Table Of ContentLandesverband Niedersachsen e.V.
Positionspapier der
Impulspapier zur
Weiterentwicklung
LEBENSHILFE Niedersachsen
der Offenen Hilfen
in schwieriger und
in leichter Sprache
Beschlossen auf der Mitgliederversammlung
am 13. November 2010 in Osnabrück
www.lebenshilfe-nds.de
Impressum
Herausgeber:
Lebenshilfe Landesverband Niedersachsen e.V.
Pelikanstraße 4
30177 Hannover
Telefon 0511/9092570
Telefax 0511/90925711
E-Mail [email protected]
Internet www.lebenshilfe-nds.de
Arbeitsgruppe Weiterentwicklung Offene Hilfen des
Ausschusses Offene Hilfen:
Astrid Wagner, Goslar
Florian König, Hannover
Jan Christoph Hogrefe, Nienburg
Marion Kruse, Aurich
Nadine Boß, Gifhorn
Volker Wahlers; Bremervörde/Zeven 1. Auflage Januar 2014
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Inhaltsverzeichnis
1. Intention Seite 5
2. Bestandsaufnahme Seite 6
3. Ziel Seite 8
4. Ausblick Seite 10
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1. Intention
Offene Hilfen sind ein Sammelbegriff für eine Viel- Hilfen mit ihren Angeboten und Dienstleistungen
zahl ambulanter Dienstleistungen von der Frühför- passende Antworten und damit zeitgemäße Teil-
derung bis hin zu Angeboten für Demenzkranke. habemöglichkeiten. Die Hilfe kommt dabei zu den
Aus Sicht der Lebenshilfe Niedersachsen stellen die Menschen. Schwerpunkte dieses Diskurses sind die
Angebote der Offenen Hilfen die Gesamtheit aller Begriffe „Inklusion“ und „ambulant vor stationär“.
ambulanten, personenbezogenen sozialen Dienst-
leistungen für Menschen mit Behinderung und ihre Der Ausschuss Offene Hilfen hat sich entschlossen,
Angehörigen dar. Diese Dienstleistungen stehen mit diesem Papier Impulse für die Weiterentwick-
dabei sowohl in einem Spannungsfeld zwischen lung zu liefern und eine Diskussion darüber anzu-
Pädagogik, Pflege und Assistenz, sowie gleich- regen. Dem Ausschuss Offene Hilfen der LEBENS-
zeitig zwischen den verschiedenen Leistungsträger HILFE Niedersachsen ist es dabei wichtig, dass der
der Eingliederungshilfe (SGB XII), der Jugendhilfe Ausbau ambulanter Assistenzangebote nicht unter
(SGB VIII) und den Pflegeversicherungsleistungen dem Primat des Kostendrucks, sondern vor dem
(SGB XI). Hintergrund der Verbesserung von Teilhabemöglich-
Vor dem Hintergrund sozialpolitischer und gesamt- keiten für die Menschen mit Behinderung im Sinne
gesellschaftlicher Entwicklungen bieten die Offenen der UN-Behindertenrechtskonvention zu sehen ist.
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Bestandsaufnahme:
Die Offenen Hilfen stehen neuen Aufgabenfeldern Hohe Fachkompetenz, ein weitreichender Gestal-
und Herausforderungen gegenüber. Durch die ver- tungsspielraum sowie die flexible und zügige Um-
änderten Rahmenbedingungen in den Offenen Hil- setzung von Leistungsanforderungen sind die we-
fen entstehen zunehmend neue Angebote, verbun- sentlichsten Arbeitsmerkmale der Offenen Hilfen.
den mit hohen Zuwachszahlen. Hierbei geht es nicht Die Offenen Hilfen müssen sich aufgrund der sich
mehr nur um einzelne Angebote zur Familienentlas- verändernden Anforderungen flexibel gestalten und
tung, sondern es steht zunehmend die Begleitung sich auf neue Herausforderungen einstellen.
ganzer Familiensysteme im Mittelpunkt.
Eine Grundlage für diese Arbeit bietet der Zugang
Aus dem Selbstverständnis der LEBENSHILFE Nie- zu verschiedenen Finanzierungssystemen. Der Fi-
dersachsen heraus verstehen wir es als unsere Auf- nanzierungsmix aus Leistungen u.a. der Pflegever-
gabe, für die Interessen und Rechte der Menschen sicherung (SGB XI), Krankenversicherung (SGB V),
mit Behinderung und ihrer Angehörigen einzutreten. Eingliederungshilfe (SGB XII) und Jugendhilfe (SGB
Die individuelle Beratung ist dabei ein Kernelement VIII) ermöglicht die Gestaltung von passgenaue
in der Arbeit der Offenen Hilfen. Unterstützungsangeboten. Gleichzeitig werden aber
auch hohe Anforderungen an die Menschen mit Be-
Eltern und Menschen mit Behinderung werden bei hinderungen, deren Angehörige und uns als Anbie-
der Entwicklung und Weiterentwicklung von An- ter der Dienstleistungen (Siehe Anhang, Leistungs-
geboten der Offenen Hilfen in Zukunft stärker zu übersicht Offene Hilfen Niedersachsen) gestellt.
beteiligen sein. Ziel ist eine aktive Mitgestaltung.
