Table Of ContentJens-Rainer Ahrens· Maja Apelt . Christiane Bender (Hrsg.)
Frauen im Militar
Jens-Rainer Ahrens· Maja Apelt
Christiane Bender (Hrsg.)
Frauen
im Militar
Empirische Befunde und
Perspektiven zur Integration
von Frauen in die Streitkrafte
III
VS VERLAG FOR SOZIALWISSENSCHAFTEN
-
III
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Inhalt
Jens-Rainer Ahrens, Maja Apelt, Christiane Bender
Einleitung 7
MajaApelt
Geschlecht und Militar - Grundziige der neueren Diskussion 13
I. Aktuelle Studien zur Integration der Frauen in die Bundeswehr
Jens-Rainer Ahrens
Verzogerte Anpassung und radikaler Wandel. Zum parlamentarischen
Diskurs fiber Frauen in den Streitkraften seit Griindung der Bundeswehr 32
Christiane Bender
Geschlechterstereotypen und Militar im Wandel. Symbolische und
institutionelle Aspekte der Integration von Frauen in die Bundeswehr 45
Gerhard Kiimmel
Backlash am Horizont? - Die Bundeswehr und die
Integration von Frauen im Praxistest 62
Jorg Keller
Soldat und Soldatin - Die Konstruktion von Mannlichkeit und
Weiblichkeit am Beispiel von Printmedien der Bundeswehr 79
Maja Apelt, Cordula Dittmer, Anne Mangold
Die Bundeswehr auf dem Weg zur Gleichstellung der Geschlechter? 108
II. Geschlechterverhiiltnisse in miinnlich gepriigten Institutionen
Birgit Riegraf
"Frauenbereiche" und "Mannerbereiche": Die Konstruktion
von Geschlechterdifferenzen in der Arbeits-und Berufswelt 134
Sylvia M Wilz
"Nicht geniigend kann davor gewamt werden "," - Manner
und Frauen bei der Polizei: Fakten und Diskurse 156
Sylka Scholz
Wehrdienst und die Konstruktion mannlicher Identitat 173
III. Geschlechterverhiiltnisse, Militiir und Krieg
Uta Klein
Wehrpflicht von Frauen: Erfahrungen mit Militar und
Geschlecht in Israel 194
Christine Eifler
Soldatinnen in Russland 213
Ruth Seifert
Weibliche Soldaten: Die Grenzen des Geschlechts und
die Grenzen der Nation 230
Regina Muhlhiiuser
Sexuelle Gewalt als Kriegsverbrechen: eine Herausforderung
fur die Intemationale Strafgerichtsbarkeit 242
Die AutorInnen 265
Die AutorInnen
Jens-Rainer Ahrens, Dr. rer. pol., Professor fur Organisationssoziologie an
der Helmut-Schmidt-Universitat, Universitat der Bundeswehr Hamburg. Ar
beitsschwerpunkte: Soziologische Organisationsanalyse, Soziologie des Bil
dungswesens und der Bildungspolitik, Analyse politi scher Entscheidungspro
zesse, DFG-Forschungsprojekt "Geschlecht und Organisation am Beispiel
der~Bundeswehr". Publikationen zur Bildungspolitik, Schulorganisation, Ge
nese bildungspolitischer Entscheidungen.
Maja Apelt, Dr. rer. pol., Diplom-Soziologin, Wissenschaftliche Assistentin
an der Helmut-Schmidt-Universitat Hamburg, DFG-Forschungsprojekt "Ge
schlecht und Organisation am Beispiel der Bundeswehr", Organisationssozio
logie, Gender Studies, Milimrsoziologie. Jiingste Publikationen zum Thema:
"Die Integration der Frauen in die Bundeswehr ist abgeschlossen", in: Sozia
Ie Welt, Heft 312002; Mannliches Militar und die Subjektkonstruktion weib
licher Soldaten, in: Jiirgen Delitz, Heinrich von Gyldenfeldt, lochen Rimek
(Hg.): Institutionen im sozialen Wandel, Hamburg 2004 (im Erscheinen).
Christiane Bender, Dr. rer. pol. habil. Dr. phil. Dip!. Soz., o. Professorin fur
Soziologie an der Helmut-Schmidt-Universitat, Universitat der Bundeswehr
Hamburg. Arbeitsschwerpunkte: Allgemeine Soziologie, Industrie-, Dienst
leistungs-, Betriebs- und Organisationssoziologie, Wissenschaftstheorie und
-soziologie, Kultur- und Religionssoziologie, Methodologie, Philosophie.
