Table Of ContentHandbuch des
Eisenbahnmaschinenwesens.
Unter Mitwirkung von
Julius Alexander, Kgl. Eisenbahnbauinspektor, Vorstand der Werkstätteninspektion, Sten
dal; G. Bode, Kgl. Eisenbahnbauinspektor, Vorstand der Werkstätteninspektion 4, Berlin;
V. G. Bosshardt, Inspektor der Jt. k. Osterreichischen Staatsbahnen, Wien; J. Brotan,
Inspektor und Werkstättenvorstand der k. k. Osterreichischen Staatsbahnen, Gm ünd; 0. Busse,
Direktor der Maschinenabteilung in der Generaldirektion der Kgl. Dänischen Staatsbahnen,
Kopenhagen; Emil Cimonetti, k. k. Baurat im k. k. Eisenbahnministerium, Wien;
Georg Dinglinger, Kgl. Eisenbahnbauinspektor a. D., Berlin; Emil Fränkel, Kgl.
Regierungs- und Baurat, Dezernent im Kgl. Eisenbahnzentralamt, Berlin; Robert Garbe,
Kgl. Preuß. Geh. Baurat, Mitglied des Kgl. Eisenbahnzentralamtes, Berlin; Roman Freiherr
von Gostkowski, Professor an der k. k. Teclm. Hochschule, Lem berg; C. Guillery, Kgl.
Baurat, München; Gustav Hamn1e1', Regierungsbaumeister im Kgl. Eisenbahnzentralamt,
Berlin; Friedrich lbbach, dipl. Ingenieur, Eisenbahnassessor der Kgl. Bayerischen Staats
eisenbahnen, München; J.Ja hn, Professor an derKgl. Techn. Hochschule, Dan z ig; Paul_Janzon,
Oberingenieur der Berliner Werkzeugmaschinenfabrik A. . G. vormals L. Sentker, B er Ii n;
Hermann von Littrow, Oberinspektor der k. k. Osterreichischen Staatsbahnen, Triest;
E. Metzeltin, Kgl. Regierungsbaumeister a. D., Hannover; !lr.•,3ng. M. Oder, Professor an
der Kgl. Techn. Hochschule, Danz ig; Richard Petersen, Oberingenieur der Continentalen
Gesellschaft für elektrische Unternehmungen, Berlin; Adolf Prasch, k. k. Regierungsrat,
Wien; M. Richter, Oberingenienr, Hannover; Job. Rihosek, k. k. Baurat im k. k.
Eisenbahnministerium, Wien; Heinrich Ruthemeyer, Regierungsbaumeister im Kgl.
Eisenbahnzentralamt, Berlin; Dr. R. Sanzin, Privatdozent, Ingenieur der k. k. priv. Südbahn
Gesellschaft, Wien; F. X. Saurau, k. k. Baurat im k. k. Eisenbahnministerium, Wien;
Chr. Pb. Schäfer, Geh. Baurat der Kgl. Eisenbahndirektion, Hannover; W. Stahl, Ober
baurat der Großherzog!. Badischen Staatsbahnen, Karlsruhe; Ernst Weddigen, Kgl.
Eisenbahnbauinspektor, Vorstand der Werkstätteninspektion, Bres!au; J. Wittenberg, Ober
inspektor der k. k. priv. Südbahn-Gesell,chaft, Budapest; E. C. Zehme, Privatdozent an der
Kgl. Techn. Hochschule, Berlin,
herausgegeben von
Ludwig Ritter von Stockert,
Proiessor an der k. k. Technischen Hochschule in Wien.
III. Band
Werkstätten.
•
.
Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH 1908
Werkstätten.
Unter Mitwirkung von
G. Bode, Kgl. Eisenbalmbauinspektor, Vorstand der Werkstätteninspektion 4,
Berlin; J. Brotan, Inspektor und Werkstättenvorstand der k. k. Ö:,;tpr
reichischen Staatsbahnen, Gmünd; 0. Busse, Direktor der Maschiu<>n
abteilung in der Generaldirektion der Kgl. dänischen Staatsbahnen, K o p (~ II
hagen; Emil Fränkel, Kgl. Regierungs- und Baurat, Dezernent. im 1\;. . d.
