Table Of ContentSabine Low
Gewinnrealisierung und Riickstellungsbilanzierung bei
Versicherungsunternehmen nach HGB und IFRS
GABLER EDITION WISSENSCHAFT
Rechnungswesen und Unternehmensiiberwachung
Herausgegeben von
Professor Dr. Hans-Joachim Bocking und
Professor Dr. Michael Hommel
Die Schriftenreihe prasentiert Ergebnisse der betriebswirtschaftli
chen Forschung zu den Themengebieten Financial Accounting,
Business Reporting, Business Audit, Business Valuation und
Corporate Governance. Die Beitrage dieser Reihe verfolgen das Ziel,
Vorgaben der Gesetzgebung, der nationalen und internationalen
Standardsetter sowie Empfehlungen der Wirtschaftspraxis mittels
des Instrumentariums der betriebswirtschaftlichen Theorie zu
beschreiben, zu analysieren und insbesondere vor dem Hintergrund
der Anforderungen des Kapitalmarktes weiterzuentwickeln.
Sabine Low
Gewinnrealisierung und
Riickstellungsbilanzierung
bei Versicherungs
unternehmen nach HGB
undlFRS
Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Michael Hommel
Deutscher Universitats-Verlag
Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet ober
<http://dnb.ddb.de> abrufbar.
Dissertation Universitiit Magdeburg, 2003
1. Auflage Dezember 2003
Aile Rechte vorbehalten
© Deutscher Universitiits-Verlag/GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2003
Lektorat: Brigitte Siegel/Sabine Scholler
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wiiren und daher von jedermann benutzt werden dorften.
Umschlaggestaltung: Regine Zimmer, Dipl.-Designerin, Frankfurt/Main
Gedruckt auf siiurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier
ISBN-13: 978-3-8244-7996-2 e-I SB N -13: 978-3-322-81666-5
DOl: 10.1007/978-3-322-81666-5
Geleitwort
Allzu haufig betritt der Bilanzierende mit der Rechnungslegung fur Versicherungsunter
nehmen "Terra incognita". Die wenigen einschlagigen Bestimmungen des deutschen
Handelsbilanzrechts sind im hochsten Mille auslegungsbediirftig und umstritten. Hochst
richterliche Entscheidungen, die zu ihrer Schatfung beitragen konnten, haben Selten
heitswert und die sonst so beredte Literatur iibt sich in vornehmer Zuriickhaltung. Inter
national zeigt sich ein ahnliches Bild. Zwar bemiiht sich hier das IASB seitJahren urn die
Entwicklung eines urnfassenden Standards fur Versicherungsvertrage, doch blieb der Er
folg bisher diirftig. Der vorgelegte ED 5 ist bestenfalls Stiickwerk. Seine Entwicklungsge
schichte offenbart einen fehlenden internationalen Konsens in grundlegenden (Vor-) Fra
gen. Anders als Industrieunternehmen sind Versicherer noch weit davon entfernt, dariiber
zu streiten, welche Bilanzierungsprinzipien ihre Leistungskraft am besten widerspiegeln;
denn hier ist nicht einmal klar, welche (zu periodisierende) Leistung das Versicherungs
unternehmen iiberhaupt erbringt und ob es sich dabei urn eine Dauerleistung oder einen
einmaligen Leistungsakt handelt.
Frau Dr. Low hat das gravierende wissenschaftliche Defizit erkannt und leistet mit der
vorliegenden Veroffentlichung eine Pionierarbeit, die ihresgleichen sucht. In ihrem Mittel
punkt steht die Entwicklung stringenter Gewinnrealisierungsgrundsatze fur die Versiche
rungsbilanzierung. Zu diesem Zweck setzt sich die Verfasserin auf systematische und
fundierte Weise mit den Besonderheiten des Versicherungsgeschafts auseinander und dis
kutiert anschlieBend vor dem Hintergrund der auf unterschiedlichen theoretischen
Grundkonzepten beruhenden versicherungstheoretischen Leistungskonzeptionen die
zentralen Fragen der Gewinnrealisation und der Riickstellungsbilanzierung. Die dabei ge
wonnenen Erkenntnisse sind originell und verbluffend zugleich. Die Verfasserin zeigt,
dass selbst die yom IASB angedachte Gewinnrealisation im Zeitpunkt des Vertragsab
schlusses im Einklang mit dem am Lieferungs-oder Leistungszeitpunkt orientierten Rea
lisationsprinzip steht - sofern man dazu bereit ist, die yom Versicherer geschuldete Leis
tung im Sinne des Informationskonzeptes zu interpretieren. Gleichsam lehrreich wie le
senswert sind auch die Ausfiihrungen zu den SchwankungsrUcksteliungen. Mit ihnen er
arbeitet Frau Dr. Low zweckadaquate Passivierungsregeln, indem sie versicherungs- und
bilanztheoretische Erkenntnisse meisterhaft zusammenfiihrt. Nicht zuletzt veranschau
licht die Verfasserin eindrucksvoll die einschneidenden Konsequenzen, die sich fiir. die
deutsche Bilanzierungspraxis bei einer Umsetzung des geplanten IFRS on Insurance
Contracts fiir die Geschaftspolitik der Versicherungsunternehmen und die bereits beste
henden IAS/IFRS ergeben werden.
