Table Of ContentGebrochene Schönheit
Hegel-Jahrbuch
Sonderband
Hegel-Forschungen
Herausgegeben von
Andreas Arndt, Myriam Gerhard und Jure Zovko
Gebrochene
Schönheit
Hegels Ästhetik – Kontexte und Rezeptionen
Herausgegeben von
Andreas Arndt, Günter Kruck
und Jure Zovko
DE GRUYTER
ISBN978-3-05-006258-7
e-ISBN(PDF)978-3-05-009511-0
e-ISBN(EPUB)978-3-11-038075-0
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Inhalt
Vorwort 7
Christian Iber
Einführende Überlegungen zu Hegels Ästhetik 9
Walter Jaeschke
Die gedoppelte Schönheit. Idee des Schönen oder Selbstbewusstsein des
Geistes? 17
Günter Kruck
Die doppelte Kontingenz als notwendige Bestimmung der Kunst – Hegels
Begreifen der Kunst 30
Brigitte Hilmer
Die Wiederkehr des Naturschönen in der Philosophie des
absoluten Geistes 46
Wolfram Bergande
Die unerinnerte Gegenwart des Schönen. Hegels Kunstphilosophie,
Platons Kritik der Kunst und die Theorie des Unbewussten 61
Bernadette Collenberg-Plotnikov
Die These vom ‚Ende der Kunst‘ als Herausforderung der ästhetischen
Reflexion. Zur Transformation des Hegelschen Kunstbegriffs bei Hotho
und Ruge 79
Dimitri Liebsch
Das ‚Ende der Kunst‘ als Da-capo-Arie. Forster und Hegel über antike,
mittelalterliche und moderne Kunst 101
Niklas Hebing
Hegel, Vischer, Rosenkranz – Über das Komische in der Ästhetik 120
Jure Zovko
Hegels Aufhebung der Schönheit durch die Sittlichkeit 144
Mirko Wischke
Kraftlose Schönheit? Hegel über die Zeitlichkeit des Kunstwerks 156
6 Inhalt
Wilhelm Voßkamp
Hegels Interpretation des Romans zwischen Klassik und Romantik 167
Nives Delija Trešćec
The Paradox of Pluralism in Hegel’s Understanding of Art and Culture 179
Ivan Boldyrev
Formalismus hemmungslos? Die Rezeption von Hegels Tragödientheorie bei
H. F. W. Hinrichs 185
Andreas Arndt
„Hegels Philosophie versagt vor dem Schönen“.
Hegel in Adornos Ästhetik 199
Siglen 209
Literaturverzeichnis 211
Verzeichnis der Autoren 219
Personenverzeichnis 222
Vorwort
Hegels Philosophie der Kunst knüpft an eine seinerzeit junge, erst Mitte des 18.
Jahrhunderts von Baumgarten begründete Tradition der Ästhetik als philosophi-
scher Disziplin an. Im Mittelpunkt seiner seit 1817 in der Enzyklopädie skizzier-
ten und in seinen Heidelberger und Berliner Vorlesungen ausgeführten Philoso-
phie der Kunst steht die „Idee des Schönen“. Hegel bestimmt die Schönheit als
sinnliches Scheinen der Idee, durch die Kunst ihre Wahrheit erhält. Sie ist damit
Bestandteil der Philosophie des absoluten Geistes, in welcher der Geist in Kunst,
Religion und Philosophie sein Selbstbewusstsein als Geist entwickelt.
Jedes Kunstwerk verwirklicht als schönes eine Einheit des Begriffs und
seiner Realität im sinnlichen Scheinen. Diese Einheit wird jedoch dort brüchig,
wo das Selbstbewusstsein des Geistes seinem Begriff adäquat wird und über den
sinnlichen Schein hinausgeht, wie es für Hegel in der vollendeten, der christli-
chen, Religion und in der Philosophie der Fall ist. Nur in der antiken Kunst ist
die unmittelbare Einheit gegeben, die in der nachfolgenden, der romantischen
Kunstperiode zunehmend nur noch durch die Reflexion vermittelt werden kann.
Die Schönheit ist daher eine in sich gebrochene, die das Selbstbewusstsein
des Geistes letztlich nicht gültig darzustellen vermag. Hegels vieldiskutierte
These vom Ende der Kunst ist nur eine Konsequenz dieser geistesphilosophi-
schen Begründung der Ästhetik.
Sowohl diese Begründung als auch die Fokussierung der Philosophie der
Kunst auf die Idee des Schönen werfen eine Reihe systematischer Probleme auf,
die in dem vorliegenden Band im Blick auf Hegels Ästhetik, ihre historischen
Kontexte und ihre Rezeptionen diskutiert werden.
Dier Beiträge gehen zum größten Teil auf eine Tagung zurück, die unter dem
Titel „Gebrochene Schönheit. Hegels Philosophie der Kunst“ am 7. und 8. Mai
2010 im Haus am Dom in Frankfurt stattfand. Für die Gastfreundschaft und die
großzügige finanzielle Bezuschussung der Tagung danken wir der Katholischen
Akademie Rabanus Maurus und der Diözese Limburg. Im nachhinein sind noch
einige Beiträge hinzugekommen (von Ivan Boldyrev, Nives Delija Trešćec und Jure
Zovko), die den Band thematisch abrunden.
Andreas Arndt, Günter Kruck, Jure Zovko
Christian Iber
Einführende Überlegungen zu Hegels
Ästhetik
In meinen Beitrag möchte ich erstens das philosophische Programm von Hegels
Einleitung in seine Vorlesungen über Ästhetik skizzieren, zweitens einen Über-
blick über Hegels Ästhetik und ihre Ortsbestimmung in seinem System zu geben
versuchen und drittens etwas über unsere heutige hermeneutische Situation bei
der Beschäftigung mit Hegels Ästhetik sagen.
1 Zum philosophischen Programm von Hegels
Einleitung in seine Vorlesungen über Ästhetik
Ich beschäftige mich in meinem Beitrag nicht primär mit dem Haupttext der
Hegelschen Ästhetik, sondern mit der Einleitung.1 Anhand der Einleitung können
wir uns über den philosophischen Ansatz von Hegels Ästhetik verständigen.
Zugleich können wir uns anhand der Einleitung in das Gesamtgeschehen der
Hegelschen Ästhetik hineindenken.
Es ist ein Proprium Hegels, dass es kaum einen Philosophen gibt, der so viele
und so substantielle Vorreden und Einleitungen geschrieben hat, wie Hegel. Und
dies, obgleich er der Meinung war, dass man in Einleitungen alles Mögliche ver-
sichern und behaupten könne, dass das aber die Wahrheit über die Sache noch
nicht sei. Das Produktive daran ist jedoch, dass Hegel in fast alle Teile seines
philosophischen Systems anhand substantieller Einleitungen Einführungen gibt.
So auch in seine Ästhetik.
Die Einleitung Hegels in seine Vorlesungen über Ästhetik entwickelt erstens
einen vorläufigen Umriss seiner philosophischen Ästhetik, indem er sie zugleich
zweitens in Auseinandersetzung mit gewöhnlichen Vorstellungen über Ästhetik
und Kunst und in Kritik alternativer ästhetischer Theorien entwickelt. Drittens
wird ein vorläufiger Begriff des Kunstschönen entworfen und viertens schließlich
wird ein Überblick über das Ganze der Ästhetik geliefert.
Kennzeichnend für die Einleitung ist, dass Hegel hier noch nicht auf seinem
eigenen Standpunkt steht, sondern uns entlang seiner kritischen Erörterungen
1 TWA 13, 11–124.