Table Of ContentHans Krämer
Gesammelte Aufsätze zu Platon
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Beiträge zur Altertumskunde
Herausgegeben von Michael Erler, Dorothee Gall,
Ludwig Koenen und Clemens Zintzen
Band 321
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Hans Krämer
Gesammelte Aufsätze
zu Platon
Herausgegeben von
Dagmar Mirbach
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ISBN 978-3-11-026718-1
e-ISBN 978-3-11-028049-4
ISSN 1616-0452
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© 2014 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston
Druck und Bindung: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen
∞ Gedruckt auf säurefreiem Papier
Printed in Germany
www.degruyter.com
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GiovanniReale,
demFreundundFörderer,
demGründerderMailänderSchulederPlatonforschung,
zumachtzigstenGeburtstagdankbargewidmet.
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Vorwort
In der Platonforschung haben die Thesen der Tübinger Schule früher mannig-
faltigeKontroversenausgelöstundtundies–wennauchinbemerkenswertver-
ringertem Ausmaß – auch heute noch.Wer die gegnerischen Stimmen einmal
zusammenfassendüberblickt,kannfeststellen,daßfastausnahmslosalle–direkt
oder indirekt – auf die Platonbilder der beiden Romantiker Schleiermacher und
Schlegelzurückgehen.DiesehabenihreInterpretationPlatonsdurchwegimBlick
aufdiekritischePhilosophieKantskonzipiertunddamitdurchschlagendenErfolg
gehabt.Die metaphysikkritischeModernitätder romantischenSehweisePlatons
gilt bei den Gegnern als unbedingt verbindlich; sie wird nicht einmal ins Be-
wußtsein gerufen und dadurch einer kritischen Klärung zugänglich gemacht.
Schleiermacher und Schlegel werden bis heute weithin als unangreifbare Auto-
ritäten behandelt und ihre Platonbilder fraglos und wie selbstverständlich als
sakrosankt und kanonisch unterstellt. Dies gilt für die kontinentale Philoso-
phiegeschichtsschreibungebenso wie für die anglo-amerikanische Szene, die –
wie nachweisbar im Falle Schleiermachers – ihrer Herkunft nachvon der euro-
päischen(deutschen)Platonforschungabhängt.Ausdieserhistorischbedingten
PerspektiveeinerschierenVerteidigungsstellungistzuschließen,daßdieGegner
nicht aus einem originären Sachinteresse und aus einer objektiven, neutralen
Stellungnahme heraus argumentieren, sondern lediglich der Defensive und
Apologese bestimmter Voreingenommenheiten und der – ganz zu Unrecht –
eingerastetentraditionellenromantischenSichtweiseverpflichtetsind.
Gegenüber diesem weltweiten Konsens der Gegner und Kritiker ist in Erin-
nerungzurufen,daßdieromantischenPlatonbilderrechtvageundkontingent,
nämlich eklektisch-aphoristisch, ja geradezu dilettantisch begründet sind und
inzwischenkaumnennenswertenSukkurserfahrenhaben.
In der Konsequenz der Vorherrschaft der „Romantiker“ hat das zu einer Um-
kehrungderVorwürfegeführt:NichtdieGegnerwarenhistorischundsystematisch
angreifbar, sondern wir Tübinger und ihre Anhänger vertraten angeblich ein zeit-
fremdes, irgendwo in der Geschichte der philosophia perennis anzusiedelndes Pla-
tonbild,dessenrestaurativeTendenzenentschiedenzubekämpfenseien.
Entgegen einer weit verbreiteten Überzeugung ist indessen darauf zu insis-
tieren,daß (inhaltliche) Affinität keinKriterium der Richtigkeitdes historischen
Verstehens sein kann. Es isteinvitiöser Zirkelzu behaupten,daß ein Autorder
Vergangenheit „uns noch etwas zu sagen habe“,weil er einer zeitgenössischen
und gegenwärtigen Position angenähert werden kann. Solche vermeintlichen
Ähnlichkeiten oder gar Identitäten sind in der Regel bald danach falsifiziert
worden,undmankönntevermuten,daßdiePhilosophiehistorie–wiedieanderen
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XII Vorwort
historischen Disziplinen – daraus Lehren gezogen habe. Der präsentistische
Projektionismus ist die Ursünde des Historikers, eine geradezu klassische Sack-
gasse,dienichtnurderHistorizität,sondernauflängereSichtauchdersachlichen
ErgiebigkeitdergeschichtlichenMaterieAbbruch tut.EsistnachgeradeeinFal-
sifikationskriterium,wenn der Historiker unversehens Parallelen zwischen Ver-
gangenheitundGegenwart–dieinsichselbstvielfältigist–zuvermutenwagt.¹
Systematik und Historie (beispielsweise Medizin und Historie der Medizin)
folgengetrenntenVerfahren,abereinemeinheitlichenWahrheitsbegriff,derbeide
miteinander verrechenbar macht. (Meine Absage an die antirealistische und re-
lativistischeHermeneutikhabeichbekräftigtinmeinemBuch KritikderHerme-
neutik. Interpretationsphilosophie und Realismus, München 2007; auch serbisch,
koreanisch; demnächst französisch.) Die Historie, auch die Philosophiehistorie,
istkeineschlechteWiederholungdesVergangenenundauchkeinerelativistische
Bilderstürmerei, sondern primär ein möglichst genaues Konstatieren der Unter-
schiedezwischenGegenwartundVergangenheit(–dieAuswertungderResultate
fälltdannjeweilsindieKompetenzdersystematischenDisziplinen).
