Table Of ContentFreiheit der Wissenschaft
Freiheit der Wissenschaft
Beiträge zu ihrer Bedeutung,
Normativität und Funktion
Herausgegeben von
Friedemann Voigt
De Gruyter
ISBN 978-3-11-026614-6
e-ISBN 978-3-11-026708-2
LibraryofCongressCataloging-in-PublicationData
ACIPcatalogrecordforthisbookhasbeenappliedforattheLibraryofCongress.
BibliografischeInformationderDeutschenNationalbibliothek
DieDeutscheNationalbibliothekverzeichnetdiesePublikationinderDeutschen
Nationalbibliografie;detailliertebibliografischeDatensindimInternet
überhttp://dnb.dnb.deabrufbar.
(cid:2)2012WalterdeGruyterGmbH&Co.KG,Berlin/Boston
Druck:Hubert&Co.GmbH&Co.KG,Göttingen
(cid:2)GedrucktaufsäurefreiemPapier
PrintedinGermany
www.degruyter.com
Inhaltsverzeichnis
Vorwort. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VII
FriedemannVoigt
Bedeutung, Normativität und Funktion der Wissenschaftsfrei-
heit.ZurEinleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
AlfonsBoraundDavidKaldewey
DieWissenschaftsfreiheitimSpiegelderÖffentlichkeit . . . . . . . 9
JörgHackerundSusanneBehrens-Kneip
FreiheitundVerantwortungindenLebenswissenschaften . . . . . 37
ChristianKupatt
MedizinischeForschungzwischenWissenschaftsfreiheitundkli-
nischerAnwendung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53
InoAugsberg
SubjektiveundobjektiveDimensionenderWissenschaftsfreiheit 65
MichaelReder
Über das Recht auf (grenzenlose) Kritik als Ideal einer freien
Wissenschaft. Überlegungen ausgehend von Nicolaus Cusanus
undJacquesDerrida. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91
ElifO¨zmen
DienormativenGrundlagenderWissenschaftsfreiheit. . . . . . . . 111
FriedemannVoigt
FreiheitderWissenschaftalsThemaderTheologie . . . . . . . . . . 133
VI Inhaltsverzeichnis
WolfgangvandenDaele
Wahrheitsschäden–GibteseinesozialeVerantwortungfürwis-
senschaftlicheHypothesen?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149
Personenregister. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177
AutorinnenundAutoren. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185
Vorwort
Der vorliegende Band ist aus der Arbeit und einer Tagung des Schwer-
punktes„EthikimSpannungsfeldvonWissenschaftundÖffentlichkeit“
am Center for Advanced Studies der Ludwig-Maximilians-Universität
München sowie der von mir geleiteten Forschergruppe „Religion in
bioethischen Diskursen“ an der Evangelisch-Theologischen Fakultät
derLudwig-Maximilians-UniversitätMünchenhervorgegangen.
Dem Center for Advanced Studies und seinem Direktor, Herrn Pro-
fessor Dr. Christof Rapp, danke ich für die Förderung und den Druck-
kostenzuschuss zu diesem Band. Besonderen Dank habe ich Frau Dr.
Sonja Asal zu sagen, die mit ihrer umsichtigen Begleitung des Schwer-
punkteswesentlichzumGelingenbeigetragenhat.
MeinenKolleginnenundKollegendesSchwerpunktessageichvielen
DankfürdiestetsgewinnbringendenDiskussionen.BesondersFrauPD
Dr. Elif Özmen sowie Herrn Dr. Dr. Ino Augsberg danke ich für zahl-
reiche Gespräche und Unterstützung sehr herzlich. Herr Professor Dr.
Wolfgang van den Daele und Herr Professor Dr. Dr. h.c. mult. Trutz
Rendtorff haben der Arbeit des Schwerpunktes in Diskussionsrunden
wichtigeImpulsegegeben.Dafürbinichihnensehrdankbar.
Herr Professor Dr. Dr. h.c. Friedrich Wilhelm Graf hat die Einrich-
tungdesSchwerpunktesunterstütztundmirfürdieArbeitderForscher-
gruppeanseinemLehrstuhlstetsFörderungundwissenschaftlicheFrei-
heitgewährt.DafürschuldeichihmgroßenDank.
MeinbesondersherzlicherDankgiltFrauDianaFeßlfürdaskompe-
tenteEngagement,dieZuverlässigkeitunddieFreundlichkeit,mitdersie
dieTextefürdieDrucklegungvorbereitetunddieDruckvorlageerstellt
hat. Dass der vorliegende Band trotz meines Wechsels von München
nachMarburgabgeschlossenwerdenkonnte,istvorallemihrVerdienst.
MünchenundMarburg,imJanuar2012 FriedemannVoigt
Bedeutung, Normativität und Funktion der
Wissenschaftsfreiheit.
