Table Of ContentINDOGERMANISCHE BIBLIOTHEK
Erste Reihe
LEHR- UND HANDBÜCHER
HANDBUCH
DER GRIECHISCHEN
DIALEKTE
Von.
ALBERT THUMB
Zweiter Teil.•
Zweite erweiterte Auflage
von
A. SCHERER
HEIDELBERG 1959
CARL WINTER · UNIVERSITÄTSVERLAG
©
Alle Rechte vorbehalten. 1959. Carl Winter. Universitätsverlag, gegr. 1822,
GmbH., Heidelberg. Fotomechanische Wiedergabe nur mit ausdrücklicher
Genehmigung durch den Verlag. lmprimC en Allemagnc. Printctl in Germany.
Archiv-Nr. 3129
( :,•samtherstellung: Hheingold-lJruckerci Mainz
Meinem hochverehrten Lehrer
FERDINAND SOMMER
in Dankbarkeit gewidmet
Vorwortz ur zweiten Auflage
Die Neubearbeitung des bisher noch ausstehenden
Teiles von Thumb's Handbuch hat sich nach dem Tode
von E. K.ieckers durch Umstände verschiedenster Art
bedauerlich lange verzögert. Dem Inhalt nach waren
Abweichungen vom ursprünglichen Text in einem grö
ßeren Ausmaß erforderlich als beim ersten Teil des Wer
kes, nicht nur wegen des größer gewordenen Zeitab
standes, sondern auch weil die Forschung sich derjenigen
Dialekte, die hier behandelt werden, mehr als der west
griechischen angenommen hat. Dazu kommt, daß der
Bearbeiter sich bei den meisten Gegenständen ·nicht
auf ein bloßes Referat beschränken wollte. An vielen
Stellen wurde versucht, eine neue Lösung von Proble
men zu geben oder die von anderen gewonnenen Er
kenntnisse zu berichtigen oder zu ergänzen. Wo zwi
schen verschiedenen Auffassungen zu entscheiden war,
wurde meist auch die Begründung kurz angegeben oder
doch durch die Gliederung des Materials angedeutet.
Genaue Belege wurden sehr viel öfter gegeben als bei
Thumb und K.ieckers, da Zitate ohne Stellennachweis
in der Regel nicht viel nützen können. Bei Autoren wie
Sappho und Alkaios genügt es, auf die Indices (Lobel
Page) zu verweisen. Die inschriftlichen Belege wurden
möglichst nach den Inscriptiones Graecae (soweit nicht
vorhanden, nach der Sammlung von Collitz-Bechtel)
zitiert und dazu nach Schwyzers Exempla.. Inschriften,
die in diesen Sammlungen nicht enthalten sind, aber im
Supplementum epigraphicum Graecum, sind in der Regel
nach diesem angeführt. Nummern ohne Angabe der
Sammlung beziehen sich dort, wo die IG vorliegen, auf
den betreffenden Band, sonst (auch im ionischen Teil)
VIII Vorwort
auf die GDI von Collitz-Bechtel. Bei den knappen Skiz
zen des Altattischen und Vulgärattischen ( § 321 /3, 329
f.) wurde wie in der ersten Auflage im allgemeinen auf
die Stellennachweise verzichtet.
Es war zu überlegen, ob bei den zitierten Wortformen
aus Inschriften der „Kommentar", der durch Akzent,
Spiritus, Längezeichen, Großschreibung von Eigenna
men und schon mit der Heraustrennung des Wortes ein
geschmuggelt wird, zugunsten größerer urkundlicher
Treue aufgegeben werden sollte. Aber ich glaube, die
etwaigen falschen Vorstellungen, die sich ein weniger
kundiger Leser auf Grund dieses „Kommentars" vom
Aussehen und Zeugniswert der Quelle macht, fallen er
heblich weniger ins Gewicht als die ständige Unsicher
heit, in der gerade ein solcher sich gegenüber den oft
fremdartigen Dialektformen fühlen muß, die ja nicht
immer ausdrücklich erklärt werden können.
Die Angaben Thumb's über die ältere Literatur wur
den zum größten Teil beibehalten, gelegentlich anders
geordnet. Bei der Ergänzung dieser Angaben durch das
Schrifttum von fast 50 Jahren, die seit der ersten Auf
lage verstrichen sind, wird mir trotz aller Mühe wohl
manches entgangen sein.