Diese Unterscheidungder Instanzen trägtauch zu einerlängst fälligen Klä-
rung der Tübinger Position bei: Die Unterstellung der Kritiker – und mitunter
mancherAnhänger–,dieTübingerverträtendievonihneneruiertenhistorischen
Resultate auch systematisch als eigenes philosophisches Credo, ist rundweg
verfehlt.MögendieGegnerinihreneigenenhistorischenBewertungenoffenoder
verstecktsystematischenTendenzenderGegenwartanhängen–eineKonsequenz
derKonfusionvonhistorischerundsystematischerPerspektive–wirerklärenhier
mit Nachdruck,daßwir keine „Platoniker“ in irgendeinem Sinne sind und sein
wollen (und könnten!). Die epistemologische und methodische Unterscheidung
undTrennungvonHistorieundSystematikfordertdiesgeradezu,undichhabeder
zunächst intuitiv befolgten Unterscheidung² später auch in meiner Wissen-
schaftstheorie explizit Rechnung getragen.Was wir jedoch mit Entschiedenheit
behaupten,istdieHistorizitätunsererResultate,gleichgültig,welcheFolgerungen
DamitistnichtnurdieHistorizität,sondernmitihrauchdieWissenschaftlichkeit,jadierecht
verstandeneWahrheitsnorminFragegestellt.–DerPräsentismuskannerfahrungsgemäßauchauf
geschichtliche Zwischenglieder rekurrieren (wie etwa Augustin,Thomas,Leibnizoder Hegel),die
demAnscheinnachPlatonrepräsentieren.–WirsetzenunsimübrigenalsHistoriker(imempha-
tischenSinn)entschiedenabvondenbeidenExtremen:zumeinendesanglophonenPositivismus,
der ausweltanschaulichenGründendenungeschriebenenPlaton ablehnt,undzumanderender
Anhängerdersogenanntenphilosophiaperennis(deschristlichenPlatonismus),diegleichfallsaus
weltanschaulichenGründendenungeschriebenenPlatonbejahen(undfür„wahr“halten!).Beide
verfallen einer Desavouierung der Historie zugunstenvonversteckten systematischen Prämissen.
SoweiteinesystemtheoretischeFestlegungüberhauptsinnvollist,sosteheichimBereichder
antikenPhilosophievorzugsweisederhellenistischenPhilosophienahe.
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Vorwort XIII
die systematische Philosophie dann daraus ziehen mag. Die Konfusion der In-
stanzen seitens der Gegner hat diesen Sachverhalt übersehen lassen oder ver-
drängtundistsozueinerkompromittierendenmethodischenUnterbestimmung
undandererseitszueinerÜberschätzungderTübingerPositiongelangt.³
DieimFolgendenwiederabgedrucktendreißigAufsätzebietenimwesentlichen
denunverändertenTextderursprünglichenPublikation.DieEinarbeitungneuerLi-
teraturhättedenBandüberGebühranschwellenlassen,jaunlesbargemacht.Insofern
istder Band als Dokumentation intendiert,und es ist zu hoffen,daß dasvon allen
Lesernrichtigverstandenwird.(RezensionensindnurinAuswahlaufgenommen.Es
fehlenfernerdieeineeigeneSchriftausmachendeAbhandlung„Aristotelesunddie
akademischeEidos-Lehre.ZurGeschichtedesUniversalienproblemsimPlatonismus“,
Archiv für Geschichte der Philosophie 55, 1973, 119–190 sowie der anderwärts wie-
dererscheinendeArtikel„Fichte,SchlegelundderInfinitismusinderPlatondeutung“,
DVjs62,1988,583–621.)
DiehiervorgelegteAufsatzsammlungsollmeindemnächstinderselbenReihe
erscheinendes Buch Platons Grundlegung der Philosophie vorbereiten und for-
schungsgeschichtlicheGrundlagendafürandieHandgeben.
MeinbesondererDankgiltHerrnKollegenMichaelErlerfürdieAufnahmedes
BandesindieReihederBeiträgezurAltertumskunde.MeinDankgiltweiterhinder
Fritz Thyssen Stiftung sowie nicht zuletzt Frau Dr. Dagmar Mirbach für die auf-
wendigeundsorgfältigeredaktionelleBetreuung.
Tübingen,imFrühsommer2014
HansKrämer
EinweiteresMißverständnis:ManhatdenTübingerAnsatzmitmeinemLehrerW.Schadewaldtin
VerbindungbringenunddiesachfremdmotiviertenundunrichtigenVorbehaltegegenüberseiner
PersonaufdieThesenderTübingerSchulederPlatonforschungübertragenwollen(zuihrerEnt-
kräftungvgl.H.Flashar,„BiographischeMomenteinschwererZeit“,in:Th.A.Szlezák/K.-H.Stanzel
[Hgg.]:WolfgangSchadewaldtunddieGräzsitikdes20.Jahrhunderts,Zürich2005[Spudasmata100],
151–169).SchadewaldthatzwarmeinefertigeDissertationmitallenKräftengefördert,hatabernach
eigenemBekundenanderTheseselbstkeinenAnteilgehabt.
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