Table Of ContentHERMAEA
GERMANISTISCHE FORSCHUNGEN
NEUE FOLGE
HERAUSGEGEBEN VON
JOACHIM HEINZLE UND KLAUS-DETLEF MÜLLER
BAND 103
MARTINA BACKES
Fremde Historien
Untersuchungen zur Überlieferungs- und
Rezeptionsgeschichte französischer Erzählstoffe
im deutschen Spätmittelalter
MAX NIEMEYER VERLAG
TÜBINGEN 2004
Gedruckt mit Unterstützung des
Förderungs- und Beihilfefonds Wissenschaft der VG Wort
Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbiblio-
grafie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
ISBN 3-484-15103-X ISSN 0440-7164
© Max Niemeyer Verlag GmbH, Tübingen 2004
http://www.niemeyer.de
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung
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setzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektro-
nischen Systemen. Printed in Germany.
Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier.
Satz und Druck: ΑΖ Druck und Datentechnik GmbH, Kempten
Buchbinder: Geiger, Ammerbuch
Inhaltsverzeichnis
Vorwort VII
I. Kultureller Austausch im Mittelalter ι
ι. Zur Situation der Forschung ι
2. Das Spätmittelalter als »Zeitalter der Übersetzungen,
Bearbeitungen, Adaptionen« 8
3. Eine Fee macht Karriere. Der Melusineroman auf dem Weg
von der siidwestfranzösischen Lokalsage zum Stoff der
Weltliteratur 11
II. Voraussetzungen 17
ι. Si dûhte ir spräche seltscene, so süeze und so höveschlich
Französischkenntnisse in Deutschland 17
2. Wälsch läsen sie da vil — Französische Bücher in
Deutschland 48
3. Geographische Schwerpunkte 64
III. Überlieferung und Rezeption französischer Romane in
Deutschland am Beispiel der >Melusine< 95
ι. Die Textzeugen
Jean d'Arras 95
Coudrette 99
Thiiring von Ringoltingen 103
2. Die Ausstattung der Handschriften 112
2.1. Beschreibstoff — Format — Seitengestaltung 112
2.2. Optische Gliederungssignale und Orientierungshilfen
fur Leser 124
2.3. Du lisible au visible: Zur Rolle der Bilder 136
3. Text und Kontext — Die Überlieferungsgemeinschaften 155
4. Auftraggeber und Publikum 166
IV. Das Weiterleben der Texte im Druck 177
V
Abkürzungen 197
Literaturverzeichnis 199
Abbildungsnachweise 207
Register 209
VI
Vorwort
Als Bernhard Bischoff vor zwanzig Jahren in seinen >Anecdota novissima<
zwei neumierte romanische Liedfragmente veröffentlichte, die ein offen-
kundig deutschsprachiger Schreiber Ende des 11. Jahrhunderts nach dem
Gehör auf die Rückseite des letzten Blattes einer wohl niederrheinischen
Terenzhandschrift eingetragen hatte, fand seine Entdeckung allenfalls in
der Romanistik vereinzelt Interesse. In der Germanistik blieb jegliches
Echo aus, man nahm offenbar nicht einmal Notiz davon. Dabei verdiente
Bischoffs Hinweis nicht nur wegen der frühen Datierung außerordentliches
Interesse, stellen die beiden Strophen doch das älteste Zeugnis fur eine
Rezeption der romanischen Liedkunst in deutschsprachigen Kreisen dar,
lange bevor die adligen Autoren des Minnesangs begannen, die Lyrik der
Troubadours und Trouvères als Vorbilder für ihr eigenes Liedschaffen zu
benutzen. Die Aufzeichnung der Strophen in einer lateinischen Schulhand-
schrift weist überdies auf ein gelehrtes klerikales Milieu hin, dessen Be-
deutung für die Rezeption der französischen Kultur und Literatur in
Deutschland bislang weit unterschätzt wurde, da man stets auf die großen
weltlichen Höfe des 12. Jahrhunderts als Träger und Initiatoren des
Literaturaustauschs fixiert war. Dass Bischoffs Veröffentlichung in der
deutschen Mediävistik ohne Resonanz blieb, ist freilich kaum verwunder-
lich, wenn man berücksichtigt, dass trotz des unbestritten hohen Rangs,
den die französische Literatur des Mittelalters fur die zeitgenössischen lite-
rarischen Entwicklungen in Deutschland hatte, das Interesse an den
deutsch-französischen Literaturbeziehungen jahrzehntelang offenbar merk-
würdig erlahmt war. Die vorliegende Arbeit, die im Frühjahr 2002 von
der Philosophischen Fakultät der Universität Freiburg/Schweiz als Habili-
tationsschrift angenommen wurde, möchte die Forschungsdiskussion auf
diesem Gebiet neu anstoßen, sowohl im Hinblick auf alte Fragestellungen
(Sprachkenntnis und -Unterricht, Präsenz der französischen Literatur) als
auch unter Einbeziehung völlig neuer Aspekte (Handschriften- und Buch-
kultur).
