Table Of ContentGekimklire uüd (jekiiustatiiteü
des
Tempelherren-Ordens.
Eine kritische Untersuchung
TOIl
D' Hans Prutz,
ordenUirliomProfessorderUeochichteand^rUni?pn)iUtzuKAnigsbet^g^i.I'r
BerUn 1879.
EmstSiegfried Mittler & Sohn
Königliche Hofbiichhandlui^
Kociutrasse09.70.
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Mit Vorbehaltdes Uebersetzungsreehts.
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Vorwort.
Auch die vorliegendo Arbeit vcrdaukt ihre KutHtohung den
Studien zu einer „Culturgoschichte derFranken in Syrien", welche
mich seit einer Reihe von Jahren vorzugsweise beschäftigt.
Als es sich dabeinämlichum dieschwierigeUnteraachungder
Einflüsse handeltei welche die fortdauernde Berührung und ge-
nauere Bekanntsehalt mit den Bekennem des Islam auf die Ent-
wicklung des geistigen nnd namentlich des religiösen Lebens der
in Palästina nnd Syrien heimisch gewordenen Abendittnder aus-
geübt haben, nnd ich alsdann von da aus die Fftden aufzudecken
suchte, an denen die Uebertragung jener halb morgen-, halb
abendländischen Producte des fränkischen Geisteslebens nach dem
Abendlande, ihr Eindringen und ihre Einwirkung daselbst ver-
folgt werden kann, stellte sich mir sehr bald die Häresie des
Tempelherren-Ordens als dasjenige Problem dar, welches der
Untersuchung am meisten werth nnd dessen Lösung am ersten zu
hoffen war. .
Ich ging dabei aus von den durch Merzdorf veröffentlichten
Geheimstatuten, welche eine Yerquickung abendlftndischer und
orientaHscher, christlicher und mohamedanischer Elemente in so
auffallender Weise erkennen lassen, konnte mich aber sehr bald
derernstesten Zweifel an derEchtheitderselben nichtentschlageu.
üeber diesen Punkt klar zu werden, vertiefte ich mich in das
Studium des gegen den Tempelherren-Orden geführten Processes,
um aus den Akten desselben eine lebendige Anschauung, von der
demOrden nachgewiesenenKetzereizubekommen. Wesentlich ge-
fördert bin ich dabei durchLoiseieur's vortrefflicheArbeit: ^La
doctrine secrbte des Templiers^ (ParisundOrleans1872), welche,
in nur hundert Exemplaren gedruckt, in Deutschland leider viel
zu wenig bekannt geworden ist.
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IV
lu allen wesentlichen Punkten habe ich die umsichtige uud
öcharlsinnige Untersuchung Loiselcni's bestätigen können. Nach
zweiBichtungen hin aberglaubeichdioSacheüberdenvonLoise-
Icur erreichten Standpunkthinausgefördertzuhaben, einmal näm-
lich durch denNachweis derZeit, in derdie templerischeKetzerei
ihrenIJrsprnng nahm und derOrdensichalsketserischeGenossen-
Schaft zu organisirenbegann, und dann durchdieDarlegung eines
allm&hlichen ümsichgreifens der Häresie von dem den Orden be-
herrschendenGentrumaus.inFolgedessenderenglische,schottische
und irische Zweig desselben noch verhältnissmässig rein waren
und eben erst der Ketzerei dienstbar gemacht werden sollten, als
die Katastrophe von Frankreich aus hereinbrach.
Ein Punkt ist es, welcher diesem Gegenstand, ganz abgesehen
von der allgemeinen historiscliCD Bedeutung desselben, noch ein
besonderes Interesse verleiht Bekanntlich leitet eine freimaure-
rische Tradition den Ursprung der Freimaurerei von dem schotti-
schen Zweige des Tempelherren-Ordens her. Ich habe nicht die
Ehre, der Freimaurer-Brflderschaft ansngehören, und kenne daher
von demdieseTradition zu belegen bestimmten Material nur, was
gedruckt und so auch demUneingeweihten zugänglich ist: danach
habe ich aber Jron einem Zusammenhang desTempelherren-Ordens
mit der modernen Freimaurerei keine Spur finden können, dio
irgend welche historische Glaubwürdigkeit beanspruchen könnte.
