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Frankreich Jahrbuch 2005
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Herausgeber:
Deutsch-Französisches Institut
in Verbindung mit
Wolfgang Asholt
Frank Baasner
Hans Manfred Bock
Vincent Hoffmann-Martinot
Dietmar Hüser
Ingo Kolboom
Peter Kuon
Robert Picht
Henrik Uterwedde
Redaktion:
Wolfram Vogel
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Frankreich
Jahrbuch
2005
Bildungspolitik im Wandel
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Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek
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1.Auflage Januar 2006
Alle Rechte vorbehalten
©VSVerlag für Sozialwissenschaften/GWVFachverlage GmbH,Wiesbaden 2006
Lektorat:Monika Mülhausen /Marianne Schultheis
Der VS Verlag für Sozialwissenschaften ist ein Unternehmen von Springer Science+Business Media.
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wären und daher von jedermann benutzt werden dürften.
Umschlaggestaltung:KünkelLopka Medienentwicklung,Heidelberg
Druck und buchbinderische Verarbeitung:MercedesDruck,Berlin
Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier
Printed in Germany
ISBN 3-531-14923-7
Inhalt
Vorwort .......................... . ...............................................................................
Henrik eddewretU
Frankreich 2005: Brfiche im Gesellschaftsmodell .......................................
Themenschwerpunkt: Bildungspolitik im Wandel
Frank Baasner
Bildungsdiskussionen in Frankreich ............................................................ 25
Georges Leyenberger
Die Koh~irenz der Ver~indemngen im franz6sischen
Schulsystem seit 1968 .................................................................................. 35
renreW Zettelmeier
Selbstverst~indnis und Handlungsspielraum des
Schulleitungspersonals in Frankreich ............................... ........................... 45
Philippe Bongrand
ZEP - Gebiete mit vorrangigen Bildungsaufgaben
Politischer Wandel und theoretische Erkenntnis ......................................... 65
Albert Hamm
Von Weimar nach Bologna. Das Hochschulwesen in Deutschland und
Frankreich im Spiegel der deutsch-ffanz6sischen Erfahrung ...................... 83
Dieter Leonhard
Qualit~tssicherung in binationalen und trinationalen Studieng~ingen .......... 97
6 Inhalt
yuG Haug
Herausforderungen ffir die europ~iische Schul- und Hochschulbildung ....... 111
Albrecht Sonntag
Grandes Ecoles und Classes pr6paratoires unter Globalisierungsdruck ...... 121
gnagfloW renrOH
Zur unterschiedlichen Logik der Bemfsbildungssysteme in Frankreich
und Deutschland .......................................................................................... 139
Beitr~ige
Alfred Grosser
Die Frtichte ihres Baumes. Ein atheistischer Blick aufdie Christen ............ 155
enildC Caro
Umweltpolitik im Paradies der Kernkraftbauer
Die franz0sischen GrOnen ............................................................................ 179
Dietmar resi~H
Amerikanisches in Deutschland und Frankreich. Vergleich, Transfer
und Verflechtung popul~irer Musik in den 1950er und 1960er Jahren ......... 199
Peter Kuon
60 Jahre Kriegsende- Erinnerungskultur in Frankreich .............................. 219
Dokumentation
Chronik Juli 2004- Juni 2005 (DGAP) ...................................................... 233
Sozio6konomische Basisdaten im internationalen Vergleich ...................... 271
Gesellschaftliche Basisdaten Frankreichs .................................................... 272
Ergebnisse des Referendums vom 29. Mai 2005
zum Verfassungsvertrag der EU ................................................................... 273
Deutschsprachige Literatur zu Frankreich:
Ausgewahlte Neuerscheinungen 2004/2005 ................................................ 276
Abktirzungsverzeichnis ................................................................................ 304
Personenregister ........................................................................................... 306
Zu den Autoren ............................................................................................ 309
Vorwort
Das Frankreich Jahrbuch versteht sich als Beitrag der Wissenschaft zu besserer
Kenntnis der gesellschaftlichen, politischen, wirtschaftlichen und kulturellen
Akmalitgt Frankreichs. Die jghrlichen Bgnde richten sich an eine gr6gere Offent-
lichkeit und sind daher nicht als Sammelband ffir Spezialstudien angelegt. Das
Frankreich Jahrbuch m6chte erggnzend zu den fachwissenschaftlich ausgerichte-
ten Periodika die Aufgabe erffillen, Zusammenhgnge zu erschliegen und sie so
darzustellen, dass sie far alle diejenigen aufschlussreich sind, die sich in Politik,
Wirtschaft, Kultur und Bildung mit franz6sischen Fragen befassen oder sich
ganz allgemein far unseren wichtigsten Partner interessieren. Mit anderen Wor-
ten: Es will jenes Hintergrundwissen vermitteln, das reb~t die Berichterstattung in
den Medien hinausgeht und gleichzeitig flir die Erarbeitung eigener Stellung-
nahmen erforderlich ist. Die Diskussion kontroverser Meinungen ist dabei er-
wanscht.
