Table Of ContentFrankreich-Jahrbuch 1998
Frankreich-Jahrbuch
1998
Politik, Wirtschaft, Gesellschaft,
Geschichte, Kultur
Herausgeber:
Deutsch-Französisches Institut
in Verbindung mit
Lothar Albertin . Wolfgang Asholt .
Hans Manfred Bock
Marieluise Christadler
Ingo Kolboom . Adolf Kimmel
Robert Picht· Henrik Uterwedde
Redaktion: Joachim Schild
Leske + Budrich, Opladen 1998
ISBN 978-3-322-95178-6 ISBN 978-3-322-95177-9 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-322-95177-9
© 1998 Leske + Budrich. Opladen
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Satz: Leske + Budrich
Inhalt
Vorwort..................................................................................................... 5
Wolfgang Asholt
Frankreich zwischen Aufbruch und Stagnation............ .................. ........... 9
Themenschwerpunkt:
Intellektuelle in der französischen Gesellschaft
Hans Man/red Bock
Der Intellektuelle und der Mandarin?
Zur Rolle des Intellektuellen in Frankreich und Deutschland................... 35
Michel Winock
Die Intellektuellen in der Geschichte Frankreichs.................................... 53
Lothar Baier
Ich debattiere, also bin ich.
Die Intellektuellen in Frankreich und in Deutschland heute ..................... 65
Ottmar Ette
Paradoxer Meisterdenker. Roland Barthes; Fragmente eines
Intellektuellen-Diskurses ........................................................................... 79
Franc;ois Beilecke
Die Form der sociabilite intellectuelle am Beispiel der Union pour
la Verite 1918-1939 ................................................................................... 105
Michel Trebitsch
Die Intellektuellen und die Europaidee im 20. Jahrhundert ...................... 121
Andreas Franzmann
Der Intellektuelle als Protagonist der Öffentlichkeit.
Einige Grundlinien des Strukturwandels der französischen
Öffentlichkeit im 19. Jahrhundert in ihrer Bedeutung für die
Formierung des intellektuellen Räsonnements in der Affäre Dreyfus . ..... 133
6 Inhalt
Michael MinkenbergRna Stephan
Intellektualisierung von rechts?
Die französische Neue Rechte und ihr Einfluß auf die Politik.................. 151
Beiträge
Michael Meimeth
Frankreichs gewandeltes Verhältnis zur NATO - Alter Wein
in neuen Schläuchen? ................................................................................ 171
Marie Luise Syring
KDM. Kritik der Modeme in Deutschland und Frankreich ...................... 191
Wolfgang Asholt
Vom "roman beur" zur "culture croisee"? ..... ... ........................................ 203
Hans-Jürgen Lüsebrink
Landeskunde versus Kulturwissenschaft? Überlegungen zu
Neuentwicklungen in der Romanistik ....................................................... 215
Renzension
Sabine von Oppeln
Politik und Zivilgesellschaft: Wie geht es weiter mit den
deutsch-französischen Beziehungen? ........................................................ 227
Dokumentation
Chronik Juni 1997-April1998 .................................................................. 239
Sozio-ökonomische Basisdaten im internationalen Vergleich .................. 256
Ergebnisse der Regional- und Kantonalwablen vom März 1998 .............. 258
Deutschsprachige Literatur zu Frankreich. Ausgewählte
Neuerscheinungen 1997/98 ....................................................................... 261
Abkürzungsverzeichnis ..... ....... ... .... ... .... ... ...... ... ...... ......... ............... ......... 283
Personenregister .................. ... ..... .............. ......... ....... ........ ........................ 285
Zu den Autoren.......................................................................................... 290
Vorwort
Der elfte Band des Frankreich-Jahrbuches, den wir hier vorlegen, bildet die
Fortsetzung einer Initiative des "Arbeitskreises sozialwissenschaftliche deut
sche Frankreichforschung" heim Deutsch-Französischen Institut.
