Table Of ContentAugen-
Grundriß der
heilkunde
Mit einem Repetitorium
und einer Sammlung von Examensfragen
für Studenten
Begründet von F. Schieck
Fortgeführt von E. Engelking
Achtzehnte, neubearbeitete Auflage von
W. Leydhecker
Mit 291 zum Teil farbigen Abbildungen
in 363 Einzeldarstellungen
Springer-Verlag
Berlin Heidelberg GmbH 1975
Professor
Dr. Dr. h.c. WOLFGANG LEYDHECKER
Direktor der Universitäts-Augenklinik
im Kopfklinikum Würzburg
ISBN 978-3-540-06760-3 ISBN 978-3-662-21974-4 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-662-21974-4
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© by Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1968,
1972, 1973 and 1975.
Ursprünglich erschienen bei Springer-Verlag 1975
Library of
Congress Catalog Card Number 74-6676.
Herstellung: Universitätsdruckerei H. Stürtz AG,
8700 Würzburg.
Vorwort zur
achtzehnten Auflage
Die neue Approbationsordnung fordert
vom Studenten durch die Erweiterung
des Lehrstoffes die Konzentration auf
das Wesentliche. Die 18. Auflage dieses
Buches wurde in allen Kapiteln über
arbeitet unter dem Gesichtspunkt, das
für den Studenten und den Arzt für
Allgemeinmedizin Wichtigste aus dem
sonstigen Stoff des Fachgebietes deut
lich gekennzeichnet herauszuheben und
somit ein Lernbuch und ein Lehrbuch
miteinander zu vereinigen. Dies ergibt
sich als Fortsetzung des bisher einge
schlagenen Weges. Hierfür wurden die
Kapitel" Untersuchungsmethoden" ,
"Erkrankungen der Bindehaut" und
"Refraktion" neu geschrieben.
Bei den Untersuchungsmethoden
wurde zunächst insbesondere geschildert,
wie ein Student das Auge untersuchen
kann. Erst danach sind die Methoden
geschildert, die dem Facharzt vorbehal
ten bleiben. Im Bindehautkapitel wurde
eine systematische Einteilung gebracht
und dennoch das Häufigste vom weniger
Häufigen und schließlich vom Seltenen
deutlich getrennt. über 150 Abbildungen
und Zeichnungen wurden durch bessere
ersetzt oder neu hinzugefügt, so daß nun
291 Abbildungen das Lernen und die
Anschauung erleichtern. Durchgehend
wurde der Text dem neuesten Wissen an
geglichen und gestrafft. So konnte
erreicht werden, daß trotz der vielen
neuen Abbildungen und übersichten,
trotz der Vermehrung der Auswahlfragen
und der räumlich großzügigen Gestaltung
der Umfang des Buches nur um wenige
Seiten zunahm.
VI Vorwort zur achtzehnten Auflage
Was ist wichtig? Was muß der prak liehe Kenntnisse für den Studenten mir
tische Arzt in unserem Fachgebiet wissen nicht unbedingt nötig erscheinen, in
und können? Ich halte für besonders Kleindruck. Diese Gewichtsverteilung
wichtig Krankheiten, deren Verkennen entspricht meiner subjektiven Ansicht,
eine Gefahr für das Leben oder das Seh aber sie erleichtert vielleicht dem Studen
vermögen bildet oder die durch über ten das Zurechtfinden und das Einprägen
tragbarkeit andere Menschen gefährden. des Wichtigsten. Im Sinne dieser Lern
Wichtig sind ferner Krankheiten, die hilfen ist das ganze Buch sorgfältig neu
besonders häufig sind und die ein prak durchgearbeitet. Auch die Auswahlfragen
tischer Arzt deshalb kennen sollte, die (multiple choice) mögen dem Studenten
er selbst behandeln muß, wenn kein das Lernen und das Überprüfen seines
Facharzt erreichbar ist. Schließlich sind Wissens erleichtern.
wichtig Augenleiden, die dem Arzt für Die Examensfragen sind zur ersten
Allgemeinmedizin beim Erkennen von Wiederholung des Stoffes gedacht und
A1lgemeinleiden nützen oder bei denen er deshalb nach Sachgebieten geordnet. Die
vom Kranken vielleicht vor dem Auf Auswahlfragen sind zur Selbstkontrolle
suchen des Facharztes um Rat gefragt des fortgeschrittenen Studenten nicht
wird. mehr nach Sachgebieten geordnet, son
Für den Studenten, der ein Paukbuch dern durcheinandergemischt. Diese Aus
für das Examen wünscht, wurde versucht, wahlfragen stellen nicht das gesamte
die didaktischen Vorzüge mancher Skrip Examenswissen dar, wie dies bei den
ten ohne deren Nachteile zu bringen. Examensfragen der Fall ist. Auf ein Ver
Als Lemhilfe wurden im Text das Basis zeichnis augenärztlicher Fachausdrücke
wissen farbig unterlegt, ebenso die wieder wurde verzichtet, da am Ende des Buches
holenden Stichworte. Diese stellen keine ein ausführliches Sachverzeichnis zu dem
vollständigen Zusammenfassungen dar Text mit den nötigen Erläuterungen
und enthalten keine Hinweise auf zuvor hinführt. Auch eine Erklärung der W ort
im Text schon 1.Ulterlegte Stellen. über stämme schien mir nicht zweckmäßig,
sichten im Text sind durch eine Um denn wenn der Leser Latein und
randung hervorgehoben. Weitere über Griechisch kann, braucht er diese Ab
sichten für den Nichtaugenarzt sind am leitungen nicht, und wenn er diese beiden
Ende des Buches gegeben: Notfälle, die Sprachen nicht kennt, nutzen ihm
Deutung subjektiver ,Symptome, Schäden Ableitungen wenig.
