Table Of ContentJulia Steinfort
Identität und Engagement im Alter
Julia Steinfort
Identität und
Engagement
im Alter
Eine empirische Untersuchung
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Zugl. Dissertation an der Universität Dortmund, 2010
1. Auflage 2010
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Lektorat: Dorothee Koch / Sabine Schöller
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Umschlaggestaltung: KünkelLopka Medienentwicklung, Heidelberg
Druck und buchbinderische Verarbeitung: STRAUSS GMBH, Mörlenbach
Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier
Printed in Germany
ISBN 978-3-531-17473-0
Danksagung
Für die wertvolle Unterstützung im Verlauf der vielfach bewegten Jahre, die ich
an meiner Promotion gearbeitet habe, möchte ich einigen Menschen meinen
besonderen Dank aussprechen.
Zuallererst danke ich Prof. Dr. Monika Reichert und Prof. Dr. Gerhard Nae-
gele für die Möglichkeit, dieses Dissertationsprojekt an der Universität Dort-
mund am Lehrstuhl für Soziale Gerontologie verfolgen zu können.
Weiter gilt mein Dank dem Forschungsinstitut Geragogik und hier insbe-
sondere der Begleitung durch Prof. Dr. Elisabeth Bubolz-Lutz. Die gemeinsame
Arbeit im Rahmen des Projektes „Pflegebegleiter“ war nicht nur in wissen-
schaftlicher sondern auch in persönlicher Hinsicht eine Bereicherung, die ich in
meinem Leben nicht missen möchte.
Ebenso herzlich danke ich allen älteren Freiwilligen, die sich für die Inter-
views oder die Gruppendiskussion zur Verfügung gestellt haben. Die individuel-
len Entwicklungen der Einzelnen im Verlauf ihrer freiwilligen Tätigkeit haben
mich fasziniert und einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Sie haben mich
gelehrt, dass das Leben bewegt bleibt und die Suche nach dem „richtigen“ Platz
in der Welt eine immer wiederkehrende Aufgabe ist.
Für die unermüdliche Unterstützung bei der Erstellung der Dissertation, der
Transkription der Interviews, den Korrekturarbeiten aber vor allem auch für die
Begleitung durch die bei der Erstellung einer solchen Arbeit üblichen Höhen und
Tiefen danke ich meiner Familie und meinen Freunden, ganz speziell Elisabeth
König, Maria, Sebastian und Anna Steinfort, Christina Tita, Sandra Stubbra,
Silke Dorn, Frauke Ferdinand, Dominique Giavarra und mit ganz besonderem
Dank für seine unerschütterliche Geduld und Ruhe: Sven Diedenhofen.
Diese Arbeit widme ich meinem Vater Werner Steinfort.
Julia Steinfort
Oberhausen, im Frühjahr 2010
Inhaltsverzeichnis
Einführung.......................................................................................................13
Teil A
1 Identität, Drittes Alter und Freiwilliges Engagement –
Begriffliche Klärungen............................................................................19
1.1 Identität – ein offenes und dynamisches Konstrukt..........................19
1.2 Das Dritte Alter – eine eigenständige Lebensphase..........................24
1.3 Freiwilliges Engagement – ein vielseitiges Tätigkeitsfeld................29
2 Entwicklungsverläufe und Konstruktionsprozesse von Identität.......35
2.1 Identität als Entwicklungsverlauf im gesamten Lebenslauf..............35
2.1.1 Ansätze zur Identitätsentwicklung –
Grundlagenmodelle, Konzepte und Perspektiven..................36
2.1.2 Identität in Entwicklungsstufen – das Krisenmodell.............42
2.1.3 Identität als Wechsel – das Zustandsmodell..........................44
2.1.4 Identitätsarbeit – das Konstruktionsmodell...........................50
2.2 Freiwilliges Engagement als mögliches Identitätsprojekt im Dritten
Alter..................................................................................................54
2.2.1 Vorbemerkung: Freiwilliges Engagement als
Identitätsprojekt.....................................................................54
