KÄRNTNER Physikalische Medizin und Allgemeine Rehabilitation Disease Management ...

60 Pages·2016·6.47 MB·German

KÄRNTNER
Nr. 3, März 2016
Ärztezeitung
P.b.b. Ärztekammer für Kärnten · 9020 Klagenfurt · St. Veiter Straße 34 · 02 Z032563
Physikalische Medizin und
Allgemeine Rehabilitation
Disease Management-Programm
für Diabetes mellitus vor dem Start
„ Eine Bank, die mich
als Ärztin versteht.“
Für uns zählt, was für Sie zählt.
Sie haben klare Vorstellungen und Ziele. Deshalb unterstützen wir Sie und Ihre Ideen mit der passenden
Finanzlösung:
Mag. Michaela Brunner, Kundenbetreuerin Freie Berufe, Region Villach & Oberkärnten, Mobil 050100 6 31610
[email protected]
Mag. Renate Klobucar, Kundenbetreuerin Freie Berufe, Region Klagenfurt & Unterkärnten, Mobil 050100 6 30234
[email protected]
Mag. Johannes Dotter, Koordinator Freie Berufe, Kundenbetreuer Freie Berufe, Region Klagenfurt & Unterkärnten
Mobil 050100 6 30422, [email protected]
Besuchen Sie uns auf:
www.s-aerzteservice.at facebook.com/erstebank.sparkasse
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Editorial
Wenn Grenzen
überschritten werden
Im immer wieder lesenswerten Rechtspanorama der Tageszeitung Fehler besonders groß. Zunächst wurden dem LKH Stolzalpe alle
„Die Presse“ wurde am 6. März 2016 über eine OGH-Entscheidung be- Betten der Abteilung für Innere Medizin entzogen. Eine große or-
„ Eine Bank, die mich richtet, die für unser Gesundheitssystem bedeutungsvoll ist. Nach thopädische Abteilung muss in Folge dessen mit immer weniger
einer lege artis durchgeführten Operation wurden wegen Folgebe- internistischem Knowhow auskommen, obendrein wurden die Öff-
schwerden Schmerzensgeld, Pflegekosten, Verdienstentgang, Verun- nungszeiten einer Interne-Ambulanz kürzlich drastisch reduziert. Im
als Ärztin versteht.“
staltungsentschädigung und pauschale Kosten eingeklagt. Die nicht ganzen Bezirk existiert kein internistisches Bett. Die Transportwege
dringende Operation wurde schon achtzehn Stunden nach erfolgter sind allerdings außerordentlich lang: Notarzteinsätze gestalten sich
Aufklärung durchgeführt. Eine Aufklärung über OP-Risken habe je- mühsam über Stunden, die Wartezeiten auf freie Transportkapazitä-
doch „so rechtzeitig zu erfolgen, dass dem Patienten eine angemes- ten werden immer länger. Für den westlichen Bereich des Bezirkes
sene Überlegungsfrist bleibt, um das Für und Wider der Operation ist das LKH Knittelfeld ca. 70, das DOKH Friesach ungefähr 50 km
abzuwägen“, erinnerte der OGH. „Die Überlegungsfrist hat umso län- entfernt. Psychiatrische Notfälle müssen gar nach Graz überwiesen
ger zu sein, je weniger dringend die ärztliche Maßnahme ist bzw. je werden.
größer die damit verbundenen Gesundheitsrisiken sind.“
Die zur Eile, Kostenersparnis und immer kürzerer stationärer Aufent- Im niedergelassenen Murauer Bereich gibt es derzeit Bestrebungen,
haltsdauer drängenden österreichischen Gesundheitsreformen müs- dem Netzwerk Styriamed.net beizutreten: ein lohnenswerter Ansatz.
sen kritisch beobachtet werden. Wir haben die Pflicht, uns mit ärztli- In abgeänderter Form käme vielleicht auch für Kärnten eine solche
chen Empfehlungen nach dem Wohl der Patienten zu orientieren. Vernetzung in Frage. Unsere Titelgeschichte beleuchtet ebenfalls
Chefetagen, Kontrollärzte, Zielsteuerungskommissionen dürfen die Mängel des Gesundheitssystems: ausgerechnet in einem Fach von
Beziehung Arzt und Patient in keiner Weise beeinflussen. Die Politik rasch zunehmender Bedeutung wird momentan eine Facharztstelle
soll ihre Grenzen nicht überschreiten. nicht nachbesetzt und ein Primariat nicht ausgeschrieben! Der rasch
In unserer letzten Ausgabe widmeten wir uns Teilaspekten der medi- zunehmende Bedarf für Physikalische Medizin und Allgemeiner Re-
zinischen Modellregion Bezirk St. Veit. Lesen Sie dazu den launigen habilitation wird seitens GKK und KABEG ausgeblendet! Wir danken
Leserbrief unseres Kollegen Dr. Cencig aus Völkermarkt. Leider sind Fachgruppenobmann Dr. Peter Lukacs für seine präzise Analyse des
die Versorgungsgegebenheiten geographisch höchst unterschied- Problems.
lich und erfüllen oft nicht einmal gesetzliche Mindeststandards. So ist Dr. Andreas Ruhdorfer
im steirischen Bezirk Murau die Verbitterung wegen arger politischer [email protected]
Für uns zählt, was für Sie zählt.