durch Medikamente, Augenleiden im Ich danke Kollegen und Studenten
Kindesalter, Ratschläge zur Untersuchung herzlich für die fördernde Kritik und
von Kindern und vorbeugende Augen bitte auch weiterhin um Verbesserungs
heilkunde. vorschläge. Dem Verlag danke ich für
Das Repetitorium am Ende des das aufgeschlossene Eingehen auf meine
Buches (Examensfragen) wurde dem Wünsche. Herrn Prof. Dr. Lang, Direk
Lernzielkatalog der deutschen ophthal tor des Anatomischen Instituts Würzburg,
mologischen Lehrstuhlinhaber (1974) danke ich für die Abbildungen 72 und 91,
noch stärker angeglichen als bisher schon. Herrn Prof. Dr. Witmer, Direktor der
Diese "Lernziele" erscheinen in Form Univ.-Augenklinik Zürich, für die Ab
von Fragen nun vollständig. Dabei wur bildung 126.
den Fragen nach dem Basiswissen, über
Würzburg, November 1974
das genaue Kenntnisse nötig sind, farbig
unterlegt, Fragen nach dem normalen
Exanienswissen in Normaldruck gebracht
w.
und schließlich Fragen, bei denen gründ- LEYDHECKER
Inhaltsverzeichnis
Die Augenheilkunde 1
Das Sehorgan 3
Anatomie 3
Der intraokulare Flüssigkeits-
wechsel 10
Die Untersuchungsmethoden
des Auges. 12
Untersuchungsgang für den
Studenten oder den Arzt für
Allgemeinmedizin 12
Weitere objektive Untersuchungs-
methoden durch den Facharzt 20
Subjektive U ntersuchungs-
methoden durch den Facharzt 23
Die Brechkraft und die Refraktion 34
Die Akkommodation 47
Die Erkrankungen der Lider . 50
Störungen der Stellung und
Beweglichkeit 52
Entzündungen 54
Tumoren 56
Verletzungen . 57
Die Erkrankungen der Tränenorgane 60
Die Erkrankungen der Bindehaut 64
Entzündungen 66
Ursachen, Überblick 67
Degenerationen, Altersverände-
rungen, Tumoren . 76
Die Erkrankungen der Hornhaut 78
Verletzungen . 80
Entzündungen 83
Degenerative Veränderungen . 90
Anomalien der Größe und Wölbung 92
Hornhauttransplantation 92
VIII Inhaltsverzeichnis
Die Erkrankungen der Lederhaut 94 Die Erkrankungen der Augenhöhle 183
Entzündungen 185
Die Erkrankungen der Linse 96
Endokriner Exophthalmus . 186
Erworbene Starformen 99
Tumoren 187
Angeborene Starformen . 102
Operationen . 105 Augenmuskellähmung (Strabismus
Allgemeines zur Operation . 108 paralyticus) 189
Unterschiede zwischen Begleitschielen
Die Erkrankungen der Iris und des
und Augenmuskellähmung . 197
Corpus ciliare 110
Entzündungen 111 Schielen (Strabismus concomitans) 198
Verletzungen . 116 Untersuchungsgang . 201
Tumoren 117 Behandlung 203
Die Erkrankung der Aderhauten 119 Entwicklungsgeschichte des Auges 207
Die Pupille 123 Die Mißbildungen des Auges . 209
Erbliche Augenleiden . 212
Der Glaskörper 127
Die Verletzungen des Auges 214
Die Erkrankungen der Netzhaut 129
Ablösung (Amotio oder Ablatio Begutachtung und Berufskrankheiten 219
retinae) . 133
Fürsorge für Blinde und
Tumoren 137
Schwachsichtige 225
Zirkulationsstörungen . 138
Degenerationen 145 Übersichten 227
Entzündungen 147 Notfälle. 227
Verletzungen . 149 Vorbeugung . 228
Mißbildungen 150 Subjektive Symptome 228
Augenschäden durch Medikamente 229
Die Erkrankungen des Sehnerven 151
Augenleiden im Kindesalter 230
Untersuchen von Kindern 231
Die Erkrankungen der Sehbahn . 158
Repetitorium. 232
Das Glaukom 163
Sekundäre Glaukome 168 Quizfragen . 249
Primäre Glaukome . 169
Antworten. 262
Hydrophthalmie, kindliches
Glaukom 181 Sachverzeichnis. 263
Die Augenheilkunde
Die Augenheilkunde bietet einige Beson
derheiten. Die Feinheit und Empfindlich
keit des Organs verbieten Derbheit bei der
Untersuchung und Behandlung. Das Auge
ist klein. Bei der Untersuchung und bei
Operationen blickt der Arzt meist durch
das Mikroskop. Er sieht Feinheiten, die
anderen Fächern der Medizin unsichtbar
bleiben. In der Hornhaut erkennt man
Nerven. Die Netzhaut erscheint bei der
gewöhnlichen Untersuchung mit dem Au
genspiegel bereits in 16facher Vergröße
rung. Kapillaren werden sichtbar. Das
Untersuchungsmikroskop erlaubt die Mi
kroskopie des lebenden Organs. Die Blut
strömung in der Bindehaut, die durch die
Verdünnung mit Kammerwasser sichtbar
ist, oder das mikroskopische Bild der in
steter Bewegung spielenden Iris sind An
blicke von großer Schönheit, die den Be
trachter Ehrfurcht vor der Natur empfin
den lassen. Die Möglichkeit, so klare Be
funde zu erheben, veranlaßt ihn zu exak
tem Beobachten und genauem ätiologi
schen und therapeutischen Denken.