Eisenbahnzentralamt, Berlin; C. Guillery, Kgl. Baurat, München; Pani
J anzon, Oberingenieur der Berliner Werkzeugmaschinenfabrik A.-Cl. \·ormals
L. Sentker, Berlin; M. Richter, Oberingenieur, Hannover; H~inri<-h
Ruthemeyer, Regierungsbaumeister im Kgl. Eisenbalmzentralamt, Bnl i 11.
herausgegeben von
Ludwig Ritter von Stockert,
Professor an der k. k. Technischen Hochschule in Wien.
l\fit 471 Textabbildungen und 6 lithographierten 'l'afeln.
Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH 1908
Additional materialtotbis book can be downloaded from http://extras.springer.com
ISBN 978-3-662-23530-0 ISBN 978-3-662-25607-7 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-662-25607-7
Softcover reprint of the hardcover 1st edition 1908
Inbaltsverzeiehnis.
Werkstättenanlagen. Von Emil Fränkel, Kgl.Regierungs- und Baurat, Dezernent Seite
im Kgl. Eisenbahnzentralamt, Berlin 1
L Anlage der Werkstätten 3
2. Bauart der Werkstätten 8
3. Größenverhältnisse . . . 15
4. Kraftbetrieb . . . . . . 18
5. Neuere Anlagen von Hauptwerkstätten . 21
a) Lokemotivwerkstätte Epernay (franz. Ostbahn) . 21
b) Lokomotiv- und Wagenwerkstätte Collinwood (Lake Shore- and Michigan-
Südbahn, Amerika) . . . . . . . . . . . . . 23
c) Werkstätte Opladen (Preuß. Staatsbahnen) . . . . . 27
d) Wagenwerkstätte Gleiwitz {Preuß. Staatsbahnen) . . 28
e) Lokomotivwerkstätte Gleiwitz (Preuß. Staatsbahnen) 30
f) Lokomotivwerkstätte Sehneidemühl {Preuß. Staatsbahnen) . 32
g) Werkstätten der Louisvilla und Nashville-Bahn (Amerika) . 33
h) Lokemotivwerkstätte Pittsburg {Lake Erie-Bahn, Amerika) 35
i) Hauptwerkstätte Istvantelt>k (Ungar. Staatseisenbahnen) . 37
6. Maschinelle Hilfseinrichtungen . . . . . . . . . . . . . . . 40
a) Schiebebühnen, Drehscheiben, Krane, Hebewerke usw. 40
b) Unversenkte Wagenschiebebühne von 20m Länge und 20 t Tragfähigkeit. 66
c) Lokomotivhcbekran von 60 t Tragfähigkt>it . 66
d) Torkran für Achsendreherei . . . . . . . . . 70
e) Hebewerk für Lokomotiven {System Kuttruff) . 70
f) Hebewerke für Wagen mit elt>ktrisehem Antrieb 73
g) W asserdruckaehsensenke . . . . . . . . . . . 77
h) Lokomotiv-Wägevorrichtung (System Schenck) . 79
7. Betriebswerkstätten . . . . . . . . . . . . . . 80
Betriebswerkstätte Treuchtlingen der Kgl. Bayer. Staatsbahnen 82
8. W erk~tätten für elektrische Bahnen . . . . . 84
9. Wohlfahrtseinrichtungen ......· . . . . . . . . . . . . 85
Die Unterhaltung der Eisenbahnbetriebsmittel. Von 0. Busse, Direktor
der Maschinenabteilung in der Generaldirektion der Kgl. Dänischen Staats-
bahnen, Kopenhagen . . . . . . . . . . . . . . . . 87
1. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87
2. Die Unterhaltung der Betriebsmittel im allgemeinen. 88
a) Laufdauer der Lokomotiven . . . . . 90
b) Laufdauer der Wagen . . . . . . . . . . . . . 90
3. Die Organisation des Werkstättenbetriebes . . . . . 91
4. Größe und Einrichtung der Hauptwerkstätten . . . . . . 91
5. Ausbesserung der Lokomotiven und Tender in den Hauptwerkstätten . 93
a) Beschreibung einer ,.Großen Ausbesserung" . . . . 95
a) Abnutzung der Radreifen . . . . . . . . . . . 96
ß) Ausbessern von Rädern, Achsen und Kurbelzapfen 97
r) Achskisten (Achslager) . . 101
c5) Trieb- und Kuppelstangen 104
e) Lineale und Kreuzköpfe 106
n
Dampfzylinder 107
17) Steuerungsteile . . . . 112
VI Inhaltsverzeichnis.