Neu hinzugefügt wurde eine grammatische Skizze des
„Mykenischen". Auch hier habe ich die Textdeutungen
und grammatischen Folgerungen nachgeprüft, mich bei
auseinandergehenden Meinungen um eine Entscheidung
bemüht und in manchen Punkten Eigenes beigetragen.
Da die Forschung noch in vollem Flusse ist, kann der
vorliegende Versuch nur einen provisorischen Charakter
haben. Deutungsvorschläge, die starken Bedenken unter
liegen, werden in der Regel gar nicht erwähnt, aber auch
viele plausible, die noch nicht recht gesichert scheinen,
wurden beiseite gelassen,um die Skizze nicht mit Frag
lichem zu überlasten. Trotz dieser Zurückhaltung ist
gewiß so manches aufgenommen, was im weiteren Gang
der Forschung eine Berichtigung erfahren muß.
Vorwort IX
Kieckers hat für den zweiten Teil Nach träge zum
ersten versprochen. Sie würden jetzt, nach so langer
Zeit, sehr umfangreich werden und hätten das Erschei
nen dieses Bandes noch weiter verzögert. Da der Wert
solcher Nach träge ohnehin recht fragwürdig ist, wurde
darauf verzichtet.
Ein Einwand, der gegen die Grundanlage des Thumb'
sehen Werkes mehrfach erhoben wurde, kann hier nicht
unwidersprochen bleiben. Man hat gesagt, die getrenn
te Behandlung der Dialekte sei unzweckmäßig, weil sie
Wiederholungen erfordert, die bei einer Gesamtbehand
lung unnötig wären. Aber dem Leser, der sich ein Bild
von den einzelnen Dialekten machen oder sich in einen
bestimmten Dialekt einarbeiten will, wäre mit einer
„griechischen Grammatik" nicht gedient, auch wenn sie
das Material aus den verschiedenen Gebieten vollstän
dig brächte. Für solche Leser ist dieses Buch bestimmt.
Zu danken habe ich vor allem den vielen Kollegen,
die mir durch die freundliche Zusendung von Sonder
drucken und Büchern behilflich waren, meinen verehr
ten Lehrern F. Sommer und A. Rehm (t), denen ich den
Zugang zu den griechischen Dialektstudien verdanke,
und dem Verlag Winter für sein stets gezeigtes freund
liches Entgegenkommen. Wertvolle Angaben zum kypri
schen Teil, vor allem über Lesungen, verdanke ich Herrn
0. Masson.
Heidelberg, im Januar 1959 Anton Scherer
Abkürzungen
a1. altindisch
AJA American Journal of Archaeology (Baltimore
1885 ff.) '
AJPh Americe.n Journal of Philology (Baltimore 1880
ff.)
Alk. Alkaios
av. avestisch
BB Beiträge zur Kunde der idg. Sprachen, hsg. von
A. Bezzenberger u. a. (Göttingen 1887 ff.)
BCH Bulletin de correspondence hellenique (Paris 1877
ff.)
Bea.n G. E. Bean im Jahrbuch für kleinasiatische For
schungen 2, S. 201 ff.
Bechtel Fr. Bechtel, Die griechischen Dialekte, Berlin
1921/24.
BSL Bulletin de la societe de linguistique de Paris,
1868 ff.
BzN Beiträge zur Namenforschung, hsg. von H. Krahe,
(Heidelberg 1940 ff.)
Cla.ss. Phil. Classical Philology (Chicago 1906 ff.)
Cla.ss. Quart. The Classical Quarterly (London 1907 ff.)
Ditt. Syll. 8 W. Dittenberger, Sylloge inscriptionum Graeca
rum,8 Leipzig 1915/19
Doc. M. Ventris und J. Chadwick, Documents in Myce
naean Greek, Cambridge 1956
.
E Große Inschrift von Edalion (GDI 60, Schw. 679)
.
GDI H. Collitz und Fr. Bechtel, Sammlung griechi
scher Dialektinschriften, Göttingen 1884 - 1915
GGA Göttingische gelehrte Anzeigen
Gl Glotta (Göttingen 1909 ff.)
Gl. Glosse(n)