Sollten die freiraaurerischen Vertreter desselben wirklich beweis-
ki'äftige Argumente für ihre Ansicht liaben, so würden sie der
Wissenschaft einen daukenswerthen Dienst leisten, wenn sie die-
selben den Historikern nicht vorenthalten, sondern zurAufhellung
des alsdann hier voriiegenden in seiner Art einzigen Phänomens
mittheilen wollten. Bis dahin, glaube ich, wird das von mir ge-
wonnene negative Resultat als das wissenschaftlich begründete
festzuhalten sein.
Königsberg i.l'r., imAugust 1879.
Hans Fruts.
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Inhalts-Uebersicht.
Ureter TheiL
Die tiekeimielire des Tempelherreii-Ordeiis uack Inhalt, Eni-
stehiuig und Verbreitug;
Seite
Elvleltailg« Die cnlturgesohichtUehe Bedeutung derKrens».
sfigeS. 3. Islam nnd Christenthum vor den Krens-
zAgenS.4, nach denselben8. 4—5. Die fr&nkische
CnltnrS. 5. Wandelung des religiAsen Denkens durch
die Kreifiufige 3—6
L DerAusgangderBjennOgesohldigtdiekatholischeKirche
in denAngen ihrer Bekenner S. 7. Verhältniss zwischen
Christen und Mohaniedanem inSyrien und Palästina S.8.
Annäherung heider und Schwinden auch des religiösen
Gegensatzes S. 9. Zuiu'lnnende Gleichgültigkeit
gegen das Christenthum S. 10 7—10
II* DerletzteGrund zumSturze desTempelherren-Drdens lag
in der politischen Machtstellung desselben S. 11.
Selbstsfichtige Politik des Ordens inPalastina S. 11. 13.
Sigennfitiig nnd habgierig schadigt dersdbe oft die
christlichenInteressenS.12.18. Zweifelanseiner
kirchliclienBeohtglftnbigkeit sehon imswOlften
Jahrhundert 8. 16. JohannvonWfinbnigS.16. la-
nooensIIL S.16. FriedrichILS.17. Sp&tereAnerkennt-
nisse seiner Besserungsbedfirftigkeit S, 18. UeblerBuf
—
desselben in der öifentlichen Meinung S.19 11 19
III« ,\1IniähIiche Entfremdung des Tempelherren-
Ordens VftraChristenthum S.130.21. Das dreiz—ehnte
Jahrliundert das Zeitalter der Häresien S. 21 22.
EntstehungderhäretischenDispositiündesTempel-
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VI
SMte
berreii'Ordeiis ha OrUnt S.32. DerAvqpngder
Ereusxflge etaw Niederlffge d«6 CSiristenthums gegenüber
dem Islam S. 22. 23. Sirvente eines Tempelritters
S. 24. DieSchuld daran wirdderKirche, demPl^tthom
beigemessen S.25. Manentfremdet«ichdaherimmermehr
der Kirche und dem Papstthum S. 2(1. 27. Weshalb die
Kirche gegenden als häretiscli gekanntenOrden nicht ein-
sehritt S. 28. 29. Der spätereProcesa gegen denTempel-
herren-ÜrdenunddieActendesselbenS.29.30. DieSchuId
des Ordens ist unzweifelhaft erwiesen S. 31. 32 ID—^2
IT» Uebler Bufdes Tempelberren-Ordeas im Volks«
munde8.83. WegfidlemdesNoTisiateS.34. Weglassung
derSaeramentalworte bd der Messe8.35. Geheimaiss-
voUeeTreibendesOrdensS.36. Herans&rdemdeHellnng
S. 37. PhUippderSebSneTonFraakrddinnd sefaieBe-
ziehnogentudemOrden, deribm politisch Heindlkli nnd
gefSbrllchistS.39.40.Die fQnfHauptpunktederAn-
klage S.40. 41. DerOrdenistindenselbensweifel-
los schuldig S. 42 32—42
Y» Beweis für die Existenz eines geheimen Statuts
im Tempelherren-Orden S.43—48. Wiedasselbebei
der Untersuchung hat verborgen bleiben können S. 48.
