die wütenden Worte der Führungs- Hinter der Angst vor Fehlern steckt wieder-
kräfte, den Spott und Hohn unserer Kollegen und um die Angst vor Strafe. In vielen Unternehmen ist
Kolleginnen ... diese Angst berechtigt – da werden Fehlende
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t o l p e r n hat,
rnen
Die Fehlerkulturspezialistin Elke Schüttelkopf
über den konstruktiven Umgang mit Fehlern.
von RALF ANSORGE
bekämpft und nicht die Fehler. Doch Schuldigensu- Ohne die Möglichkeit, Fehler zu machen,
che und Köpfe rollen lassen sind kontraproduk- kommt wenig Neues zustande – warum
tiv. Sie fressen nicht nur Arbeitszeit und Motivati- wird das Potenzial nicht genutzt?
on, sie führen auch zu Stillstand. Dann geht man Schüttelkopf: Fehler machen allein schafft
lieber kein Risiko ein, macht man lieber nichts, noch keine Innovation. Neues entsteht erst durch
trifft lieber keine Entscheidung. das Lernen aus Fehlern. Aber da stehen wir uns zu
Aber: Fehlerängstlichkeit ist ein Kardinalfehler! oft selbst im Weg: Wir gestehen uns eigene Fehler
nicht ein, wir leugnen sie vor anderen oder
Wie kann in Unternehmen und Agenturen reden sie klein. Leider verhindern wir damit unsere
konstruktiv mit Fehlern umgegangen wer- eigene Entwicklung. Wir stellen häufig auch ande-
den? re bloß, beschämen sie, machen ihnen Vorwürfe.
Schüttelkopf: Es ist wichtig, die Angst vor Doch damit hemmen wir ihre Lernprozesse.
Fehlern abzubauen. Wir brauchen mehr Verständ- Wir reagieren auf Fehler sehr unsachlich, mit
nis, dass uns allen immer wieder Fehler passieren. vielen negativen Emotionen. Im Grunde ist das ein
Und dass wir trotz sorgfältig vorbereiteter Ent- Kleinkindverhalten. Wir agieren wie ängstli-
scheidungen mitunter auch falsche Entschei- che Kinder, die eine Strafe abwenden wollen. Und
dungen treffen. die sich ein bisschen größer und besser fühlen,
Dazu brauchen wir einen offenen und unauf- wenn sie anderen „ätsch, bätsch“ zurufen.
geregten Umgang mit Fehlern. Eine gute Fehler- Was wir jedoch brauchen, ist ein reifer und
kultur zeichnet sich dadurch aus, dass man offen kooperativer Umgang miteinander – auch im
und ruhig über Fehler spricht, gemeinsam Ursa- Umgang mit Fehlern. Nur so können wir uns wei-
chen statt Schuldige sucht und Verbesserungs- terentwickeln, nur so können Unternehmen flo-
maßnahmen setzt – und somit gemeinsam aus rieren und Innovationen schaffen. Da kommt man
Fehlern lernt und Schritt für Schritt besser, mit Fehlervermeidung nicht weiter. Da braucht es
produktiver und erfolgreicher wird. eine hohe Fehlerfreundlichkeit, viel Mut zu intel-
ligenten und innovativen Fehlern und eine hohe
Fehlerkompetenz, um richtig mit Fehlern umzu-
Fehler machen? Ja, bitte, findet
Elke M. Schüttelkopf. Sie ist Ge- gehen. Denn der Weg zu Innovationen ist mit Feh-
schäftsführerin von Elke Schüt- lern gepflastert. W
telkopf Consulting und berät
Unternehmen beim Aufbau und
der Weiterentwicklung einer
organisationalen Fehlerkultur.
Mehr zum Thema unter www.
fehlerkultur.com und im Ratge-
ber „Lernen aus Fehlern: Wie
man aus Schaden klug wird“.
10 Werkstattbrief Nr. 8–2014
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Durch ständige Angst,
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l etwas falsch zu machen,
eskgehen Potenzial, Kreati-
vität und vor allem gute
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r tIdeen verloren. Dabei
ist es sinnvoll, sich das
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Schlimmste vorzustel-
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len, um seine Angst zu
a
verlieren.
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von RUTH WEBER
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as ist das
Schlimms-
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n te, das pas-
sieren kann?“ Das ist eine der Lieb-
lingsfragen von Gilbert Dietrich. Und
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eine, mit der sich Führungskräfte und
t Entscheider viel zu selten auseinan-
dersetzen. Denn wenn es darum geht,
i einen neuen Weg zu gehen, etwas
auszuprobieren oder ein Projekt auf
d eine unkonventionelle Art umzuset-
zen – also innovativ zu sein –, ist es
häufig die Angst vor Fehlern, die krea-
tives Handeln verhindert.
Description:formance Indicators (KPI) keine Stan- dards. jeder seine eigenen KPI zusammenbaut? Ars Poetica formulierte, fordert von der Dichtkunst, dass sie