Sie haben klare Vorstellungen und Ziele. Deshalb unterstützen wir Sie und Ihre Ideen mit der passenden
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Inhalt
editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
Wir Ärzte müssen uns wehren! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
Viele offene Fragen, aber eLGA-Werbe-Offensive
schreitet voran . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
Darf politik im spital tun, was sie will? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
Wie Wahlärzte das Gesundheitssystem
gefährden und wie man wen untergriffig anpatzt . . . . . . . . 6
Wir Ärzte lassen uns nicht zum Feindbild machen! . . . . . . . 7
physikalische medizin und
Allgemeine rehabilitation (pmr) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8–11
Dr. Peter Lukacs, Fachgruppenobmann der Fachgruppe PMR
Zöliakie und Glutensensitivität –
ist Gluten allein das problem? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12–13
pankreaskarzinom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14–15
(cid:40)(cid:74)(cid:68)(cid:79)(cid:15)(cid:3)(cid:82)(cid:69)(cid:3)(cid:44)(cid:75)(cid:85)(cid:3)
Therapie Aktiv – Diabetes im Griff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16–17 (cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:42)(cid:79)(cid:68)(cid:86)(cid:3)(cid:75)(cid:68)(cid:79)(cid:69)(cid:3)(cid:89)(cid:82)(cid:79)(cid:79)(cid:3)
Hämangiome . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 (cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:82)(cid:71)(cid:72)(cid:85)(cid:85)(cid:3)(cid:75)(cid:68)(cid:79)(cid:69)(cid:3)(cid:79)(cid:72)(cid:72)(cid:85)(cid:3)(cid:76)(cid:86)(cid:87)(cid:3)(cid:177)
univ .-prof . Dr . sabine Horn übernimmt die (cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:86)(cid:68)(cid:74)(cid:72)(cid:81)(cid:3)(cid:54)(cid:76)(cid:72)(cid:3)(cid:72)(cid:86)(cid:3)(cid:88)(cid:81)(cid:86)(cid:4)
Interne Abteilung im LKH Villach . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
(cid:90)(cid:90)(cid:90)(cid:90)(cid:90)(cid:90)(cid:17)(cid:17)(cid:87)(cid:87)(cid:88)(cid:88)(cid:85)(cid:85)(cid:81)(cid:81)(cid:88)(cid:88)(cid:86)(cid:86)(cid:72)(cid:72)(cid:89)(cid:89)(cid:68)(cid:68)(cid:79)(cid:79)(cid:88)(cid:88)(cid:76)(cid:76)(cid:72)(cid:72)(cid:85)(cid:85)(cid:85)(cid:88)(cid:88)(cid:88)(cid:81)(cid:81)(cid:81)(cid:74)(cid:74)(cid:74)(cid:17)(cid:17)(cid:17)(cid:68)(cid:68)(cid:68)(cid:87)(cid:87)(cid:87)
Internationales Qualitätssiegel für
elisabethinen-Krankenhaus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 (cid:3)
Leserbrief: modellregion st . Veit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 (cid:40)(cid:81)(cid:87)(cid:90)(cid:88)(cid:85)(cid:73)(cid:3)(cid:46)(cid:68)(cid:72)(cid:85)(cid:81)(cid:87)(cid:72)(cid:81)(cid:17)(cid:76)(cid:81)(cid:71)(cid:71)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:20) (cid:21)(cid:27)(cid:17)(cid:19)(cid:26)(cid:17)(cid:21)(cid:19)(cid:20)(cid:20)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:20)(cid:25)(cid:29)(cid:21)(cid:19)(cid:29)(cid:23)(cid:19)
sonderthema: praxisGründung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23–26
Nachruf: Dr . Alberich pieringer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
Cirs-medical:
Impressum
postoperative Überwachung mangelhaft . . . . . . . . . . . . . . . 28
Corporate Design verursacht Fehler · Medieninhaber (Verleger): Alleiniger Medieninhaber (Verleger) der „Kärntner Ärztezeitung” ist
bei der medikament Dispensierung . . . . . . . . . . . . . . . . 30–31 die Ärztekammer für Kärnten, Körperschaft öffentlichen Rechts,
9020 Klagenfurt, St. Veiter Straße 34.
Fortbildungsnachweis mit stichtag 1 . september 2016 . . . 29 · Herausgeber/Anzeigenverwaltung: Ärztekammer für Kärnten, 9020 Klagenfurt, St. Veiter Straße 34,
Tel.: [phone], Fax: [phone], E-Mail: [email protected] · Homepage: www.aekktn.at
Lex & tax: rund ums Auto . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32–33
· Layout nach Vorgaben des Presserefereten der Kärnter Ärztekammer, Dr. Andreas Ruhdorfer.
standesmeldungen/urlaube/Kleinanzeigen . . . . . . . . . 34–38 Titelgestaltung und Fotos Dr. Andreas Ruhdorfer odDerurck löbsuengiegn eauss etineerl Hltan db…zw. von shutterstock.com.
· Name des Herstellers: Satz- & Druck-Team GmbH.,
Fortbildungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39–44 9020 Klagenfurt, Feschnigstraße 232
· Verlags- und Herstellungsort: Klagenfurt FFeasxc h0ni4g6st3ra/ß4e6 20382 3· 9 0·2 0e -Kmlagaeinl:fu rot fafmic We@örtshderts.eaet · ·T ewl. w04w63.s/4d6t1.9a0t*
Änderung der satzung des Wohlfahrtsfonds . . . . . . . . . . . . 45 · Die grundlegende Aufgabenstellung der „Kärntner Ärztezeitung” ist die Information der
Kollegenschaft über alle sie interessierenden standespolitischen Belange. Darüber hinaus dient
Beitragsordnung 2016 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45–48 die „Kärntner Ärztezeitung” der Wahrnehmung und Förderung der gemeinsamen beruflichen,
sozialen und wirtschaftlichen Belange der Kammermitglieder sowie der Wahrung des ärztlichen
Allgemeine umlagenordnung 2016 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48–50
Berufsansehens und der ärztlichen Berufspflichten. Namentlich gezeichnete Artikel stellen die
Meinung des Verfassers dar und decken sich nicht unbedingt mit der Kammermeinung.