Wichtigste VerOffentlichungen: Identitat und Selbstreflexion, Frankfurt a. M.
1989; zusammen mit Hans GraBl: Technik und Interaktion, Wiesbaden 1991;
zusammen mit Hans GraB!: Soziale Orientierungsmuster der Technikgenese,
Opladen 1994; zusammen mit Markus Luig: Neue Produktionskonzepte und
industrieller Wandel, Opladen 1995; zusammen mit Hans GraB! u.a.: Machen
Frauen Kirche? Mainz 1996; (Herausgeberschaft:) Frauen - Religion - Beruf,
Konstanz 2003; zusammen mit Hans GraB!: Arbeiten und Leben in der
Dienstleistungsgesellschaft, Konstanz 2004.
Cordula Dittmer, M.A., Soziologin, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der
Helmut-Schmidt-Universitat Hamburg, DFG-Forschungsprojekt "Geschlecht
und Organisation am Beispiel der Bundeswehr. Forschungsschwerpunkte:
Geschlechterforschung, Gleichstellungspolitik, Peacekeeping, Entwicklungs
zusammenarbeit, Border Studies, Postcolonial Studies.
8 lens-Rainer Ahrens, Maja Apelt, Christiane Bender
der Genderverhaltnisse neue Fonnen des Zusammenspiels der Geschlechter?
Wenn die Bundeswehr in dieser Hinsicht Modemisierungsdefizite aufweist,
so lassen sie sich nicht mit der friihzeitig yom Verteidigungsministerium aus
gegebenen Parole "die Integration der Frauen in die Bundeswehr ist vollen
det" beseitigen.
Es ware jedoch zu kurz gegriffen, die Integration von Frauen in die
Bundeswehr als ein aIle in innerorganisatorisches Problem der Annee zu
sehen. Vielmehr spielen Wertewandel, sozialstrukturelle Veranderungen,
okonomische Wandlungsprozesse und globale Trends in allen diesen Berei
chen ineinander und bewirken Veranderungen mit offenem Ausgang.
Der vorliegende Band soIl einen Einblick geben in den aktuellen Stand
der Entwicklung auf sozialwissenschaftlicher Grundlage. Urn dies zu ge
wahrleisten, sind die Beitrage zur Tagung "Geschlecht und Militar im Wan
del" iiberarbeitet und zum Teil neu geschrieben worden. Es werden die Ertra
ge theoretischer und empirischer Studien vorgestellt. Sie geben den neuesten
Forschungsstand wieder und vennitteln Einblicke in die Vielfalt der gegen
wartig verfolgten Ansatze. Insofem eignet sich dieser Band auch fur Lehr
veranstaltungen, in denen Methodik und - hochaktuelle - Inhalte eines sich
entwickelnden Forschungsgebietes thematisiert werden.
Maja Apelt stellt aus diesem Grund eine knapp gefasste Ubersicht zum
aktuellen Forschungsstand voran. Mit den dort gegebenen Literaturverweisen
wird jeder/m Interessierten die eigenstandige Weiterarbeit erleichtert.
Drei Hauptabschnitte gliedem diesen Band. Der erste Abschnitt umfasst
Untersuchungen zum Prozess der Integration von Frauen in die Bundeswehr.
Hier wird in der Forschung Neuland betreten. Aus unterschiedlichen Perspek
tiven werden erste Ergebnisse prasentiert. 1m zweiten Abschnitt werden Ge
schlechterverhaltnisse in mannlich gepragten Institutionen untersucht, auch
bezogen aufOrganisationen der Polizei und der Wirtschaft. Es wird der Frage
nachgegangen, wie sich Mannlichkeit und Weiblichkeit in den jeweiligen
Organisationszusammenhangen konstituiert. Auf einer iibergeordneten Ebene
haben die Konstitution der Geschlechter und die Genderverhaltnisse im Mili
tar symbolische, politische und rechtliche Bedeutungen. Dies wird im dritten
Abschnitt mit der Thematik "Genderverhaltnisse und Krieg" behandelt. 1m
zweiten und dritten Abschnitt sind demnach Beitrage enthalten, die dazu die
nen, auf der Ebene von Beobachtungen, Analysen und theoretischen Ablei
tungen verallgemeinerungsfahige Einblicke in Struktur und Funktionen von
Genderordnungen zu geben. Bezogen auf die Bundeswehr wird der Blick
nach innen (im ersten Abschnitt) durch unterschiedliche Perspektiven von
auBen (im zweiten und dritten Abschnitt) erweitert.