Meine Untersuchungen waren Anfang Januar 2002 abgeschlossen und
wurden fur den Druck nur geringfügig überarbeitet. Die später erschie-
nene bzw. mir erst danach bekannt gewordene Literatur habe ich bis auf
VII
wenige Ausnahmen leider nicht mehr systematisch einarbeiten können. In
den langen Jahren, in denen das Buch entstanden ist, habe ich in vielerlei
Hinsicht Hilfe und Unterstützung erfahren, für die ich auch an dieser
Stelle noch einmal sehr herzlich danken möchte. Mein besonderer Dank
gilt Joachim Bumke und Alois Wolf, die in je eigener, ganz unterschiedli-
cher Weise mein Interesse an den deutsch-französischen Literaturbeziehun-
gen geweckt und gefördert und das Entstehen der Arbeit auch über räum-
liche Entfernungen hinweg kontinuierlich begleitet haben. Sehr herzlich
danken möchte ich auch Eckart Lutz, dessen stets fruchtbare Anregungen
und aufmunternde Kritik von unschätzbarem Wert fur mich waren und
der mir in vielen offenen Gesprächen über zahlreiche Zweifel hinweggehol-
fen hat. Ohne die großzügige Unterstützung meiner Eltern, die immer
zur Stelle waren, wenn ich sie brauchte, wäre es für mich in diesen Jahren
oft nicht möglich gewesen, Lehrtätigkeit, Forschung und Kindererziehung
miteinander zu vereinbaren. Fachlichen Rat, Zuspruch und tatkräftige
Hilfe verdanke ich außerdem zahlreichen Freundinnen und Freunden, für
die stellvertretend an dieser Stelle Eva Schütz, Karl Mertens, Angela Dah-
men, Bärbel Götz-Barghop und Petra Adam-Hurm genannt seien. Zu dan-
ken habe ich schließlich auch den Herausgebern der Reihe >Hermaea<,
ganz besonders Herrn Prof. Dr. Joachim Heinzle, dem Max Niemeyer Ver-
lag für die kompetente Drucklegung, den Bibliotheken und Archiven,
deren freundliches Entgegenkommen meine Arbeit sehr erleichtert hat,
den im Abbildungsnachweis genannten Institutionen für ihre Reproduk-
tionsgenehmigungen und der VG Wort für die Gewährung einer großzü-
gigen Druckbeihilfe.
Besonders dankbar bin ich Michael, David und Philipp, die meine Be-
geisterung fur mittelalterliche Literatur ebenso wie alle Misslichkeiten der
langen Schreibtischarbeit stets geduldig mit mir geteilt haben. Sie sind
die beste Hinter-Mannschaft, die frau haben kann.
Gewidmet sei das Buch Joachim Bumke zum 31. März 2004.
Freiburg, im Dezember 2003 Martina Backes
VIII
Man theilt vorzeiten die Länder
von einander durch Berg vnd Wasser,
aber jetzund scheiden die Spraachen,
Regiment vnd Herschafften ein Landt
von dem andern.
Sebastian Münster, Cosmographie
Abb. ι: Schloss Lusignan
(Les Très Riehes Heures de Jean de Berry, Märzbild.
© Photo RMN: R. G. Ojeda)