Krankengeld des Wohlfahrtsfonds . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50
Kärntner Ärzte-eisstockturnier 2016 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 Gender-MainstreaMinG
Aus Gründen der Lesbarkeit verzichten wir in dieser Broschüre auf die
exlibris . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53–55 Formulierung Ärztinnen /Ärzte und Fachärztinnen/-ärzte oder MedizinerInnen.
Es ist selbstverständlich, dass wir in allen Texten immer beide
Kultur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56–57
Geschlechter ansprechen.
2 März 2016 · www.aekktn.at
Standespolitik aktuell

Wir Ärzte müssen
uns wehren!
Causa Rainer hat Symbolkraft
präs . Dr . Josef Huber
Die Politik scheint mit Ärzten, die Fehlentwicklungen im Gesund- Wir Ärzte dürfen uns das nicht gefallen lassen. Ich habe auch am
heitswesen offen ansprechen, ein immer größeres Problem zu ha- 19. Februar 2016 eine scharfe Protestnote gegen diese Vorgangs-
ben. Besonders deutlich sieht man das an der inakzeptablen Art weise des Betriebsrates an die Medien verschickt.
und Weise, mit der die Wiener Spitalsgesellschaft KAV den gebür- Das bisherige gewerkschaftliche Konzept, alle Berufsgruppen im
tigen Kärntner Facharzt und Begründer der freien Ärztegewerk- Krankenhaus gegenüber dem Dienstgeber zu vertreten, ist damit
schaft „Asklepios“ Dr. Gernot Rainer loswerden will. Die Vollzieher endgültig an seine Grenzen gestoßen. Wir haben es bereits bei un-
des politischen Willens und Vertreter der herrschenden Gewerk- seren Gehaltsverhandlungen im Vorjahr erlebt, als ausgerechnet
schaft sind sich darin einig, einen unbequemen Mahner der Zu- der Betriebsrat einen Warnstreik von uns für illegal erklären wollte.
stände „mundtot“ zu machen. Trotz akuten Mangels an Ärzten will Bei einer Allianz von Gewerkschaft und Politik müssen wir Ärzte
ihn die Stadt Wien ab 1. Mai 2016 nicht mehr weiterbeschäftigen. achtgeben, dass unsere berechtigten Interessen nicht auf der Stre-
Laut einer Pressemitteilung des Nachrichtenmagazins „profil“ saß cke bleiben. Der Kampf von Dr. Gernot Rainer um Rehabilitierung
in der umstrittenen Kommission, die das beschlossen hat, auch der hat daher große Symbolkraft weit über Wien hinaus. Er steht für ein
Ehemann der Gesundheitsministerin als sozialdemokratischer Per- neues Selbstbewusstsein der Ärzteschaft. Es wäre fatal, wenn es
sonalvertreter. gelänge, ihn unter Assistenz der Gewerkschaft aus dem öffentli-
chen Gesundheitswesen „herauszuschießen“. Noch dazu mit dem
allianz von Gewerkschaft und Politik hanebüchenen Argument, dass er sich nicht mit dem Dienstgeber
Auch in Kärnten ist die Ärzteschaft in den Landesspitälern mit identifiziert hätte. Bei Bedarf kann es gegen jede und jeden vorge-
wachsenden Ressentiments einzelner Systemträger konfrontiert. bracht werden.
Zum Glück ist keine Kollegin/kein Kollege direkt existentiell be-
troffen wie Dr. Rainer, der die volle Solidarität unserer Berufsgrup- vor fehlentwicklunGen warnen
pe verdient. Das Gesundheitssystem ist viel zu wertvoll, als dass man seine Um-
In Kärnten geschieht das, indem sich der Zentralbetriebsrat auf gestaltung einer herrschenden Gruppe überlassen darf. Ange-
Kosten der Ärzte politisch und betrieblich profilieren will. Er for- sichts des Sparkurses werden die Ressourcen immer knapper. Wer
dert mehr Lohn für Pflegekräfte und macht in seiner Darstellung anderes als wir Ärzte soll vor den Fehlentwicklungen warnen? Die
dafür die Ärzte zu einer Art „Feindbild“. Sie hätten ja bereits höhe- Politik braucht für ihre Maßnahmen schweigende Vollzieher, die
re Gehälter erhalten, während für die Pflegekräfte nur mehr Arbeit sich nach Diktion des Wiener Spitalsverbundes mit dem Dienstge-
im Rahmen des mitverantwortlichen Tätigkeitsbereiches gemäß ber voll identifizieren, aber sie fürchtet kritische Geister, die diese
§ 15 GuKG resultiert. in Frage stellen. In diesem Spannungsfeld bewegen wir uns.
So, wie es in Wien einzigartig ist, dass der Betriebsrat dem Rauswurf
eines Arztes zustimmte, dessen Dienstzeugnis und kollegiales Ver-
Wenn das Arbeitsklima durch den Betriebsrat
halten tadellos sind, kann es nur Befremden auslösen, wenn ein
Gewerkschaftsvertreter in Kärnten eine Berufsgruppe gegen die vergiftet wird und unsere Berufsgruppen ent-
andere ausspielt. Und dies, obwohl die Gehaltserhöhung für die
zweit werden, könnte das Gesundheitssystem
Spitalsärzte bundesweit in ähnlicher Form vollzogen worden ist
und breiter Konsens darüber herrscht, dass sie marktkonform ist insgesamt in seinem Fortschritt schaden erleiden .
und Kärntens Spitäler wieder wettbewerbsfähig macht.

