Table Of ContentORUNDZQOE
DER CHEMISCHEN
PFLANZENUNTERSUCHUNO
VON
DR. L. ROSENTHALER
A. O. PROFESSOR A. D. UNIVERSIT A T BERN
DRITTE
VERBESSERTE UND VERMEHRTE AUFLAGE
MIT 4 ABBILDUNGEN
BERLIN
VERLAG VON JULIUS SPRINGER
1928
ISBN -13: 978-3-642-90316-8 e-ISBN -13: 978-3-642-92173-5
DOl: 10.1007/978-3-642-92173-5
ALLE RECHTE, INSBESONDERE DAS DER OBERSETZUNG
IN FREMDE SPRACHEN, VORBEHAL TEN.
SOFTCOVER REPRINT OF THE HARDCOVER 3RD EDITION 1928
Vo rwort zur zweiten Auflage.
Ais Doktorand mit einer pflanzenchemischen Arbeit befaBt,
empfand ich es als Mangel, daB es eine kurze Anleitung fiir
eine derartige Arbeit nicht gab. Ich habe deshalb, sobald ich
dazu imstande war, diese "Grundziige der chemischen Pflanzen
untersuchung" geschrieben. Da das Biichlein seit einiger Zeit
vergriffen war, habe ich es neu bearbeitet und die Anderungen
und Zusatze angebracht, die sich durch das Fortschreiten der
W issenschaft als notwendig erwiesen. N eu aufgenommen sind
die Kapitel iiber proteinogene Amine und Farbstoffe.
Moge sich dies Biichlein auch jetzt wieder denen niitzlich
erweisen, die sich seiner bedienen, und ganz besonders den An
fangern in der Kunst der Pflanzenuntersuchung, fUr die es recht
eigentlich bestimmt ist.
Bern, Marz 1923. Der Verfasser.
Vo rwort zur dritten Auflage.
Obgleich erst wenige Jahre seit dem Erscheinen der letzten
Auflage verflossen sind, muBten doch viele Anderungen vor
genommen werden. Das Kapitel Harze muBte neu bearbeitet,
der Abschnitt Saponine vollig umgearbeitet werden. Das Kapitel
Enzyme wurde durch eine Anleitung iiber den Nachweis der
haufig in Pflanzen vorkommenden Enzyme erweitert. Auch der
von mehreren Seiten an mich herangetretenen Aufforderung,
einzelne Abschnitte weniger knapp auszufiihren als bisher, bin
ich nach Moglichkeit nachgekommen.
Neu hinzugekommen ist das Kapitel "Kurzer Abrill der
Geschichte der Pflanzenchemie", das bei dem wiedererwachten
historischen Interesse fiir manchen von Interesse sein mag. Zum
erstenmal sind ferner einige Abbildungen aufgenommen worden.
Soweit als moglich, wurden auch mikrochemische Verfahren
angegeben.
Bern, Mai 1928. Der Verfasser.
Inhaltsverzeichnis.
Seite
Einleitung I
Regeln .. 4
Allgemeiner Teil.
Kurzer AbriB der Geschichte der Pflanzenchemie . . . . . . . . 5
Allgemeines tiber einige zur Darstellung der Pflanzenstoffe niitigen
Arbeiten ........................ . 9
Vo rpriifungen . . . . . . . . . . " . ....... . 15
Das Verfahren von S t a s -0 t to. . . . . . . . . . . . . . . 18
Nachweis von Rohrzucker und Glucosiden nach Bourq uelot . 23
Die Bleimethode . 26
Gang ........ . 29
Spezieller Teil.
Alkaloide . 35
Glucoside. 43
Bitterstoffe 55
F:}rbstoffe . . . . 55
Fette und fette Ole 57
Wachse ...... . 77
~ecithine (Phosphatide) 81
Atherische Ole . . . . 82
Harze ....... . 88
Gerbstoffe . . . . . . 92
Phlobaphene .... . 99
Organische Sauren ......... . 99
KoWenhydrate und verwandte Stoffe . .110
EiweiBstoffe. . . . . . . . . . . . .129
Spaltungsprodukte der Eiweillstoffe . .134
Proteinogene Amine . . . .136
Enzyme ....... . .140
Toxalbumine . . . . . . .148
Anorganische Bestandteile .148
Litera~ur ... .153
Sachverzeichnis . . . . • .158
Einleitung.