1m ersten Beitrag "Verzogerte Anpassung und radikaler Wandel. Zum
parlamentarischen Diskurs iiber Frauen in den Streitkraften seit Griindung
der Bundeswehr" rekonstruiert lens-Rainer Ahrens ein StUck deutscher
Nachkriegsgeschichte. Die Stellungnahmen der Parlamentarier, die Ahrens
zitiert, machen den langen Weg eines tiefgreifenden Orientierungswandels
Einleitung 9
deutlich, der sich vollzogen hat von "un serer Auffassung von der Natur und
der Bestimmung der Frau", die "einen Dienst mit der Waffe verbietet" zur
Forderung, "Geschlechterrollen aufzubrechen, urn das Bild des Mannes als
Krieger und Beschiitzer und das der hilflosen Frau endgiiltig zu verdrangen".
Christiane Bender zeigt in ihrem Beitrag "Geschlechterstereotypen und
Militar im Wandel", dass die Bundesrepublik Deutschland als klassischer
Idealtypus eines koporatistisch-konservativen Wohlfahrtsregimes die kultu
relle Norm der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung im Sinne eines ausge
pragten Hausfrauen-Familienemahrer-Modells institutionalisiert hat. Die
Erosion der intemalisierten Frauen- und Mannerstereotype erfolgt nur sehr
zogerlich im Zusammenhang veranderter Rahmenbedingungen des Arbeits
marktes, des Sozialstaates und der privaten Haushalte.
Maja Ape/t, Cordula Dittmer und Anne Mangold beschiiftigen sich mit
dem Phiinomen, dass Bundeswehr und Politik zwar die Offnung des bewaff
neten Dienstes fur Frauen in kiirzester Zeit vollzogen haben. Die Aufforde
rung der Legislative zur Formulierung eines Gleichstellungsgesetzes fur Sol
datinnen und Soldaten wurde dagegen nur zogerlich umgesetzt. Zur Klarung
dieser Fragestellung und Analyse der MaBnahmen und Prozesse zur Offnung
und Gleichstellung nutzen die Autorinnen eine neoinstitutionalistische Per
spektive.
Besonders eindrucksvolle Belege fur Geschlechterstereotypen, die sich
gerade dort manifestieren, wo sie eigentlich iiberwunden geglaubt werden,
gibt Jorg Keller in seinem Beitrag "Soldat und Soldatin - Die Konstruktion
von Mannlichkeit und Weiblichkeit am Beispiel von Printmedien der Bun
deswehr". Das Bildmaterial, das in der offenkundigen Absicht verOffentlicht
wurde, gelungene Beispiele der selbstverstandlich gewordenen Akzeptanz
von Soldatinnen in Ausiibung ihres Berufes zu geben, offenbart bei genauer
interpretatorischer Betrachtung eine ganz andere Wirklichkeit und Denkwei
se: Professionalitat und Seriositat kommen in der Darstellung von mannli
chen Soldaten zum Ausdruck, an den Soldatinnen dagegen werden weiterhin
gelaufige Stereotypen der Weiblichkeit (korperliche Reize, Anmut, Charme
etc.) betont. Die beabsichtigte leitmotivische Selbstdarstellung gelungener
Integration der Frauen belegt das Gegenteil, namlich die Tradierung ge
schlechtsspezifischer Denk-und Wahmehmungsmuster.
Gerhard Kiimmel stellt in seinem Beitrag "Backlash am Horizont? Die
Bundeswehr und die Integration von Frauen im Praxistest" erste Ergebnisse
aus der Begleitforschung vor, die das Sozialwissenschaftliche Institut der
Bundeswehr (SOWI) zur Offnung der Bundeswehr fur Frauen durchfuhrt.
