Table Of ContentGerhard G. Habermehl
Gift .:fiere
und ihre Waffen
Eine Einführung für Biologen, Chemiker
und Mediziner
Ein Leitfaden für Touristen
Vierte, aktualisierte und erweiterte Auflage
Mit 76 zum Teil farbigen Abbildungen und
37 Tabellen
Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH
Prof. Dr. rer. nat. Gerhard G. Habermehl
Chemisches Institut der
Tierärztlichen Hochschule Hannover,
Bischofsholer Damm 15, D-3000 Hannover 1
ISBN 978·3-540·18110-1
CIp·Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek. Habermehl, Gerhard G.: Gift·
Tiere und ihre Waffen: e. Einf. für Biologen, Chemiker u. Mediziner; e. Leitf. für
Touristenl Gerhard G. Habermehl. -4., aktualisierte u. erw. Aufl.
Engl. Ausg. u.d.T.: Habermehl, Gerhard: Venomous animaIs and their toxins
ISBN 978-3-540-18110-1 ISBN 978-3-662-07493-0 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-662-07493-0
Dieses Werk ist urheberrechtIich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, ins·
besondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von
Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Ver·
vielfaltigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanla·
gen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfalti·
gung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den
Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesre·
publik Deutschland vom 9. September 1965 in der Fassung vom 24. Juni 1985 zuläs·
sig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den
Strafbestimmungen des Urheberrechtsgesetzes.
© Springer· Verlag Berlin Heidelberg 1976, 1977, 1983, 1987
Ursprünglich erschienen bei Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York 1987
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw.
in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der An·
nahme, daß solche Namen im Sinne der Warenzeichen· und Markenschutz·Gesetz·
gebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden
dürften.
Gesamtherstellung: Appl, Wemding. 2152/3140·543210
Vorwort zur vierten Auflage
Auch die 3. Auflage dieses Buches hat - wie schon ihre Vorgän
ger - verhältnismäßig rasch ihre Interessenten gefunden. So
konnte wieder manche Anregung von Kollegen eingearbeitet
werden. Insbesondere die Literatur wurde ergänzt und auf den
neuesten Stand gebracht, ohne vollständig sein zu wollen; eine
Bibliographie allein eines einzigen Jahres hätte mehr als 1000 Zi
tate zu berücksichtigen, und dieses Buch soll ja, wie schon früher
gesagt, kein Handbuch oder Lehrbuch ersetzen.
Sehr dankbar bin ich dem Springer-Verlag, besonders Herrn Dr.
Stumpe, für die stets gute Zusammenarbeit und die Umsetzung
der Anregungen; besonders zu erwähnen ist hierbei die Erweite
rung des Bildteiles.
Das Bildmaterial hierzu wurde dankenswerterweise von Herrn
Dr. med K. H. Lieske, Hamburg, und Dr. Sylvia Lucas, Sao Pau-
10, zur Verfügung gestellt.
Herrn Prof. Dr. Tetsuya Komori, Fukuoka, und Frau Dr. Aura
Kamiguti, Sao Paulo, verdanke ich wertvolle Hinweise; Fräulein
Elke Wöbbeke danke ich für technische Mithilfe bei der Erweite
rung des Abbildungs-und Kartenteils.
Hannover, September 1987 G. G. Habermehl
Vorwort zur dritten Auflage
Auch die 2. Auflage hat verhältnismäßig rasch ihre Interessenten
gefunden. Zahlreiche Anregungen von Kollegen konnten in der
3.Auflage eingearbeitet werden. Vieles wurde auf den neu esten
Stand gebracht, manches ergänzt, wie z. B. der Abschnitt über
Zecken, Gifte von Insekten sowie Toxine von Stachelhäutern.
Auch der Kartenteil wurde für Südamerika erweitert. Die medizi
nisch-ärztlichen Hinweise und Behandlungsratschläge wurden
geprüft und um wichtige Hinweise vermehrt. Um den Umfang
des Buches in Grenzen zu halten, mußte dafür manches gekürzt
werden; auch war es nicht möglich, allen Anregungen zu folgen,
das Buch wäre sonst zu umfangreich geworden. Es soll ja kein
Lehrbuch ersetzen, sondern vielmehr eine lesbare Einführung in
das Gebiet von Tiergiften sein.
Auch diesmal habe ich wieder zahlreichen Kollegen für wertvolle
Hinweise und Unterstützung zu danken; es sind dies besonders
Prof. Dr. F. Kornalik, Universität Prag, Prof. Dr. T. Freyvogel,
Schweizerisches Tropeninstitut Basel, Prof. Dr. H. A. Reid, Liver
pool School of Tropical Medicine, Dr. J. W. Daly, National Insti
tutes of Health, Bethesda, USA, Dr. Margaret Weiss, Bethesda,
USA und nicht zuletzt Prof. Dr. D. Mebs, Universität Frankfurt.