Zur Einleitung
riedemann oigt
F V
Die Freiheit der Wissenschaft ist heute hochaktueller Bezugspunkt in
der Auseinandersetzung um den Sinn und Zweck wissenschaftlicher
Entwicklung. Angesichts der immer weiter fortschreitenden Differen-
zierung und Spezialisierung der wissenschaftlichen Entwicklung, die
zugleichimmerschwierigereinerbreitenÖffentlichkeitzuvermittelnist,
wird die Wissenschaftsfreiheit zum Referenzpunkt des gegenwärtigen
Wissenschaftsverständnisses.VorbehaltenundÄngstengegenübereiner
vermeintlich grenzenlosen Wissenschaft stehen Ansprüche und Hoff-
nungen freier Forschung auf weitreichende Verbesserungen unserer
Lebensverhältnisse gegenüber. Heute gilt dies in besonderem Maße für
die wissenschaftlichen Prozesse in den Lebenswissenschaften. Dabei
habensichdieseUnterschiedeteilszuFrontstellungenverhärtet,dieder
SachlichkeitundKomplexitätihresGegenstandesnichtzuträglichsind.
Vor allem in der aufgeladenen deutschen Debatte um Stamm-
zellforschung und -gesetz hat sich die Frage „Lebensschutz oder
Wissenschaftsfreiheit“ in einer problematischen Weise als Vermischung
grundrechtsdogmatischer und ethischer Fragestellungen erwiesen,
durch die es zu erheblichen Konfliktverschärfungen gekommen ist.
In dieser Debatte haben sich bis heute nachwirkend fragwürdige
Entgegensetzungen von Wissenschaft und Ethik, Wissenschaftsfreiheit
und Moral teils restituiert, teils neu ergeben. In Reaktion darauf wurde
besonders von großen deutschen Wissenschaftsorganisationen wie der
DFG und der Leopoldina die Wissenschafts- und Forschungsfreiheit
einer breiteren Öffentlichkeit als wertvolles Gut und Grundrecht einer
demokratischenGesellschaftzuvermittelngesucht.1
1 Vgl. die öffentliche Tagung „Wissenschaftsfreiheit – ein Grundrecht im Ge-
spräch“derDeutschenForschungsgemeinschaftam10.September2009inBer-
2 FriedemannVoigt
Am Thema „Freiheit der Wissenschaft“ verdichten sich also
Plausibilitäts-, Akzeptanz- und Vertrauensprobleme im Umgang mit
den modernen Wissenschaften in exemplarischer Weise. Es verweist
damit auf die enge Verflechtung, in der Wissenschaft und Gesellschaft
stehen. Damit ist aber das Thema weder für die Wissenschaft marginal,
ebenso wie die Wissenschaft keine Marginalie der Gesellschaft ist. Mit
der in Deutschland grundrechtlich verbürgten Freiheit von Wissen-
schaftundForschungistdemProzesswissenschaftlichenDenkensund
Forschens in hohem Maße ein Ausdruck und gleichsam ein Vorschuss
des Vertrauens gegeben, welcher der Bedeutung wissenschaftlicher
Erkenntnisse für die Gesellschaft korrespondiert. Dies beinhaltet dann
auch die umfassende Förderung sowie die gezielte Anwendung wissen-
schaftlicherEinsichten.ZugleichgehtdamitdieErwartungeinher,dass
die Inanspruchnahme dieser Freiheit und Förderung diesem Vertrauen
korrespondiert und also vertrauenswürdig ist. Dazu haben sich inner-
halb und außerhalb der Wissenschaft Kontrollinstanzen gebildet, wie
sieineinerdemokratischenGesellschaftüblichundmöglichsind.Ihnen
obliegt nicht nur die Sicherung wissenschaftlicher Standards, sondern
zugleichdieInformationderÖffentlichkeit.
In dem Maße, in dem Vertrauensverhältnisse in der Gesellschaft zu
sich selbst thematisch werden, sind die damit verbundenen Themen
auch ethischer Natur. Deshalb ist es nicht ausreichend, sie lediglich als
Gegenstand binnenwissenschaftlicher und rechtlicher Regulierungen,
historischer und soziologischer Beschreibungen zu betrachten, so
unverzichtbar diese auch sind. Das gilt auch für das Thema der Wis-
senschaftsfreiheit. Es ist insofern für die Ethik Anlass über ihre eigene
Stellung im Verhältnis zu den Wissenschaften und der Öffentlichkeit
nachzudenken.2
lin;dieMax-Planck-GesellschafthatimFrühjahr2010unterdemTitel„Hinwei-
seundRegelnderMax-Planck-GesellschaftzumverantwortlichenUmgangmit
ForschungsfreiheitundForschungsrisiken“einenneuenEthikkodexbeschlos-
sen.
2 TrutzRendtorff:EthikfürdieWissenschaft–BescheidwissenoderBegleitwis-
sen?,in:FreiheitundProgramminNaturundGesellschaft.GaterslebenerBe-
gegnung2001,Nr.324,2002(NovaActaLeopoldinaN.F.,Band86),S.177ff.;
vgl. Friedemann Voigt: Alle Macht den Ethikräten?, in: CAS Aviso 4 (2011),
S.3–5; abrufbar unter: www.cas.uni-muenchen.de/publikationen/newsletter/
cas_aviso_0411.pdf(Stand:01.02.2012).