Table Of ContentG. K. Krieglstein (Hrsg.)
Glaukom 2006
Eine Konsensus-Konferenz
G. K. Krieglstein (Hrsg.)
Glaukom
2006
Eine Konsensus-Konferenz
unter Mitarbeit von
R. Burk, Th. Dietlein, J. Funk, F. Grehn,
A.B. Hommer und G. Michelson
123
Prof. Dr. G. K. Krieglstein
Univ. Augenklinik
Kerpenerstr. 62
50924 Köln
ISBN-10 3-540-38051-5 Springer Medizin Verlag Heidelberg
ISBN-13 978-3-540-38051-1 Springer Medizin Verlag Heidelberg
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Einbandgestaltung: deblik, Berlin
SPIN 11831006
Satz: TypoStudio Tobias Schaedla, Heidelberg
Druck: Stürtz AG, Würzburg
Gedruckt auf säurefreiem Papier 18/5135/DK – 5 4 3 2 1 0
V
Vorwort
Vom 12.–14. Mai 2006 trafen sich im Hofgut Georgenthal in Hohenstein/Taunus
eine Gruppe von Glaukomexperten, um mit speziell an der klinischen Glaukoma-
tologie interessierten Augenärzten in einer gemeinsamen Diskussion zu wichtigen
Aspekten von Diagnostik und Therapie der Glaukome Konsens zu erzielen. Zu
sechs Teilgebieten wurden jeweils 15 Fragen erstellt, die Gesamtheit von 90 Fragen
wurde von 6 eingeladenen Glaukomspezialisten im Vorlauf der Tagung unabhän-
gig voneinander mit einem kurzen Statement beantwortet, das dem Herausgeber
zum Zeitpunkt der Tagung vorlag.
In sechs Diksussionsrunden wurden jeweils ein Fragenblock von 15 Fragen
unter der Leitung eines Glaukomexperten diskutiert, mit dem Ziel Konsens zu
erreichen von Ophthalmologen und Subspezialisten.
Im vorliegenden Buch werden publiziert die Experten-Statements und der
Konsens aus diesen und der Diskussion vor Ort mit allen Glaukomexperten und
Ophthalmologen.
Um möglichst vielen Augenärzten diese Konsensbildung zu wichtigen Aspek-
ten der Glaukomatologie zugänglich zu machen, wurde dieses Buch zusammenge-
stellt und herausgegeben.
Die Tagung selbst und die Herausgabe des Buches wurden großzügig unterstützt
von Pfizer Pharma GmbH/Karlsruhe.
Köln, Oktober 2006
G. K. Krieglstein
VII
Inhaltsverzeichnis
1 Epidemiologie, Screening, Ökonomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1
Moderation: G. Michelson/Erlangen
2 Sinnesphysiolgie und funktionelle Diagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . .51
Moderation: A. B. Hommer/Wien
3 Ophthalmoskopische Diagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .83
Moderation: R. Burk/Bielefeld
4 Spezielle Glaukomformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115
Moderation: J. Funk/Freiburg
5 Medikamentöse Glaukomtherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149
Moderation: Th. Dietlein/Köln
6 Operative Glaukomtherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181
Moderation: F. Grehn/Würzburg
IX
Autorenverzeichnis
Prof. Dr. R. Burk
Augenklinik
An der Rosenhöhe 27
33647 Bielefeld
Priv.Doz. Dr. Th. Dietlein
Univ. Augenklinik
Kerpenerstr. 62
50924 Köln
Prof. Dr. Dr. J. Funk
Univ. Augenklinik
Killianstr. 5
79106 Freiburg
Prof. Dr. Dr. F. Grehn
Univ. Augenklinik
Josef-Schneider-Str. 11
97080 Würzburg
Dr. A. B. Hommer
Augenabteilung
Krankenanstalt »Sanatorium Hera«
A-1090 Wien
Prof. Dr. G. K. Krieglstein
Univ. Augenklinik
Kerpenerstr. 62
50924 Köln
Prof. Dr. G. Michelson
Univ. Augenklinik
Schwabachanlage 6
91054 Erlangen
1
Epidemiologie, Screening,
Ökonomie
2 Kapitel 1 · Epidemiologie, Screening, Ökonomie
1.1 Wie könnte man nach Ihrer Einschätzung die Aufdeckungsrate
1
der Glaukome in der Bevölkerung verbessern?
Burk/Bielefeld
Ab dem fünfzigsten Lebensjahr beträgt die Glaukomprävalenz ungefähr 1,5 % der Bevölke-
rung, ein relevantes Risiko besteht jedoch in 5 %. Screeninguntersuchungen weisen darauf
hin, dass nur die Hälfte der Glaukomerkrankungen bekannt ist. Die Aufdeckungsrate in der
Bevölkerung könnte verbessert werden, wenn beispielsweise ab dem Alter von 50 Jahren in
3-jährigen Abständen regelmäßig eine Dokumentation und Befundung des Sehnerven sowie
eine Messung des Augeninnendruckes erfolgen würde.
Dietlein/Köln
Eine wichtige Säule sollte die Aufklärung über die Glaukomerkrankung und ihre wichtigsten
Risikofaktoren in der Allgemeinbevölkerung sein. Hier haben in den letzten Jahren Augenärz-
te und Glaukomspezialisten viele facettenreiche Beiträge zur Gesundheitsaufklärung in Fern-
sehen, Internet, Zeitungen und Radio beigetragen. Auch die IGEL-Leistungen auf dem Sektor
Glaukom haben selbstverständlich zur Folge, dass sich viele Menschen mit dem Thema Glau-
kom konfrontiert sehen und hierüber informiert werden. Politisch ist die reine Glaukomvor-
sorgeuntersuchung als Kassenleistung zur Zeit in Deutschland aus finanziellen Gründen nicht
durchsetzbar, obwohl sie mit zunehmendem Alter ohne Zweifel medizinisch sinnvoll wäre.