Die vielleicht kostbarsten Quadratmil
limeter des Körpers sind die bei den Foveae
centrales. Der hohe Wert des Auges legt
dem Arzt eine besonders große Verant
wortung auf. Augenärztliche Fehler wie
gen schwer; der Kranke hat ein Leben dar
an zu tragen und spricht darüber. Mit
keinem Organ identifiziert sich der
Mensch so sehr wie mit seinem Auge. Jede
Augenkrankheit spielt sich psychologisch
ganz nahe am Ich ab. Der Augenkranke
ist seelisch stets zutiefst betroffen; er ist
umgestimmt, labil und ängstlich. Wer Au
genkranke behandelt, muß den Menschen
2 Die Augenheilkunde
mit behandeln können. Ohne angewandte ken, der mehr wagt, als für den Kranken
Psychologie, ohne Takt und Mitgefühl zu gewinnen ist. Die Operation des Auges
kann man nicht Augenarzt sein. Nur durch betrifft den ganzen kranken Menschen
stete Arbeit an sich selbst kann man Ruhe und seine Familie.
und Zuversicht ausstrahlen trotz der Hast Mit der Gesamtmedizin ist die Augen
des Berufslebens. heilkunde innig verflochten. Diagnose und
Man könnte das Operieren mit einer Therapie des Augenarztes führen ihn täg
Feinmechanikerarbeit vergleichen, wenn lich über sein Fach hinaus. Von den 12
nicht die seelische Belastung für Patient Hirnnerven sind 6 am Auge und seinen
und Arzt so groß wäre. Mikromanipula Hilfsorganen beteiligt. Dadurch ist die
tionen sind nur mit ruhiger Hand möglich. Verflechtung mit der Neurologie beson
Die ganze Lebensführung des Arztes muß ders eng. Das Auge ist ja ein vorgeschobe
hierauf gerichtet sein und alles Schädliche ner Gehirnteil. Mit der Hals~Nasen-Oh
vermeiden: zu spätes Schlafengehen, renheilkunde bestehen enge Beziehungen
Nikotin, zuviel Alkohol, zu spätes Aufste wegen der Nebenhöhlen, die dicht an das
hen, Hast und Ärger vor der Operation. Auge heranreichen, mit der Dermatologie
Heitere Gelassenheit ist ein Gut, das kaum wegen der häufigen Erkrankungen der
jemand geschenkt bekommt. Wer Augen Lidhaut und Bindehaut, mit der inneren
kranke operiert, muß über die niedere Re Medizin wegen der Augenbeteiligung bei
gion der Ich-zentrierten Nervosität und vielen Krankheiten. Der Wissenschaftler
Angst hinauswachsen können. Es genügt wird zum Studium des Auges vieler weite
nicht, das "Auge eines Adlers, das Herz rer Wissensgebiete bedürfen: Der Pharma
eines Löwen und die Hand einer Frau" kologie, Physiologie, Chemie, Physik, Op
zu haben. Hinzukommen müssen die tik, Immunologie, Histologie, Psychologie
Kenntnis der Anatomie und Physiologie, und Statistik, um nur einige zu nennen.
richtiges Abwägen und Voraussehen aller So betrachtet, ist die Augenheilkunde
Risiken, stete Übung, Geschicklichkeit, ein faszinierendes, klares und ästhetisches
die Ruhe eines Stoikers und die Sicherheit Arbeitsgebiet im Schnittpunkt vieler Wis
eines Scharfschützen, vor allem aber: Mit sensehaftszweige, das man nie auslernt,
empfinden mit dem Kranken, dessen das große Verantwortung und tiefe Freude
Wohl allein entscheidend ist. Nur dann bringt, wenn man dem Kranken helfen
bleibt man bescheiden und läßt sich nicht kann.
von der Eitelkeit des Fingerfertigen len-