Table Of ContentHansische
Geschichtsblätter
Königreich Litauen
England Königreich
Herausgegeben vom
Flandern
Hansischen
Gesch ichtsverei n
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118. Jahrgang 2000
HANSISCHE
GESCHICHTSBLA TTER
H E R A U S G E G E B E N
V O M
H A N S I S C H E N G E S C H I C H T S V E R E I N
118. JAHRGANG
2000
BOHLAU VERLAG KOLN WEIMAR WIEN
REDAKTION
Aufsatzteil: Dr. Rolf Hammel-Kiesow, Lübeck
Umschau: Dr. Volker Herrn, Trier
Für besondere Zuwendungen und erhöhte Jahresbeiträge, ohne die dieser Band nicht
hätte erscheinen können, hat der Hansische Geschichtsverein folgenden Stiftungen,
Verbänden und Städten zu danken:
Possehl-Stiftung zu L übeck
F reie und H ansestadt H amburg
F reie H ansestadt Bremen
H ansestadt L übeck
Stadt K öln
Stadt Braunschweig
0 Landschaftsverband
Westfalen-Lippe
L andschaftsverband R heinland
D r. M argarete Schindler
Umschlagabbildung nach: Hanseraum und Sächsischer Städtebund im Spätmittel
alter, in: Hanse, Städte, Bünde. Die sächsischen Städte zwischen Elbe und Weser,
Bd. 1, hrsg. v. Matthias Puhle. Magdeburg, 1996, S. 3.
Zuschriften, die den Aufsatzteil betreffen, sind zu richten an Herrn Dr. Rolf
HAMMEL-KlESOW, Forschungsstelle für die Geschichte der Hanse und des Ostsee
raums, Burgkloster, Hinter der Burg 2-4, 23539 Lübeck; Besprechungsexemplare
und sonstige Zuschriften wegen der Hansischen Umschau an Herrn Dr. Volker
H f.NN, Universität Trier, Fachbereich III, Postfach 3825, 54286 Trier.
http://www.hansischergeschichtsverein.de
Beiträge werden als Manuskript und auf Diskette erbeten. Die Verfasser erhalten
von Aufsätzen und Miszellen 20, von Beiträgen zur Hansischen Umschau 2
Sonderdrucke unentgeltlich, weitere gegen Erstattung der Unkosten.
Die Lieferung der Hansischen Geschichtsblätter erfolgt auf Gefahr der Empfänger.
Kostenlose Nachlieferung in Verlust geratener Sendungen erfolgt nicht.
Die in dieser Zeitschrift veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt.
Eintritt in den Hansischen Geschichtsvcrcin ist jederzeit möglich. Der Jahresbeitrag
beläuft sich z. Zt. auf DM 60 (für in der Ausbildung Begriffene auf DM 30). Er
berechtigt zum kostenlosen Bezug der Hansischen Geschichtsblätter. - Weitere
Informationen gibt die Geschäftsstelle im Archiv der Hansestadt Lübeck, Mühlen
damm 1-3, 23552 Lübeck.
ISSN 0073-0327
I n h a l t
Edith Ennen
(1907-1999) ................................................................................................ 5
Aufsätze
Dick Wase
Die früheste deutsche Ansiedlung auf dem „gotischen Ufer“in
Visby............................................................................................................. 9
Enno Bünz
Santiagopilger und Jakobusverehrung zwischen Nord- und
Ostsee im 12. Jahrhundert.................................................................... 35
Roman Czaja
Preußische Hansestädte und der Deutsche Orden. Ein Beitrag
zu den Bezeichnungen zwischen Stadt- und Landesherrschaft
im späten M ittelalter.............................................................................. 57
Lutz Trautmann
Ganzfigurenportaits der Bürgermeister Leonhard und Heinrich
Töbing. Repräsentation und Selbstverständnis ratsherrlicher
Familien in Lüneburg ............................................................................ 77
Miszellen
Hans-Bernd Spies
Die Reise des herzoglich-preußischen Faktors Antoine Maillet
über Lübeck nach Kopenhagen und Bremen (1562).................. 109
Peter Hoffmann
„Kamele“ in Amsterdam und Sankt Petersburg. Eine Miszelle
zu Johann Beckmanns „Beyträge zur Geschichte der Erfindun
gen“ 1781-1805 ........................................................................................ 119
Diskussion
Patrick Sahle/Torsten Schaßan
Das Hansische Urkundenbuch in der digitalen Welt. Vom
Druckwerk zum offenen Quellenrepertorium.............................. 133
Thomas Rahlf
Der beschwerliche Weg in die digitale Welt. Vorschläge für den
Übergang zu elektronischen Editionen........................................... 157