März 2016 · www.aekktn.at 3
Standespolitik aktuell
Viele offene Fragen, aber ELGA-
Werbe-Offensive schreitet voran
Die Marketingoffensive von Politik und Hauptverband für die an- Auch das Projekt Primärversorgungseinheiten sei dem Gesund-
geblich so wichtige elektronische Gesundheitsakte ELGA wurde heitsbarometer zufolge „gut angenommen“ worden. Die Opposi-
im Februar d. J. fortgesetzt: mit der eigenwilligen Interpretation tion sprach in diesem Zusammenhang von einer „bestellten Um-
einer Entscheidung des Verfassungsgerichtshofes und einer klei- frage“ und einer „Schönwetterpolitik“.
nen, vom Gesundheitsministerium bestellten Patientenumfrage. ÖÄK-Präsident Dr. Artur Wechselberger wies erneut darauf hin, dass
In Kärnten soll ELGA im Juli d. J. im LKH Villach starten. viele Fragen rund um ELGA ungeklärt und ihre Brauchbarkeit im
professionellen Medizinbetrieb nach wie vor nicht sichergestellt sei.
Ein Innsbrucker Arzt hatte im Vorjahr eine Individualbeschwerde Die Ärztekammer dränge seit Jahren auf eine patienten- und ärz-
beim Verfassungsgerichtshof eingebracht. Seine Abmeldung von tefreundliche Anwendbarkeit. Bis heute fehle jedoch die dazu not-
ELGA war nicht angenommen worden, weil das Gesetz dafür ei- wendige elektronische Dokumentenarchitektur. Es gibt noch im-
nen amtlichen Lichtbildausweis vorschreibt, der Arzt aber angab, mer keine brauchbare medizinische Suchfunktion. Vielfältige tech-
keinen Pass zu besitzen und nur die Kopie des Staatsbürger- nische Schwierigkeiten führten darüber hinaus zu erheblichen
schaftsnachweises beilegte. Damit sei die Abmeldung „unnötig Verzögerungen bei der Einführung. Ebenso offen sei die Finanzie-
erschwert“, argumentierte der Arzt und äußerte in Sachen Daten- rung. Wechselberger: „Bei ELGA handelt es sich um ein öffentliches
schutz oder Recht auf Privatsphäre auch Bedenken gegen das Infrastrukturprojekt, daher muss die Finanzierung auch durch die
ELGA-System an sich. Der VfGH hat sich inhaltlich mit dieser Be- öffentliche Hand erfolgen.“
schwerde nicht auseinandergesetzt, sondern ihre Prüfung an den
Verwaltungsgerichtshof abgetreten. Daher bleibt weiter offen, ob Vor allem die Beteiligung der niedergelassenen Ärzte am ELGA-
ELGA verfassungskonform ist. Projekt ist noch vollkommen offen. Die Frage, wie der erhebliche
zusätzliche Aufwand für die Mediziner abgegolten wird, ist nicht
Nichtsdestotrotz interpretiert der Hauptverband diese höchstge- einmal ansatzweise geklärt. „Bei den niedergelassenen Ärzten ist
richtliche Vorgangsweise als „grünes Licht“ für die weiter forcierte noch viel Überzeugungsarbeit nötig“, meinte auch GKK-Direktor
ELGA-Einführung. „Der Ausbau von ELGA, die für das österreichi- Dr. Johann Lintner. In Kärnten soll ELGA im Juli d. J. im LKH Villach
sche Gesundheitssystem eine wesentliche Effizienzsteigerung starten. Befunde und Entlassungsbriefe der Patienten werden
bringen wird, kann damit ungehindert weitergehen“, betonte die dann erfasst. Die weiteren Krankenanstalten der KABEG werden in
Verbandsvorsitzende des Hauptverbandes, Mag. Ulrike Rabmer- weiterer Folge bis zum Jahresende angebunden.
Koller.
Dr. Hans Zeger, Obmann der ARGE Daten, fordert weiterhin eine
Viel verspricht sie sich von der E-Medikation, die im April dieses Beendigung des ELGA-Projektes. Die Liste der in ELGA fehlenden
Jahres in der steirischen Pilotregion Deutschlandsberg beginnt. Gesundheitsdokumente sei endlos lang und reiche von medizini-
„Die Vermeidung von gefährlichen Wechselwirkungen und auf- schen Grunddaten wie Allergien, Impfungen und Medikamenten-
wendigen Doppelverordnungen stellt einen wesentlichen Beitrag Unverträglichkeiten bis zu Röntgen-, Ultraschall- oder Computer-
für das gesamte Gesundheitswesen dar“, sagt Rabmer-Koller. tomographie-Bildern. „ELGA ist eine bürokratische Kulisse, ein
Einen Vorteil sieht sie für die Patienten, dass diese rund um die Uhr aufgeblasener Schwindel, teuer und ohne medizinischen Nutzen“,
Einblick in ihre ELGA und ihre Befunde nehmen könnten und damit bringt er es auf den Punkt.
nicht auf Öffnungszeiten angewiesen seien.
Die komplett spitalslastige Akte werde auch in Zukunft keine Be-
Auch Gesundheitsministerin Dr. Sabine Oberhauser beteiligte sich funde niedergelassener Ärzte enthalten. Ein krasser Gegensatz zu
an dieser Werbeoffensive. Sie erblickt im Gesundheitsbarometer, dem ständig hörbaren Lippenbekenntnis der Gesundheitsrefor-
einer telefonischen Befragung von 3.000 Personen durch das Ins- mer zur Aufwertung des Hausarztes. Er bemängelt weiter, dass
titut für Strategieanalysen, den Beweis, dass ELGA eine hohe Ak- ELGA keine anerkannte Sicherheitszertifizierung, beispielsweise
zeptanz genieße. 82 % der Befragten hätten davon gehört, dop- nach ISO 27001, erhalten hat.
pelt so viele wie 2011. Zwei Drittel seien der Ansicht, dass ELGA die
Gesundheitsversorgung in Österreich verbessern könne. Vor allem
die besser verfügbaren Informationen würden als Pluspunkt gese-
hen. Die Befragten würden sich positive Auswirkungen auch auf
die Abstimmung zwischen einzelnen Ärzten erwarten.
