Table Of ContentSusanne Härtel
Jüdische Friedhöfe im mittelalterlichen Reich
Europa im Mittelalter
Abhandlungen und Beiträge
zur historischen Komparatistik
Herausgegeben von Michael Borgolte
und Wolfgang Huschner
Band 27
Susanne Härtel
Jüdische Friedhöfe im
mittelalterlichen Reich
ISBN 978-3-11-053560-0
e-ISBN (PDF) 978-3-11-053636-2
e-ISBN (EPUB) 978-3-11-053564-8
ISSN 1615-7885
Library of Congress Cataloging-in-Publication Data
A CIP catalog record for this book has been applied for at the Library of Congress.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten
sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
© 2017 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston
Satz: Michael Peschke, Berlin
Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck
♾ Gedruckt auf säurefreiem Papier
Printed in Germany
www.degruyter.com
Inhalt
Vorwort 1
1 Einleitung 3
1.1 Problem und Gegenstand 3
1.2 Forschung 10
1.3 Offen fragen: Konzeption, phänomenologischer Zugang und
methodische Zugriffe 20
1.4 Konkret beobachten: Lokale Quellencorpora und ihre
Eigendynamiken 25
1.5 Ziel und Gang der Untersuchung 30
2 Land 33
2.1 Visualität: Das Land im vorstädtischen Gebiet 33
2.1.1 Die kartographische Freilegung des Landes 34
2.1.2 Die auswärtige, aber nicht abgeschiedene Lage des Landes 41
2.2 Praxis: Szenen der Landaneignung 47
2.2.1 Land wird zum Friedhof 48
2.2.2 Umwidmungen des Friedhofslandes:
Wie das Gelände dennoch erhalten bleiben kann 67
2.3 Semantik: In welchen lokalen Relationen wird das Land erfasst? 77
2.3.1 Hebräische Bezeichnungen lokaler Relationen 78
2.3.2 Lateinische und deutsche Bezeichnungen lokaler Relationen 82
2.4 Resümee 90
3 Einfriedung 93
3.1 Visualität: Die Gewöhnlichkeit der Einfriedung 93
3.1.1 Die Wahl einer üblichen Markierungsform 94
3.1.2 Gewöhnliche und außergewöhnliche Funktionen der
Geländemarkierungen 101
3.2 Praxis: Szenen der Grenzverhandlung 107
3.2.1 Zugehörigkeiten: Was aus der gemeinsamen Bestattung folgt 108
3.2.2 Die Möglichkeit der Passage:
Welche Befürchtungen mit der Entscheidung für einen christlichen
Friedhofshüter verbunden sind 119
3.2.3 Der Blick von außen: Wann sich Christen gegen den Friedhof als Ort der
Juden wenden 126
VI Inhalt
3.3 Semantik: Wie begreift man die umfriedeten Gräber als Einheit? 136
3.3.1 Hebräische Bezeichnungen des Areals 136
3.3.2 Lateinische und deutsche Bezeichnungen des Areals 141
3.4 Resümee 148
4 Tote 151
4.1 Visualität: Die Toten als Signum der Konstanz 151
4.1.1 Das Festhalten am Vollzug der regulären Beisetzung 152
4.1.2 Jüdische Beisetzungen inmitten einer christlichen Umwelt 156
4.2 Praxis: Szenen der Sorge um die Toten 165
4.2.1 Der Transport: Wie die Toten in die Politik gelangen 166
4.2.2 Die Begräbnisvorbereitungen: Wieso nichtjüdische Kontakte erwünscht
sein können 172
4.2.3 Nach Tod und Bestattung: Wie sich das Verhältnis zu den Toten klärt und
begründet 179
4.2.4 Die Vertreibungen:
Wie die Toten trotz allem im Erdreich zurückbleiben 188
4.3 Semantik: Wer sind die Toten? 195
4.3.1 Hebräische Bezeichnungen der Toten 195
4.3.2 Ein vergleichender Seitenblick: Hebräische Bezeichnungen der Toten
der anderen 200
4.3.3 Lateinische und deutsche Bezeichnungen der Toten 203
4.4 Resümee 207
5 Steine 211
5.1 Visualität: Die Präsenz der Steine 211