2.2.2 Persönlichkeitsentwicklung im Alter– eine
psychologische Studie (2008)................................................56
2.2.3 Identitätsrelevanz von Freiwilligem Engagement im
Dritten Alter – eine sozialpsychologische Studie (2004).......57
3 Freiwilliges Engagement als möglicher Kontext von Identitäts-.............
entwicklung im Dritten Alter – Differenzierung spezieller Aspekte...61
3.1 Kohärenz...........................................................................................61
3.2 Selbstverortung.................................................................................63
3.3 Signifikante Andere..........................................................................66
3.4 Produktivität.....................................................................................68
3.5 Kompetenzerleben............................................................................69
3.6 Anerkennung.....................................................................................71
4 Leitthesen und zentrale Fragestellung...................................................73
8 Inhaltsverzeichnis
Teil B
5 Durchführung..........................................................................................77
5.1 Methodische Überlegungen..............................................................77
5.2 Aspekte der Identitätsforschung........................................................78
5.3 Entwicklung eines Forschungsdesigns zur methodischen
Problemstellung Identitätsentwicklung.............................................79
5.3.1 Problemzentrierte Interviews zu drei
Erhebungszeitpunkten...........................................................83
5.3.2 Gruppendiskussion mit Externen...........................................85
5.4 Beschreibung des konkreten, methodischen Vorgehens...................86
5.4.1 Qualitative Interviews............................................................86
5.4.1.1 Interviewleitfaden....................................................86
5.4.1.2 Auswahl der Interviewpartner.................................88
5.4.1.3 Durchführung der Interviews...................................89
5.4.2 Gruppendiskussion................................................................90
5.4.2.1 Intention und Inhalte................................................90
5.4.2.2 Zielgruppenbestimmung..........................................91
5.4.2.3 Durchführung der Gruppendiskussion.....................91
6 Auswertung..............................................................................................93
6.1 Methodische und technische Aspekte der Auswertung.....................94
6.1.1 Qualitative Inhaltsanalyse......................................................94
6.1.2 Thematisches Codieren..........................................................95
6.1.3 Transkription.........................................................................96
6.1.4 Erste Schritte der Auswertung...............................................97
6.1.5 Vorbereitung und Entwicklung der Codierung......................98
6.1.6 Zum Problem der Gütekriterien im
Auswertungsverfahren.........................................................110
6.1.6.1 Forschersubjektivität.............................................111
6.1.6.2 Inter-Rater-Reliabilität...........................................112
6.1.7 Zusammenfassung: Komponenten der Auswertung............112
6.2 Einzelfallanalysen...........................................................................113
6.2.1 Einzelfallanalyse Frau B......................................................115
6.2.2 Einzelfallanalyse Frau E......................................................124
6.2.3 Einzelfallanalyse Frau G.....................................................132
6.2.4 Einzelfallanalyse Herr L......................................................143
6.2.5 Kurzdarstellung weiterer Einzelfallanalysen.........................151
6.3 Generalisierende Analyse...............................................................157
Inhaltsverzeichnis 9
6.3.1 Aktuelle Lebenssituationen der Befragten –
Clusterbildung typischer Themen im Dritten Alter.............158
6.3.2 Identifizierungen zentraler Beweggründe für das
Engagement der Befragten..................................................162
6.3.3 Lernerfahrungen in der Kursgruppe – Zentrale Aspekte.....166
6.3.4 Tätigsein und Produktivitätserleben im Freiwilligen
Engagement – Überblick und Analyse................................169
6.3.5 Identitätsthematisierungen und narrative Selbstbilder –
differenzierte Analyse..........................................................174
6.3.6 Analyse der formulierten Entwicklungsaufgaben................179
6.4 Gesamtanalyse der Gruppendiskussion..........................................180
6.5 Zusammenführung der Ergebnisse..................................................183
Teil C
7 Modell: Identitätsentwicklung im Kontext
Freiwilligen Engagements im Dritten Alter.........................................189
7.1 Erarbeitung: Identitätszustände im Kontext
Freiwilligen Engagements im Dritten Alter....................................191
7.2 Einordnung der Ergebnisse – Modellbildung.................................193
7.3 Modellhafte Verläufe der Identitätsentwicklung im Kontext
Freiwilligen Engagements im Dritten Alter anhand typisierender
Einzelfälle.......................................................................................195
7.3.1 Progressiver Verlauf: Von der übernommenen Identität
über ein Moratorium zur erarbeiteten Identität....................196
7.3.2 Erarbeitender Verlauf: Von der diffusen Identität über
ein Moratorium zur erarbeiteten Identität............................199
7.3.3 Stagnierend-pendelnder Verlauf: Zwischen
übernommener Identität und Moratorium............................201
7.3.4 Suchender Verlauf: Von der diffusen Identität zum
Moratorium..........................................................................204
7.4 Abschließende Betrachtungen und Interpretation – Freiwilliges
Engagement als Anstoß zum Resümee eigener
Identitätsentwicklungen im Dritten Alter........................................206
8 Zusammenfassung zentraler Ergebnisse.............................................211