Hierzu gehören zum Bespiel regelmäßige Kunden- In den Offenen Hilfen der LEBENSHILFEN sind Mit-
befragungen sowie die Schaffung von Eltern- und arbeiter und Mitarbeiterinnen mit unterschiedlichen
Nutzergremien. Dabei ist den Eltern und Angehöri- Kompetenzen in den verschiedenen Unterstüt-
gen aufgrund ihrer besonderen Verantwortung eine zungsangeboten beschäftigt. Schwerpunkt dieser
herausragende Rolle zuzumessen.1) Arbeit ist die Beziehungsarbeit zwischen Mitarbei-
tern, Menschen mit Behinderung und deren Ange-
Die Offenen Hilfen sind regional gut vernetzt, z.B. hörigen, um das Ziel der erfolgreichen Teilhabe zu
mit den unterschiedlichen Leistungsträgern, lokalen erreichen.
Vereinen und Bildungsanbietern. Sie sind dabei eine
wichtige Schnittstelle der örtlichen LEBENSHILFE zu
anderen Einrichtungen die Unterstützungsangebote
für Menschen mit Behinderung und ihren Angehö-
rigen anbieten.
Die Offenen Hilfen sind Brückenbauer
in die Gemeinde.
1) Siehe Positionspapier der Lebenshilfe Niedersachsen in schwieriger und leichter Sprache, 2010, S. 3
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Die Bundesvereinigung der LEBENSHILFE hat mit Um auf die neuen sozialpolitischen und gesellschaft-
der folgenden Grafik versucht, die große Vielfalt der lichen Entwicklungen reagieren zu können sind ein
Angebote und ihre zuständigen Verantwortlichkei- weiterer Ausbau sowie eine ständige Weiterent-
ten aus den Sozialgesetzbüchern darzustellen. wicklung der bestehenden Angebote und Rahmen-
bedingungen unerlässlich.
Abbildung LEBENSHILFE Niedersachsen 2013
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Ziel:
Ziel ist es, Angebote für Menschen mit und ohne Mit der aktiven Positionierung der Offenen Hilfen
Behinderung zur Verfügung zu stellen. Die Offenen der LEBENSHILFE Niedersachsen ist die Forderung
Hilfen bieten Unterstützung und Assistenz, um so- verbunden, den Prozess der Ambulantisierung nicht
zialraumorientierte Angebote wahrnehmen zu kön- zu einer Billiglösung werden zu lassen.
nen und ermöglichen im Sinne der Inklusion ein Le-
ben in der Gemeinde.
Den Offenen Hilfen kommen in diesem Zusammen- Beratungen im Rahmen der Offenen Hilfen sind ele-
hang zwei zentrale Aufgaben zu: mentar wichtig. Ziel ist es, ein Beratungssystem zu
schaffen, das alle Menschen mit Behinderungen in
• Eltern und Angehörige, aber auch behinderte den Informationsfluss einbezieht und mit dessen Hil-
Menschen sollen selbst Erfahrungen mit kunden- fe sie persönliche Meinungen entwickeln und kund-
orientierter Assistenz und Unterstützung tun können.
machen. Beratung muss eine eigenständige Leistung sein, die
• Positive Erfahrungen mit ambulanten, alltags- Offenen Hilfen beraten neben Menschen mit Behin-
orientierten Hilfen können behinderte Menschen derungen und deren Angehörigen auch Partner im
und ihre Angehörigen dazu ermutigen, Sozialraum, die sich vor dem Hintergrund der Inklu-
auch später ihren Unterstützungsbedarf durch sion öffnen möchten, z.B. Arbeitgeber, Leistungsträ-
ambulante Hilfen zu realisieren. ger, Vereine, Bildungseinrichtungen, usw.
Offene Hilfen müssen passgenaue Hilfe anbieten. Eine umfassende Beratungsleistung für Menschen
mit Behinderung und deren Angehörigen muss als
eigene Leistung anerkannt werden und angemes-
Dadurch werden sie zu Wegbereitern einer konse- sen vergütet werden. Nur so kann Beratung ergeb-
quenten Weiterentwicklung einer „Unterstützung nisoffen und im Sinne der Ratsuchenden erfolgen.
vor Ort“ im Sinne der Umsetzung der UN-BRK.
