Table Of ContentAnke Gerding
Informationswert
des Anhangs zur
Jahresrechnung
Komplexitätsreduktion
und Steigerung des Nutzens
finanzieller Informationen
Informationswert des Anhangs
zur Jahresrechnung
Anke Gerding
Informationswert
des Anhangs zur
Jahresrechnung
Komplexitätsreduktion
und Steigerung des Nutzens
finanzieller Informationen
Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Thomas Berndt
Anke Gerding
Rorschach, Schweiz
Dissertation der Universität St. Gallen, 2016
Die Universität St. Gallen, Hochschule für Wirtschafts-, Rechts- und Sozialwissen-
schaften sowie internationale Beziehungen (HSG), gestattet hiermit die Drucklegung
der vorliegenden Dissertation, ohne damit zu den darin angesprochenen Anschau-
ungen Stellung zu nehmen.
ISBN 978-3-658-15554-4 ISBN 978-3-658-15555-1 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-658-15555-1
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Geleitwort
Der Anhang ist in praktisch allen nationalen und internationalen Rechnungsle-
gungssystemen (IFRS, US-GAAP, HGB, OR, Swiss GAAP FER…) integraler
und verpflichtender Bestandteil der Jahresrechnung. Während Bilanz und
Erfolgsrechnung seit jeher im handelsrechtlichen Einzelabschluss eine Aus-
schüttungsbemessungsfunktion erfüllen, kommt dem Anhang eine reine Infor-
mationsfunktion zu. So unumstritten der (gesetzliche) Auftrag des Anhangs ist,
so problematisch erscheint in mancher Hinsicht sein praktischer Nutzen: Der
Umfang des Anhangs und sein bezüglich zahlreicher Angaben großer Detail-
reichtum überfordern selbst manchen professionellen Investor – viele andere
Anspruchsgruppen ohnehin. Dies gilt nicht zuletzt deshalb, weil sich viele der
im Anhang gegebenen Informationen nicht umstandslos in beliebte quantitative,
einfach auswertbare Kennzahlen überführen lassen. Und nicht selten wird der
Anhang auch aus Unternehmenssicht lediglich als notwendiges aber lästiges
„Übel“ mit (scheinbar) nur begrenztem Informationsnutzen angesehen. Der
unzweifelhaft von den Gesetzgebern und Regulatoren dem Anhang zugedachte
Informationswert konfligiert insofern aufgrund seiner Komplexität mit seinem
auf der Vermittelbarkeit der Informationen basierenden Kommunikationswert.
Es ist daher eine ebenso spannende wie lohnenswerte Aufgabe, wenn sich Frau
Gerding in ihrer Arbeit dem Thema der Nutzengenerierung und Komplexitätsre-
duktion des Anhangs widmet. Hier besteht tatsächlich noch ein erheblicher
Forschungsbedarf. Dies gilt erst recht, wenn man das Thema nicht einseitig aus
Sicht der Investoren, sondern auch aus Sicht anderer relevanter Gruppen wie der
Ersteller und der Wirtschaftsprüfer betrachtet. Da Frau Gerding neben einer
theoretischen Diskussion auch eine empirische Analyse als forschungsmethodi-
schen Ansatz gewählt hat, erbringt die Arbeit für alle Interessierten einen
äußerst hohen Neuigkeitsgehalt. Immerhin ist es ihr gelungen, ein überaus
interessantes Sample aus 116 Analysten und 150 Investoren zusammenzutragen,
was zu über 48‘000 auswertbaren Datenpunkten führt. Erfreulicherweise endet
ihre Arbeit – wie leider so viele – aber nicht mit den bloßen empirischen Ergeb-
nissen. Vielmehr schließen sich umfangreiche „Implikationen für die Ausgestal-
tung des Anhangs“ an. Dabei sind die Ausführungen ausgesprochen differen-
ziert, unterteilt nach Implikationen für die Regulierung, die Informationsadres-
saten und die rechnungslegenden Unternehmen. Wie immer im normativen
Bereich mag man über einzelne Konsequenzen diskutieren. Das gelingt aber
eben auch nur deshalb, weil Frau Gerding hier überhaupt in transparenter
Weise – und durchaus wohlfundiert – Stellung bezieht. Arbeiten, die Einfluss auf
VI Geleitwort
die Regulierung nehmen wollen, bedürfen genau dieser Vorgehensweise: theore-
tische Fundierung, empirische Analyse, normative Stellungnahme. Letztlich
zeigt sich in dieser bilanztheoretischen Arbeit zugleich eine von der Rechtstheo-
rie geprägte de lege ferenda-Argumentation: Frau Gerding fordert hier nicht
einfach ein Mehr an Anhangsinformationen, sondern macht auch konkrete
Vorschläge zur Komplexitätsreduktion. Ihre Ergebnisse legen nahe, dass ver-
schiedenste Teile des Anhangs ohne Einbußen am Informationswert reduziert
bzw. eliminiert werden könnten, wohingegen durch Ausweitung des Anhangs in
anderen Bereichen für die Adressaten der Rechnungslegung ein Informations-
mehrwert generiert werden könnte.