Das Jahrbuch versteht sich als Beitrag der Wissenschaft zu besserer
Frankreichkenntnis für eine größere Öffentlichkeit. Es ist also nicht als Sam
melband für Spezialstudien angelegt. Diese sollen weiterhin dort erscheinen,
wo sie hingehören: in den Zeitschriften der einzelnen Fachdisziplinen. Das
Frankreich-Jahrbuch geht weiter. Es versucht, Zusammenhänge zu erschlie
ßen und sie so darzustellen, daß sie für alle diejenigen aufschlußreich sind,
die sich in Politik, Wirtschaft, Kultur und Bildung mit französischen Fragen
befassen oder sich ganz allgemein für unseren wichtigsten Nachbarn interes
sieren. Mit anderen Worten: Es will jenes Hintergrundwissen vermitteln, das
zum Verständnis der Berichterstattung in den Medien, aber auch zur Erarbei
tung eigener Stellungnahmen erforderlich ist. Daher wird das Jahrbuch kon
troverse Meinungen, wie sie selbstverständlich auch unter Frankreich-For
schern bestehen, dokumentieren.
Die Erschließung von Zusammenhängen ist nur unter zwei Vorausset
zungen möglich. Zum einen erfordert sie einen multidisziplinären Ansatz.
Wir verstehen Frankreich-Forschung nicht sozialwissenschaftlich im engeren
Sinn. Ohne Beiträge zur Geschichte, Philosophie, Literatur, Kunst und All
tagskultur ist die Entwicklung der französischen Gesellschaft nicht zu verste
hen. Zum anderen wird es darum gehen, Frankreich nicht als freischwebende
Monade (etwa aus der Sicht der sogenannten "Landeskunde"), sondern als
integralen Bestandteil Westeuropas zu begreifen. Das bedeutet, neben den
Eigenarten der französischen Problematik auch die Tendenzen zu untersu
chen, die allgemeinerer Natur sind: Dies wirft Licht auf Strukturen, die der
Alte Kontinent als Grundlage einer gemeinsamen Zukunft herauszubilden
beginnt.
Die Herausgeber: Lothar Albertin
Wolfgang Asholt
Hans Manfred Bock
Marieluise Christadler
Adolf Kimmel
Ingo Kolboom
Rohert Picht
Henrik Uterwedde
Wolfgang Asholt
Frankreich zwischen Aufbruch und Stagnation
1. Distanz oder Desinteresse: die deutsch-Jranzösischen
Beziehungen
Haben die jahrzehntelang notwendigen und verdienstvollen Bemühungen um
die deutsch-französischen Beziehungen einen solchen Erfolg gehabt, daß in
allen Bereichen eine auf gegenseitiger Gewöhnung beruhende Normalität
eingetreten ist? Eine Umfrage der "Woche" vom 25. Juni 1997 legt diese er
nüchternde Feststellung nahe. 60% aller Deutschen halten die immer wieder
verkündeten "privilegierten" Beziehungen zwischen beiden Ländern für ei
nen "Mythos", bei den unter 30jährigen steigt diese Zahl sogar auf mehr als
75% - was freilich mehr als die Hälfte aller Befragten nicht hindert, Frank
reich als das europäische Land zu bezeichnen, zu dem Deutschland die be
sten Beziehungen unterhält. Das Jahr seit dem Regierungswechsel und der
damit verbundenen neuerlichen Kohabitation hat genügend Anlässe geboten,
die solche Einschätzungen zu bestätigen scheinen, vom deutsch-französi
schen Gipfel in Poitiers am 13. Juni 1997 bis zur "Geburt" des Euro am 3.5.
