Table Of ContentGestagene
in oralen Kontrazeptiva
Herausgegeben von H. M. Bolt
Mit 27 Abbildungen
Springer-Verlag
Berlin Heidelberg New York Tokyo 1984
Prof. Dr. Dr. med. Hermann M. Bolt
Abt. Toxikologie und Arbeitsmedizin
Institut für Arbeitsphysiologie an der
Universität Dortmund
Ardeystraße 67
4600 Dortmund 1
ISBN 978-3-540-13516-6 ISBN 978-3-642-52237-6 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-642-52237-6
CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek
Gestagene in oralen Kontrazeptiva / hrsg. von H. M. Bol!. -
Berlin; Heidelberg; New York; Tokyo: Springer, 1984.
NE: Bolt, Hermann M. [Hrsg.]
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© by Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1984
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Satz: Walter Huber, Grafische Kunstanstalt . 7140 Ludwigsburg
2127/3140-543210
Vorwort
Die Beratung junger Frauen beziiglich kontrazeptiver MaBnahmen ist ein Feld,
das in den letzten Jahren in der Praxis des Frauenarztes zunehmend an Bedeu
tung gewonnen hat. Gleichzeitig ist der Bedarf an Informationen iiber die Wir
kung hormonaler Kontrazeptiva auf den Stoffwechsel auch der gesunden Frau
erheblich angestiegen. Friiher standen bei solchen Betrachtungen die physiologi
schen und pharmakologischen Wirkungen synthetischer Ostrogene val1ig im
Vordergrund; obwohl in der Vielfalt pharmakologischer Substanzen zahlenmii
Big in der Mehrzahl, fiihrten die Gestagene in der Diskussion der Fachleute nur
ein Schattendasein. Heute stehen wir in einem ProzeB der Veriinderung und des
Umbruchs, da wir erfahren miissen, daB auch und gerade die Gestagene metabo
lische Wirkungen besitzen.
In dieser Situation ging von der CILAG GmbH die Initiative aus, ein Symposium
zu veranstalten, das internationalem wissenschaftlichem Niveau gerecht zu sein
hatte und ein Forum darstellen sollte, auf dem sich der praktizierende Gyniiko
loge iiber die Entwicklung des Gebietes der Gestagen-Stoffwechselwirkungen
informieren konnte. So entstand in einer Serie von Diskussionen die Idee des
"Gestagen-Forums", das dann in feierlichem Rahmen am 8./9. April 1983 in der
Alten Oper zu FrankfurtlMain stattfand. Der Zuspruch gerade der niedergelasse
nen Kollegen war iiberzeugend fiir manchen Kritiker, der zuniichst die Themen
stellung des Forums als etwas akademisch bemiingeln wollte! Die vie len sponta
nen Diskussionen im engeren Kreise, die sich den Sitzungen anschlossen und den
besonderen Reiz der Tagung ausmachten, miissen naturgemaB in einem Ver
handlungsband fehlen; trotzdem mag der vorliegende Band einen Einblick in die
auf dem "Gestagen-Forum" behandelten Themen geben.
Den Referenten, die durch Ablieferung ihrer Manuskripte zum zeitigen Erschei
nen des Biichleins beitrugen, gilt der Dank des Herausgebers. Der Dank gilt
ferner Herrn Dr. J. Wieczorek vom Springer-Verlag, der die Publikationzielstre
big farderte. Besonders dankbar fur ihren unermiidlichen Einsatz bin ich Frau
Dr. M. Schiirgers und Herrn Dr. H. Becker, die seitens der CILAG GmbH nicht
nur die Tagung ermaglichten, sondern immer wieder organisatorische Schwierig
keiten iiberwinden halfen. In vorbildlicher Weise unterstiitzte mich meine Sekre
tarin, Frau D. Sanger-Krause, in der Vorbereitung des Buches und der Erstellung
des Registers. Mage dieses Biichlein seine Aufgabe in der arztlichen Fort- und
Weiterbildung erfiillen!
Dortmund, Marz 1984 Hermann M. Bolt
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung.