Die Verantwortlichen der Offenen Hilfen müssen
stärker kommunalpolitisch aktiv werden. Sie sollten Wir fordern umfangreiche personelle, sächliche und
sich in die Entwicklung des Gemeinwesens einmi- räumliche Ressourcen, um den vielschichtigen An-
schen, um so den Abbau von Barrieren und die Ge- forderungen gerecht zu werden. Diese Ressourcen
staltung der Sozialräume zu unterstützen. orientieren sich an den Zielen und der Gesamtent-
wicklung der Offenen Hilfen. Die LEBENSHILFE
In Zukunft geht es nicht um ein „Schwarz-weiß- fordert landesweite Standards (z.B. Fachlichkeit des
Denken“ bei der Gegenüberstellung ambulant ver- Personals, Finanzierung der Angebote, Zugang zu
sus stationär. Es geht auch nicht um ein Entweder/ Leistungen), hierzu gehört auch der Aufbau von
Oder. Es geht in Zukunft vielmehr um Vielfalt von bzw. die Integration in bestehende Qualitätsma-
Hilfeangeboten mit Qualität, die dem Leistungsbe- nagementsystemen der Gesamteinrichtungen der
rechtigten echte Wahlalternativen zwischen Diens- LEBENSHILFEN vor Ort. Die Offenen Hilfen können
ten und Einrichtungen eröffnet. sich dabei zu einem wichtigen Element der Verzah-
Hierbei müssen die Offenen Hilfen als aktiver Part nung mit anderen Angeboten innerhalb und außer-
mit ihren weitreichenden Kompetenzen eine maß- halb der Organisation entwickeln.
gebliche Rolle übernehmen.
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Zur Erschließung neuer Arbeitsfelder ist Pioniergeist Es werden einheitliche adäquate Finanzierungsfor-
notwendig, dabei müssen ökonomische und inhalt- men für unterschiedliche Hilfebedarfe gefunden.
liche Risiken abgewogen werden. Im Sinne der Ge-
meinnützigkeit der LEBENSHILFEN vor Ort darf der Grundsätzlich muss jeder Mensch mit Behinderung
ökonomische Erfolg jedoch nicht ausschließlich die unabhängig von der Schwere, Art und Ausprägung
Grundlage der Entscheidung sein. Gesellschaftliche, seiner Behinderung und von der Höhe seines Hilfe-
politische und ökonomische Rahmenbedingungen bedarfs auf die verschiedenen Angebote zugreifen
müssen hierbei berücksichtigt werden. können. Keiner ist von dieser Wahlmöglichkeit da-
durch im Vorhinein auszuschließen, dass die Kondi-
Die Offenen Hilfen der LEBENSHILFE stehen schon tionen nicht stimmig sind, herrscht doch vielerorts
heute in einem direkten Wettbewerb mit anderen noch der Trugschluss vor, ambulante Unterstützung
Anbietern, aber auch mit anderen Angeboten der sei nur ein Weg für sogenannte leichter behinderte
eigenen LEBENSHILFEN vor Ort. Darüber hinaus Menschen. Hier passen Anspruch und sozialpoliti-
erfordern auch die inklusiven Entwicklungen neue sche Realität noch bei Weitem nicht zusammen.
Methoden zur Erreichung der Zielgruppen und zur
Darstellung der umfassenden Angebote der Offe- Ziel der Offenen Hilfen ist es, den Anspruch auf
nen Hilfen. Um diesem Wettbewerb in Zukunft gut Teilhabe der Menschen mit Behinderung umfäng-
begegnen zu können, ist für die Arbeit der Offenen lich zu ermöglichen. Dies muss unabhängig von der
Hilfen verstärkte Öffentlichkeitsarbeit und neues Leistungsart und dem Leistungsort erfolgt.
und vor allem intensiveres Marketing notwendig.
Das Marketing der Offenen Hilfen muss dabei ein-
gebunden werden in das strategische Marketing
der Gesamtorganisation der LEBENSHILFE vor Ort.
Im Interesse der Menschen mit Behinderung und de-
ren Angehörigen fordern wir landesweit einheitliche
Zugänge zu optimalen Unterstützungsleistungen,
die eine Benachteiligung auf Grund kommunaler
Gegebenheiten ausschließen. Der sozialhilferechtli-
che Anspruch ist unabhängig von Alter, von Art und
Schwere der Behinderung und Umfang des Unter-
stützungsbedarfs landesweit zu gewähren.
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Ausblick:
Die steigende Nachfrage und die Individualisierung der Der Ausschuss Offene Hilfen möchte mit diesen Impulsen
Dienste und Angebote stellen die Offenen Hilfen vor neue die Öffnung und Weiterentwicklung ambulanter Assistenz-
Herausforderungen. Daher ist es wichtig, jetzt in Nieder- angebote vorantreiben.
sachsen die Weichen in die richtigen Richtungen zu stellen,
denn den Offenen Hilfen wird in der strategischen Ausrich-
tung der LEBENSHILFEN eine Schlüsselfunktion für die Zu-
kunft zu kommen. Lebenshilfe Landesverband Niedersachsen e.V.
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Description:Offene Hilfen sind ein Sammelbegriff für eine Viel- zahl ambulanter Dienstleistungen von der Frühför- derung bis hin zu Angeboten für Demenzkranke.