Table Of ContentRekonstruktive Bildungsforschung
Jan Egger
Häuser machen
Schule
Eine architektursoziologische
Analyse gebauter Bildung
Rekonstruktive Bildungsforschung
Band 27
Reihe herausgegeben von
Martin Heinrich, Bielefeld, Deutschland
Andreas Wernet, Hannover, Deutschland
Die Reihe ‚Rekonstruktive Bildungsforschung‘ reagiert auf die zunehmende Eta-
blierung und Differenzierung qualitativ-rekonstruktiver Verfahren im Bereich
der Bildungsforschung. Mittlerweile hat sich eine erziehungswissenschaftliche
Forschungstradition gebildet, die sich nicht mehr nur auf die Rezeption sozial-
wissenschaftlicher Methoden beschränkt, sondern die vielmehr eigenständig zu
methodischen und methodologischen Weiterentwicklungen beiträgt. Vor dem
Hintergrund unterschiedlicher methodischer Bezüge (Objektive Hermeneutik,
Grounded Theory, Dokumentarische Methode, Ethnographie usw.) sind in den
letzten Jahren weiterführende Forschungsbeiträge entstanden, die sowohl der
Theorie- als auch der Methodenentwicklung bemerkenswerte Impulse verliehen
haben. Die Buchreihe will diese Forschungsentwicklung befördern und ihr ein
angemessenes Forum zur Verfügung stellen. Sie dient vor allem der Publikation
qualitativ-rekonstruktiver Forschungsarbeiten und von Beiträgen zur methodi-
schen und methodologischen Weiterentwicklung der rekonstruktiven Bildungs-
forschung. In ihr können sowohl Monographien erscheinen als auch thematisch
fokussierte Sammelbände.
Weitere Bände in der Reihe http://www.springer.com/series/11939
Jan Egger
Häuser machen Schule
Eine architektursoziologische
Analyse gebauter Bildung
Jan Egger
Pädagogische Hochschule der
Fachhochschule Nordwestschweiz
Basel, Schweiz
Die vorliegende Arbeit ist eine überarbeitete Fassung der Dissertationsschrift, die im
Januar 2018 vom Fachbereich Sozialwissenschaften der Universität Osnabrück auf Antrag
von Prof. Dr. Kai-Olaf Maiwald und PD Dr. Oliver Schmidtke angenommen wurde.
Publiziert mit Unterstützung des Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissen-
schaftlichen Forschung.
Rekonstruktive Bildungsforschung
ISBN 978-3-658-26652-3 ISBN 978-3-658-26653-0 (eBook)
https://doi.org/10.1007/978-3-658-26653-0
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National-
bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
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Dank
Beim Schreiben einer Dissertation ist die Krise der Normalfall (siehe Maiwald &
Torka 2015). Phasenweise fühlte ich mich wie der Protagonist Will Navidson im
Buch House of Leaves von Mark Danielewski. Dieser wacht eines Tages auf und
merkt, dass sein Haus ein Eigenleben entwickelt. Zuerst stellt er lediglich einen
neuen Raum fest, der im Grundriss nicht eingezeichnet ist. Eine genauere
Vermessung zeigt, dass der Raum sich ständig transformiert. Der Raum wächst
sich immer weiter zu einem labyrinthischen Raum-, Höhlen- und Treppensystem
aus, das sich ständig verändert. Je weiter sich der Protagonist mit hinzugerufenen
Helfern und Spezialisten in Exkursionen ins Labyrinth vorwagt, umso exponen-
tieller dehnen sich die Räumlichkeiten ins Unermessliche und bisweilen ins
Monströse aus.
Auch wenn eine Promotionsarbeit vor allem die Befähigung über die selbst-
ständige wissenschaftliche Bearbeitung eines Themas ist, haben mich sehr viele
Personen auf dem Weg begleitet und mir Wege und Abkürzungen aufgetan,
mich aus Sackgassen und von Irrwegen zurückgeholt und geholfen, Umwege zu
vermeiden. Ich danke allen, die dazu beigetragen haben, den Pfad zu finden.
Allen voran Prof. Dr. Kai-Olaf Maiwald für seine Betreuung und Unterstützung.
PD Dr. Oliver Schmidtke danke ich für seine Bereitschaft, die Zweitbegutach-
tung zu übernehmen, und sein Interesse am Thema. Auch seine Vorarbeiten zum
Thema Architektur waren für mich eine reichhaltige und anregende Quelle.
Im Weiteren gilt mein Dank den regelmäßigen Teilnehmer_innen der Pro-
movierendenschreibgruppe der Pädagogischen Hochschule Nordwestschweiz
(PH FHNW): Eva Edinger, Sandra Grizelj, Kristel Ross und Benno Rottermann.