Die chemische Zusammensetzung einer Pflanze ist erst dann
vollstandig ermittelt, wenn die Art und Menge samtlicher chemi
scher Individuen bekannt ist, aus welchen sie besteht. Die Aus
fiihrung einer in diesem Sinne geplanten Untersuchung ist eine
Aufgabe, deren vollkommene Losung auch bei dem jetzigen hohen
Stand der Naturwissenschaften und der Chemie insbesondere noch
groBe, in mancher Hinsicht vorlaufig uniiberwindliche Schwierig
keiten bietet, da bei einer nicht unbetrachtlichen Anzahl von
Stoffen, wie Enzymen und MembranstoffElll, eine Zerlegung in
chemische Individuen bis jetzt nicht mit Sicherheit moglich ist.
Allein eine solche liickenlose Analyse ist bei den meisten pfl~nzen
chemischen Arbeiten weder beabsichtigt noch notwendig, zumal
die Inangriffnahme derartiger Untersuchungen aus sehr verschie
denen Beweggriinden erfolgt. Der Pharmazeut und der Pharma
kologe haben vielfach andere Ziele im Auge als der Pflanzen
physiologe und der Agrikulturchemiker. Der groBte Teil der
pflanzenchemischen Untersuchungen, wie sie in pharmazeutischen,
chemischen und pharmakologischen Laboratorien vorgenommen
werden, hat den Zweck, medizinisch, technisch oder wissenschaft
lich wichtige und interessante Pflanzenstoffe in reinem Zustand
darzustellen und ihre Zusammensetzung in mehr oder minder
weitgehendem MaBe zu erforschen.
Die Ermittelung der organischen Bestandteile einer Pflanze
ist weitaus schwieriger als die ihrer anorganischen. Wahrend bei
der Untersuchung der letzteren nur eine verhaltnismaBig kleine
Anzahl von bekannten Elementen und Verbindungen in Betracht
kommt, ist die Zahl der in den Pflanzen vorkommenden orga
nischen Stoffe, wenn sie auch nur aus wenigen Elementen zu
sammengesetzt sind, eine ungeheuer groBe. Die Eigenschaft.en der
Korper, deren Darstellung der Zweck der Untersuchung ist, sind
meistens unbekannt, und die Entscheidung dariiber, ob die endlich
isolierten Korper chemische Individuen sind oder nicht, ist nicht
immer leicht.
Rosenthaler, Grundziige 3. Auflage. 1
2 Einleitung.
AuBerdem ist der Pflanzenchemiker oft vor die Frage gestellt,
ob die von ihm im Laufe der Untersuchung gewonnenen Stoffe
in der Pflanze enthalten waren oder ob sie nur Zersetzungs
produkte sind. Denn die bei den Arbeiten selten vollig auszu
schlieBende Einwirkung der Warme, des Luftsauerstoffs, der En
zyme, moglicherweise auch die Reaktionen der gelOsten Stoffe auf
einander und der oft sauren oder alkalischen Losungsmittel konnen
nicht selten Veranderungen in den urspriinglich vorhandenen
Pflanzenstoffen1 hervorrufen, welche selbst bei Aufwand groBer
Muhe und eindringlichen Scharfsinns oft schwer nachzuweisen sind.
Dazu kommt, daB die Zusammensetzung einer Pflanze oder
selbst eines Pflanzenteils nicht unter allen Umstanden die gleiche
ist. Der Wechsel der Jahreszeiten, die Verschiedenheiten der
Standorte und der chemischen Beschaffenheit des Bodens, die bei
der Kultur der Gewachse durch die Menschen vorgenommenen
Eingriffe konnen weitgehende Abweichungen sowohl der quali
tativen als auch der quantitativen Zusammensetzung der Pflanzen
bewirken. So schwankt der Glucosidgehalt der Digitalisblatter
bei den in der gleichen Vegetationsperiode gesammelten Blattern
nicht unbedeutend, wenn sie von verschiedenen Standorten her
riihren. Auch ist es eine bekannte Tatsache, daB der Alkaloid
gehalt der javanischen Chinarinden durch kulturelle MaBnahmen,
in erster Linie allerdings durch Zuchtung sich betrachtlich ver
mehrt hat.