Seite
0) Rahmen und Achsgabeln . 116
t) Tragwerk. . . . . . . . 118
x) Bremsgestänge . . . . . 118
.1.) Puffer, Zughaken und Kuppelungen. 118
p) Kessel . . . . • . . . . . . . . . 118
v) Rauchkammer . . . . . . . . . . 123
~) Ausbesserung kleiner Maschinenteile 124
o) Kesselverkleidung 125
n) Lackierung . . . . . . . . . . . . 125
e) Die Probefahrt . . . . . . . . . . 126
b) ,.Kleine Ausbesserung" der Lokomotiven 127
c) Große und kleine Ausbesserungen der Tender 127
6. Ausbesserung der Wagen . . 128
Der Wagenkasten . . . . . . . . . . . . . 130
Lackierung und Anstrich . . . . . . . . . 132
Probefahrt mit Personenwagen . . . . . . . 134
7. Metallegiel'llligen. Vorschriften für Eisen und Stahl . 134
8. Schlußbemerkungen. . • . . . . . . . . . . . . . 136
Ne uere W erkstätteneinrichtungen. Von Pa ulJ an z o n, Oberingenieur der Berliner
Werkzeugmaschinenfabrik A.-G. vorm. Sentker, Berlin 137
1. Schnellwerkzeugstahl . . . . . . . . . . . . . . 137
2. Das Schleifen . . . . . . . . . . . . . . . . . 142
a) Einfache Schleifmaschinen ohne Supportführung 146
b) Werkzeugschleifmaschinen 146
c) Rundschleifmaschinen . 147
d) Spezialschleifmaschinen • . 147
3. Werkzeugmacherei . . • . . 147
4. Der Antrieb der Arbeitsmaschinen . 153
5. Neuere Werkzeugmaschinen . . . . 167
a) In den Lokomotiv- und Wagenhallen 167
b) In der mechanischen Werkstatt. 170
c) In der Räderwerkstatt . . . . . . 173
d) Für Siederohre und Stehbolzen . . 179
e) In der Haupt· und Kesselschmiede 181
f) Verschiedenes . . . . . . . . . . . 184
Werkstättenrechnung. Von Heinrich Ruthemeyer, Eisenbahnbauinspektor
im Eisenbahnzentralamt, Berlin 185
1. Allgemeines. Lohnsysteme . . . . . . . . . . . . 185
2. Bezeichnung der Arbeiten . . . . . . · . . . . . . 186
3. Aufschreibung und Nachweisung der Arbeitsleistungen . 187
4. Anforderung der Materialien . . . . . . . . . . . . 192
5. Aufzeichnung und Berechnung der Kosten der für Dritte ausgeführten Arbeiten 195
6. Sonstige Aufschreibungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 196
Schäden an Lokomotivkesseln, deren Ursachen und Behebung. Von
Joh. Brotan, Inspektor und Werkstättenvorstand der k. k. Österr. Staatsbahnen,
Gmünd, N.-0. . . . . . . . . . 197
1. Feststellung der Kesselschäden 197
2. Arten der Kesselschäden . . 198
3. Auftreten der Kesselschäden 201
a) Schäden am Langkessel 201
a) Die Rauchkammer und die vordere Rohrwand. 201
{J) Die zylindrischen Schüsse und der Dom . 203
b) Schäden am Stehkessel 207
a) Die Feuerbüchse • . . . . . . 207
{J) Der äußere Stehkessel . . . . . 228
r) Verankerungsteile des Stehkessels 231
c) Allgemeine Schäden infolge unrichtiger Bearbeitung 235
d) Schäden an den Feuerrohren . . . . . . . . . . . 237
4. Vorgang bei der Durchführung der inneren Kesseluntersuchung. 240
Inhaltsverzeichnis. VII
Seite
Materialprüfung. Von G. Bode, Kgl. Eisenbahnbauinspektor, Berlin . 246
l. Allgemeines . 246
2. Die Materialien und die Gütevorschriften . 247
a) Baumaterialien 248
a) Gußeisen . . 248
ß) Flußeisen . . 248
?') Schweißeisen ...... . 250
.5) Siederöhren, Leitungsröhren für Luftdruckbremse und Dampfheizung . 254
e) Flußstahl . . 254
C) Kupfer ... 256
fl) Legierungen 256
{}) Holz ... . 257
•) Gewebe .. . 258
;") Farben und Lacke . 258
b) Betriebsmaterialien 260
Ole ...... . 260
a) Petroleum . . . 260
ß) Mineralschmieröle 260
rl Rüböl .. 262
~) Gasöl ..... 262
3. Materialprüfung . . . 263
a) _Prüfung der Metalle i63
a) Zerreißversuche . 263
ß) Schlagversuche . 265
)') Eindruckversuche 266
b) Prüfung der Hölzer 267
c) Prüfung der Gewebe . 268