Papillenbeurteilung und Tonometrie könnten aber sicherlich mit überschaubarer finanzieller
Belastung in regelmäßige arbeitsmedizinische Untersuchungen (»TÜV«) integriert werden.
Funk/Freiburg
Um die Aufdeckungsrate der Glaukome in der Bevölkerung zu verbessern, muss man in erster
Linie das Wissen über die Erkrankung verbreiten. Dazu gehört Aufklärungsarbeit in Presse,
Rundfunk und Fernsehen. Wenn das Wissen über die Erkrankung hinreichend verbreitet ist,
werden alle, zumindest aber gefährdete Personen sich vorbeugend untersuchen lassen. Dabei
erscheint es mir zweitrangig, ob die augenärztliche Vorsorgeuntersuchung Kassenleistung
ist oder als IGEL abgerechnet wird. Eine weitere wichtige Maßnahme ist die konsequente
Schulung der Augenärzte in Papillendiagnostik. Screeningangebote z. B. von Optikern (z. B.
non-Kontakt-Tonometrie) halte ich für überflüssig.
Grehn/Würzburg
1. Über die Verbesserung der Kenntnis der Glaukomerkrankung durch potenzielle Patienten
und 2. durch mehr Sicherheit der Aufdeckung des Glaukoms beim Augenarzt. Zunächst sollte
die bessere Information der Bevölkerung im Vordergrund stehen, da die üblichen Risikofak-
toren wie positive Familienanamnese, Alter, Myopie dem potenziellen Patienten bekannt sein
können und ihn zum Augenarzt führen sollten. Vonseiten der augenärztlichen Versorgung
muss durch Fortbildung sichergestellt sein, dass insbesondere die diagnostischen Zeichen
an der Papille so gut beherrscht werden, dass eine einfache Screening-Untersuchung durch
Ophthalmoskopie zur Verdachtsdiagnose und zur Erkennung der Vorstadien des Glaukoms
führt. Die IGEL-Leistung des Glaukoms ist psychologisch geeignet, die Aufdeckungsrate zu
verbessern.
1
3
Kapitel 1 · Epidemiologie, Screening, Ökonomie
Hommer/Wien
Da die PatientInnen selbst keine Beschwerden wahrnehmen, ist eine möglichst breite Un-
tersuchung der Bevölkerung zur Aufdeckung einer Glaukomerkrankung nötig. Primär steht
die Früherfassung von Risikofaktoren für ein Glaukom im Vordergrund: Alter, Glaukom in
der Verwandtschaft 1. Grades, hohe Myopie >= 5 dpt, hoher Augendruck, dünne Hornhaut
erhöhen das Risiko. Regelmäßige (zumindest 1x jährlich) Augendruckkontrollen sollten
grundsätzlich bei jedem PatientIn über 40 Jahre, bei anamnestisch bekannten Risikofaktoren,
bei verdächtigem Papillen- oder Gesichtsfeldbefund durchgeführt werden.
Michelson/Erlangen
Die Aufdeckungsrate der Glaukome in der Bevölkerung ist nach internationalen Studien ca.
50 %. Im Mittel sind nur 45 % ± 25 % der Glaukome bekannt (Review aus 14 Studien, Quigley
and Vital, 1997).
Die Gründe liegen darin, dass erstens nur bei einem Teil der Bevölkerung über 50 Jahren
eine qualifizierte Beurteilung des Sehnervenkopfes durchgeführt wird und zweitens ein gerin-
ges Allgemeinwissen über diese Krankheit vorliegt.
Darüber hinaus muss der interessierte Bürger eine präventivmedizinische Untersuchung
des Sehnerven selbst bezahlen.
Folgende Ansätze würden die Aufdeckungsrate erhöhen:
▬ Öffentliche Diskussion zu diesem Thema mit Darstellung der Pathogenese und des Krank-
heitsverlaufes.
▬ Beteiligung von Glaukom-Patientengruppen bei der Darstellung des Problemfeldes.
▬ Systematisches Glaukomscreening von Personen älter als 50 Jahren in Krankenhäusern
und medizinischen Einrichtungen
Harry A. Quigley and Susan Vital, Models of Open-Angle Glaucoma Prevalence and Incidence in the United States
Invest Ophthalmol Vis Sci. 1997;38:83–91
Krieglstein/Köln
Resumee
Das chronische Weitwinkelglaukom ist eine symptomarme Augenerkrankung von unge-
wöhnlicher Chronizität mit einer Zeitspanne von Beginn an bis zum Verlust der visuellen
Lebensqualität von nicht selten 30 Jahren. Es ist eine Erkrankung, die gesucht werden muss
– eine Herausforderung der präventiven Ophthalmologie, ganz besonders im Lichte der Tat-
sache, dass ca. 50 % der Erkrankungen in der Bevölkerung unentdeckt sind. Die Alertheit der
potentiell Betroffenen bezüglich dieses Erblindungsrisikos zu schärfen, unter Ausnutzung
aller möglichen kommunaktiven Möglichkeiten (Printmedien, Radio, Fernsehen), ist die logi-
sche Konsequenz daraus. Dies sollte auch ein vordergründiges Anliegen öffentlicher Gesund-
heitsfürsorge sein. Nur 1 % der Bevölkerung sind über die Erkrankung informiert, 17 % der
neu diagnostizierten Glaukome haben bereits an einem Auge ein Spätstadium.
Eine weitere Option die Aufdeckungsrate zu verbessern, ist die Einbindung anderer medizini-
scher Fächer in die »Suche« (Allgemeinärzte, Internisten, Neurologen) und die Optimierung der
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