Ganz besonderen Dank schulde ich meinem Freund und Kolle
gen, Prof. Dr. Dr. F. E. RusselI, University of Arizona, Tucson.
Nicht zuletzt sei dem Springer Verlag und seinen Mitarbeitern,
besonders Herrn Dr. F. L. Boschke, gedankt, die vieles zur äu
ßeren und inneren Gestaltung dieses Buches beigetragen haben.
Hannover, Januar 1983 G. G. Habermehl
Inhaltsverzeichnis
Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 1
1 Coelenterata (Hohltiere), Cnidaria (Nesseltiere). .. 7
2 Mollusca(Weichtiere). . . . . . . . . . . . . . .. 14
2.1 Lamellibranchiata (Muscheln) . . . . . . . . . . .. 14
2.2 Gastropoda (Schnecken) . . . . . . . . . . . . . .. 18
2.2.1 Passiv giftige Schnecken . . . . . . . . . . . . . .. 18
2.2.2 Toxoglossa (Giftzüngler) . . . . . . . . . . . . . .. 19
2.3 Cephalopoda (Tintenfische, Polypen) . . . . . . .. 23
2.3.1 Octopoda....................... 23
3 Arthropoda (Gliederfüßler) . · . · .. 25
3.1 Arachnidae (Spinnentiere) .. · ... 25
3.1.1 Scorpiones (Skorpione) .. · . · .. 25
3.1.2 Araneae(Spinnen) · . · ... 33
3.2 Metastigmata (Zecken) . .. · . · .. · . 47
3.3 Myriapoda (Tausendfüßler) · . · .. · ... 48
3.3.1 Chilopoda (Hundertfüßler) · . · .. 48
3.3.2 Diplopoda (Doppelfüßler) . · . · . · ... 49
3.4 Hexapoda (Insekten) .... · . · . · .. 53
3.4.1 Dermaptera (Ohrwürmer) · . · .. · ... 53
3.4.1.1 Forficulidae (Ohrwurm) · . . .. 53
3.4.2 Hemiptera: Heteropteroidea (Wanzen) · .. 53
3.4.3 Coleoptera (Käfer) . . . · . · .. · . 54
3.4.3.1 Tenebrionidae (Schwarzkäfer) . · . · ... 56
3.4.3.2 Carabidae (Laufkäfer) · . . .. 56
3.4.3.3 Dytiscidae (Schwimmkäfer) · . · .. 56
3.4.3.4 Brachynidae (Bombardierkäfer) . ... 56
3.4.3.5 Cerambycidae . . . · .. 57
3.4.3.6 Coccinellidae (Marienkäfer) . · .. . .. 58
3.4.3.7 Gyrinidae . . . . · . · .. 59
VIII Inhaltsverzeichnis
3.4.3.8 Meloidae .. 59
3.4.3.9 Silphidae .. 60
3.4.3.10 Staphylinidae 60
3.4.4 Lepidoptera (Schmetterlinge) 61
3.4.5 Hymenoptera (Hautflügler): Aculeata
(Stechimmen) . . . . . . . . . . . . . . 63
3.4.5.1 Apoidea (Bienen) und Vespoidea (Faltenwespen) 63
3.4.5.2 Formicidae (Ameisen) . . . 68
3.4.6 Sekundär giftige Insekten ............. 77
4 Echinodermata (Stachelhäuter) . 80
4.1 Pelmatozoa . . . . . . . . . . . 80
4.2 Eleutherozoa . . . . . . . . . . 81
4.2.1 Holothurioidea (Seegurken, Seewalzen) 81
4.2.2 Echinoidea (Seeigel) . . . . . . . . . . . 84
4.2.3 Asteroidea (Seesterne) . . . . . . . . 85
4.2.4 Ophiuroidea (Schlangensterne) 87
5 Pisces (Fische) . . . . . . . . . . 90
5.1 Passiv giftige Fische .... 90
5.1.1 Ciguatera-toxische Fische 90
5.1.2 Tetrodo-toxische Fische . . 92
5.1.3 Ichthyoo-toxische Fische. . 94
5.1.4 Ichthyohämo-toxische Fische 94
5.1.5 Andere Vergiftungen. . . . . 95
5.1.6 Wehrsubstanzen in Fischen;
Ichthyocrino-toxische Fische 95
5.2 Aktiv giftige Fische . . . . . . . 97
5.2.1 Dasyatidae (Stachelrochen) . . 97
5.2.2 Trachinidae (Weberfische oder Petermännchen) .. 100
5.2.3 Scorpaenidae (Skorpionfische oder Drachenköpfe) 101
5.2.3.1 Pterois, Dendrochirus (Zebrafische). . . . . . . . . 101
5.2.3.2 Scorpaena (Skorpionfische oder Drachenköpfe) .. 103
5.2.3.3 Synanceja (Steinfische ) . . . 103
5.2.4 Siluroideae (Welse) . . . . . . . 104
6 Amphibia (Amphibien) . . . 108
6.1 Anura (Froschlurche). . . . 112
6.1.1 Bufonidae (Echte Kröten) 112
6.1.2 Leptodactylinae (Pfeiffrösche) . . . 116