9 Sozialgerontologische und geragogische Diskussion der Ergebnisse 217
9.1 Sozialgerontologische Interpretationen und Schlussfolgerungen...217
9.2 Geragogische Interpretationen und Schlussfolgerungen.................222
Schlussbemerkung.........................................................................................233
Literaturverzeichnis......................................................................................235
Tabellenverzeichnis
Tab. 1: "Identity-status" – Modell.....................................................................47
Tab. 2: Kennzeichnungen und Sonderzeichen...................................................97
Tab. 3: Kategoriensystem zur Datenauswertung.............................................110
Tab. 4: Komponenten der Auswertung............................................................112
Tab. 5: Übersicht zu den Einzelauswertungen.................................................114
Tab. 6: Merkmalskonstellationen persönliche Pflegeerfahrung, andere
Erfahrungen im Freiwilligen Engagement und übernommene
Pflegebegleitungen............................................................................173
Tab. 7 Gegenüberstellungen prägnanter Selbstaussagen und assoziativer
Selbstbilder........................................................................................178
Tab. 8: Zusammenführung der Ergebnisse der generalisierenden Auswertung
unter Rückbezug auf die Leitthesen...................................................184
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Identität als Patchworking.....................................................................51
Abb. 2: Übersicht methodisches Vorgehen........................................................82
Abb. 3: Familienstand der Interviewteilnehmer................................................89
Abb. 4: Formale Bildung der Befragten..........................................................115
Abb. 5: Übernommene Pflegebegleitungen nach dem Kurs............................170
Abb. 6: Identitätsthematisierungen in den Interviews......................................175
Abb. 7: Visualisierung Korrelationen mit Kategorie 4....................................176
Abb. 8: Transfer: Identitätszustände und Freiwilliges Engagement................193
Abb. 9: Modell: Identitätsentwicklung im Drittes Alter im Kontext
Freiwilligen Engagements..............................................................194
Abb. 10: Einführung in die Systematik modellhafter Verläufe.......................195
Abb. 11: Modell zur Identitätsentwicklung im Dritten Alter im Kontext
Freiwilligen Engagements Frau B..................................................197
Abb. 12: Darstellung progressiver Verlauf Frau B..........................................198
Abb. 13: Modell zur Identitätsentwicklung im Dritten Alter im Kontext
Freiwilligen Engagements Frau C..................................................199
Abb. 14: Darstellung erarbeitender Verlauf Frau C.........................................200
Abb. 15: Modell zur Identitätsentwicklung im Dritten Alter im Kontext
Freiwilligen Engagements Frau E...................................................202
Abb. 16: Darstellung stagnierend/ pendelnder Verlauf Frau E........................203
Abb. 17: Modell zur Identitätsentwicklung im Dritten Alter im Kontext
Freiwilligen Engagements Frau G..................................................204
Abb. 18: Darstellung suchender Verlauf Frau G.............................................205
Abb. 19: Identitätsentwicklung im Rückblick.................................................208
Abb. 20: Bildungsverständnis der Geragogik..................................................225
Abb. 21: Begleitungskompetenzen..................................................................230
Einführung
Wie verläuft Identitätsentwicklung im Alter? Obwohl zunächst als Frage persön-
licher Lebensführung aufzufassen, birgt die Thematik auch große gesellschaftli-
che Relevanz. Angesichts der wachsenden Gruppe von aktiven Älteren ist es
höchste Zeit, sich dieser Frage zu stellen und den Mechanismen und Prozessen
der Identitätsentwicklung im Alter auf die Spur zu kommen. Identitätsentwick-
lung im Alter kann jedoch nicht losgelöst von unterschiedlichen Entwicklungs-
kontexten beschrieben werden. Insofern ist es nahe liegend, Identitätsforschung
in einem Feld zu beginnen, das in den letzten Jahren zunehmend als `identitäts-
förderlich´ und `sinnstiftend´ beschrieben wird: dem Freiwilligen Engagement.
So wendet sich diese empirisch ausgerichtete Studie dem Feld des freiwilligen,
gemeinwohlorientierten Engagements zu. Sie macht anhand ihrer Ergebnisse
deutlich, dass die Übernahme von Verantwortung im gesellschaftlichen Raum
eine Chance zur Identitätsentwicklung bietet. Aus der Tatsache, dass sich etwa
30% aller Senioren engagieren1 kann gefolgert werden, dass es sich hierbei um
ein durchaus bedeutsames Forschungsfeld handelt.
Über fünf Jahre hinweg hat sich die Verfasserin der Studie intensiv mit den
Erfahrungen Älterer im Engagement befasst: als Projektkoordinatorin im Bun-
desmodellprojekt Pflegebegleiter wurde anschaulich, wie sich insbesondere älte-
re Freiwillige in ihren Lebensausrichtungen im Rahmen des Projektes verändern
können. Diese zunächst in informellen Gesprächen zutage tretenden Verände-
rungen haben neugierig gemacht und Forschungsinteresse geweckt. Sie führten
zu den Fragen: Was genau passiert im Rahmen freiwilliger Tätigkeiten, wenn
sich Menschen nach ihrer Zeit im Berufs- und / oder Familienleben – oftmals
sehr bewusst – auf die Suche nach neuen Tätigkeitsfeldern machen? Wie verän-
dern sich die Engagierten? Wie erleben sie die frei zu gestaltende Zeit? Was
wünschen sie sich für diese Zeit? Und vor allem: Wie erleben und beschreiben
Menschen in dieser Lebensphase und speziell im Engagement ihre Identität?
Welche Modellvorstellungen lassen sich daraus für das Konstrukt von Identitäts-
entwicklung im Alter ableiten?
Die Auseinandersetzung mit dem Forschungsthema `Identität und Engage-
ment im Dritten Alter´ hat hohe – sowohl individuelle als auch soziale – Rele-
1 Vgl. Gensicke 2006, S. 274
J. Steinfort, Identität und Engagement im Alter, DOI 10.1007/ 978-3-531-92441-0_1,
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