Die Erschliegung von Zusammenhgngen ist nur unter zwei Voraussetzun-
gen m6glich. Zum einen erfordert sie einen multidisziplingren Ansatz. Wir ver-
stehen die Auseinandersetzung mit der franz6sischen Politik und Gesellschaft
nicht nur als sozialwissenschaftliche Aufgabe. Ohne Beitr~ige zu Geschichte,
Philosophie, Literatur, Kunst und Alltagskultur ist die Entwicklung der franz6si-
schen Gesellschaft in ihrer Komplexit~t nicht zu verstehen. Nationale Gesell-
schaften sind niemals als homogene (einheitliche) Gebilde zu begreifen, sondem
als hybride Konstruktionen unterschiedlicher Teilidentitgten. Zudem wird es
darum gehen, Frankreich nicht als freischwebende, vermeintlich isolierte Einheit,
als Monade, sondem als integralen Bestandteil Europas zu begreifen. In vielen
Bereichen nationalen Denkens und Handelns ist Europa tsgni~l eine neue Reali-
tgt. Sie massen folglich zur europfiischen Wirklichkeit und zum politischen Pro-
jekt Europa in Beziehung gesetzt werden.
Die Herausgeber
Frankreich 2005: Briiche im Gesellschaftsmodell
Henrik Uterwedde
naM,, wird eines Tages eid volle Tragweite red franz6sischen Malaise ermessen
.ness~m (...) Alle Orientierungspunkte sind durcheinander geraten. reD Staat 3liew
nicht mehr, welche Rolle re spielen soll; sad Gesetz, sad Ausdruck sed neniemeglla
Volkswillens war, tsi sad Abbild nov externen Regeln, eid sad Parlament nicht mehr
;treituksid eid 6ffentlichen Dienstleistungen sind eine trA normativer Anomalie -eg
worden. Frankreichs Krise tah sla Ursache seine Angst vor einer Ordnung red ,tleW
eid eid Fundamente seines Entwicklungsmodells .treigen ~''
L~sst man die herausragenden Ereignisse des Jahres 2005 in Frankreich Revue
passieren, so stellt sich ein starkes ,,d6j~-vu"-Ge~hl ein: ein Europa-
Referendum, das - wieder einmal- das Land und die politische Klasse spaltet
und die Widersprfichlichkeiten des ffanz6sischen Europaverst/~ndnisses aufzeigt;
eine soziale Protestwelle, die sich in zahlreichen berufsst/~ndischen Protesten und
drei nationalen Streiktagen ausdr~ckt; eine politische Klasse, die sich- ob in der
Regierung oder der Opposition- den Ereignissen nicht gewachsen zeigt und nur
wenig Rfickhalt in der Bev61kerung findet; ein Ausbruch der Gewalt in den Vor-
,netdi~ts der- zum wievielten Male?- auf die allt/~gliche Misere in den Bal-
lungsgebieten und die Grenzen des franz6sischen Integrationsmodells verweist;
eine anhaltende wirtschaftliche und soziale Krise, die gekoppelt ist mit einer
heftigen Debatte fiber das ,,franz6sische Sozialmodell".