4 März 2016 · www.aekktn.at
Standespolitik aktuell
Causa Rainer ein Testfall:
Darf Politik im Spital tun, was sie will?
„Dr. Gernot Rainer ist fachlich kompetent, setzt sich für seine Pati- schaMlose Politische einflussnahMe
enten ein, ist kollegial, teamfähig und hilfsbereit“. 27 der 29 Ärzte Von höchster Stelle wird gar nicht versucht, die politisch motivier-
an der Lungenabteilung des Otto-Wagner-Spitals in Wien unter- ten Beweggründe zu verschleiern. Vor dem Hintergrund eines brö-
schrieben diese Aussage. Die Führung der Wiener Spitäler versuch- ckelnden Gesundheitssystems, dem sukzessive die nötigen finan-
te, die Entfernung des engagierten Ärzte-Vertreters und Gründers ziellen Mittel fehlen, will man keine unbequemen Kritiker dulden.
der Ärztegewerkschaft „Asklepios“ mit angeblich mangelnden Die Botschaft an die Ärzte ist klar: Macht eure Arbeit und haltet
sozialen Fähigkeiten zu begründen. In Wahrheit geht es den Mäch- den Mund! Sonst nützt selbst die beste Qualifikation nichts.
tigen nur darum, einen unbequemen Mediziner, der es wagt, Miss- Die offizielle Begründung der Kommission für die Verweigerung
stände im Spitalssystem aufzuzeigen, mundtot zu machen. Sein der Vertragsverlängerung ist auch eine versteckte Drohung für alle
Kampf um Rehabilitation wird zum bundesweiten Testfall, ob die Bediensteten. „Mangelnde Identifikation mit den Gesamtinteres-
Politik im Gesundheitswesen Kritik unterdrücken und willkürlich sen der Stadt Wien“ als auch mit jenen der Dienststelle sind ein so
Personalpolitik betreiben darf. nebuloser Vorwurf, der bei Bedarf gegen jeden Bediensteten ins
Treffen geführt werden kann. Es sollte eigentlich im Interesse jeder
Befristete verträGe als druckMittel öffentlichen Körperschaft sein, dass Mängel im Spitalsablauf auf-
Ein jahrelanges System der subtilen Einschüchterung wird jetzt gezeigt werden, aber wenn deren Verantwortliche diese nicht be-
transparent. Die auch hierzulande verbreitete Strategie, dass die achten, gerät jeder Warner in Gefahr.
Spitäler jungen Ärzten während ihrer Ausbildung nur befristete „Seine Fachkenntnisse sind umfassend und über das eigene Aufga-
Verträge anbieten, bildet den Hintergrund der Causa Rainer. Der bengebiet hinausgehend vorhanden“; „Seine Lernbereitschaft ist
Dienstgeber brauchte ihn nicht zu kündigen, sondern nur seinen in hohem Ausmaß gegeben“; „Er hat ein ausgeprägtes analytisches
laufenden Vertrag auslaufen lassen. Denkvermögen sowie einen sicheren Blick für das Wesentliche“ –
Je mehr Details bekannt werden, desto klarer werden die politi- das alles steht im Dienstzeugnis von Dr. Rainer.
schen Verstrickungen. Die Entscheidung, dass Rainers Vertrag „Rainer ist aufgrund seiner hervorragenden fachlichen Fähigkeiten
nicht verlängert wird, fiel in der sogenannten Dauervertragskom- in nahezu jedem Bereich unserer Abteilung einsetzbar, sowohl was
mission, die sich aus zwei Vertretern des Spitalverbunds KAV, ei- Tagespräsenz (Ambulanz, Normalstation, Schlaflabor, Weaning
nem Mitglied des Landessanitätsrates und einem Personalvertre- Center), als auch Nachtdiensträder (Oberarzt, Intensivstation, Res-
ter zusammensetzt. piratory Care Unit/Respiratory Monitoring Unit) anbelangt. Es ge-
Der Personalvertreter, der gegen Rainer entschied, war der Ehe- lingt ihm, die fachlichen Fähigkeiten durch seine Einfühlsamkeit
mann von Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser. Warum er und seine Kommunikationsfähigkeit seinen Patienten zu vermit-
als Betriebsrat gegen seinen Kollegen entschied, ohne dass er die teln. Auch in medizinischen Notfallsituationen können wir durch
eindeutige Pro-Rainer-Stimmung der betroffenen Abteilung er- seine intensivmedizinische Kompetenz und seine besonnene Art
kundet hat, bleibt offen. Es ist auch merkwürdig, dass er als Perso- immer auf ihn zählen.“ So beschreiben die Kollegen Rainers erst-
nalvertreter dieser Ausbootung eines bestens ausgebildeten Pul- klassige Arbeit.
mologen zugestimmt hat. Dies im Wissen, dass dadurch die Perso-
nalnot an der Abteilung – es fehlen 13 Fachärzte - verschärft wird entscheidunG weiter BekäMPfen
und sich die Arbeitsbedingungen der verbleibenden Belegschaft Zudem engagiere sich der 37-Jährige stets in der Kollegenschaft
verschlechtern. und helfe im Falle von Krankenständen häufig aus. Je weiter er in
Nicht wundern braucht man sich angesichts dieses Sachverhalts, seiner Ausbildung fortgeschritten sei, desto wichtiger sei es ihm
warum die Gesundheitsministerin Dr. Sabine Oberhauser nicht ein immer gewesen, die jungen, nachrückenden Kollegen zu unter-
Wort der Kritik fand. Wenn es ihr um die Versorgung der Patienten stützen und sein Wissen an sie weiterzugeben. Während der Um-
ginge, dürfte sie eigentlich nicht zuschauen, wenn Spezialisten in setzungsphase des neuen Arbeitszeitgesetzes sei er stets um kon-
dieser Form abgezogen werden. In einem Interview mit der „Pres- struktive Lösungen bemüht gewesen. „Er ist in unserem Team sehr
se“ unterstützte Oberhauser die Vorgehensweise: „Wenn Sie einen geschätzt und trägt wesentlich zum guten zwischenmenschlichen
befristeten Vertrag in Ihrem Unternehmen haben und eine Platt- Klima in unserer Abteilung bei“, schreiben die Ärzte.
