Table Of ContentMARKUS GASTPAR WERNER HEINZ THOMAS POEHLKE PETER RASCHKE
Glossar: Substitutionstherapie bei Drogenabhängigkeit
Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH
Markus Gastpar, Werner Heinz,
Thomas Poehlke, Peter Raschke
Glossar:
Substitutionstherapie bei
Drogenabhängigkeit
, Springer
Professor Dr. MARKUS GASTPAR Dr. med. THOMAS POEHLKE
Rheinische Kliniken Essen Correnstraße 60-62
Klinik für Psychiatrie und 48149 Münster
Psychotherapie
Virchowstraße 174 Professor Dr. PETER RASCHKE
45147 Essen Ernst-Mantius-Straße 5
21029 Hamburg
WERNER HEINZ
Drogenhilfezentrum Frankfurt
Bleichstraße 20
60313 Frankfurt
ISBN 978-3-540-64539-9 ISBN 978-3-662-07502-9 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-662-07502-9
Die Deutsche Bibliothek -CIP-Einheitsaufnahme
Substitutionstherapie bei Drogenabhängigkeit / Markus Gastpar ... -Berlin ; Heidelberg ; New
York; Barcelona; Budapest; Hongkong; London; Mailand; Paris; Singapur; Tokio: Springer,
1998
ISBN 978-3-540-64539-9
Dieses Werk, bestehend aus Buch und Diskette, ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch
begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Ent
nahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Ver
vielfaltigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben,
auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder
von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestim
mungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vom 9. September 1965 in
der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhand
lungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechtsgesetzes.
© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1998
Ursprünglich erschienen bei Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York 1998
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen,Warenbezeichnungen usw. in diesem
Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daß solche
Namen im Sinn der Warenzeichen- und Markenschutzgesetzgebung als frei zu betrachten
wären und daher von jedermann benutzt werden dürften.
Produkthaftung: Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann
vom Verlag keine Gewähr übernommen werden. Derartige Angaben müssen vom jeweiligen
Anwender im Einzelfall anhand anderer Literaturstellen auf ihre Richtigkeit überprüft werden.
Umschlaggestaltung: design & production GmbH, Heidelberg
Datenkonvertierung: Mitterweger Werksatz GmbH, Plankstadt
SPIN: 10652817 18/3133 - 5 4 3 3 1 0 - Gedruckt auf säurefreiem Papier
Vorwort
Die Begriffe Heroinabhängigkeit und Methadonsubstitution sind heute
ganz selbstverständlich allgegenwärtig im medizinischen Sprachgebrauch
wie auch in der Berichterstattung öffentlicher Medien. Dieses signalisiert
einen bereits erfolgten und sich noch weiter entwickelnden Wandel im
Bereich der Abhängigkeitserkrankungen wie auch des therapeutischen In
strumentariums.
Die Tatsache einer erst gut 10 Jahre alten Geschichte der Methadonsub
stitution und der damit verbundenen bereits zweimaligen Revision der
Betäubungsmittelgesetzgebung bringt es mit sich, daß verschiedenste Be
griffe und Sachverhalte wenig bekannt, unscharf definiert oder gelegent
lich auch falsch angewendet werden. Die Aufgabe dieses kleinen Glossars
der Substitutionstherapie bei Drogenabhängigkeit ist es, etwas zur Klärung
der wichtigsten Begriffe beizutragen und es dem Interessierten und in die
sem Gebiet Tätigen leichter zu machen, sich rasch und präzise über wich
tige Inhalte des Gebietes zu informieren. Die vier Herausgeber, allesamt
Spezialisten in einem Teilgebiet der angesprochenen Thematik, haben
die wichtigsten Begriffe und Wissensinhalte in kurzen, prägnanten Texten
aufbereitet. Dabei wurde versucht, ideologische Positionen zu vermeiden
zugunsten kurzer, knapper Sachinformationen.
Besonderer Dank gebührt Dr. Gräfin von Schmettow von der Firma
Hoechst Marion Roussel, die die Entstehung dieses Manuskriptes persön
lich wie sachlich intensiv unterstützt hat und die definitive Realisierung
erst ermöglicht hat. Dem Springer-Verlag und hier insbesondere Herrn
Thomas Günther sei gedankt für die hilfreiche, motivierende Unterstüt
zung während des Enstehungsprozesses des Manuskriptes und die schluß
endlich rasche und effiziente Herstellung dieser Schrift
Wenn diese kleine Schrift dazu beiträgt, daß Arbeit rascher und präziser
vonstatten gehen kann und Diskussionen sachlicher geführt werden kön
nen, dann hat sie ein optimales Ziel erreicht.