All diese Ereignisse sind Erscheinungen einer tiefen Verunsicherung, die
die franz6sische Gesellschaft nicht erst seit heute erfasst hat und die in Zusam-
menhang mit den Herausforderungen der Globalisierung, der Europ/fisierung und
des Strukturwandels stehen. Die daraus entstehenden Verwerfungen in Wirt-
schaft und Gesellschaft dr~cken sich in wachsenden sozialen Problemen und
Spannungen aus, die bis heute nicht bew/~ltigt sind. Oberdies hat ein groBer Teil
der Gesellschaft erhebliche Probleme, sich konzeptionell auf die neuen Rahmen-
bedingungen einzustellen, die oft einseitig als eine von auBen- vonder EU, den
transnationalen Konzernen oder den internationalen Finanzm~rkten- kommende
Bedrohung des franz6sischen Modells wahrgenommen werden. Daraus entstehen
identit/~re, oft ideologisch aufgeladene Verkrampfungen. ,,In einer Generation",
1 Michel :erian6uG nU e16dom,, "sia~narf te neir ,ertua'd eL ,ednoM ,5002.6.9 .S .51
10 Henrik Uterwedde
so Michel Gu6naire in Le Monde (9.6.2005, S.15), ,,ist Frankreich von einem
Willen zur Ver~demng (1981) zu einer Front der Verweigerung (2002) tiberge-
gangen, vom egalit~iren Traum zur identit~iren Suche".
Ein ,,Nein" mit vielen Facetten" das Europareferendum
Das gescheiterte Referendum fiber den europfiischen Verfassungsvertrag war das
beherrschende politische Ereignis des Jahres 2005 und symptomatisch ffir den
Zustand Frankreichs. Nach einer lebhaften und kontroversen Kampagne, die zu
einer hohen Mobilisierung vor allem seitens der Verfassungsgegner ffihrte, war
die Ablehnung des Verfassungsvertrags mit 54,7%- bei einer hohen Wahlbetei-
ligung yon 69,4%- unerwartet deutlich. Dem franz6sischen ,,Nein" folgte weni-
ge Tage spfiter ein fihnliches Votum in den Niederlanden, womit der Ratifizie-
rungsprozess auf europ~ischer Ebene in eine tiefe Krise gestfirzt wurde.
Es war vorherzusehen, dass die Franzosen bei diesem Referendum nicht nur
auf die gestellte Frage nach der Ratifizierung des Verfassungsvertrags antworten
warden, sondem dass in ihrem Votum ein ganzes Bfindel an Motiven mit-
schwingen w~rde. So kann man das Nein als Ablehnung des Verfassungsver-
trags, aber auch (und mehr noch) als Ablehnung der generellen Ausrichmng der
EU-Integration- ihres wirtschaftliberalen Kurses ebenso wie der Erweiterungs-
politik und insbesondere dem geplanten Tfirkei-Beitritt- interpretieren; als Ohr-
feige far die Regiemng Chirac/Raffarin, aber auch ein wiederholtes Misstrauen
gegenfiber der politischen Klasse allgemein; schlief3Iich nicht zuletzt auch als
Ausdmck eines tiefen Unbehagens in der franz6sischen Gesellschaft. 2 Es ging
mithin gleichermagen um Europa und um den inneren Zustand Frankreichs, um
den Verfassungsentwurf und um den generellen Kontext des europfiischen Integ-
rationsprozesses. Insofern muss man sich nicht wundem, wenn weniger die ei-
gentlichen Verfassungsbestimmungen, die die Kompetenzen, die Entscheidungs-
verfahren und das Gleichgewicht der Institutionen regeln, im Mittelpunkt stan-
den als vielmehr eine Art Generalabrechnung mit der gegenw~irtigen EU.
Es ist darauf hingewiesen worden, dass sich bei den Auseinandersetzungen
um den Verfassungsvertrag zwei Konfliktlinien fiberlagert haben. Zu dem in
Frankreich klassischen Konflikt zwischen Befarwortem der EU-Integration und
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