form installieren, die zur Kritik am Dienstgeber auffordert, wird Ihr Appell an den Arbeitgeber, Rainers Ausbootung zu widerrufen,
sich der auch fragen: Will ich den wirklich weiter beschäftigen? Da schließt mit den Sätzen: „In dieser angespannten Personalsituation
geht es nicht um einen wie immer gefärbten Dunstkreis, sondern ist es uns noch weniger begreiflich, warum ein Kollege, der sich
um Spielregeln in einem Konzern“, sagte Oberhauser gegenüber durch seine hohe fachliche Kompetenz, vielseitige Einsetzbarkeit,
der Zeitung „Presse“. Patientenorientiertheit, Kollegialität und Teamgeist auszeichnet,
Die für die Spitäler zuständige SPÖ-Stadträtin Sonja Wehsely ver- keine Vertragsverlängerung enthält.“
teidigte den de facto-Rauswurf. Es würden in der Bewertung auch Rainer wird die Entscheidung des Dienstgebers bekämpfen. Die
die „social skills“ berücksichtigt, und es sei ein „unabdingbarer Fak- Tätigkeit in einer Gewerkschaft darf jedenfalls nicht als Grund für
tor“, dass sich Bewerber mit der Dienststelle bzw. dem Arbeitgeber die Nichtverlängerung eines Dienstvertrages angeführt werden.
identifizieren. „Das war offenbar nicht ganz so gegeben“, sagte Man darf daher gespannt sein, welche konkrete schriftliche Be-
Wehsely. gründung der Spitalsverbund für den Rauswurf finden wird. Die
Chancen Rainers sind jedenfalls durch die mutige tadellose Be-
März 2016 · www.aekktn.at 5
Standespolitik aktuell
schreibung durch seine Kollegen gestiegen. Werden unabhängige unterschriftenaktionen
Richter ein Zeichen für das Gesundheitswesen setzen?
Im Internet laufen zwei Unterschriftenaktionen für Dr. Rainer,
der Gewerkschaft „Asklepios“ und der Wiener Ärztekammer:
auch Patienten haBen sich in internetforen zu
wort GeMeldet. sie BeschreiBen dr. rainer so: https://www.aerztegewerkschaft.at
„Ein toller Facharzt und vor allem sehr menschlich (kenne kei- http://www2.aekwien.at/py/petition.py
nen, der dir seine Handynummer gibt, damit man ihn anrufen
kann, falls man Atemnot hat!).“
Wenn Sie der Ärztegewerkschaft „Asklepios“ beitreten wollen,
besuchen Sie:
„Ich kenne keinen Arzt, der seinen Job so derart pflichtbe-
http://members.aerztegewerkschaft.at/register/
wusst ausübt wie er. Mich empört, dass seine social skills in
Frage gestellt werden, denn wenn es einen gibt, der wirklich
ausgezeichnete social skills hat, dann ist das Dr. Rainer!“
Die seltsamen Ansichten des Herrn Dr. Christian Köck oder:
Wie Wahlärzte das Gesundheits-
system gefährden und wie man
wen untergriffig anpatzt
OÄ Dr . petra preiß
Unter den skurrilsten Wortspenden zur Causa „Gernot Rainer“ - als je zuvor, aber leider immer noch zu wenig, um alle Bedürfnisse
und zu den zugleich widerlichsten und untergriffigsten - gehört ihrer Patienten und den eigenen Anspruch an qualitätsvolle Arbeit
ohne Zweifel der Gastkommentar von Dr. Christian Köck, Gesund- zu erfüllen. Erklären Sie mir bitte, Herr Dr. Köck, wem es schadet,
heits-Entrepreneur, Berater derer, die zahlen, und Alleswisser im wenn ein Wahlarzt ein paar Mal im Monat in einer Privat- oder
Gesundheitssystem in der Zeitung „Der Standard“. Wie dieser Wahlarztordination diese auf der Strecke gebliebenen Bedürfnisse
Wortmüll in einer Qualitätszeitung Platz findet, erstaunt doch erfüllt? Sollen wir unbezahlt im Krankenhaus - ohne die Stunden zu
ziemlich. schreiben, um nicht die Arbeitszeit überschreiten - diese Arbeit er-
Was hat Herr Dr. Köck erkannt? Wahlärzte gefährden das Gesund- ledigen, damit für das System der Eindruck entsteht, alles sei palet-
heitssystem und Dr. Gernot Rainer hat „Asklepios“ gegründet, um ti? Sicher nicht. Blöd war gestern.