Wichtigkeit des im Orden herrschenden (Jebraurhs, nur
Ordensklerikeru zu beichten S. 48. 49. Der Orden
bat diemeistenBeweise seinerSebaldrechtzeitigbeseitigt
a49. 50 42—50
TL Zeugnissef6rdasSebnldbewusstseinvlelerTempel-
berren8. 51.52. Inhalt der biretisehen Lehre
desOrdensiDnalismnsmidGlaubeaneinenoberen
nndeinenunterenGottSr63. LengnnngderQotU
heitChristi8.54.55.DertemplerisdieCnltnsgiltdem
nnteren Gotte, dem Schupfer der Materie S. 56,
der aber nicht ein Feind des oberen Gottes ist S. 57.
Diese Lehre stimmt mit der der Albigenser S. 58,
nicht der der Ismaelicr und derManiohäerS.58, ist
verwandt mit dem Dualismus der Bogomilen 8. öO, i.st
abernichtdoketistiscIiS.59.GO,leugnetdieMensih-
werdungChristi8.60, sondern verwandt mit derLehre
der Luciferianer^S. 61. 62. Die Umgürtung mit
der8ehnnr8» DieschamlosenKflsse8.64.65.
HandhabungTonBelebteundAbsolution imTempel-
herren-Orden 8.65—69 51—68
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vn
YIL DtrmaterialiitischeCaltntderLneiforisnflrS. 70. 71,
Die Verbreitang dieser 8ecte S. 71—78. Lnci-
ftriuiadierGltnbemdCuItas8.73.74. Diemoralischen
ConseqnensenderselbenS.74.75. Materialistische
RiehtnngundsittlicheVerkommenheitdesTempel*
herren-OrdensbieteneineParalleledazuS.74.75. Gier
derOrdensritternachVermehrung desBesitzes8.7;').
—
Reichthum desOrdensS.76 79. Der Orden macht davon
nicht den gebührenden Gebrauch .S. SO. Be--tHti^'iing des
mat<.'rialif;tis(>hen Zugs seiiuM- dor lucitVrianiychi'n vit-
wandtonLehreS.81.82. GeschiechtlicljeVerirrungen
der Ordensritter S. 88—84. Die schamlosen Küsse
8. 84. 86. Der Idolenltas des Tempellienreii-Ordens
a85—88. OrganisationdesselbenS.8687. Erklirnng
desBapbomet&87—88 70—89 '
iUim DerUrsprungdertemplerisebenHäresieundihre
Verbreitung8.90ff. ErsteEntstehungderselbenim
OrientS.92, speciell inCastrumPeregrinommS.93.94.
Die Zeit ihrer Entstehung S. 94 ft'., zu Anfangdes
dreizehntenJahrhundertsS.96, um dieZeitderBelagerung
von Daniiette S. 97. 98; die Anregunj^ dazu kam wohl
aus derrrovenco undvon denAlbigensern S.98.99.
AllmählicheEntwieklungdesTempe—1herren-Ordens
zu einerKetzergenosseaschaftS.99 101. Erklärung
der TorkommendenVerschiedenheitenS.101.102. Nicht
alleZweigedesOrdenswarenverketsert8. 10^die
p4fftagierischen8.108,diedentsdunTempler8.108. Im
Tempelberren-Orden in Schottland and Irland
8k103schdntersteinkleinerKreishftretisehgewesen
8.104,dieKetiereierstinderEfaifBlirungbegrüfoigewesen
zu sein 8> 105. 106. Widerlegung der freimaure^
rischenTradition von der Fortdauer des schot-
tischen Tempelherren-Ordens .S. 106—109, die
Fictiou der Pariser Templer S. 109, dieFabel von der
Herk\uit't d.T Freimaurerei von dem templerisehenOrdens-
klerikatoder den Chorherren des heiligen Grabes S. 110 92—110
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vm
Zweiter TheU.
Naebweis der üneclitlidt ier Ten Mernleif beraisgei^ebeieii
tielieimstataten des TempellieireuOrdens und der Beätandtlieile
der FäLsehung.