Im September 1998 Die Autoren
MARKUS GASTPAR
WERNER HEINZ
THOMAS POEHLKE
PETER RASCHKE
Inhaltsverzeichnis
Glossar von A-Z 1
Anhang
Anhang 1: Internet-Adressenverzeichnis .................... 119
Anhang 2: Behandlungsvereinbarung (Muster) ............... 120
Anhang 3: Auszug BtMG- und BtMVV-Text ................. 124
Anhang 4: BtM-Rezeptformular .......................... 140
Anhang 5: BtM-Rezept (Erläuterung) ...................... 141
Anhang 6: NUB-Richtlinien ............................. 142
Anhang 7: Therapieleitlinien: Bundesärztekammer ............ 147
Anhang 8: Therapieleitlinien: Bundesländer ................. 154
Anhang 9: Therapieleitlinien: Auszug der DGDS .............. 156
Anhang 10: Schengener Abkommen ....................... 160
Anhang 11: Weiterführende Literatur ...................... 162
Sachverzeichnis ...................................... 165
Abrechnung
Abrechnung
Zur kassenärztlichen Abrechnung der ----> Methadonsubstitution nach
----> NUB-Richtlinien ist es erforderlich, sich selbst eine Überweisung
mit der Diagnose "Substitutionsbehandlung mit Methadon/L-Polami
don" auszustellen. Auf diesem Schein werden dann ausschließlich jene
Zahlen abgerechnet, die direkt mit der Methadonvergabe zu tun haben.
Derzeitig ist dies die (EBM) 202 = Methadonvergabe. Umstritten sind
die Regelungen für das Wochenende, wobei die sonst übliche Ziffer 5
durch die spezielle Ziffer 6 ersetzt wurde. Alle anderen notwendig wer
denden Ziffern können auf dem normalen Krankenschein abgerechnet
werden, so z. B. I, 10, 11 oder 70. Die dazugehörige Diagnose darf aber
nicht mit der Substitution in Zusammenhang stehen. Gespräche über
die Substitution sind nicht gesondert abrechenbar.
Die in den NUB-Richtlinien geforderte psychosoziale Betreuung, die
auch in der ----> BtMVVaufgeführt ist, wird hinsichtlich der Abrech
nungsformalitäten in keiner Weise speziell berücksichtigt. Üblicherwei
se wird die MitbetreuunglBehandlung durch Beratungsstellen erwartet,
ohne daß dort eine personelle Aufstockung durch Sozialarbeiter erfol
gen kann.
2 Abstinenztherapie
Abstinenztherapie
Vor Beginn einer Substitutionsbehandlung ist zu prüfen, ob alternative
Behandlungen auf der Grundlage bzw. mit dem Ziel der Abstinenz
möglich sind.
Seit Mitte der siebziger Jahre hat sich in der Bundesrepublik eine diffe
renzierte Infrastruktur von ambulanten und stationären Therapieange
boten herausgebildet, die häufig im organisatorischen und fachlichen
Verbund mit komplementären Einrichtungen zur sozialen und beruf
lichen Reintegration vernetzt sind. Teilstationäre Suchttherapie ist im
Bereich der Drogenhilfe bisher auf wenige Modelleinrichtungen be
schränkt.
Weiterhin sind therapeutische Gemeinschaften von Bedeutung, die von
Selbsthilfeorganisationen als Lebensgemeinschaften begründet wurden
(Synanon). In Bayern, Baden Württemberg, Hessen und Niedersachsen
werden Formen der suchttherapeutischen Begleitung und Integration
von Drogenabhängigen auf Bauernhöfen oder in Handwerksbetrieben
erprobt. (Modellprogramme "Betreuung auf dem Bauernhof' bzw. "Be
treuung in Handwerksbetrieben" in Schleswig-Holstein). In der Tradi
tion der Anonymen Alkoholiker existieren in allen größeren Städten
Gruppen der "Narcotics Anonymous" als Selbsthilfebewegung von Dro
genabhängigen.