Frau Dr. Low tragt mit ihren Ausfiihrungen wesentlich zum tieferen Verstandnis der Ge
winnrealisierungsregeln, einschlieBlich der Riickstellungsbilanzierung, bei. Ihre Aus
fiihrungen reichen weit uber den Bereich der Versicherungsbilanzierung hinaus. Das vor-
v
liegende Buch ist aufgrund der akruellen Entwicklungen auf dem Gebiet der internationa
len Rechnungslegung und dem Ringen urn einen konsensfahigen IFRS fUr Versicherungs
vertrage von besonderer Akrualitat. Es bereichert die wissenschaftliche Arbeit des Bilanz
theoretikers erheblich und halt auch fUr den Bilanzierungspraktiker zahlreiche, wertvoile
Anregungen bereit. Ich wiinsche dem Werk grol3e Verbreirung und Beachrung.
Prof. Dr. Michael Hommel
VI
Vorwort
Die vorliegende Arbeit wurde im August 2003 in leicht veranderter Form von der Fakul
tat fUr Wirtschaftswissenschaft der Otto-von-Guericke-Universitat Magdeburg als Disser
tation angenommen. Sie entstand im Rahmen eines Promotions-Praxis-Modells am Lehr
stuhl fur Rechnungslegung und Wirtschaftspriifung der Otto-von-Guericke-Universitat
Magdeburg und der KPMG Deutsche Treuhand-Gesellschaft in Frankfurt und Koln, bei
dem ich Lehrstuhl- und praktische Priifungstatigkeit gleichermafien kennen lernen durfte.
FUr die Ermoglichung dieses Modells mochte ich zahlreichen Personen danken, von de
nen ich an dieser Stelle nur einige nennen kann.
Zuvorderst gilt mein ganz herzlicher Dank meinem Doktorvater Herrn Prof. Dr. Michael
Hommel fur die Annahme als externe Doktorandin und die stete Begleitung des Promo
tionsvorhabens. Zu Dank verpflichtet bin ich auch Herrn PD Dr. HermannJ. Richter fUr
die Ubernahme und beschamend schnelle Erstellung des Zweitgutachtens sowie seine
Mitwirkung in der Priifungskommission. Gleichermafien bedanken mochte ich mich bei
Herrn Prof. Dr. Hans-Joachim Bocking fur die Ubernahme des Drittgutachtens.
GroBer Dank gebiihrt meinem Arbeitgeber, der KPMG Deutsche Treuhand-Gesellschaft,
namentlich den Herren Wp StB Wilfried Henzler und Dr. Joachim Kolschbach, ohne de
ren Verstandnis, fachliche Anregungen sowie umfassende Forderung, besonders in zeitli
cher und finanzieller Hinsicht, das externe Promotionsvorhaben kaum durchzuruhren
gewesen ware.
Ein besonderes Gefiihl der Dankbarkeit empfinde ich fur meine Freundin und ehemalige
Kollegin am Lehrstuhl, Frau Dr. Heike Winter, ohne deren moralische Unterstiitzung und
stete Diskussionsbereitschaft die Arbeit vielleicht nie zustande gekommen ware. Dariiber
hinaus erinnere ich mich sehr gerne an die Zeit der Zusammenarbeit und des Zusammen
seins mit meinen lieben Kolleginnen und Kollegen des Lehrstuhls, Herrn Dr. Thomas
Berndt, Frau Dipl.-Kffr. Annett Brauckmann, Frau Dipl.-Kffr. Inga Braun und Herrn Dr.