Die vorliegende Arbeit ist eine im besten Sinne als theoretisch fundierte praxis-
relevante Forschung zu verstehen. Empirische Analyse ist hier nicht bloßer
Selbstzweck sondern Mittel zum Zweck der Fundierung von Handlungsempfeh-
lungen. Jeder an der regulatorischen Debatte um die Ausgestaltung der Rech-
nungslegung Interessierte wird diese Arbeit mit Gewinn lesen und zahlreiche
Argumente und Anregungen zur Komplexitätsreduktion erhalten. Der Arbeit ist
daher eine denkbar große Verbreitung zu wünschen.
Prof. Dr. rer.pol. Thomas Berndt
Vorwort
Insbesondere den Menschen, die mich während meiner Promotion unterstützt
und ermuntert haben, ist die Fertigstellung dieser Arbeit zuzuschreiben. Daher
möchte ich mich an dieser Stelle bei all denjenigen aufrichtig und herzlich
bedanken, die mir in den letzten Jahren auf die eine oder andere Weise zur Seite
standen.
Meine tiefste Wertschätzung gilt meinem Doktorvater Prof. Dr. Thomas Berndt.
Seine hervorragenden Denkanstöße und besonnenen Ratschläge halfen mir stets,
das Forschungsprojekt kritisch zu hinterfragen, aber auch weiter voranzutreiben.
Sein Vertrauen und die Freiheiten, die er mir unter Anderem in beruflicher
Hinsicht zugestand, sind keineswegs selbstverständlich. Ihn als Doktorvater zu
haben, war und ist mir eine grosse Freude. Ebenso bedanke ich mich bei PD Dr.
Markus Will für die Übernahme des Korreferats und das Einbringen des kom-
munikationstheoretischen Blickwinkels.
Mein Dank gebührt außerdem denjenigen, die mir privat und beruflich den Weg
geebnet haben. Besonders genannt seien Dr. Roman Frick und Dr. Alexander
Bönner für den Rückhalt seit meinem ersten Tag an der Universität. Für die
langjährigen Freundschaften verbunden mit fachlichen Diskussionen, ausdau-
erndem Korrekturlesen, aber auch der notwendigen geistigen Zerstreuung
bedanke ich mich herzlich bei Carola Hartmann, Susanne De Angelis, Sina
Muz, Alice Benndorf, Anne Luyken, Lisa-Mari Maibaum, Laura Stolz, Margari-
ta Kim und Olivia Gomez. Beruflich haben Simon Dejung und Thomas Bihrer
mir in vieler Hinsicht die notwendigen Rahmenbedingungen für das Gelingen
meines Vorhabens geschaffen – vielen Dank hierfür.
Der größte Dank gilt abschließend meinen Eltern Maria und Rolf Gerding sowie
der ganzen Familie. Sie haben mich in meiner Ausbildung uneingeschränkt
unterstützt und gefördert und mich stets ermutigt eigene Wege zu gehen. Mei-
nen Eltern ist daher diese Arbeit gewidmet.
Anke Gerding
Kurzzusammenfassung
Der Anhang zur Jahresrechnung ist ein viel diskutiertes Instrument der Unter-
nehmenskommunikation. Die regulatorischen Anforderungen führen bei der
Anwendung der IFRS oder US GAAP zur Erstellung eines umfangreichen
Berichtswerks. Unternehmensseitig müssen hierzu personelle, finanzielle und
organisatorische Ressourcen bereitgestellt werden. Der ökonomische Nutzen der
Informationsoffenlegung im Anhang ist in Praxis und Literatur allerdings
8ghgumstritten. Daher ist es von Interesse, unter welchen Umständen der
Anhang für die Rechnungslegungsadressaten einen Informationswert schafft und
wie sich die inhärente Komplexität reduzieren lässt. Diese Fragestellung ist aus
Sicht von Investoren und Finanzanalysten als primäre Anspruchsgruppen zu
beantworten, weshalb eine umfassende Umfrage durchgeführt wird.