1998. Gerade die monatelangen Auseinandersetzungen um die gemeinsame
Währung und deren Bedingungen, insbesondere den Stabilitätspakt, haben
deutsch-französische Differenzen, nicht nur in Hinblick auf sogenannte "Wäh
rungskulturen", offensichtlich werden lassen. Wenn in Zusammenhang mit
der Benennung des Präsidenten der Europäischen Zentralbank festgestellt
werden kann, daß "das deutsch-französische Verhältnis schon seit längerer
Zeit gestört ist" und es "dringenden Reparaturbedarf gibt") , so illustriert dies,
wie defekt die Achse Paris-Bonn geworden ist. Es wäre unzureichend, solche
"Normalität" im politischen Feld auf das Fehlen privilegierter persönlicher
Beziehungen zu schieben, wie sie von Adenauer-de Gaulle über Schmidt
Giscard d'Estaing bis zu Kohl-Mitterrand die offiziellen deutsch-französischen
Beziehungen geprägt haben. Es reicht auch nicht aus, die "Normalität" mit
der besonderen Konstellation der dritten Kohabitation erklären zu wollen,
auch wenn diese bislang noch nicht erprobte Variante von deutscher Regie
rungsseite gewiß nicht gewünscht worden war. Denn hier handelt es sich
erstmals um das Zusammenwirken eines gaullistischen Staatspräsidenten und
Andreas Oldag in: Süddeutsche Zeitung, 4.5.1998.
10 Wolfgang Asholt
eines sozialistischen Regierungschefs, eines Premierministers überdies, der
sich in Stil und wohl auch in seinen politischen Zielen nicht unerheblich von
Mitterrand unterscheidet. Es dürfte nicht einmal ausreichen, die unterschied
lichen Vorstellungen der Regierungen Kohl und Jospin, etwa was die Euro
pa- und Sozialpolitik angeht, für die größer gewordene Distanz verantwort
lich zu machen. Zudem wird aus deutscher Perspektive leicht übersehen, daß
die Kooperation auf Regierungsebene in Analogie zu den deutsch-französi
schen Beziehungen im europäischen Maßstab institutionalisiert worden ist:
So folgen dem 70. deutsch-französischen Gipfel im September in Weimar ein
französisch-italienischer im Oktober, ein französisch-britischer im November
und ein französisch-spanischer im Dezember, was die bi-national privilegier
ten Beziehungen relativieren kann. Vor allem aber haben sich die seit zehn
Jahren tiefgreifend veränderten politischen und weltwirtschaftlichen Konstel
lationen mit einer gewissen Verzögerung, aber unvermeidbar, auf die deutsch
französischen Beziehungen ausgewirkt. Daß dieser historische Einschnitt zu
einem Zeitpunkt erfolgt, da für die jüngere Hälfte der Deutschen, die mit
Reise- und Begegnungsmöglichkeiten in Europa und weit darüber hinaus
groß geworden ist, die komplizierte und tragische deutsch-französische Ge
schichte der ersten Jahrhunderthälfte wirklich historisch geworden ist, konnte
den Abschied vom Mythos nur noch verstärken.
Der Rückblick auf die politischen, wirtschaftlich-sozialen und kulturel
len Entwicklungen in Frankreich vom Regierungswechsel im Juni 1997 bis
zum gleichen Monat des Jahres 1998 will nicht versuchen, hierzu einen Ge
genbeweis zu führen. Er könnte freilich illustrieren, daß trotz aller Nähe und
trotz strukturell analoger Situationen im Zeitalter der allseits beschworenen
Globalisierung Frankreich in vieler Hinsicht, und sei es in Nuancen, andere
Wege als Deutschland, häufig durchaus mit ähnlichen Zielsetzungen, zu ge
hen beabsichtigt. Dabei haben wir es mit der "französischen Variante einer
Krise zu tun, die, auf diese oder jene Art, alle westeuropäischen Gesellschafts
formationen erfaßt hat" (Ziebura 1996, 28). Unterschiedliche oder in Teilen
differierende Antwortversuche auf diese Krise inklusive der Kritik am Weg
des jeweils Anderen stellen jedoch keinesfalls den "Rückfall in antagoni
stische Denkweisen" dar, den Hans Manfred Bock für den Augenblick aus
schließt, auch wenn er glaubt, vor einem "nationalen Abgrenzungsdiskurs"
(Bock 1995,36) warnen zu müssen. Diese Warnung ist, gerade auch angesichts
deutscher Reaktionen auf vermeintliche französische ,Sonderwege " mehr als
angebracht, doch vielleicht besteht die positive Perspektive der deutsch
französischen Beziehungen gerade darin, solche oft historisch bedingten Dif
ferenzen produktiv werden zu lassen, auf dem Gebiet der Wirtschafts- und
Sozialpolitik ebenso wie bei der Immigrations- und Ausländerpolitik, der
Kultur- oder der Europapolitik.