Andreas Riidinger. Ein herzliches Dankeschon geht auch an meine Kollegen bei KPMG
Deutsche Treuhand-Gesellschaft, insbesondere an Frau Dipl.-Kffr. Bettina Hammers und
Herrn Dipl.-Kfm. Norbert Feemers fur sehr viel mehr als nur die kritische Durchsicht des
Manuskripts.
Nicht zuletzt mochte ich meiner Farnilie und meinen Freunden danken, die mich auf viel
faltige Art und Weise unterstiitzt und aufgemuntert haben. Ihre unerschiitterliche Nach
sicht in Bezug auf meine Launen, Zweifel und den notorischen Zeitmangel hat entschei
dend zum Gelingen der Arbeit beigetragen.
Sabine Low
VII
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis .................................................................................................... IX
Abkiirzungsverzeichnis ........................................................................................ XVII
Verzeichnis der abgekiirzten Literatur .............................................................. XXIII
Einleitung. .................................................................................................................. 1
I. ProblemsteUung .............................................................................................. 1
II. Gang der Untersuchung .................................................................................. 4
Kapitell: Bilanzierung von versicherungstechnischen Riickstellungen im
handelsrechtlichen Ja hresabschluss ......................................................... 7
I. Das Wesen der Versicherung .......................................................................... 7
1.1 Erklarungsansatze der Versicherung ....................................................................... 7
1.1.1 Versicherung als Untersuchungsgegenstand ..................................................... 7
1.1.2 Traclitioneller Erklarungsansatz - Gefahrengemeinschaftsmodell ................ 8
1.1.3 Modeme leistungsbezogene Erklarungsansatze ............................................... 9
1.1.3.1 Rechtlicher Erklarungsansatz ...................................................................... 9
1.1.3.2 Produktionstheoretischer Erklarungsansatz ........................................... 10
1.1.3.3 Informationsokonomischer bzw. finanztheoretischer
Erklarungsansatz ......................................................................................... 11
1.1.4 Zusammenhange zwischen den einzelnen Erklarungsansatzen ................... 13
1.2 Zum Risikobegriff .................................................................................................... 14
1.2.1 Zentrale Bedeutung des Risikobegriffs im Versicherungsgeschiift.. ............ 14
1.2.2 Risiko im Sinne der Entscheidungstheorie ...................................................... 15
1.2.3 Der Abschluss des Versicherungsvertrages als Entscheidung unter
Risiko .................................................................................................................... 18
1.3 Beschreibung von Risikoausgleichsprozessen im Versicherungsgeschaft
mittels der Risikotheorie .......................................................................................... 20
1. 3.1 Risikotheorie ........................................................................................................ 20
1.3.2 Risikoausgleichsprozesse im Versicherungsbestand ...................................... 20
1.3.3 Risikoausgleich im Kollektiv ............................................................................. 21
1.3.3.1 Kollektivbildung ......................................................................................... 21
1.3.3.2 Das empirische Gesetz der groBen Zahlen ............................................. 22
1.3.3.3 Die mathematischen Gesetze der groBen Zahlen .................................. 23
IX
1.3.3.4 Der Zentrale Grenzwertsatz ..................................................................... 26
1.3.4 Risikoausgleich in der Zeit ................................................................................. 26
1.3.5 Pramienkalkulation im Risikogeschaft ............................................................. 28
1.3.6 Versicherungstechnisches Risiko ...................................................................... 32
1.3.6.1 Zum Begriff des versicherungstechnischen Risikos .............................. 32
1.3.6.2 Erklarungsmodelle versicherungstechnischen Risikos .......................... 32
1.3.6.3 Komponenten des versicherungstechnischen Risikos ........................... 34
1.3.6.4 MaBnahmen zur Reduktion versicherungstechnischen Risikos ........... 37
1.3.6.4.1 Organisation von Risikokollektiven ................................................... 37
1.3.6.4.2 Risikopreispolitik .................................................................................. 38
1.3.6.4.3 Risikoreservepolitik .............................................................................. 39
1.4 Rechnungslegung der Versicherungsunternehmen ............................................. 40
1.4.1 Ziele und Umfang der Rechnungslegung ........................................................ 40
1.4.2 Besondere Rechnungslegungsvorschriften fur
Versicherungsunternehmen ............................................................................... 41