Orale Kontrazeption und Stoffwechselwirkungen
(H. M. Bolt) ................................... . 2
2 KoblenbydratstotJwechsel unter Gestagenen
2.1 Einfiihrung in das Thema
(B. R. Muck). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
2.2 Anmerkungen zur Steroidstruktur
(V. Wynn) ............. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
2.3 Grundsatzreferat:
"Effects of Progestins on Carbohydrate Metabolism"
(R. K. Kalkhoff) ................................. 10
2.4 Kohlenhydratstoffwechsel unter Gestagenen:
Die Sicht des Diabetologen
(K. D. Hepp) ................................... 19
2.5 Diskussion
(Leitung: B. R. Muck) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 25
3 LipidstotJwechsel unter Gestagenen
3.1 Einfiihrung in das Thema
(E. Kuss) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 28
3.2 Grundlagen der hormonellen Beeinflussung des Lipidstoffwechsels
(V. Patt) ...................................... 30
3.3 Lipidstoffwechsel unter oralen Kontrazeptiva:
Konsequenzen fiir die Praxis
(P. Oster) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 43
3.4 Bericht fiber eine vergleichende Studie zum EinfluB dreier oraler
Kontrazeptiva auf Serum-Lipoproteine
(S. A. Pasquale) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 48
VIII Inhaltsverzeichnis
3.5 Diskussion
(Leitung: E. Kuss) 51
4 Blutdruckregulation unter Gestagenen
4.1 Einfiihrung in das Thema
(H. Vetter) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 54
4.2 Pathogenetische Aspekte der Atherogenese: EinfluB von Stoff
wechsel- und Blutdruckveranderungen unter oraler Kontrazeption
(U. Raute-Kreinsen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 55
4.3 Blutdruckregulation unter Gestagenen aus der Sicht
des Endokrinologen
(J. Hammerstein) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 68
4.4 Klinische Aspekte: Diskussionsbemerkung
(ZusammenfassungvonH. M. Bolt) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 79
4.5 Diskussion
(Leitung: H. Vetter) 81
5 Rundtischgespriich
(Moderator: H. Ludwig) 84
6 Sachverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91
Referentenverzeichnis
Anlauf, M., Prof. Dr.
Medizinische Klinik und Poliklinik, UniversiHitsklinikum der GHS Essen, Hufe
landstraBe 55, 4300 Essen 1
Bolt, H. M., Prof. Dr. Dr.
Institut rur Arbeitsphysiologie an der UniversiHit Dortmund, Abteilung Toxiko
logie und Arbeitsmedizin, ArdeystraBe 67, 4600 Dortmund 1
Hammerstein, J., Prof. Dr.
Abteilung fur Gynakologische Endokrinologie, Frauenklinik im Universitats
klinikum Steglitz, Hindenburgdamm 30, 1000 Berlin 45
Hepp, K. D., Prof. Dr.
Medizinische Abteilung des Krankenhauses Munchen-Oberfohring, Oberfohrin
ger StraBe 156, 8000 Munchen 81
Kalkhoff, R. K., Prof. Dr.
Endocrine-Metabolic Section, Department of Medicine,Medical College of
Wisconsin, Froedtert Memorial Lutheran Hospital, 9200 West Wisconsin Ave
nue, Milwaukee, WI 53226, USA
Kuss, E., Prof. Dr. Dr.
I. Frauenklinik und Hebammenschule der Universitat Munchen, MaistraBe 11,
8000 Munchen 2
Ludwig, H., Prof. Dr.
Frauenklinik, Universitatsklinikum der GHS Essen, HufelandstraBe 55, 4300
Essen 1
Muck, B. R., Prof. Dr.
Frauenklinik der Universitat Erlangen-Nurnberg, 8520 Erlangen
Oster, P., Priv.-Doz. Dr.
Innere Abteilung/Geriatrie, Krankenhaus Bethanien und Klinisches Institut rur
Herzinfarktforschung der Medizinischen Universitatskliniken, Rohrbacher
StraBe 149, 6900 Heidelberg 1
Pasquale, S. A., Prof. Dr.
Department of Obstetrics and Gynecology, Rutgers Medical School, Academic
Health Science Center, CN 19, New Brunswick, NJ 08903, USA
x Referentenverzeichnis
Patt, V., Prof. Dr.