Von ihnen habe ich unzählige wichtige Hinweise bekommen. Zudem haben die
regelmäßigen Treffen über all die Jahre dafür gesorgt, dass sich auch in Zeiten
krisenhaften Herumirrens und in Zeiten, in der wenig Ressourcen für die Promo-
tion vorhanden waren, die Motivation und eine gewisse Konstante in der Text-
produktion erhalten hat.
Für die vollständige Durchsicht des fertigen Manuskriptes und das Anbrin-
gen vieler Hinweise danke ich Ingo Wienke. Peter Rohrbach hat mit Geduld und
Akribie sprachlich Umständliches feingeschliffen und Unschönes ausgemerzt.
VI Dank
Im Weiteren gilt mein Dank den Organisator_innen und Teilnehmer_innen
verschiedener Fallwerkstätten, in denen ich Protokolle vorlegen durfte. Nicht zu
vergessen sind die zahlreichen Hauswarte, Gemeindeangestellten, Schulleitungen
u. a. m., die mich geduldig durch Schulhäuser geführt und die mir Archive ge-
öffnet haben: Ihnen sei von Herzen gedankt. Auch danke ich den Archi-
tekt_innen und Fotograf_innen, die mir Pläne, Bilder und weitere Materialien zur
Verfügung gestellt haben. Zudem danke ich der PH FHNW, die mir während
dreier Jahre erlaubt hat, einen Teil meiner Arbeitszeit für die Dissertation zu
verwenden.
Zu guter Letzt ist es meine Frau Anja Sieber Egger, die am meisten zur Ar-
beit beigetragen hat. Sie hat nicht nur inhaltlich mitgedacht. Sie hat mich immer
wieder ermuntert und motiviert. Vor allem hat sie mir den Rücken freigehalten,
damit ich neben Familienleben und Arbeit überhaupt ab und zu Zeit und Muße
gefunden habe, diese Arbeit zu schreiben. Ohne sie wäre diese Arbeit wohl nie-
mals fertig geworden: Ihr gilt daher der größte Dank.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung .................................................................................................... 1
1.1 Architektur als Forschungsgegenstand ................................................ 1
1.2 Fragestellung und Erkenntnisinteresse ................................................. 4
1.3 Gebäude als Datenmaterial und deren methodische Erschließung ...... 6
1.4 Zum Aufbau der Arbeit ........................................................................ 8
2 Vorbemerkungen zur Architektur von Schulhäusern .......................... 11
2.1 Zur Geschichte des Schulhausbaus .................................................... 11
2.2 Planung und Bau von Schulhäusern ................................................... 14
2.3 Zum Forschungsstand ........................................................................ 17
2.3.1 Der Schulhausbau in einer historisch-systematischen
Perspektive ................................................................................... 18
2.3.2 Soziologische Perspektiven auf Schulbauten ............................... 19
2.3.3 Der Raum als Erzieher – Erziehungswissenschaftliche
Standpunkte .................................................................................. 22
2.3.4 Schularchitektur als Vehikel der Schulentwicklung –
Schulpädagogische Positionen ..................................................... 23
3 Schulhäuser als Orte pädagogisch initiierter Sozialisationsprozesse –
Theoretische Annäherung und Ableitung der Fragestellung ............... 27
3.1 Raum- und architektursoziologische Überlegungen zur gebauten
Bildung .............................................................................................. 27
3.1.1 Zur Strukturproblematik von Lebenspraxis .................................. 32
3.1.2 Soziale Raum-Zeitlichkeit – Architektur als Externalisierung
von Identität ................................................................................. 36
3.1.3 Die räumliche Konstitution von Positionalität, Subjektivität
und Identität ................................................................................. 40
3.1.4 Architektur als objektivierte Materialität des Sozialen ................ 44
3.1.5 Der Auftrag eines Gebäudes – Binnenfunktion von Architektur . 50
3.1.6 Repräsentation durch Architektur – Die Außenfunktion .............. 51
3.1.7 Wirkungsweisen von Architektur ................................................. 53
3.1.8 Architekturen als Objektivationen institutionalisierter Regeln .... 65
3.1.9 Architektur als handlungsleitende Routinen und
Krisenevozierung ......................................................................... 67
3.2 Der Auftrag von Schulgebäuden – Orte gesellschaftlich
organisierter Sozialisationsprozesse .................................................. 68
VIII Inhaltsverzeichnis
3.2.1 Zur Struktur von Sozialisations-, Bildungs- und Lernprozessen .. 69
3.2.2 Strukturvarianten sozialisatorischer Interaktion ........................... 73
3.2.3 Interaktion mit Artefakten und deren sozialisatorische
Wirkungen .................................................................................... 78
3.3 Ableitung der Fragestellung ............................................................... 80
3.3.1 Zur Sesshaftigkeit der Schule ....................................................... 81
3.3.2 Zur Funktionalität schulischer Architektur .................................. 82
4 Architektur als Protokoll und Protokollierung von Architektur –
