Table Of ContentTrudy Geisseler
Halbseitenlähmung
Hilfe
zur Selbsthilfe
Mit einem Geleitwort von Patricia M. Davies
Unter Mitarbeit von
Margot Burchert Durkje Dijkstra
Erika Forster Daniel Inglin Martin Keller
Marlene Kohenof Marlise Müller
Agathe Schibli
Mit 154 Abbildungen
in 267 Teilen
Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH
Trudy Geisseler
Poststraße 25a
CH-8580 Amriswil
Fotos:
Piet Simons
Hondiusstraat 74a
NL-3021 NN Rotterdam
Frank Vroomen
Wolfgangstraße 9c
CH-9014 St. Gallen
ISBN 978-3-662-07655-2 ISBN 978-3-662-07654-5 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-662-07654-5
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme
Geisseler, Trudy: Halbseitenlähmung-Hilfe zur Selbsthilfe I Trudy Geisseler.
Mit einem Geleitw. von Patricia M. Davics. Unter Mitarh. von Margot Burchert .
Berlin ; Heidelherg ; New York ; London ; Paris; Tokyo ; Hong Kong; Barcelona; Budapcst:
Springer, 1991
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© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1991
Ursprünglich erschienen bei Springer-Verlag Berlin Heide1berg New York 1991
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Reproarbeiten: Dreher, Stuttgart; Satzarbciten: Triltsch, Würzburg
2113145-543210-Gedruckt auf säurefreiem Papier
Geleitwort
Aus ihrer Erfahrung als Physiotherapeutin/Krankengym
nastin in einer Rehabilitationsklinik und später während
ihrer Tätigkeit als leitende Physiotherapeutin an einem
Kantonspital und als Lehrerin in einer Schule für Physio
therapie hat Trudy Geisseler ihr Interesse für Patienten mit
Läsionen des Zentralen Nervensystems immer weiter ent
wickelt und sich für eine verbesserte Behandlung und
Betreuung von solchen Patienten eingesetzt. Sie nahm an
mehreren Fort- und Weiterbildungskursen zu diesem
Thema teil, bis sie schließlich selbst eine international aner
kannte Bobath-Instruktorin wurde. Sie realisierte bald,
daß nach Abschluß der Rehabilitation, in der Nachbetreu
ung dieser Patienten, eine Art Loch entsteht. Mit dem ihr
eigenen Enthusiasmus hat sie sich dann in ihrer Arbeit, mit
Schülern und Therapeuten auch in ihrer Freizeit für eine
Verbesserung der Nachbetreuung eingesetzt. Durch ihr
Engagement entstand ein Buch für Patienten mit Multipler
Sklerose in ihrem Alltag, eine Selbsthilfegruppe für Patien
ten mit Halbseitenlähmung und ihre Angehörigen, und es
wurden Behandlungsmöglichkeiten für Behinderte in
Ferienlagern in der Schweiz geschaffen.
Als Trudy Geisseler selbst schwer erkrankte, nutzte sie,
anstatt in Selbstmitleid zu versinken, die lange Zeit des
Wiedergesundwerdens und ihre persönliche Erfahrung mit
dem Kranksein, um dieses Buch zu schreiben.
Ich bin froh, daß ich Gelegenheit hatte, Trudy Geisseler
auf ihrem Lernweg zu begleiten, sie zu unterrichten und zu
beraten, und daß ich jetzt das Geleitwort für ihr Buch
schreiben darf, weil es für mich ebenso ein Bedürfnis ist,
die Behandlung von Patienten mit Hemiplegie zu verbrei
ten und zu verbessern.
In vielen Krankenhäusern, Rehabilitationskliniken und
Praxen werden zur Zeit zwar gute Behandlungen für
Patienten mit Hemiplegie angeboten, aber es wird oft viel
zu wenig berücksichtigt, was mit dem Patienten geschieht,
wenn die Behandlung zu Ende ist und er alleine zu Hause
zurechtkommen soll.
Geleitwort V
Ärzte, Therapeuten und Pflegepersonal neigen dazu, die
Fähigkeiten eines Patienten nur in der geschützten Atmo
sphäre und Umgebung der Klinik zu beurteilen, und ver
gessen dabei oft die enormen Anforderungen und die
Komplexität des normalen Alltags. Wie anders ist es doch,
20 m auf einem Krankenhausflur auf flachem Boden zu
gehen als die gleiche Strecke an einem Samstagvormittag in
der Stadt auf dem Bürgersteig zurückzulegen, um einzu
kaufen! In den international am häufigsten gebrauchten
Befundbögen werden verschiedene alltägliche V errichtun
gen (ADL) als "möglich" angekreuzt, wie z.B. An- und
Ausziehen. Hier ist oftmals nur gesagt, daß der Patient die
ihm angebotenen Kleidungsstücke selbst anziehen kann.