Frauenklinik der Stiidtischen Krankenanstalten Bielefeld-Mitte, Oelmuhlen
straBe 26, 4800 Bielefeld 1
Raute-Kreinsen, U., Priv.-Doz. Dr.
Institut fUr Allgemeine Pathologie und Pathologische Anatomie, Fakultiit fur
Klinische Medizin Mannheim der Universitiit Heidelberg, Theodor-Kutzer
Ufer, 6800 Mannheim 1
Vetter, H., Prof. Dr.
Medizinische Poliklinik der U niversitiit Munster, DomagkstraBe 3, 4400 Munster
Wynn, V., Prof. Dr.
Saint Mary's Hospital Medical School, University of London, London W2,
United Kingdom
1 Einleitung
Orale Kontrazeption und Stoffwechselwirkungen
H. M. Bolt
Die vor uns liegende Frage von Stoffwechselwirkungen hormonaler Kontrazep
tiva gibt Veranlassung zu einem kurzen Riickblick auf den Weg, den diese
Methoden der FertiliHitskontrolle nun schon hinter sich gebracht haben. Aus der
Sicht des Pharmakologen war eine erste Voraussetzung, daB man die natiirlichen
weiblichen Sexualhormone Estradiol und Progesteron chemisch so abwandelte,
daB diese zwar ihre hormonelle Wirksamkeit behielten, aber im Organismus
langsamer als die mehr oder weniger kontinuierlich sezernierten Hormone abge
baut und eliminiert wurden.
Entsprechende Arbeiten begannen in Deutschland noch vor dem Zweiten Welt
krieg. Bereits im Jahre 1938 waren das noch heute in der Kontrazeption meist
verwendete Ostrogen, das Ethinylestradiol, sowie das Gestagen Ethisteron von
Inhoffen u. Hohlweg (1938) und von Kathol et al. (1937) dargestellt und in ihrer
Wirkung erkannt worden.
Nach dem Krieg verlagerte sich die weitere Entwicklung zunachst ganz in die
Vereinigten Staaten. Noch wahrend des Krieges wurde durch die bahnbrechen
den Arbeiten des Chemikers Russel Marker der Grundstein fUr die Synthese von
Steroidhormonen im groBindustriellen MaBstab gelegt (s. Goldzieher u. Rudel
1974). In den 50er Jahren begann dann Gregory Pincus mit seinen Mitarbeitern
an der klinischen Entwicklung der oralen Kontrazeptiva, die er spater in seinem
klassischen Buch "The Control of Fertility" (Pincus 1965) beschrieben hat. Der
erste Erfolg bestand darin, daB er mit - uns heute als sehr hoch erscheinenden
Dosen des Gestagens Norethynodrel bei der Frau einen kontrazeptiven Effekt
erreichte. Mit dem Gestagen allein traten jedoch haufig UnregelmaBigkeiten des
weiblichen Zyklus auf, die durch zusatzliche Verabreichung eines Ostrogens
(Mestranol) zuriicktraten. Damit war gewissermaBen unsere heutige "Kombina
tionspille" geboren.
Die Art der Dosierung wurde spater fortschreitend modifiziert. Zweistufenpra
parate und - in neuester Zeit - Dreistufenpraparate wurden geschaffen, und als
alleinige Gestagenpraparate gingen die "Minipille" und die "Zwei-bzw. Dreimo
natspritze" in den therapeutischen Schatz ein.
Die haufigsten Nebenwirkungen der alleinigen Gestagenpraparate sind jedoch
UnregelmaBigkeiten des Zyklus, wie dies bereits Pincus bei alleiniger Gestagen
medikation festgestellt hatte. Interessant ist, wie Pincus den giinstigen Effekt der
zusatzlichen Ostrogengabe gefunden hat: Die friiheren, zunachst von ihm ver
wendeten Chargen des Gestagens Norethynodrel erwiesen sich spateren gerei
nigten Chargen weitaus iiberlegen. Es wurde dann gefunden, daB die ersten
Chargen ca. 0,1 % des Ostrogens Mestranol als Verunreinigung enthielten. Dar
aufhin setzte man spater die "Verunreinigung" kiinstlich zu, urn den klinischen
Effekt zu optimieren.