Table Of ContentBirgit Blättel-Mink
Alexander Ebner Hrsg.
Innovations-
systeme
Technologie, Institutionen und die
Dynamik der Wettbewerbsfähigkeit
2. Auflage
Innovationssysteme
Birgit Blättel-Mink · Alexander Ebner
(Hrsg.)
Innovationssysteme
Technologie, Institutionen und die
Dynamik der Wettbewerbsfähigkeit
2. Auflage
Hrsg.
Birgit Blättel-Mink Alexander Ebner
Goethe-Universität Frankfurt am Main Goethe-Universität Frankfurt am Main
Frankfurt am Main, Deutschland Frankfurt am Main, Deutschland
ISBN 978-3-658-22342-7 ISBN 978-3-658-22343-4 (eBook)
https://doi.org/10.1007/978-3-658-22343-4
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Vorwort zur 2. Auflage
Das Konzept der Innovationssysteme hat sich mittlerweile auch im deutschsprachigen
Raum zu einem maßgeblichen Bestandteil theoretischer, empirischer und politischer
Debatten zum Verständnis technologischen Wandels entwickelt. Ein treffendes Bei-
spiel dafür ist das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie verantwortete
Strategiepapier „Nationale Industriestrategie 2030“ vom Februar 2019, das in hohem
Maße vom Konzept der Innovationssysteme beeinflusst ist. Vor diesem Hintergrund hat
sich die Zielsetzung der Zweitauflage dieses Sammelbands verschoben. Es geht nicht
mehr in erster Linie darum, dem deutschsprachigen Fachpublikum ein in der inter-
nationalen Debatte prominentes Konzept näherzubringen. Vielmehr ist nun beabsichtigt,
die erfolgreiche Rezeption des Innovationssysteme-Ansatzes durch die vorliegende
Zweitauflage in weiterführende Debatten zu überführen. Zu diesem Zweck wurden sämt-
liche Beiträge der Erstauflage überarbeitet und aktualisiert, teils auch inhaltlich signi-
fikant erweitert. In diesem Zusammenhang bedanken wir uns bei Filippo Reale, Johanna
Paquin und Martin Hauff für ihre umfassende Unterstützung bei der Vorbereitung
dieser zweiten Auflage. Die theoretische Auseinandersetzung mit dem Innovations-
systeme-Ansatz wurde durch die Hinzunahme eines Textes von Gerhard Fuchs zu
Innovationssystemen als Handlungsfeldern erweitert. Zugleich wurde der Fokus der
empirisch-politischen Darstellungen auf die nationale und regionale Perspektive fokus-
siert, sodass in dieser Zweitauflage der Beitrag von Marianne Paasi zu den Konturen
eines europäischen Innovationssystems entfallen musste. Auch die von Renate Mayntz
und Frieder Mayer-Krahmer verfassten Geleitworte zur Erstauflage dieses Sammel-
bandes konnten wegen dessen geänderter Positionierung nicht in die Zweitauflage über -
nommen werden. Wir bedanken uns bei diesen Autorinnen und Autoren noch einmal
ganz herzlich für ihre Beiträge zur Erstauflage. Christopher Freeman, Hariolf Grupp, und
Nathan Rosenberg, die jeweils in der Erstauflage vertreten waren, sind im vergangenen
V
VI Vorwort zur 2. Auflage
Jahrzehnt verstorben. Sie werden als herausragende, Paradigmen prägende Forscher
in Erinnerung bleiben. Die vorliegende Neuauflage dieses Sammelbandes ist ihrem
Andenken gewidmet.
Frankfurt am Main Birgit Blättel-Mink
Oktober 2019 Alexander Ebner
Inhaltsverzeichnis
Innovationssysteme im wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Diskurs .... 1
Birgit Blättel-Mink und Alexander Ebner
Innovationssysteme – Konzeptionelle Grundlagen
Das „Nationale Innovationssystem“ aus historischer Perspektive ............ 19
Christopher Freeman
Technische Innovation und nationale Systeme ............................ 45
Richard R. Nelson und Nathan Rosenberg
Warum sollte man nationale Innovationssysteme und nationale
Innovationsstile untersuchen? ......................................... 65
Bengt-Åke Lundvall
Regionale Innovationssysteme, Cluster und die Wissensökonomie ........... 87
Philip Cooke
Theoretische Perspektiven des Innovationssysteme-Ansatzes:
Governance, Globalisierung, Raum und Feld
Governance von Innovationssystemen und die politische Ökonomie
der Wettbewerbsfähigkeit: Innovationspolitische Potenziale
des Unternehmerischen Staates ........................................ 121
Alexander Ebner
Innovationssysteme und „Varieties of Capitalism“ unter
Bedingungen ökonomischer Globalisierung .............................. 147
Kurt Hübner
Zum sich wandelnden Verhältnis von Innovation und Raum
in subnationalen Innovationssystemen .................................. 163
Robert Hassink, Oliver Ibert und Martin Sarnow
VII
VIII Inhaltsverzeichnis
Innovationssysteme – Soziologische Anschlüsse ........................... 187
Birgit Blättel-Mink
Innovation und sozialer Wandel: Zur Transformation strategischer
Handlungsfelder .................................................... 209
Gerhard Fuchs
Dimensionen von Innovationssystemen: Innovation als Mehrebenenprozess
Urbane Innovationssysteme: Das Innovationsnetzwerk in Jena ............. 231
Uwe Cantner, Holger Graf und Andreas Meder
Das baden-württembergische Innovationssystem als organisationales
Feld: eine organisationssoziologische Betrachtung ........................ 261
Gerhard Krauss
Perspektiven des deutschen Innovationssystems: Technologische
Wettbewerbsfähigkeit und wirtschaftlicher Wandel ....................... 287
Ulrich Schmoch und Rainer Frietsch
Autorinnen und Autoren .............................................. 311
Innovationssysteme im
wissenschaftlichen und
gesellschaftlichen Diskurs
Birgit Blättel-Mink und Alexander Ebner
1 Einleitung
Das Konzept der Innovationssysteme ist in den innovationstheoretischen Debatten der
Wirtschafts- und Sozialwissenschaften verwurzelt. Es befasst sich mit den institutionel-
len und technologischen Bestimmungsgründen der industriellen Wettbewerbsfähigkeit
und des wirtschaftlichen Wachstums. Dabei werden innovationsökonomische, industrie-
soziologische und technologiepolitische Perspektiven miteinander kombiniert. Eine
zentrale These des Innovationssysteme-Ansatzes lautet, dass Wissen als maßgebliche
ökonomische Ressource in einer globalisierten Weltwirtschaft aufzufassen ist. Innova-
tionen entstehen demnach im Kontext interaktiver Lernprozesse systemisch vernetzter
Akteure.