6.1.3 Dendrobatidae (Farb frösche) . . . 117
Inhaltsverzeichnis IX
6.1.4 Atelopodidae (Stummelfuß-Frösche) .... 120
6.1.5 Hylidae (Laubfrösche) ..... . 121
6.1.6 Phyllomedusae (Greiffrösche) . . . . . 121
6.1.7 Ranidae (Echte Frösche) ....... . 122
6.1.8 Discoglossidae (Scheibenzüngler) . . . 122
6.1.9 Pipidae (Zungenlose Frösche) . 123
6.2 Urodela (Schwanzlurche) ...... . 123
7 Reptilia (Kriechtiere) . . . . 126
7.1 Elapidae (Giftnattern, Kobras) . 140
7.2 Hydrophiidae (Seeschlangen) .. 149
7.3 Viperidae (Vipern) . . . . . . . . 153
7.4 Crotalidae (Klapperschlangen, Grubenottern) 163
7.5 Colubridae (Trugnattern) . 169
7.6 Struktur und Wirkung ........... . 179
8 Heloderma (Krustenechsen, Gila Monster) 181
9 Therapeutische Verwendung von Tiergiften . 183
9.1 Schlangengifte 183
9.2 Bienengift . . 185
9.3 Krötengift . . . 185
Übersetzung der medizinischen Fachausdrücke 186
Liste der Institute, die Antivenine herstellen . . 189
Vorkommen von Giftschlangen und Skorpionen
im Vorderen Orient 191
Bildtafeln . . . 209
Sachverzeichnis 217
Einleitung
Seit Jahrtausenden haben den Menschen tierische Gifte ebenso wie Pf1anzen
gifte beschäftigt, und zwar aus unterschiedlichen Gründen. Die Indios im
Norden Südamerikas verwenden das Sekret der Baumsteigerfrösche (Dendro
batidae) als pfeilgift zum Erjagen der Beute, im Mittelalter wurden die Inhalts
stoffe der Spanischen Fliege (fälschlicherweise) als sexuelle Anregungsmittel
verwendet, in China und Japan werden seit rund 4000 Jahren getrocknete und
gepulverte Krötenhäute (Ch'an-su oder Sen-so) als herzaktive Substanzen be
nutzt; so, wie seit etwa der gleichen Zeit in der Alten Welt die Extrakte der
Meerzwiebel (Scilla maritima) oder des Fingerhuts (Digitalis) zum gleichen
Zweck angewandt wurden. Die modeme Chemie konnte die chemische Ver
wandtschaft zwischen bei den Substanzen zeigen.
Obwohl die Menschen sicher seit Urzeiten die Giftigkeit mancher Schlangen
kannten, dauerte es doch erstaunlich lange, bis genaueres über den Vergif
tungsmodus bekannt wurde. Mithridates, König v. Pontus (123-63 v. Chr.)
trank Schlangenblut um sich gegen Bisse zu immunisieren. Der spanische Arzt
Maimonides schrieb 1198 ein Buch über Gifte und Gegengifte. In ihm werden
zwar Symptome durch Schlangenbisse erwähnt, jedoch nichts über den Vergif
tungsmechanismus. Interessant mag sein, daß der bis auf den heutigen Tag
noch immer empfohlene kreuzförmige Einschnitt an der BißsteIle auf dieses
Buch zurückgeht. Der italienische Arzt Francesco Redi (1626-1697) schrieb
1664 ein Buch "De Venenis Animalibus", in welchem er erstmalig den Giftap
parat der Schlangen beschrieb. Er zeigte, daß das Gift ausschließlich in den
Giftdrüsen enthalten ist und über die Giftzähne austritt, und daß nicht das
ganze Tier giftig ist, wie es bis dahin angenommen worden war. Redis Befunde
wurden nicht ohne weiteres akzeptiert; die Kontroverse dauerte noch viele
Jahre.
Ähnliches kann über den Salamander gesagt werden, der in der Antike zu den
merkwürdigsten Ideen Anlaß gab. Plinius Secundus, der Autor der" Historia
Naturalis"(23-79 n. Chr.) schrieb dort u. a.: "Inter omnis venenata, salamandra
scelus maximum est" - "Unter allen Gifttieren ist der Salamander das verbre
cherischste. Andere Tiere verletzen nur einzelne Personen und töten nicht
mehrere zur gleichen Zeit. Der Salamander vermag jedoch ganze Völker aus-