d) Prüfung der Farben und Lacke . 269
e) Prüfung der Ole . . . . . . .. 269
4. Prüfungsvorrichtungen . . . . . . 270
a)",.Vorrichtungen für die Untersuchung von Metallen 270
a) Zerreißmaschinen . . . . . . . . 270
ß) Kugeldruckmaschinen . . . . . . 278
b) Vorrichtungen für Oluntersuchungen. 282
a) Viskosimeter . . . . . . . . . . 282
ß) Petroleumproher . . . • . . . . 282
)') Apparat zur Flammpunktbestimmung bei Mineralölen . 283
.5) Apparat zur Kältepunktbestimmung bei Mineralölen 284
e) Olprobiermaschinen . . . . . . . . . . . . 284
Prüfung der Lokomotiven. Von M. Richter, Oberingenieur, Hannover 286
1. Technisch-polizeiliche Prüfungen . . . . . . . . . . . . . 287
A) Vorübergehende Prüfungen: Revisionen und Probefahrten 287
B) Dauernde Prüfungen . . . . • . . . . . . . 290
I. Fahrkontrolle . . . . . . . . . . . . . · . . . . . 290
a) Die ortsfeste Messung: Streckenkontakte . . . . . 291
ß) Die ortsbewegliche Messung: Geschwindigkeitsmesser . 293
A) Dauernd wirkende Messer . . . . 294
1) mit elektrischer Übertragung . 294
2) mit mechanischer Übertragung 297
B) Totalisierende Messer . . . . . 307
1) Getrennte Zeit-Wegmessung 307
2) Vereinigte Zeit-Wegmessung 308
C) Differentialisierende Messer 314
II. Heizkontrolle . . . . 315
2. Wissenschaftliche Prüfungen . . 317
A) Prüfungen im Betriebe . . 317
1) Besondere Probefahrten 317
2) Versuchswagen . . 326
B) Ortsfeste Prüfanlagen . . 335
VIII Inhaltsverzeichnis.
Seite
Anlagen für die Reinigung der Wagen. Von C. Guillery, Kgl. Baurat,
München . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 350
1. Anlagen für die Reinigung der Personenwagen . . . . . . . . . . 350
a) Allgemeines über die Reinigung der Personenwagen und über die Einrich-
tung der Reinigungsanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 350
b) Einrichtung der Entstäubungsanlagen im besonderen . . . . • . . . . . 351
1) Anlagen mit Erzeugung des Luftunterdrucks an einer Zentralstelle . . . 351
a) Einrichtung der Anlagen: Baurat Booth, Sherton, Esperia, Soterkenos,
Siemens-Schuckert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 351
ß) Betriebsergebnisse und Kosten . . . . •...........•.• 359
y) Einrichtung der Anlagen in Saarbrücken und Ludwigshafen und der An-
lagen der Purofak-Gesellschaft in Wien . . . . . . . . . . . . . 361
()) Betriebsergebnisse und Kosten . . . . . • . . . . . . . . . • . 361
2) Anlagen mit Erzeugung des Luftunterdrucks an den Absaugestellen . . . 363
a) Allgemeines . . . . . . . . . . . • . . • . . • . . . . . . . . . . 363
ß) Einrichtung der Entstäubungsanlagen in Köln, Magdeburg und Düssel-
dorf . . . . . . . . . . . . . . . . 366
;v) Betriebsergebnisse und Kosten . . . . . . . . . . . 371
2. Anlagen für die Reinigung der Güterwagen . . . . . . . . 373
a) Reinigungsvorschriften . . . . . . . . · . . . . . . . 373
b) Allgemeines über die Einrichtung der Reinigungsanlagen 374
c) Beispiele der Ausführung von größeren Reinigungsanlagen. 375
d) Bau- und Betriebskosten der Reinigungsanlagen für Güterwagen. 379
Eisenbahnrettungswesen. Von G. Bode, Kgl. Eisenbahnbauinspektor, Berlin 382
1. Unfälle im Eisenbahnbetriebe . . . 382
2. Rettungsmittel in den Zügen . • . 383
3. Rettungsmittel auf den Bahnhöfen . 386
4. Hilfszüge . . . . . . . . . . . . 389
a) Gerätewagen . . . . . . . . . 390
b) Arztwagen . . . . . . . . . . 393
5. Unterweisung des Personals in der ersten Hilfeleistung 403
6. Unfallmeldung und Alarmierung der Hilfszüge 409
7. Arbeiten auf der Unfallstelle • . . . . . . . . . . . 414
W erkstättenanlagen.