Zu Hause aber, wenn er die Kleidung nicht nur ganz alleine
anziehen soll, sondern sie auch aus dem Schrank zu wählen
und zu holen hat, mag es sein, daß er die Leistung nicht
erbringen kann. Diese Diskrepanz kann so leicht dazu füh
ren, daß er von seiner Umgebung mit dem Etikett "nicht
motiviert", "faul" oder "nicht bereit" versehen wird.
Wenn wir uns die wahre Bedeutung des Wortes Rehabili
tation überlegen, dann müssen wir wirklich dem Leben des
Patienten nach seiner Entlassung mehr Aufmerksamkeit
widmen. Der Erfolg einer Rehabilitation entspricht nicht
nur dem, was der Patient während der Therapie in den ver
schiedenen Abteilungen der Klinik machen kann, sondern
hängt vor allem davon ab, daß es ihm ermöglicht wird, das
Gelernte und Erreichte für sein Leben draußen in der gro
ßen Welt umzusetzen und zu benutzen.
In anderen Kliniken ist die Behandlung oft weder ausrei
chend noch angemessen, weil die verschiedenen Betreu
ungspersonen einfach nicht genau wissen, wie sie mit den
komplexen Symptomen des Patienten umgehen sollen, und
es macht sich eine gewisse Hilflosigkeit breit.
Der Patient verwirklicht dann nicht sein maximales
Potential und wird häufig viel zu früh entlassen.
Für die Angehörigen kann die Situation sehr schwierig
sein, weil auch sie nicht wissen, wie sie am besten helfen
könnten, obwohl sie dies natürlich gerne tun möchten.
Auch die Patienten möchten zu Hause für sich selbst etwas
tun, um noch weitere Fortschritte zu machen, ... wenn sie
nur wüßten wie.
Trudy Geisseler versucht in ihrem Buch, Anregungen für
genau diese Probleme zu geben: wie können Patienten und
ihre Hilfspersonen das Rehabilitationsteam während des
VI Geleitwort
Klinikaufenthalts unterstützen und was können sie später,
nach Abschluß der Therapie, zu Hause tun, um den
erreichten Zustand zu erhalten und auch noch weitere
Funktionen zu gewinnen?
Es ist immer wieder bewiesen worden, daß das Wieder
kehren von verlorenen Funktionen nicht nur im ersten Jahr
nach dem Schlaganfall stattfindet wie früher irrtümlich
behauptet wurde, sondern daß bei gezielter Arbeit Verbes
serungen auch viel, viel später durchaus möglich sind.
In dem Buch sind praktische Ideen für alle beschrieben,
die mit diesen Patienten und ihren ganz verschiedenen
Behinderungsgraden in der Klinik, in der Praxis, zu Hause
oder im Pflegeheim zu tun haben. Für Patienten bietet die
ses Buch wirklich eine Hilfe zur Selbsthilfe an.
Das Ehepaar Bobath, das meine praktische und literari
sche Arbeit inspirierte und auf deren Konzept sich auch
Trudy Geisseler in diesem Buch stützt, ist leider kürzlich in
hohem Alter nach lebenslanger Arbeit für Patienten mit
spastischen Lähmungen gestorben. Ihr wundervoller Bei
trag aber lebt weiter, und durch die Bemühungen von Men
schen wie Trudy Geisseler wird ihr Konzept immer wieder
zur Realität.
Sardinien, Italien, im Juli 1991 PATDAVIES
Geleitwort VII
Der Weg ist das Ziel
Im Mittelpunkt diese Buches steht der halbseitengelähmte
Mensch und mit ihm seine Angehörigen und Betreuer im
Alltag zu Hause, in einer Klinik oder in einem Heim. Das
Buch zeigt, wie der Betroffene Elemente der Therapie
sinnvoll in den Ablauf seines Alltags einbeziehen und so
sein Leben mit den ihm verfügbaren Möglichkeiten neu
gestalten kann.
Es veranschaulicht, daß der ganze Mensch, mit Körper,
Geist und Seele und sein soziales Umfeld in die Rehabilita
tion einbezogen wird, und daß einer einfühlsamen, ver
trauensvollen Beziehung große Bedeutung zukommt.
Das Buch hat weder Übungsanleitungen noch fertige
Rezepte anzubieten, vielmehr wird, durch viele Fotos ver
anschaulicht, ausführlich beschrieben, wie der halbseiten
gelähmte Mensch mit angepaßter Hilfe oder selbstständig
die in den Therapien gelernten und wiedergekehrten Funk
tionen in seine Alltagshandlungen übertragen kann. Das
Buch will die Betroffenen, ihre Angehörigen und Betreuer
durch den Alltag begleiten und ihnen helfen, wieder
Sicherheit zu gewinnen, so daß sie sich in der veränderten
Lebenssituation zurechtfinden und damit neues Selbstver
trauen entwickeln. Es soll ihnen aber auch Mut machen,
Hilfe von Fachpersonen anzufordern wenn dies nötig ist.