Kiimmel erlautert Fragestellungen, empirische Methoden und Instrumente
sowie erste Ergebnisse des Projekts. Letztere verweisen auf eine hohe Moti
vation der Soldatinnen und auf eine Bereitschaft zur Offnung bei den Solda
ten hin. Aber dies allein wird nicht ausreichen, die Frauen fur eine dauerhafte
Berufstatigkeit im Militar zu gewinnen. Die Bundeswehr wird nur dann ein
attraktiver Arbeitgeber fur Frauen, wenn es ihr gelingt, institutionelle Arran-
10 Jens-Rainer Ahrens, Maja Apelt, Christiane Bender
gements zu entwickeln, die es Frauen erm6g1ichen, Beruf und Familie mit
einander zu verbinden.
Birgit Riegraf zeichnet in ihrem Beitrag nach, wie Geschlechterdifferen
zen in der Arbeits- und Berufswelt konstruiert werden. Sie zeigt, dass die
Option en von Frauen zwar vieWiltiger geworden sind, dass sich aber die
Reproduktionsmechanismen der Geschlechterungleichheit keineswegs ver
flUchtigt haben. Uber komplexe soziokulturelle und kontextspezifische Zu
weisungsprozesse, die differenziert dargestellt werden, wirkt Geschlecht nach
wie vor als Selektions- und Segregationsfaktor. Geschlecht ist immer noch
bedeutsam fur die Positionierung auf dem Arbeitsmarkt, unabhangig von
formalen Offnungen der Arbeits- und Berufsfelder, von Qualitatsnachweisen
und Karriere- und Berufsorientierungen, aber nicht unabhangig vom konkre
ten Handeln der mann lichen und weiblichen Akteure. Eine mehr oder weni
ger gelungene Integration von weiblichen Beschaftigten in "Mannerdoma
nen" - so das Pladoyer von Riegraf - ist nicht allein abhangig von gesell
schaftlich legitimierten Zuweisungsprozessen oder quantitativen Anteilen
von Frauen und Mannem, sie ist eine Frage der Qualitat des Organisations
kontextes und der Lemfahigkeit von Organisationen.
Die Polizei gehOrt zu den Institutionen des staatlichen Gewaltmonopols,
die ebenfalls mannlich dominiert sind, die sich aber bereits einige Jahre
friiher fur Frauen geOffn et haben. Wie sich dieser Prozess vollzog, welche
horizontalen und vertikalen Segregationen sich in der Geschichte und
Gegenwart vollzogen, veranschaulicht Sylvia Wilz vor all em anhand eigener
Untersuchungen Uber die Polizei in Nordrhein-Westfalen. In einer Analyse
der Diskurse Uber den Umgang mit Geschlechterdifferenz und Geschlechter
egalitat zeigt sie, dass diese bestandig auf Geschlecht Bezug nehmen. Sylvia
Wilz kommt in ihrem Beitrag zu dem Schluss, dass Geschlecht als Wahr
nehmungsmuster relevant ist in Organisationen, aber nicht immer, nicht
Uberall und nicht immer gleich, dass es also keine Eindeutigkeiten hinsicht
lich einer systematischen Ungleichbehandlung der Geschlechter gabe.
Sylka Scholz geht der Bedeutung des Wehrdienstes fur die Konstruktion
der mannlichen Identitat nacho 1m ersten Teil stellt sie die Frage nach der
mannlichen Identitatskonstruktion durch den Wehrdienst in der Nationalen
Volksarmee der DDR. Basis ihrer Uberlegungen sind lebensgeschichtliche
Interviews mit Mannem, die in den 50er und 60er Jahren in der DDR geboren
wurden und dort auch ihren Wehrdienst abgeleistet haben. 1m zweiten Teil
diskutiert die Autorin die Frage, ob auch die Bundeswehr noch eine Rolle als
Produzentin von Mannlichkeiten spielt. Sie wagt dabei zwei gegensatzliche
Positionen gegeneinander ab: Auf der einen Seite Frevert (2001) und KUhne
(1996, 1999), die diese Rolle der Bundeswehr im Zuge von Demilitarisierung
und Relativierung der Bedeutung der Wehrpflicht absprechen und auf der an
deren Seite Ruth Seifert (1996, 2002), die betont, dass das Militar immer
noch soziale Konstruktionen des mannlichen BeschUtzers und mannlichen
Kampfers produziert und der Gesellschaft zur Verfugung stellt.