Seite
SbUettnif• DieMentdorftcbeFoblieationS. 113^Mmgefliaftigkeitder-
selben8. 114. SietateineFilsehnngS. 115 .. . 113—115
L Die Herkunft de« Mannscriptt & 116IL Danelbe
—
ttuuDtnichtausMüntersPapierenS.117 119,demselben
liegt eine Handschrift <k's vaticanischen Archives offenbar
nicht zu Grunde S. 119—120. Die Bestandtheile der
MerzdorfscheiiI*ub1ication S.121tV. Die angeblichen
Schreil)er derselben sind unter den Tempelherren der be-
treffendenZeitnichtnaehweisbar, MerzdorfsangeblicheIden-
* titicirungdeseinenunrichtigS. 122,12:}. Höchstbedenk-
liehesVorkummendesimProce»seinmalgenauUten
Hochmeisters Ronceliaas als des angebUcben Anton
deeLiberoonaolamentiunddesSotulnsrignommarcanoram
S.188.184. AttiraUemdeWiderspräche ineinzelnenBestim-
ninngen 8. 124. 125 '116-125
IL KritisrlieAnalysederNovaeaccessionesadr^gnlam
panponim otnaniUtenom sanctae civitatis 8. 126 ff. Die-
selbensindoompoiürtansWilhelmt.TyxmXU,7 8.126,
Jacob de Vitriaco p. 118 und Matthäus Paris S. 127. 12?.
den H. Bernhard Exhortatio ad militesTempUS. 129 und
Robert de Monte 520 S. 129. 130 126—130
HL PrüfungderMerzdorfschenGeheimstatutenS.131fl'.
Aufiallendc Momente: HoheAnforderungen an gelehrteBil-
dung S. 132. Andere Eidesformel S. 133. Das Dogma
derGeheimstatutenhatnichtsgemein mit dem de»
Tempelherren-OrdensS.IM.135. Damitschonistdie
FUschnqgerwiesen&186 181—136
IV* NaebweisderTorliegendenF&IsehnnginEinseln-
heiten8. 137IL DasVerseiehniss der angeblichin
jedemOrdenshause zu haltendenBfleher8. 137, ehnrno-
logischeOrdnungdesselben8.136,BenatsnngnndKennt»
niss der gsoaantenBficber in den Qdiefanstataten nieht
nachweisbar S. 139. Arges MissTerstindniie eines
ÜüchertiteisS.139.UO. EinenHanptbestandtlieild«r
Fälschung machen dem NeuenTestamenteentnommene
Citate ausS. 140—14d 137—145
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IX
KritischeAnalysedesLiberconiolftmentiS.146ff.
InhaltderdarinTorgetrageaen6eheiml«hre8.146—149.
DasselbehatmitdernachgewiesenentempleriscbenGeheim-
lehreniehtegemein8. 148. 149, seigt einige argeMis»>
rerstftndnitse 8. 149. 160. H&dist anffidlendeErwih-
nnngderDrosen Sh 160, der philoM^UMhen Kunst n. a.
8. IM, MisswihaftcfXntlehnnngen ans dem Nenen
Testament S. 151—153 146—153
YL OerFälscher hat die neueren Publicationen über
den Process des TempHlfierren-Ordens schon ge-
kannt S. 154, benutzt Miihelet S. 155, verwcrthct die
früher irrthnmlich mitderTt-mplt-rhärcsie inZiisammonhaiig
gebrachten Lehren und (lebriitiche mohamcdaiUMlier Seiten
S.löC.157, DerRotulus signurum Hrcannrum i.—stnach
Martene, de antiquis ecclesiae ritibos gefälschtS.158 lüO.
Nachweit, dasfderFUndieranäkdeSacysBxpos^deUi
religiondesDmzesbenntst8.160.161. Entlehnungaus
demBerichtfiberdenProcessderKet&er vonOr-
leans 1029beiICansiXIX,8798.163—166,unddemBe.
ridit Aber das KetmgerichtsaAnras 1025 in demselben
BandevonMansi, CondL coli.ampL 8. 166. 167 .. . 154—'167
YIL Die roa dem Fälscher der Merzdorfscben Geheirastalaten
erwendeten Ingredienzien S. 168. Die Fälschung muss
nach 1838, nach dem Erscheinen von Michelet, Proces des
Templiers f^pmacht sein S. 169. Ihre Tendenz ist, die
IIerkIUIItderFreimaurereivondemTempelherren-
(Jrden zu erweisen S. 170. 171. Anknüpfungen in
der freimaurerischen Literatur, welche dieAuffin-
dung daesmFälschers ermöglichen können S. 171. 172.
ScUoss 168—173
Allliailg« BullaextinetionisTemplariorumaClementeV.papa
ingeneraliCondlioVIennensiperadadie22.Ifart»a.1312 175—183
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£hrster T'Iteil.
Die Oeheimlehre des Tempelherren-Ordens
nach Inhalt, Entstehung und Verbreitung.
l*rtitxitampelkenta. 1