Darüber hinaus wird verdeutlicht, wie wichtig die partner
schaftliche Zusammenarbeit für eine befriedigende Gestal
tung des gemeinsamen Alltags ist, denn dadurch werden
bei allen Beteiligten Überforderungen vermieden. Die
Mitarbeit des Patienten bei allen Aktivitäten ist wichtig; er
muß aber immer mit dem Verständnis des Betreuers rech
nen können, wenn er aus bestimmten Gründen einmal
nicht in der Lage ist, aktiv mitzuwirken. Solche Probleme
lassen sich nur lösen, indem der Betroffene und der
Betreuer gemeinsam nach den Ursachen für das "Nicht
können" suchen.
Insgesamt gesehen wird der Betroffene in jeder Hinsicht
ermutigt, seine wiedererworbene Selbständigkeit zu erhal
ten bzw. zu verbessern und Rückschritte zu vermeiden hel-
Der Weg ist das Ziel IX
fen oder sie frühzeitig zu erkennen. Auch die Pflege
Schwerstbehinderter wird erheblich erleichtert, wenn der
Betroffene in die Alltagsverrichtungen bewußt einbezogen
wird. Als Begleiter durch den Hemiplegiealltag will das
Buch nicht zuletzt auch die eigene Kreativität aller Betei
ligten anregen und fördern.
Damit dieses Buch für alle leicht zu benützen ist, wurde
es mit einer Spiralbindung ausgestattet. Jedes Kapitel ist
für sich allein lesbar und verständlich. Die verschiedenen
Therapiekonzepte werden von Fachkräften des jeweiligen
Bereichs dargestellt.
Das Buch schließt eine Lücke zwischen den ausgezeich
neten Fachbüchern zur Rehabilitation halbseitengelähm
ter Menschen, die den Therapeuten zur Verfügung stehen
und den wenigen Informationen, auf die die Betroffenen,
Angehörigen und Betreuer selbst bisher zurückgreifen
konnten.
X Der Weg ist das Ziel
Danksagung
An der Entstehung dieses Buches waren viele Menschen
beteiligt. Nachdem es beendet ist, möchte ich allen dan
ken, die mich auf dem Weg der Gestaltung begleitet, unter
stützt und zur Vollendung der Arbeit beigetragen haben.
Dabei denke ich auch an diejenigen, die nicht direkt daran
beteiligt waren, denen ich aber viele Anregungen ver
danke. Ihre Darstellung der Probleme und die Suche nach
gemeinsamen Lösungen verhalfen mir zu einem tieferen
Verständnis des Hemiplegiealltags. Danken möchte ich in
diesem Zusammenhang dem Kantonsspital Schaffhausen,
das mir während meiner damaligen Tätigkeit dort erlaubte,
die Patienten außerhalb des Spitals weiterzubehandeln und
über Jahre zu betreuen. Während dieser Zeit entstand die
Selbsthilfegruppe für halbseitengelähmte Menschen und
deren Angehörige. Sie selbst schildern in diesem Buch ihre
Erfahrungen im Hemiplegiealltag (s. S. 6-8). Für ihren
großen Einsatz, die vorliegende Arbeit in Wort und Bild
mitzugestalten, danke ich ihnen herzlich.
Daß es mir möglich war, den Klinikalltag des halbseiten
gelähmten Menschen einfühlsam und so lebensnah wie
möglich darzustellen, verdanke ich dem Bürgerspital St.
Gallen. Besonders danke ich dem Pflegepersonal und den
Therapeuten, die ich während ihrer Arbeit mit den Patien
ten begleiten und fotografieren durfte. Es war mir eine
große Freude, das Bobath-Konzept im Alltag der Pflege
mitzuerleben und dabei zu sehen, daß es auch bei Schwerst
behinderten anwendbar ist, und daß andere therapeutische
Erkenntnisse miteinbezogen werden können, die zum
Wohl der Patienten und zur Arbeitserleichterung und
Freude der Pflegekräfte beitragen.
Schwester Agatha Schibli danke ich besonders herzlich
für die Organisation in der Klinik, ihre fachliche und
menschliche Unterstützung und für die Mitgestaltung des
Kapitels "Die therapeutische Pflege". Frau Erika Forster
danke ich bestens für die Mitgestaltung des Kapitels "Ergo
therapie" und Herrn Frank Vroomen für die Fotoaufnah-
Danksagung XI