Ambulante Therapie der Drogenabhängigkeit wird von Drogen-und
Suchtberatungsstellen sowie von Fachambulanzen in Form von Einzel
und Gruppentherapie durchgeführt. Voraussetzung für eine ambulante
abstinenzorientierte Suchtbehandlung ist eine hinreichende Integration
der Patienten in drogenfreie soziale Bezüge, nach Möglichkeit noch be
stehende berufliche Integration bzw. Tagesstruktur oder die Chance,
diese im Verlauf der ambulanten Behandlung wiederherzustellen,
eine hohe Behandlungs-und Veränderungsmotivation sowie die Fähig
keit und Bereitschaft zur zuverlässigen Teilnahme an den Therapie
maßnahmen. In der Regel wird eine "Vorbereitungs- oder Motivie
rungsphase" vorangestellt, in der die Voraussetzungen zur ambulanten
Behandlung geklärt bzw. hergestellt werden. Im Verlaufe dieser Vorbe
reitungs-und Motivierungsphase wird in der Regel eine stationäre oder
ambulante Entgiftung durchgeführt.
Die ambulante Behandlung wird überwiegend von Psychologen oder
Sozialarbeitern/Sozialpädagogen mit psycho- und sozialtherapeuti-
Abstinenztherapie 3
scher Ausbildung durchgeführt. Verbreitet sind dabei Verfahren der
humanistischen Psychotherapie (Integrative Therapie/Gestalttherapie
und Psychodrama), Systemische Familientherapie, sowie verhaltens
therapeutisch und psychoanalytisch fundierte Sozialtherapie.
Unter bestimmten Voraussetzungen kann die ambulante Therapie mit
der Vergabe von Opiatantagonisten unterstützt werden (-> Naltrexon).
Ambulante Entwöhnungsbehandlungen werden von den Leistungsträ
gern der medizinischen Rehabilitation auf der Grundlage der "Empfeh
lungsvereinbarung Ambulante Rehabilitation Sucht" in dafür aner
kannten Drogen- und Suchtberatungsstellen und Fachambulanzen
durchgeführt. Die Anerkennung einer Einrichtung für die Durchfüh
rung von ambulanter Rehabilitation erfolgt auf der Grundlage von defi
nierten Qualitätsstandards hinsichtlich der Therapiekonzeption, der
personellen Ausstattung und therapeutischen Qualifikationen eines in
terdisziplinären Behandlungsteams aus Ärzten, Psychologen und So
zialtherapeuten sowie der Behandlungsplanung und Behandlungs
dokumentation.
Eine stationäre Entwöhnungsbehandlung ist indiziert, wenn die Schwe
re der Abhängigkeit, das Ausmaß der sozialen Desintegration und die
fehlende Fähigkeit zur kontinuierlichen Mitarbeit ein ambulantes Be
handlungssetting ausschließen. Die Behandlung wird in spezialisierten
Therapieeinrichtungen oder Fachkliniken - überwiegend als medizini
sche Rehabilitation oder Eingliederungsmaßnahme - durchgeführt. Die
Behandlungsdauer beträgt in der Regel 6 Monate mit anschließender
Adaptionsphase, in der die therapeutische Begleitung reduziert wird
und die Wiedereingliederung in das Arbeitsleben und in drogenfreie
soziale Bezüge im Mittelpunkt der Rehabilitation steht. Zunehmend ge
winnt stationäre Kurzzeittherapie mit einer Dauer von drei bis sechs
Monaten an Bedeutung.
Die Konzepte der stationären Entwöhnungsbehandlung bei Drogenab
hängigkeit basieren auf dem Wechsel des Patienten aus einem drogen
gebundenen Lebenszusammenhang und aus Beziehungs-und Konflikt
strukturen, welche die Drogenabhängigkeit verfestigen, in ein drogen
freies therapeutisches Milieu. Dieses bietet eine Grundlage für eine
Neuorientierung des Klienten, welche das soziale Beziehungsgefüge
und Beziehungsverhalten, die Leistungsfähigkeit und das Leistungs
verhalten bis hin zu Normen und Werthaltungen als Grundlage einer
dauerhaften sozialen Integration und Drogenabstinenz umfaßt. Der
Habilitationsprozeß wird ergänzt und vertieft durch Einzel-und Grup-