Endlich geben die quantitativen Bestimmungen haufig nur
annahernde Resultate. Z. B. lassen die rein wissenschaftlich
brauchbaren Bestimmungsmethoden ffir Gerbstoffe, EiweiB und
Membranstoffe noch manches zu wiinschen ubrig.
Bei der groBen Mannigfaltigkeit der in den Pflanzen vor
kommenden Stoffe ist es leicht verstandlich, daB ein systematischer
Gang, wie er in der anorganischen Chemie ausgearbeitet worden ist,
in gleicher Vollendung ffir die Pflanzenchemie nicht existiert
und nicht existieren kann, solange nicht vollstandige Unter
suchungen einer betrachtlichen Anzahl von Pflanzen aus allen
Familien des Pflanzenreiches vorliegen. Denn es ist sonst nicht
moglich, eine Untersuchungsmethode aufzustelIen, bei deren Ein
haltung man sicher ware, alle in der Pflanzenwelt vorkommenden
Korper in unverandertem Zustande aufzufinden, gewissermaBen
ein sehr enges Netz, in dem sich aIle aufzusuchenden Substanzen
auffangen lassen. Wenn hier trotzdem ein solcher (in den Grund-
1 Insbesondere ist nach der Isolierung optisch-inaktiver Stoffe mit
asymmctrischem Molekiil zu priifen, ob nicht durch die Darstellung Raze
misierung bewirkt wurde.
Einleitung. 3
ziigen von Dragendorffs Methode ausgehender) Gang mit.
geteilt wird, so geschieht es in der "Oberzeugung, daB der Anfanger
sich mit einem solchen Gang besser in den verschlungenen Ver
haltnissen der Pflanzenchemie orientieren wird, als ohne dieses
Hilfsmittel, wenn er sich nur bewuBt bleibt, daB er nicht sklavisch
unter allen Umstanden daran festhalten darf. Eine groBe Dosis
von Beobachtungsgabe und Findigkeit wird der Pflanzenchemiker
immer besitzen miissen, wenn er nichts iibersehen und seiner Auf
gabe in jedem Fall gerecht werden will.
Andererseits finden sich Umstande, welche geeignet sind, die
Aufgabe des Pflanzenchemikers zu erleichtern. Aus der groBen
Menge der Pflanzenstoffe lassen sich Gruppen bilden, deren Indi
viduen gemeinsame Eigenschaften besitzen. Auf unbekannte
Glieder dieser Gruppen, wie sie z. B. in den Alkaloiden, Saponinen,
Gerbstoffen, Zuckerarten und EiweiBstoffen vorliegen, fahndet
man, indem man solche Untersuchungsmethoden anwendet, die
bereits zur Auffindung bekannter Korper der gleichen Gruppe
gedient haben, oder indem man unter Beriicksichtigung der allen
Gliedern der Gruppe gemeinsamen Eigenschaften eine neue
Methode versucht. Eine groBe Anzahl von Pflanzenstoffen, deren
Eigenschaften bekannt sind, ist im Pflanzenreich weit verbreitet.
Es ist deshalb leicht (oft auch nebensachlich), ihre Gegenwart in
dem Gegenstande der Untersuchuug festzustelleu. Derartige Stof
fe sind Chlorophyll, Traubeuzucker, Cellulose, Starke u. dgl.
Oft ist es leichter, die Abweseuheit des Gliedes eiuer bestimmteu
Gruppe festzustellen, als seine Gegeuwart einwaudfrei uachzu
weiseu. Gibt z. B. ein konzeutrierter, sauer reagierender Pflanzen
auszug keine Fallung mit den gebrauchlichsten Alkaloidfii.llungs
mittelu, so ist die Gegenwart eines Alkaloides ausgeschlossen.
Mauchmal gewahrt die Verweuduugsweise einer Pflanze An
haltspunkte fiir die Untersuchung. Nahrungsmittel euthalten ver
dauliche Kohlenhydrate, Fette oder EiweiBstoffe, in GenuB
mitteln fiuden sich haufig Substauzen mit basischeuEigenschaften
uud in pflanzIichen Waschmitteln wird man die Gegeuwart sapo
niuartiger Glucoside vermuteu· diirfen.