Methode und Forschungsdesign .............................................................. 85
4.1 Was ist der Fall? ................................................................................ 86
4.2 Zur Protokollierung von Architektur ................................................. 90
4.3 Sequenzanalyse nichtsprachlicher, simultan präsenter Protokolle ..... 94
4.4 Die Auswahl der Fälle ....................................................................... 96
4.5 Zur Verschriftlichung und Darstellung der Fallanalysen ................... 99
5 Schule Breitenrain in der Stadt Bern – Von der Disziplinierung
zur intrinsischen Selbstdisziplin ............................................................ 103
5.1 Die Bauhistorie des Schulhauses Breitenrain .................................. 103
5.2 Siedlungsbild Breitenrain/Lorraine in der Stadt Bern – Das
Schulhaus als Repräsentationsbau von Staatlichkeit und
Bevölkerungspolitik ......................................................................... 104
5.3 Schulhausareal Breitenrain – Antagonismus von Unterricht und
Nichtunterricht ................................................................................. 112
5.3.1 Funktionserweiterungen der Schule ........................................... 117
5.3.2 Inklusion und Exklusion durch Positionalität und
Raumordnungen ......................................................................... 118
5.4 Schulgebäude Breitenrain – Sinnbild einer Schulkaserne ................ 121
5.4.1 Raum(an)ordnungen – Pädagogik als serielle Praxis ................. 126
5.4.2 Klassenzimmer als Grundzellen eines monofunktionalen
Konzeptes in seriellen Räumen .................................................. 132
5.4.3 Pädagogisch intendierte Sozialisation über Leib- und
Körpererfahrung im Schulsport .................................................. 139
5.4.4 Schule und Körperhygiene – Tilgung des Individuellen ............ 147
5.4.5 Entgrenzung der Schule ............................................................. 149
5.5 Fazit – Performativ-disponierende Architektur zur Erzeugung
disziplinierter und subalterner Subjekte ........................................... 151
Inhaltsverzeichnis IX
6 Schule Hinter Gärten in Riehen – Kunstwerk und
postfordistisches Produktionsgebäude ................................................. 155
6.1 Gemeinde Riehen – Urbane Platzknappheit auf dem Lande ............ 155
6.2 Schulhaus Hinter Gärten – Architektur als krisenevozierendes
Werk ................................................................................................ 159
6.2.1 Das Verschwinden der Schule .................................................... 172
6.2.2 Spiel ohne konstitutive Regeln ................................................... 175
6.2.3 Die Schule als begehbares Werk ................................................ 177
6.2.4 Raumorganisation und Raumanordnung .................................... 182
6.2.5 Der Klassenraum als Schema mit Variationen ........................... 192
6.3 Fazit – Repräsentation krisenhafter Muße und Funktionalität
einer Lernfabrik ............................................................................... 199
7 Schule Schmitten im Kanton Freiburg – Siedlungsbau ist
Schulhausbau und vice versa ................................................................. 205
7.1 Schulhäuser Schmitten: Genese und Bauhistorie ............................. 205
7.2 Dorf Schmitten – Die Schule als identitätsstiftendes Zentrum ........ 208
7.3 Haus Grün – Sozialisation über die Schulwohnstube ...................... 213
7.3.1 Das Schulhaus als Wohnhaus: Versinnbildlichung
kapitalistisch-bürgerlicher Lebensentwürfe ............................... 213
7.3.2 Die Schule als kleinräumige Verortung bürgerlicher
Familien- und Geschlechterverhältnisse .................................... 214
7.3.3 Das Schulhaus separiert Bildungs- und Erziehungsverhältnisse 215
7.3.4 Das Schulhaus als Sinnbild liberal-bürgerlicher Staatlichkeit .... 218
7.3.5 Siedlungsentwicklung und Schulraumerweiterung .................... 219
7.4 Schulanlage Schmitten – Orte eindeutiger
Handlungsaufforderungen ................................................................ 223
7.4.1 Sozialisatorische Implikation einer gerätevermittelten
Inkorporierung von Routinen ..................................................... 229
7.4.2 Der Schulraum als öffentlicher Raum – Etwas für jede und
jeden ........................................................................................... 232
7.4.3 Schulraum für alle – Vereint und getrennt ................................. 236
7.4.4 Der Schulraum als öffentlicher Sozialisationsraum und die
Erzeugung eindimensionaler Handlungsroutinen ....................... 238
7.5 Schulhaus Rot – Herstellung vaterländischer Identität .................... 239
7.5.1 Neue Raumorganisation im Klassenzimmer –
Die Hinterbühne wird Teil der Vorderbühne ............................. 243
7.5.2 Schule als hybride multiprofessionelle Organisation ................. 245
7.6 Schulhaus Orange – Sozialisation auf der skulpturalen Bühne ........ 246