Als Innovationssysteme werden jene heterogenen Netzwerke bezeichnet, die unter-
stützend an der Generierung, Modifizierung und Diffusion neuer Technologien beteiligt
sind. Das Neuerungsverhalten von Unternehmen wird in einen theoretischen Zusammen-
hang gebracht, der technologischen und institutionellen Wandel als Ausdruck eines
evolutorischen Prozesses versteht. Untersucht werden neben den Mustern der techno-
logischen Kooperation zwischen Unternehmen, Forschungseinrichtungen und staat-
lichen Behörden auch flankierende Bildungs- und Ausbildungsstrukturen sowie die
Muster zwischenbetrieblicher Austauschbeziehungen und Kopplungen. Aufgrund der
gesamtwirtschaftlich erhöhten Neuerungsgeschwindigkeiten wird mit der Bedeutung
B. Blättel-Mink (*) · A. Ebner
Goethe-Universität, Frankfurt am Main, Deutschland
E-Mail: [email protected]
A. Ebner
E-Mail: [email protected]
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B. Blättel-Mink und A. Ebner (Hrsg.), Innovationssysteme,
https://doi.org/10.1007/978-3-658-22343-4_1
2 B. Blättel-Mink und A. Ebner
von Innovationen zugleich auch der wirtschaftliche und gesellschaftliche Einfluss der
Innovationssysteme weiter zunehmen. Globalisierungsprozesse führen dann zur Auf-
wertung regionaler, lokaler und supranationaler Arrangements jenseits der nationalen
Ebene, da Innovationssysteme als institutionelle Netzwerke in ein bestimmtes Territo-
rium eingenistet sind.
Richard R. Nelson und Sidney G. Winter (1982) legten mit ihrer Monografie zur
evolutorischen Theorie wirtschaftlichen Wandels einen prägenden Klassiker der sich
auf Schumpetersche Theoriestränge beziehenden evolutionsökonomischen Innovations-
forschung vor. In der Folgezeit bemühten sich führende Vertreter dieser Fachrichtung
um eine weiterführende theoretische und politische Präzisierung dieser Perspektive:
Auf eine einflussreiche Studie von Christopher Freeman (1987), die sich mit den ins-
titutionellen Besonderheiten der japanischen Technologiepolitik beschäftigte, folg-
ten die Sammelbände „Technical Change and Economic Theory“ (Dosi et al. 1988)
und „Small Countries Facing the Technological Revolution“ (Freeman und Lundvall
1988). Hierbei wurde das Konzept der Innovationssysteme in das konzeptionelle Arse-
nal der Innovationsforschung eingeführt: als institutioneller Ausdruck historisch spezi-
fischer Netzwerke aus interagierenden Akteuren des privaten und öffentlichen Sektors.
Der dabei offenbarten institutionalistischen Positionierung entspricht es, dass neben
Überlegungen zur evolutorischen Innovationstheorie in schumpeterianischer Tradition
auch verwandte Stränge institutionalistischer Theoriebildung berücksichtigt wurden,
wie etwa die Theorie der Régulation. Dies ist auf ein gemeinsames Motiv der institu-
tionalistischen Innovationsforschung in all ihren Facetten zurückzuführen: die Aus-
einandersetzung mit der Bewältigung industriellen Strukturwandels, der als krisenhafte
Manifestation techno-ökonomischer Paradigmenwechsel interpretiert wird. Aus diesem
praktischen Erkenntnisinteresse folgt der dem Innovationssysteme-Ansatz eigene politi-
sche Gestaltungsanspruch.
2 W issenschaftliche und wirtschaftspolitische Bedeutung
des Innovationssysteme-Ansatzes
Der Innovationssysteme-Ansatz ist in den internationalen Diskussionen zu Innovation
und Wettbewerbsfähigkeit verankert. Von seiner ursprünglichen Problemorientierung
her ist er eng mit der Analyse der industriellen Strukturkrisen in den atlantischen
OECD-Ländern verbunden, die auch für das Aufkommen des wirtschaftspolitischen
Leitbilds der Wettbewerbsfähigkeit verantwortlich waren. Wettbewerbsfähigkeit gilt als
Ausdruck der Produktivitätsniveaus und Marktpositionen der Unternehmen eines Landes
oder einer Region. Innovation wird damit zum maßgeblichen Wettbewerbsfaktor, dessen
Einkommens- und Beschäftigungseffekte das Entwicklungsprofil einer Volkswirtschaft
prägen.
So dient das Konzept der Innovationssysteme seit Anfang der 90er Jahre auch als
Grundlage industriepolitischer Empfehlungen der Europäischen Union. Insbesondere