Bei der Untersuchuug vou Pflanzen mit ausgesprochener
physiologischer Wirkuug ist es vorteilhaft, das biologische Ex
periment heranzuzieheu. Man kann damit sowohl die Ausziige als
die isolierten Stoffe darauf priifen, ob sie die spezifische Wirkung
besitzen.
Die Stellung der Pflanzeu im natiirlichen System bietet mauch
mal AufschluB iiber die Art der Stoffe, deren An- oder Abwesen
heit mau in den Pflanzen erwarten darf. Bei Papaveraceen wird
1*
4 Einleitung.
man hoffen diirfen, dem Protopin, ihrem Leitalkaloid zu begegnen
Die Anwesenheit von Alkaloiden ist in Solanaceen, die von Amyg
dalin in Prunaceensamen von vornherein wahrscheinlich. Da
gegen ist wenig damit zu rechnen, daB man etwa in der Familie
der Umbelliferen eine Blausaurepflanze antrifft.
Kommen mehrere Stoffe derselben Art, etwa Alkaloide oder
Glucoside, in einer Gattung oder gar in einer und derselben Pflanze
vor, so kann man nach den bisher vorliegenden Erfahrungen an
nehmen, daB sie in ihrer chemischen Zusammensetzung einander
nahestehen. So leiten sich aIle Blausaureglucoside der Prunaceen
vom Benzaldehydcyanhydrin ab, und bei allen Colomboalkaloiden
ist derselbe Kern vorhanden.
Regeln.
1. Man priife jeden festen Korper, den man dargestellt hat,
mit dem Mikroskop, um sich davon zu iiberzeugen, ob er auBerlich
einheitlich ist.
2. Man reinige jedenKorper, ehe man ihn analysiert, so lange,
bis iiber seine Einheitlichkeit nicht der geringste Zweifel besteht.
Das Analysieren mangelhaft gereinigter Korper ist der Fehler,
der am haufigsten in der Pflanzenuntersuchung begangen wird1•
Es sei aber ausdriicklich darauf hingewiesen, daB die Rein
darstellung von Pflanzenstoffen selbst bei gut krystallisierenden
Stoffen oft auf groBe Schwierigkeiten stOBt, da es haufig vorkommt,
daB Gemische von Stoffen hartnackig zusammen krystallisieren.
Besonders groBe Vorsicht ist bei amorphen Stoffen notig.
3. Man analysiere keinen Korper, ehe man ihn nicht qualitativ
gepriift hat. Man unterlasse es nie, ihn auf Stickstoff, Schwefel,
Posphor und Aschenbestandteile zu untersuchen.
1 Vollig zu verwerfen ist das Verfahren, unreine Stoffe mit wohl
klingendim Namen zu benennen, liederlich zu untersuchen und auf den
zweifelhaften Ergebnissen ebenso kiihne als falsche Hypothesen aufzubauen.
Allgemeiner Teil.
Kurzer Abrii1 der Geschichte der Pflanzenchemie.
Betrachtet man die Pflanzenchemie als die Kunst, die Pflanzen
in ihre chemischen Bestandteile zu zeriegen oder wenigstens ihre
wichtigsten Bestandteile als chemisch reine Stoffe zu isolieren, so
ist derApotheker C. W. Scheele der Begriinder der modernen
Pflanzenchemie (1). Die Zahl dcr Pflanzenbestandteile, die man
vor Scheele kannte, ist sehr klein und in ganz chemischreinem
Zustand war vielleicht kein einziger Stoff dargestellt. Doch
kannten Romer und Griechen den Weinstein aus eigener Darstel-
lung, und in Ostasien hatte man schon friih den Borneokampfer und
den Lauraceenkampfer kennengelernt, von denen man ja den
ersteren nur aus den Baumen herauszukratzen brauchte. Dazu
traten einige Stoffe, welche man durch die leicht auszufiihrende
trockene Destillation gewann. So betnerkte Georg Agricola
1546 unter. den Produkten der trockenen Destillation des Bern-
steins den Stoff, den wir jetzt als Bernsteinsaure bezeichnen,
und Alexander Pedemontanus erhielt 1560 auf dieselbe
Weise aus der Benzoe die Krystalle der Benzoesaure. Die im
16. Jahrhundert schon hoch entwickelte Kunst der Wasserdampf-
destillation und die besonders durch Valerius Cordus geforderte
Darstellung atherischer tJle .f iihrte zu Gemischen, aus denen nur
seltenein krystallinischer Korper sich abschied. Doch scheint
das Thymol des Thymianols bereits im 17. J ahrhundert beobachtet
worden zu sein und Valerius Cordus hat das Erstarren des Anis"
ols beschrieben.