1.4.3 Versicherungsspezifische Gliederungsvorschriften als Ausdruck der
Besonderheiten des Versicherungsgeschafts ................................................... 44
1.5 Rechtsgrundlagen fiir die Bildung versicherungstechnischer
Riickstellungen .......................................................................................................... 46
1.5.1 Allgemeine Normen ........................................................................................... 46
1.5.2 Beitragsiibertrage ................................................................................................. 49
1.5.3 Riickstellung fiir noch nicht abgewickelte VersicherungsHille ...................... 50
1.5.4 Sonstige versicherungstechnische Riickstellungen - insbesondere
Riickstellung fiir drohende Verluste aus dem Versicherungsgeschaft ......... 51
1.6 Die Schwankungsriickstellung als versicherungstechnische Riickstellung ....... 52
1.6.1 Funktion der Schwankungsriickstellung .......................................................... 52
1.6.2 Behandlung der SchwankungsrUckstellung in der Rechtsprechung, im
Gesetz und durch die Aufsichtsbehorde ......................................................... 54
1.6.2.1 Das Grundsatzurteil yom 13.03.1930 ...................................................... 54
1.6.2.2 Fortentwicklung der Rechtsprechung ...................................................... 55
1.6.2.3 Die Ansatzvoraussetzungen fiir Schwankungsriickstellungen .............. 57
1.6.3 Diskussion der Rechtsnatur ............................................................................... 59
1.6.3.1 Problematik der bilanzrechtlichen Einordnung ..................................... 59
1.6.3.2 Aktivierung einer negativen SchwankungsrUcksteliung? ....................... 60
1.6.3.3 Eigen-oder Fremdkapitalcharakter? ........................................................ 62
x
II. Handelsrechtliche Gewinn-und Vermogensermittlungsprinzipien. ........... 64
II.l Entwicklung der Bilanztheorien ............................................................................. 64
11.1.1 Statische Bilanztheorie ....................................................................................... 64
II.l.2 Dynamische Bilanztheorie ................................................................................. 65
11.1.3 Theorie der Bilanz im Rechtssinne - Moderne Statik ................................... 69
11.2. Gewinnrealisierung nach handelsrechtlichen GoB .............................................. 73
11.2.1 Realisations-und Imparitatsprinzip als Ausfluss des allgemeinen
Vorsichtsprinzips ................................................................................................ 73
11.2.2 Der Realisationszeitpunkt .................................................................................. 73
II.2.3 Besonderheiten der Gewinnrealisierung bei Dauerschuldverhaltnissen ..... 75
II.3 Verbindlichkeitsbegriff nach geltendem Recht .................................................... 77
11.3.1 Die Verbindlichkeitskriterien nach der Rechtsprechung ............................... 77
11.3.1.1 Prinzip der wirtschaftlichen Belastung .................................................... 77
II.3.1.2 Aufienverpflichtungsprinzip ...................................................................... 78
II.3.1.3 Prinzip objektivierter Mindestwahrscheinlichkeit .................................. 79
II.3.1.4 Prinzip der selbststandigen Bewertbarkeit .............................................. 79
11.3.2 Passivierungszeitpunkt ....................................................................................... 80
II.3.2.1 Das Doppelkriterium des BFH: rechtliche Vollentstehung vs.
wirtschaftliche Verursachung .................................................................... 80
11.3.2.1.1 UnzweckmaBigkeit der rechtlichen Vollentstehung ........................ 80
11.3.2.1.2 Wirtschaftliche Verursachung: MaBgeblichkeit der
wirtschaftlichen Entstehung ................................................................ 81
11.3.2.2 Kiinftiger Aufwendungsiiberschuss im Sinne einer
unkompensierten Last ................................................................................ 82
II.3.2.2.1 Das Realisationsprinzip als RegelmaBstab -
Verbindlichkeitsriickstellung ............................................................... 82
II.3.2.2.2 Das Imparitatsprinzip als AusnahmemaBstab -
Drohverlustriickstellung ...................................................................... 85
III. Produktkonzeptionen - die Leistung des Versicherungsunternehmens ..... 86
IIL1 Konkretisierungserfordernis fiir die Gewinnrealisierung innerhalb der
Produktkonzeptionen im Versicherungsgeschaft ................................................ 86
IIL2 Das Geldleistungskonzept nach Prijlss ................................................................... 87
111.2.1 Das Geldleistungskonzept ................................................................................. 87
IIL2.2 Gewinnrealisierung im Geldleistungskonzept ................................................. 90
111.2.2.1 Die Schadenzahlung als der den Realisationszeitpunkt
bestimmende Sachverhalt .......................................................................... 90
XI