Frankreich zwischen Aufbruch und Stagnation 11
2. Kontinuität im Wandel: die Außenpolitik
Angesichts der "Priorität der Prioritäten" (Albertin 1997, 10), der Arbeitslo
sigkeit, kommt der Außenpolitik, mit Ausnahme freilich der sozial-, wirt
schafts- und finanzpolitisch entscheidenden Europapolitik, eine im Vergleich
zu anderen Epochen der V. Republik eher untergeordnete Rolle zu. Zwar
bleibt es bei dem von Adolf Kimmel vor zwei Jahren konstatierten ,,Anspruch
einer autonomen weltpolitischen Rolle" (Kimmel 1997, 16), auf die der neo
gaullistische Präsident dank der Verfassung in besonderer Weise einwirken
kann, doch manifestiert sich eine originär französische Politik nur gelegent
lich, so etwa anläßlich der Irak-Krise im Herbst 1997 und im Winter 1997/98,
als sich Frankreich deutlich (und dank der Unterstützung durch die beiden
Sicherheitsratsmitglieder China und Rußland auch nicht ohne Erfolg) von der
anglo-amerikanischen Interventionspolitik distanzierte und den vom UNO
Generalsekretär erreichten Komprorniß als Rechtfertigung der eigenen Posi
tion betrachten konnte. In ähnlicher Weise, allerdings ohne über wirkliche
Einflußmöglichkeiten zu verfügen, verfolgt die Nahost- und Israel-Politik
Frankreichs das Ziel, die Europäische Union deutlicher auf eine von den
USA unabhängigere Politik festzulegen; der Besuch des britischen Außenmi
nisters als Repräsentant der EU (März 1998) und seine von Israel als Provo
kation betrachtete Einstellung zur Siedlungspolitik in den besetzten Gebieten
zeigt jedoch, daß diese Bestrebungen nicht aussichtslos sind (von Oppeln
1998, 24-31). Von weit größerer Bedeutung bleibt demgegenüber die Afri
kapolitik, insbesondere das Verhältnis zu den wirtschaftlich und finanziell
(und zumeist auch militärisch) mit Frankreich eng verbundenen Staaten der
Franc-Zone. Hier zeichnet sich die Politik der Regierung Jospin durch eine
"fundamentale Wende" (von Oppeln 1998, 27) aus. Dies ist umso erstaunli
cher, als alle Präsidenten seit de Gaulle, und nicht zuletzt Fran~ois Mitter
rand, die Afrikapolitik als ihre Domäne betrachteten und von Einflüssen der
Regierung oder des Außenministeriums nahezu unbeeinflußt betrieben. Nicht
nur der Regierungschef, auch der Staatspräsident scheint verstanden zu ha
ben, daß diese Zeiten mit dem Ende des Ost-West-Konflikts vorüber sind.
Die Afrikareise des amerikanischen Präsidenten im März 1998 illustriert
auch die veränderte französische Rolle. Dieser Wandel in der französischen
Afrikapolitik läßt sich ereignisgeschichtlich an dem von der Öffentlichkeit zu
Recht kritisierten Eingreifen in Ruanda (Action turquoise) im Jahre 1994 und
an den Fehleinschätzungen der Lage in Zaire sowie in der Folge im Kongo
während des Jahres 1997 festmachen. Die damit verbundenen Veränderun
gen in Zentralafrika stellen unter Beweis, daß zumindest in dieser Region die
privilegierte Position Frankreichs kaum noch aufrechterhalten werden kann.