Auf einem prinzipiell anderen Wege gelang Angelus Sala,
der bereits den Weinstein und den Rohrzucker in reinerem Zustand
erhalten hatte, um die Mitte des 17. Jahrhunderts die Entdeckung
des Sauerkleesalzes, als· er den durch EiweiB geklarten: Saft des
Sauerampfers konzentrierte.
Von den beiden damals der Pflanzenchemie zur Verfiigung ste-
henden Hauptuntersuchungsverfahren, der trockenen Destilla~
tion und der Extraktion mit Losungsmitteln trat zunachst das
6 Allgemeiner Teil.
erstere Verfahren in den Vordergrund, als die Academie des
sciences in Paris wenige Jahre nach ihrer Griindung (1666) die
groBzugigste Untersuchung von Pflanzen ausfiihren lieB, die jemals
unternommen wurde. Ihre Mitglieder Duclos und Dodart,
die die theoretischen Grundlagen bearbeiteten, waren der Ansicht,
daB man, um eine Pflanze von Grund aus kennenzulernen, Ge
walt anwenden und ihre Zusammensetzung vollig durch Feuer zer
storen miisse. So wurden in den nachsten 25-30 Jahren nicht
weniger als 1400 Pflanzen und Pflanzenprodukte nach dem Ver
fahren der trockenen Destillation untersucht. Das Ergebnis war,
daB man aus allen Pflanzen ungefahr dieselben Produkte erhielt
und so die Erkenntnis gewann, daB dies Verfahren zur Ermittlung
der wahren Pflanzenbestandteile untauglich sei, eine Erkenntnis,
die sich allerdings nur langsam bei allen Pflanzenchemikern durch
setzte. 1m 18. Jahrhundert steht aber wieder das Extraktions
verfahren im Vordergrund, so bei Boulduc, Boerhaave und
Neumann, aber ohne daB irgendein bemerkenswertes Ergebnis
erzielt wurde. Die besten Arbeiten dieser Epoche sind die des
Berliner Apothekers Marggraf, so die folgenreiche von 1747, in
welcher er lehrte, den Rohrzucker aus einheimischen Gewachsen
darzustellen.
Aus dieser Stagnation riB erst S c heel e die Pflanzenchemie her
aus. Gleich in seiner ersten derStockholmer Academieeingereichten
Untersuchung beschrieb er (1769) die Entdeckung der Weinsaure.
Er hatte sie gewonnen, indem er den Weinstein mit Kreide zer
setzte und aus dem entstandenen weinsauren Calcium die Wein
saure mit Schwefelsaure frei machte. In ahnlicher Weise stellte
er auch die Citronensaure aus dem Citronensaft dar. Es folg
ten die Entdeckungen der Oxalsaure und der Apfelsaure, der
Nachweis, daB die Krystalle in Rhabarber und vielen anderen
Drogen mit Calciumoxalat identisch sind und die Darstellung der
Benzoesaure aus Benzoe mit Hilfe des Kalkverfahrens. Noch in
seinem letzten Lebensjahr (1786) hat er eine neue Pflanzen
saure entdeckt, die Gallussaure, die er bei der freiwilligen Zer
setzung eines Gallapfelinfuses beobachtete. "Diese der Zahl nach
geringen und wenig umfangreichen Arbeiten Scheeles iiberragen
an Wert bei weitem alles, was vor ihm auf dem Gebiete der che
mischen Pflanzenuntersuchung geleistet worden ist. An Stelle
unfruchtbarer Spekulationen, wie sie so viele seiner Vorganger
ausheckten, setzte er wohliiberlegte und sorgfaltig ausgefiihrte
Experimentaluntersuchungen. Statt wasseriger und weingeistiger
Extrakte, die man vorihm und lange nacnihm als individuelleVer
bindungen aus den Pflanzendarstellte, gab er in seinen Sauren