Von
E. Fränkel,
Regierungs- und Baurat, Mitglied des Eisenbahnzentralamts, Berlln.
Die Eisenbahnwerkstätten entsprechen als industrielle Anlagen am
meisten den Maschinenfabriken, haben jedoch in ihrer gleichzeitigen Eigen
schaft als Teile von Verkehrsanstalten die Aufgabe, sich den wechselnden Ver
kehrsansprüchen rasch anzupassen und dabei die zu werbenden Anlagen
gehörige Wirtschaftlichkeit zu berücksichtigen; auch nach Richtung der
Arbeiterfürsorge haben sie große Aufgaben zu erfüllen, und - weil der
Betriebssicherheit des Fahrparks dienend - müssen sie als Musteranstalten
von erheblicher Bedeutung gelten. Aus diesen Grundbedingungen heraus
ergibt sich für eine geplante oder vorhandene Anlage die Gestaltung des
Ganzen und der Einzelheiten.
Eine Werkstätte wird an einem lebhaften Bahnknotenpunkt oder an
einem größeren Endbahnhof anzulegen sein, wo die Zugbildung und starker
Güterverkehr einen natürlichen Zufluß von wiederherzustellenden Loko
motiven und Wagen schaffen, und wo beim gleichzeitigen Vorhandensein
von maschinellen Anlagen reichlich und möglichst gleichmäßige Arbeit
gewährleistet wird. Eine Stadt oder deren unmittelbare Nähe wird als
Sitz der Werkstätte zu wählen sein, um den nötigen Handwerkerstamm
zu liefern und die Arbeiter der umliegenden Ortschaften heranziehen zu
können. In den größeren Städten ist das Angebot von Arbeitskräften
größer und besser, weil Arbeitsgelegenheit auch den Frauen sich bietet,
deren wirtschaftlicher Miterwerb, der heutigen gesteigerten Lebenshaltung
entsprechend, nicht gern entbehrt wird.
Von der Größe des Ortes und des Verkehrs hängt teilweise die Größe
der anzulegenden Werkstätte ab; gilt es im allgemeinen als zweckmäßig,
an verschiedenen Knotenpunkten Werkstätten von etwa 500 bis600Arbeitern
anzulegen, bis zu welcher Größe sie in technischer, wirtschaftlicher und
Verwaltungshinsicht noch von einem Vorstand zu übersehen und zu leiten
sind, so werden doch Riesenwerkstätten bis 2000 Arbeiter in Hauptstädten,
in Berg- und Hüttenbezirken, sowie in industriell entwickelten Gegenden
nicht zu vermeiden sein, trotzdem ihnen mancherlei fibelstände anhaften.