auf besonders perfide Weise seinen Beitrag zu dieser Unterminie- Wenn in der Angelegenheit der Wahlärzte die Schlüssigkeit der
rung zu leisten und davon persönlich zu profitieren. Argumentation auch zu wünschen lässt, etwas anderes kann Herr
Dass es einfachere und weniger aufwendige Wege gibt, seine Dr. Köck – und zwar noch besser als der KAV und seine diversen
Wahlarztordination zu bewerben, als gleich eine Gewerkschaft zu Schergen und Helfer in den Angriffen auf Dr. Rainer: er kann so
gründen, ist Herrn Dr. Köck nicht aufgefallen. Köck im Zitat: „Wäh- richtig die Sau raus lassen und weiter gehen als sogar der KAV-
rend er keine Gelegenheit ausgelassen hat, das öffentliche Ge- Generaldirektor. Köck weiß oder deutet an oder gibt vor zu wissen,
sundheitssystem als Ort des Mangels zu verunglimpfen, hat er sich dass noch „was anderes“ dahinter steckt. Und wieder, so leid es mit
eine Privatordination aufgebaut.“ Was tut Herr Dr. Köck im Brotbe- tut und so ungern ich den Herrn zitiere, folgt hier ein Ausschnitt
ruf? Er bertreibt private Gesundheitseinrichtungen. Er profitiert aus dem Gastkommentar im „Standard“, in dem sich Köck auf die
von den Alternativen zum öffentlichen Gesundheitssystem. Und Kündigungsgründe bezieht: „ Dies ist, so kann man aus der betrof-
er hilft, wo er nur kann, nach bestem Wissen und Gewissen - und fenen Abteilung hören, auf ganz andere Umstände zurückzufüh-
sei es nur mit zitierten Wortspenden - dieses zu verbessern. Ehrlich. ren als auf seine Tätigkeit für ‚Asklepios‘. Aus Datenschutzgründen
Hand aufs Herz. Völlig selbstlos. Demgegenüber stehen die tau- kann der KAV keine Details nennen. Dieser Umstand erlaubt es Dr.
senden österreichischen Wahlärztinnen und Wahlärzte, die ihre Rainer, sich als Politopfer darzustellen.“ Das fällt unter die Katego-
Tätigkeit ausschließlich zum Schaden dieses Systems ausüben. Sie rie: „Ich möchte Ihnen ja nicht offiziell unterstellen, dass Sie Ihre
betreten ihre Ordinationen nicht mit der Idee, ihren Patienten eine Frau schlagen!“ „Sie wollen gar nicht wissen, was da wirklich pas-
persönlichere Medizin mit Zeit für Zuwendung zu geben, nein! Sie siert ist!“ Es ist infam und auch wirklich schlechter Journalismus,
planen den Untergang des Gesamtsystems. Spitalsärzte arbeiten solche Andeutungen zu machen, die anpatzen, ohne zu enthüllen
heute in ihrer zulässigen Höchstarbeitszeit im Krankenhaus mehr und zu beweisen, und die sich in ihrer Unbestimmtheit der rechtli-
6 März 2016 · www.aekktn.at
Standespolitik aktuell
chen Klärung entziehen und dennoch schaden und diffamieren. eine unheilige Allianz aus Arbeitgeber- und Systeminteressen und
Eine überwältigende Mehrheit der Kolleginnen und Kollegen von eigener Indolenz jahrzehntelang in einem rechtsfreien, gut be-
Dr. Rainer hat – trotz eindeutiger Positionierung der KAV-Führung zahlten Käfig des Irrsinns und der Selbstausbeutung gehalten hat:
und der Stadtregierung – die hohe fachliche und menschliche wir brauchen eine Gewerkschaft, denn wir können uns nur selbst
Qualifikation von Dr. Rainer bestätigt. Das sollte doch mehr zu be- helfen. Wir haben Rechte auf EU-Ebene und in Österreich, die wir
deuten haben als das andeutende, substanzlose Geschwurbel von nie in Anspruch genommen haben. Wir haben das Recht auf eine
Herrn Dr. Köck. gewerkschaftliche Vertretung, die unsere Interessen wahrnimmt.
Besonders ärmlich ist die Tatsache, dass Köck all das als Mitglied Wir haben das Recht, uns diese Vertretung selbst auszusuchen.
des Aufsichtsrates des Wiener KAV tut, des höchsten Aufsichtsgre- Diesen Weg werden wir weiter gehen, auch wenn der KAV, die Wie-
miums dieser Organisation. Als Mitglied eines solchen Gremiums ner SPÖ, die anderen Gewerkschaften, die uns jahrelang nicht ver-
ist man zu besonders sorgfältigem Umgang mit den Tatsachen treten haben, und Dr. Christian Köck sich etwas anderes wünschen.
verpflichtet und sollte sich nicht für die Verunglimpfung von Mitar-
beiten hergeben. OÄ Dr. Petra Preiß
Ich kenne Dr. Gernot Rainer seit der Gründung unserer Ärztege- Schriftführerin und Mitglied des Vorstandes von „Asklepios“
werkschaft „Asklepios“. Er besitzt den beachtlichen persönlichen Kammerrätin der Kurie der Angestellten der Ärztekammer Kärnten
Mut, seine Aktivitäten ohne die Sicherheit eines Dauervertrages
oder eines reichen Erbes durchzuziehen. Gernot ist kein Heißläufer, Link zum Standard-Artikel
kein Unbedachter und kein Lauter. Im Gegenteil: er hat erkannt, http://derstandard.at/2000031528615/Angriff-auf-das-oeffentli-
dass man im verkrusteten österreichischen Gesundheitssystem che-Gesundheitssystem
Dinge ändern muss, um den guten Bestand zu erhalten. Er weiß,
dass die junge Ärztegeneration mit Füßen abstimmt und nicht Und wer nach dem Lesen dieses Elaborats etwas Leichtes
mehr mitspielt, wenn Unsäglichkeiten beibehalten werden, die wir braucht: Frühstück in der SPÖ-Famlie
Alten zuerst aus Angst um unsere Arbeitsplätze und dann aus http://diepresse.com/home/meinung/pizzicato/4936133/Beim-
schierer Gewohnheit akzeptiert haben. Und er hat die einzig richti- Fruhstuck-Ein-Dramolett-in-Rot?_vl_backlink=/home/meinung/
ge Konsequenz aus der Tatsache gezogen, dass uns Spitalsärzte pizzicato/index.do
Wir haben das recht auf eine gewerkschaftliche Vertretung, die unsere
Interessen wahrnimmt . Wir haben das recht, uns diese Vertretung
selbst auszusuchen . Diesen Weg werden wir weiter gehen .