Hansische Umschau
In Verbindung mit Norbert Angermann, Roman Czaja, Antje
kathrin Graßmann, Rolf Hammel-Kiesow, Elisabeth Harder-
Gersdorff, Thomas Hill, Jürgen Hartwig Ibs, Stuart Jenks,
Ortwin Pelc, Herbert Schwarzwälder, Milja van Tielhof und
Hugo Weczerka und anderen, bearbeitet von Volker Henn . . 175
Allgemeines................................................................................................ 175
Vorhansische Zeit ................................................................................... 198
Zur Geschichte der niederdeutschen Landschaften und der
benachbarten Regionen......................................................................... 204
W esteuropa................................................................................................ 246
Skandinavien............................................................................................. 259
O steuropa.................................................................................................. 272
Mitarbeiterverzeichnis............................................................................ 295
Autorenverzeichnis................................................................................. 296
Für die Hanseforschung wichtige Zeitschriften............................ 298
Hansischer Geschichtsverein
Jahresbericht 1999 ................................................................................... 302
Satzung....................................................................................................... 304
Liste der Vorstandsmitglieder ............................................................. 306
E d i t h E n n e n
(1907-1999)
Am 28. Juni 1999 verstarb im Alter von 91 Jahren Frau Prof. Dr. Edith
Ennen. Mit ihr hat die internationale städtehistorische Forschung eine ihrer
profiliertesten Vertreterinnen verloren.
Edith Ennen wurde am 28. Oktober 1907 in Merzig/Saar geboren. Nach
dem Abitur und dem Studium der Fächer Geschichte, Germanistik und
Latein in Freiburg, Berlin und Bonn wurde sie im Wintersemester 1932/33
mit einer von Franz Steinbach, dem Direktor des 1920 gegründeten Bonner
Instituts für geschichtliche Landeskunde der Rheinlande, angeregten Dis
sertation über „Die Organisation der Selbstverwaltung in den Saarstädten
vom ausgehenden Mittelalter bis zur französischen Revolution“ (Bonn
1933) promoviert. Es folgte die Ausbildung für den höheren Archivdienst
am Institut für Archivwissenschaft und geschichtswissenschaftliche Fort
bildung in Berlin-Dahlem. Da Edith Ennen jedoch nicht bereit war, der
NSDAP beizutreten, bestand für sie keine Aussicht, eine Anstellung im
Archiv zu finden. So ging sie 1936 an das Bonner Institut zurück, wo
sie mit der Erarbeitung eines historischen Ortslexikons der Rheinlande
betraut wurde und nach der Abordnung Steinbachs an die Universität
Gent (ab dem Wintersemester 1940/41) dessen Lehrverpflichtungen sowie
die Herausgabe der Institutszeitschrift, der Rheinischen Vierteljahrsblätter,
übernahm. 1947 wurde ihr die Leitung des Bonner Stadtarchivs übertragen.
Trotz der damit verbundenen hohen Arbeitsbelastung konnte sie 1953
ihre als Habilitationsschrift konzipierte „Frühgeschichte der europäischen
Stadt“ (3. Aufl. 1981) veröffentlichen, mit der sie sich sofort einen Platz
in der vordersten Reihe der deutschen Städtehistoriker eroberte. Auf
Beschluß der Philosophischen Fakultät der Universität Bonn wurde sie
1961 zur Honorarprofessorin für Mittlere und Neuere Geschichte ernannt.
1964 folgte sie dem Ruf auf den Lehrstuhl für Wirtschafts- und Sozialge
schichte an der Universität des Saarlandes (als Nachfolgerin von Hektor
Ammann), um schon im Frühjahr 1968 an ihre alte Wirkungsstätte nach
Bonn zurückzukehren und dort bis zu ihrer Emeritierung im Jahre 1974
als Direktorin des Instituts und Inhaberin des Lehrstuhls für Mittlere und
6 Nachruf auf Edith Ennen
Neuere Geschichte und Geschichtliche Landeskunde der Rheinlande an
der Bonner Universität tätig zu sein.