5.1.1 Die Herstellung der Grabsteine in städtischen
Kooperationsverhältnissen 212
5.1.2 Die Grabsteine im Stadtbild und ihr Verschwinden 224
5.2 Praxis: Szenen des Umgangs mit den Grabsteinen 234
5.2.1 Die Funktion der Grabsteine: Wie Dies- und Jenseitsbezüge
ineinandergreifen 235
5.2.2 Das soziale Gedächtnis der Grabinschriften und seine blinden Flecken:
Wessen man sich erinnert 246
5.2.3 Verhandlungen um die Grabsteine: Wie sich christliche
Wahrnehmungen der Monumente im Moment der Vertreibung
kristallisieren 256
5.3 Semantik: Wie werden Steine zu jüdischen Grabsteinen? 266
Inhalt VII
5.3.1 Hebräische Bezeichnungen der Steine 267
5.3.2 Lateinische und deutsche Bezeichnungen der Steine 272
5.4 Resümee 277
6 Besucher 281
6.1 Visualität: Die Sichtbarkeit der Besucher 281
6.1.1 Der wiederkehrende Gang aller Juden zum Friedhof 282
6.1.2 Das Erscheinungsbild der jüdischen Bevölkerung 288
6.2 Praxis: Szenen der Verbundenheit 297
6.2.1 Das Bemühen um Distanz: Was aus der Totenunreinheit folgt 298
6.2.2 Zeiten der Trauer und des Gedenkens: Wieso der Friedhof Referenzpunkt
ist, aber in den Hintergrund tritt 303
6.2.3 Grabbesuch und Pilgerschaft:
Wie sich Juden von Christen unterscheiden wollen 311
6.3 Semantik: Wie versteht man den Verlust? 325
6.3.1 Hebräische Bezeichnungen des Verlusts 325
6.3.2 Lateinische und deutsche Bezeichnungen des Verlusts 331
6.4 Resümee 335
7 Schlussbetrachtung 339
8 Anhang 355
8.1 Zur Wiedergabe hebräischer Begriffe und Namen 355
8.2 Nachweise 356
8.2.1 Grabsteine des jüdischen Friedhofs in Magdeburg 356
8.2.2 Grabsteine des jüdischen Friedhofs in Regensburg 357
8.2.3 Grabsteine des jüdischen Friedhofs in Speyer 365
8.2.4 Grabsteine des jüdischen Friedhofs in Zürich 368
8.3 Verzeichnis der Abkürzungen und Siglen 369
8.4 Quellen- und Literaturverzeichnisse 371
8.4.1 Ungedruckte Quellen 371
8.4.2 Gedruckte Quellen und Regestenwerke sowie
Quellendatenbanken 373
8.4.3 Literatur 379
8.5 Verzeichnis der Abbildungen 414
8.6 Register 415
Vorwort
Worauf eine Untersuchung jüdischer Friedhöfe im römisch-deutschen Reich des Mit-
telalters den Blick lenken würde, schien zu Beginn festzustehen: auf den interreligi-
ösen Konflikt. Im Anschluss an die bisherige Forschung war davon auszugehen, dass
die besonderen Begräbnisstätten der Juden innerhalb ihrer lateinchristlichen Umwelt
als Symbole der Andersartigkeit fungiert und als solche Zielscheiben von Hass und
Gewalt gebildet hatten. Erst die Aufgabe entsprechender Vorannahmen, das Einlas-
sen auf die oftmals sperrige Überlieferung und die Suche nach angemessenen Inter-
pretationswegen ließen die vorliegende Arbeit zu dem werden, was sie in großen
Teilen ist: eine Geschichte des alltäglichen Mit- und Nebeneinanders von Juden und
Christen in den Städten des mittelalterlichen Reichs. Dass eine solche Ebene des
Selbstverständlich-Vertrauten im interreligiösen Verhältnis existierte und wie sich als
Historiker zu ihr vordringen lässt, zeigt diese Untersuchung am Gegenstand jüdischer
Friedhöfe. Welches relative Gewicht dieser Ebene im gesellschaftlichen Leben zuzu-
messen ist, darüber wird weiter nachzudenken sein. Hier versteht sich die Arbeit als
Anregung weiterer Studien und plädiert für einen möglichst offenen, weiten Blick auf
das Leben von Juden und Christen – auch jenseits seiner spektakulären Momente.