Wir Ärzte lassen uns nicht zum
Feindbild machen!
Ärztekammer kritisiert, wie KABEG-Betriebsrat neues Lohnschema für
Pflegepersonal propagiert
„Es ist ungewöhnlich, wenn ein Betriebsrat versucht, Lohnforde- zielführender als bedingungslose Parteiräson.“ Die Qualität eines
rungen damit zu legitimieren, dass er die Berufsgruppe der Pfle- Unternehmens erkenne man u.a. daran, wie es mit seinen Leis-
gekräfte gegen die Ärzteschaft ausspielt.“ Mit diesen Worten ver- tungsträgern umgeht. Dabei ist die Entlohnung ein wichtiger
wehrt sich der Präsident der Kärntner Ärztekammer, Dr. Josef Faktor, aber auch das Klima rundherum spielt eine wichtige Rolle.
Huber, dagegen, dass die Erhöhung der Gehälter von Spitalsärz- „Auer möge bedenken, welche Arbeitsatmosphäre entsteht,
ten als Anlass für eine Neiddebatte genommen wird. wenn er Neidgefühle gegenüber den Ärzten weckt“, meint Dr.
„Es gibt viele gute Argumente, die für eine marktkonforme Be- Huber. Er wirft Auer vor, dass er die Stimmung unnötig ver-
zahlung des Pflegepersonals sprechen. Da muss man nicht auf schlechtere und zudem in der Sache völlig daneben liege. „Die
banale und schlichte Parolen zurückgreifen, die die Zusammenar- Kärntner Spitäler sind erst aufgrund der marktkonformen Ärzte-
beit der Berufsgruppen beeinträchtigen“, kritisiert Huber den Stil gehälter wieder wettbewerbsfähig geworden. Erst aufgrund der
des Zentralbetriebsrates der KABEG, Arnold Auer. Anpassung der Bezüge an das Niveau in allen Nachbarregionen
Es sei für einen Gewerkschafter disqualifizierend, wenn er sich auf wurden sie in die Lage versetzt, hochqualifizierte Mediziner nach
dem Rücken der Ärzteschaft als Kämpfer höherer Löhne zu profi- Kärnten zu holen bzw. hier zu halten. „Machen wir diesen Fort-
lieren versucht. Dem innerbetrieblichen Frieden erweise er damit schritt nicht wieder zunichte, indem das Arbeitsklima vergiftet
einen denkbar schlechten Dienst. Huber: „Ehrliches Engagement wird“, appelliert der Ärztekammerpräsident.
und Standhaftigkeit für die eigene Berufsgruppe wären da viel
März 2016 · www.aekktn.at 7
Interview
Physikalische Medizin und
Allgemeine Rehabilitation (PMR)
Das unterschätzte - von Politik und GKK zum Untergang verurteilte Zukunftsfach.
Primariat und Kassenstelle nicht nachbesetzt!
Fachgruppenobmann Dr. Peter Lukacs schlägt Alarm. Das Primari- Organsysteme und relevanter Erkrankungen, insbesondere mit
at am Klinikum Klagenfurt wird seit 4 Jahren nicht nachbesetzt. physikalischen und rehabilitativen Mitteln.
Personell und räumlich wird die Abteilung ausgehungert! Auf- Unser Ziel ist es, die Körperfunktionen zu verbessern und dadurch
grund von fehlenden und teilweise unbrauchbar gewordenen Ge- dem Patienten eine aktive Teilhabe am Gemeinschaftsleben zu er-
räten, die seit Jahren weder repariert noch ersetzt werden, können möglichen.
Patienten nicht adäquat behandelt werden! Weiteres stellt der Fachärzte für Physikalische Medizin und Rehabi-
Die Kassenstelle für PMR in Spittal/Drau wurde nach der Pensionie- litation Diagnosen und Indikationen für Therapiemaßnahmen, die
rung von Frau Dr. Ferlitsch nicht nachbesetzt. Die GKK setzt auf mittels konservativ physikalischen und manuellen Methoden
Verzögerung, da sie weiß, dass ein Schiedsverfahren frühestens ab durchgeführt werden. Außerdem obliegen ihm die Anordnung,
1.1.2017 begonnen werden kann. Da wird offensichtlich auf Kosten die Durchführung, die Überwachung und auch die Evaluierung der
der Patienten gespart, und der Versorgungsauftrag nicht erfüllt! gesetzten rehabilitativen Maßnahmen.
Dies hat sich schon bei den letzten Kassenverhandlungen abge- Unser Fach kann innerhalb der heutigen universitären Medizin
zeichnet da gewisse - einige wenige - Fächer beim Stellenplan wohl mit Recht als ganzheitliches Fach bezeichnet werden.
nicht „außer Streit“ gestellt wurden. Um dieses Ziel erreichen zu können, ist eine enge, multimodale
Zusammenarbeit mit anderen ärztlichen Sonderfächern und mit
kannst du uns das aufgabengebiet der Physikalischen Medizin anderen Berufsgruppen (Physiotherapeuten, Ergotherapeuten,
erläutern? Logopäden, Pflegeberufen, Sozialdiensten, Orthopädietechnikern
Das Sonderfach Physikalische Medizin und Allgemeine Rehabilita- usw.) nötig.
tion umfasst die Prävention, Diagnostik, Behandlung, Rehabilitati- Am Anfang jeder Therapie steht die exakte funktionelle Diagnose
on und Palliation von Funktions- und Gesundheitsstörungen aller mittels Erhebung eines Gelenks-, Muskel- und Neurostatus unter
8 März 2016 · www.aekktn.at