Die empirische Auswertung zeigt, dass der Anhang zur Jahresrechnung einen
Informationswert hat und als Informationsgrundlage für Investitionsentschei-
dungen dient. Implikationen zur Erhöhung des Informationswerts ergeben sich
für Standardsetzer, Ersteller und Rechnungslegungsadressaten. Gewisse Infor-
mationsbereiche bedürfen einer erweiterten Offenlegung. Hierunter fallen
Informationen zu Wertschöpfung und Ertragskraft, zum Aufbau des Unterneh-
mens und zu spezifischen Unternehmensrisiken. Auf der anderen Seite stehen
Informationsbereiche, deren Eliminierung Raum für Komplexitätsreduktionen
bieten würde, wie die Zusammenfassung der angewendeten Rechnungslegungs-
standards oder die Erläuterungen zu Pensionsverbindlichkeiten. Diese Änderun-
gen bedürfen einer Umsetzung in den Rechnungslegungsstandards. Hierfür
bietet sich die Erstellung eines einzelnen, umfassenden Standards zum Anhang
zur Jahresrechnung an. Die Ersteller des Anhangs können durch die Wahl des
Rechnungslegungsstandards und eine stärkere Fokussierung auf informa-
tionsunabhängige Faktoren, wie die Verständlichkeit, Verlässlichkeit und
Verfügbarkeit den Informationswert zusätzlich steigern. Rechnungslegungsad-
ressaten sollten sich durch die Nutzung mehrerer Kommunikationskanäle und
elektronischer Möglichkeiten umfassend informieren. So kann der Informati-
onswert des Anhangs durch das Zusammenwirken der relevanten Parteien
gesteigert werden, was mit positiven ökonomischen Auswirkungen einhergeht.
X Abstract
Abstract
The notes to the financial statements are a much discussed communication
instrument. The regulatory requirements of IFRS or US GAAP lead to extensive
reportings. Companies invest significant personnel, financial and organisational
resources in the preparation of the notes to the financial statements. Neverthe-
less, the economic value of the disclosure in the notes is questioned in practice
and literature. Therefore it is of interest which information attributes create
value for stakeholders and how inherent complexity of the notes can be reduced.
In order to answer this question from the perspective of investors and financial
analysts as primary stakeholder a comprehensive survey is conducted.
The empirical analysis of the results clearly shows that the notes to the financial
statements provide informational value and are used in investment decision
making. Implications are drawn for standard setters, preparers and users of the
notes. Certain areas of information require additional disclosures. These com-
prise information on a company’s value chain and profitability, the organiza-
tional structure and specific business risks. The inherent complexity can be
reduced through an elimination of redundant areas of information, such as the
summary of accounting standards or details on pension liabilities. These changes
require an implementation in the accounting standards. The results suggest that
the preferred set-up would be one comprehensive standard for the notes to the
financial statements. Preparers can improve the information value of the notes
with their choice of accounting standards and a stronger focus on non-
informational factors such as the understandability, reliability and availability of
the disclosures. Users should retain information from multiple channels of
corporate communication and also consider technological options. Thus, the
information value of the notes to the financial statements can be increased
through the cooperation of the relevant parties and is linked to positive econom-
ic effects.
Inhaltsübersicht
Geleitwort .......................................................................................................... V
Vorwort ........................................................................................................... VII
Kurzzusammenfassung ................................................................................... IX
Abstract .............................................................................................................. X
Inhaltsübersicht ............................................................................................... XI
Inhaltsverzeichnis......................................................................................... XIII
Abbildungsverzeichnis .................................................................................. XIX
Tabellenverzeichnis ....................................................................................... XXI
Abkürzungsverzeichnis ........................................................................... XXVII
1. Einleitung ................................................................................................... 1
1.1. Ausgangslage ....................................................................................... 1
1.2. Zielsetzung ........................................................................................... 2
1.3. Relevanz des Themas ........................................................................... 6
1.4. Aufbau der Arbeit ................................................................................ 7
2. Theoretischer Bezugsrahmen ................................................................. 11
2.1. Anhang zur Jahresrechnung ............................................................... 11
2.2. Anspruchsgruppen ............................................................................. 18
2.3. Ersteller .............................................................................................. 35
2.4. Wirtschaftsprüfung ............................................................................. 44
2.5. Eingliederung in die Unternehmenskommunikation .......................... 49
2.6. Inhalt .................................................................................................. 57
2.7. Regulatorische Grundlagen ................................................................ 91
2.8. Technologische Entwicklungen ....................................................... 105
2.9. Zwischenfazit Kapitel 2 ................................................................... 107
3. Informationswert des Anhangs ............................................................ 109
3.1. Dimensionen des Informationswerts ................................................ 109
3.2. Diskussion in der aktuellen Literatur ............................................... 111
3.3. Messbarkeit ...................................................................................... 126
3.4. Zwischenfazit Kapitel 3 ................................................................... 128