Die vorliegende Untersuchung ist die geringfügig überarbeitete Fassung meiner
Dissertation. Sie wurde im Oktober 2015 an der Universität Konstanz eingereicht. Die
Disputation fand am 12. April 2016 statt. Im Dezember desselben Jahres wurde sie
mit dem Preis des Landkreises Konstanz zur Förderung des wissenschaftlichen Nach-
wuchses an der Universität Konstanz als eine der zwei besten Dissertationen in den
Bereichen Geschichte und Philosophie (2015/2016) ausgezeichnet.
Meinen Weg finden konnte ich nur durch die Unterstützung vieler Menschen,
denen ich allen herzlich danken möchte. Besonderer und erster Dank gebührt meiner
Doktormutter und akademischen Lehrerin Dorothea Weltecke, die mir als ihrer Mit-
arbeiterin einerseits große Freiheit zugestand und mich andererseits anhielt, mich in
meinem Tun und Denken immer wieder zu erklären. Ihr waches Interesse, ihr unvor-
eingenommener Blick und ihre fordernde Kritik haben die Entwicklung dieser Arbeit
maßgeblich befördert. Mein zweiter Dank gilt meinem ersten akademischen Lehrer
Michael Borgolte. Sein problemorientierter Zugang zur Geschichte und seine Fragen
waren es, die mich überhaupt dem Mittelalter zuwenden ließen. Auf seine Anregung
geht zudem meine erste Beschäftigung mit den jüdischen Friedhöfen des Reichs
zurück. Nach meinem Wechsel von Berlin an den Bodensee war er für mich weiterhin
offener, wichtiger Gesprächspartner und verfasste am Ende auch das Zweitgutachten.
Ihren Mittelpunkt hatte meine Arbeit in Konstanz und im Austausch mit Kollegen
und Kolleginnen am Lehrstuhl für die ,Geschichte der Religionen und des Religiösen
in Europa‘ sowie im Rahmen des Exzellenzclusters ,Kulturelle Grundlagen von Inte-
gration‘. Unabhängig von Zeit und Ort standen mir viele Mitdenker und Mitdenkerin-
nen zur Seite. Namentlich erwähnen möchte ich Marcel Müllerburg, Yasemin Soyte-
mel und Anush Yeghiazaryan, die mich über die Jahre hinweg im Gespräch begleitet
DOI 10.1515/9783110536362-001
2 Vorwort
haben. Bei Übersetzungen und dem Studium hebräischer Texte half mir Thomas Ziem.
Im Ganzen wurde das Manuskript von Meike Knittel und Marcel Müllerburg gelesen,
in Teilen von Karin Härtel, Joseph Lemberg, Claudia Moddelmog und Yasemin Soy-
temel. Für den Feinschliff sorgte am Ende Simone Warta durch ihr Lektorat, und
Laura Haßler und Benjamin Wolff gingen mir bei einer letzten Korrekturlesung zur
Hand. Maria Seidel half mir bei der Erstellung des Registers. Dass die Drucklegung
relativ zügig erfolgen konnte, verdanke ich auch der Betreuung der Arbeit durch
Maria Zucker beim Verlag De Gruyter sowie der Finanzierung der Druckkosten aus
Overhead mitteln des Berliner ERC-Projekts ,FOUNDMED. Foundations in medieval
societies. Cross-cultural comparisons‘, zu dem ich nach Einreichung der Dissertation
stoßen durfte. Es war und ist mir ein großes Glück, dass sich mit meiner Rückkehr an
die Spree schließlich kein Kreis schloss, sondern neue Horizonte eröffneten.
Berlin, im Frühjahr 2017 Susanne Härtel