Bereits mit dem Thema ihrer Dissertation war der Blick Edith Ennens
auf ein Forschungsfeld gelenkt worden, dem sie ein langes Gelehrtenleben
verbunden bleiben sollte. Die „Frühgeschichte der europäischen Stadt“,
die mehrere Nachdrucke und Neuauflagen erlebte, erschien, vorbereitet
durch einen schon 1941 publizierten, wegweisenden Aufsatz über „Die
europäische Stadt des Mittelalters als Forschungsaufgabe unserer Zeit“, zu
einem Zeitpunkt, zu dem die wichtigsten Probleme der Stadtwerdung und
der städtischen Verfassung durch die Arbeiten von Flenri Pirenne, Fritz
Rörig und Hans Planitz im wesentlichen gelöst zu sein schienen. Es ist
das Verdienst Edith Ennens, nachdrücklich darauf hingewiesen zu haben,
daß diese Arbeiten mit ihrer fast ausschließlichen und damit weitgehend
einseitigen Berücksichtigung der nordwesteuropäischen Fernhandelsstadt,
eines regional begrenzten Städtetyps, trotz beachtlicher Ergebnisse im
einzelnen, den vielfältigen Erscheinungsformen von „Stadt“ nicht gerecht
werden konnten. Mit ihrer Forderung, den „Ursprungskräften der mit
telalterlichen Stadt“ und ihren wechselseitigen Beeinflussungen mit Hilfe
nicht nur interdisziplinär angelegter, sondern vor allem auch auf eine
vergleichende und typenbildende Betrachtungsweise ausgerichteter Studien
auf die Spur zu kommen, hat Edith Ennen eine neue und äußerst fruchtbare
stadtgeschichtliche Diskussion angestoßen. In diese Diskussion hat sie
selbst mit einer beeindruckenden Fülle von Aufsätzen und Büchern (die
fast alle mehrere Auflagen erlebten und in viele, auch außereuropäische
Sprachen übersetzt wurden) eingegriffen; das von Manfred Huiskes 1999
erarbeitet Schriftenverzeichnis weist weit mehr als 500 Titel auf, die von
dem immensen Fleiß und dem großen Ideenreichtum der Verfasserin zeu
gen. Dabei hat sie sowohl quellennahe Detailstudien zu den verschieden
sten Problemen der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Stadt - zumeist
ausgehend von den Verhältnissen im Rheinland (insbesondere in Köln
und in Bonn), immer aber auch mit dem Blick auf die Gegebenheiten
in Flandern, Frankreich, Italien (Genua) und Nordeuropa - als auch den
Forschungsstand meisterhaft zusammenfassende Darstellungen vorgelegt,
darunter „Die europäische Stadt des Mittelalters“ (1972, 4. verb. Aufl.
1987). Schwerpunkte ihrer Forschungen waren die Probleme der Konti
nuität zwischen der antiken mittelmeerischen Stadtkultur und dem mit
telalterlichen Städtewesen, die Fragen der städtischen Gemeindebildung,
der wirtschaftlichen und sozialen Stellung der Frauen in der städtischen
Gesellschaft sowie die Frage nach der Bedeutung der verschiedenen Zen
tralitätsfunktionen der urbanen Siedlungen. Ihr Interesse an der Stadt
endete daher nicht an deren Mauer, sondern sie sah die Städte immer in
ihrer Eingebundenheit in das sie umgebende Umland. Insofern steht auch
die gemeinsam mit dem Siedlungsarchäologen Walter Janssen erarbeitete
Nachruf auf Edith Ennen 7
„Deutsche Agrargeschichte. Vom Neolithikum bis zur Schwelle des In
dustriezeitalters“ (1979) in engem Zusammhang mit den stadthistorischen
Forschungen Edith Ennens.
Es sind jedoch nicht allein die eigenen Publikationen, die zu den blei
benden wissenschaftlichen Leistungen der Verstorbenen gehören. Viele
Anregungen sind von ihr ausgegangen und wichtige Großprojekte der
Forschung sind auf ihre Initiative hin zustande gekommen; dazu zählen
der von der „Commission Internationale pour l’Histoire des Villes“ heraus
gegebene und mittlerweile in vier Bänden vorliegende „Elenchus fontium
historiae urbanae“, für den sie selbst im Rahmen ihrer „Frühgeschichte“
richtungweisende Vorarbeiten geleistet hatte, des weiteren der seit 1972 er
scheinende „Rheinische Städteatlas“ sowie der 1980 in Angriff genommene
„Geschichtliche Atlas der Rheinlande“, von dem zur Zeit sechs Lieferungen
mit insgesamt 69 Kartenblättern verfügbar sind.
Edith Ennen ist eine überaus engagierte und anregende Forscher
persönlichkeit gewesen. Auch der Hansische Geschichtsverein, dessen
langjähriges Mitglied sic war und auf dessen Pfingsttagungen sie zweimal
glänzende Referate gehalten hat, wird ihr ein ehrendes Andenken bewah
ren.
Volker Henn