Als solche sind vor allem die großen Beförderungswege der zu bearbeitenden
Einzelteile anzusehen; sie arbeiten verhältnismäßig nicht so rasch und
unter schwierigeren Bedingungen als die mittleren, vollkommen aus-
stocke r t, Ei•enbahnmaschinenwesen 111. 1
2 Fränkel, Werkstättenanlagen.
gerüsteten Werkstätten, die auch in sozialpolitischer Hinsicht weniger
bedenklich sind. Die Teilung der Verwaltungsarbeit unter verschiedene
Vorstände hat erfahrungsgemäß wegen persönlicher Gegensätze ebenso oft
zu Unzuträglichkeiten geführt wie die einheitliche Oberleitung mit nach
geordneten Abteilungsvorständen. Die Gesamtübersicht ist eine schwierige,
und die Betriebsführung läßt sich weniger leicht den rasch wachsenden
Anforderungen anpassen wie in den kleineren Werkstätten; insbesondere
gilt dies bei verschiedenem Beschäftigungsgrade in den einzelnen .Ab
teilungen, wenn z. B. bei starkem Reparaturstande an Personenwagen
zum Ferien- oder Festverkehr Arbeiter aus der Güterwagen- oder Loko
motivabteilung herangezogen werden sollen. Diese gegenseitige Unter
stützung, auch bei größeren außergewöhnlichen Arbeiten, veranlaßt häufig
in den großen Werkstätten mit geteilter Leitung Schwierigkeiten. Nicht
außer acht zu lassen ist ferner die erheblich leichtere Beschaffung des Loko
motivpersonals und dessen umfassendere Vorbildung bei allgemeinen Werk
stätten, da die reinen Wagenwerkstätten oft Mangel an Handwerkern haben,
denen die .Aussicht auf den Fahrdienst erschwert ist. Im Vorteil sind die großen
Werkstätten durch Ausrüstung mit solchen Sondereinrichtungen (Gießerei,
Schmiedepressen, Weichenb au, Schraubenanfertigung usw.), welchein kleinen
Anlagen ungenügend ausgenutzt werden. Bei einer größeren Bahnverwaltung
mit mehreren Werkstätten wird die Zuteilung der Sondereinrichtungen an
einzelne Werkstätten, je nach Eignung derselben, diesen Übelstand be
seitigen. Hierbei muß vorausgesetzt werden, daß derartige Einrichtungen
nicht den Bezug aller Einzelteile (Achsbüchsen, Beschlagteile, Schrauben usw.)
von Privatfabriken aufheben sollen, was oft unwirtschaftlich wäre, sondern
daß nur gewisse abweichende, oder in kleineren Mengen rasch erforder
liche Teile - unter zweckmäßiger Verwendung von Altmaterial - her
gestellt werden können; oft lassen sich hierdurch beim Versagen der Privat
industrie in Zeiten hochgehenden Geschäftsganges Verlegenheiten ver
meiden. Der unter ähnlichen Gesichtspunkten auszuführende Neubau
von Wagen, der bei Arbeitsmangel empfindliche Verlegenheiten ausgleichen
kann, verdient in mäßigen Grenzen mehr als bisher aufgenommen zu
werden, wie das englische und amerikanische Beispiel beweisen. Der stei
gende Verkehr bedingt zwar nicht eine gleichmäßige Steigerung der Werk
stattleistungen, weil Bauart und Material der Fahrzeuge besser werden,
immerhin wird eine geforderte, verstärkte Leistung sich unschwer bei den
gesamten kleinen. Haupt- und Betriebswerkstätten durch Ausbau und Aus
stattung erzielen lassen, während die großen, von Straßen und Bahnlinien
eingeengten Anlagen in diesem Falle hohe Grunderwerbskosten bedingen.
Aus diesem Grunde wird es hier auch schwieriger, möglichst allen Arbeitern
durch gesunde Wohnung mit etwas Garten und Gemüseland die dauernde
Verbindung mit der erfrischenden Natur zu erhalten und so einen kräf
tigen, arbeitsfreudigen und seßhaften Arbeiterstamm zu schaffen; dies ist
für den Betrieb von mindestens gleicher Bedeutung, wie gute technische
Anlagen. In dem Gegensatze des bekannten Ausspruchs des französischen
Oberingenieurs der Brücken und Straßen, daß wir den Arbeitern mehr
als den Lohn schulden - gegenüber der amerikanischen Auffassung eigener
Fürsorge - ist es zweifellos rein sittliche Pflicht, wie zumeist bei uns geübt,
dem nach heimatlichen Verhältnissen vielleicht weniger selbstä~digen Arbeiter
Lebensbedingungen zu schaffen, die ihm ein zufriedenes Dasein gewähren.