Die Regierung Jospin zieht daraus die Konsequenzen für die gesamte Politik
in Schwarzafrika. Im Juli 1997, kaum zwei Monate nach dem Regierungs
wechsel, erklärte der französische Außenminister Vedrine in einem Inter
view, daß die Ära der Einflußsphären in Afrika vorüber sei: "Dies veranlaßt
12 Wolfgang Asholt
uns, unsere Afrikapolitik zu überdenken, insbesondere was unsere Politik der
Entwicklungshilfe angeht" (Le Nouvel Observateur 24.-30.7.1997, S. 29).
Daß sich diese Veränderungen bald nicht nur auf die wirtschaftliche Koope
ration beziehen, verdeutlicht die Reise von Verteidigungsminister Alain Ri
chard in zentralafrikanische Staaten während des gleichen Monats, bei der
die Verringerung der französischen Interventionsstreitkräfte in sechs afrika
nischen Staaten bekanntgegeben wird; teilweise werden bisherige Militärba
sen (etwa in Bangui, Zentralafrika) ganz geschlossen. Die geplante Einrich
tung von vier Militärschulen in Schwarzafrika soll wohl ein Mindestmaß an
Kontinuität und Einflußmöglichkeiten gewährleisten. Es bleibt abzuwarten,
auch gerade angesichts der wirtschaftlichen und finanzpolitischen Bedeutung
der ehemaligen Kolonialmacht (afrikanische Franc-Zone, CFA), inwieweit
die afrikanischen Staaten diese neue "Unabhängigkeit" auch politisch ver
wirklichen können. Die Tatsache freilich, daß der französische Außenmini
ster anläßlich einer Afrikareise im Oktober 1997 von einem "neuen" Dialog
mit den afrikanischen Staaten sprach und daß Lionel Jospin im Dezember
anläßlich seiner Afrikareise erklärte, der postkoloniale müsse von einem
gleichberechtigten Umgang miteinander abgelöst werden, läßt eine Abkehr
von der bisherigen Afrikapolitik mit ihrer Unterstützung lokaler Machthaber
zumindest als möglich erscheinen.
Ein solcher Wandel zeichnet sich in der Maghreb-Politik nicht ab (Asholt
1997). Dies zeigt sich besonders deutlich in der Unterstützung der Regime in
Marokko und Tunesien, trifft aber weitgehend auch für Algerien zu. Der an
haltende Terror fundamentalistischer Gruppierungen und die staatliche Re
pression, die während des Ramadan erneut schreckliche Höhepunkte erreicht
haben, werden zwar bedauert, doch wie Lionel Jospin in einem Fernsehinter
view (29.9.1997) einräumte, hat Frankreich angesichts der algerischen Ver
hältnisse und wegen der möglichen Rückwirkungen auf die Situation in
Frankreich aus innen- und sicherheitspolitischen Gründen keine andere
Wahl, als sehr "vorsichtig" zu sein; gelegentlich auftauchende Forderungen
nach einer Internationalisierung bzw. zumindest nach internationaler Unter
suchung etwa der Massaker erfahren keine offizielle Unterstützung. Algerien
gegenüber setzt die Regierung Jospin Frankreichs Kurs einer behutsamen
Annäherung fort, unter gleichzeitiger Rückversicherung bei den Partnern der
EU im Rahmen der Mittelmeerpolitik, aber auch bei den USA, wie die ge
meinsame Erklärung der amerikanischen Außenministerin und ihres franzö
sischen Kollegen (25.9.1997) zeigt. Die Menschenrechtsfragen spielen eine
eher untergeordnete Rolle, und Veranstaltungen wie "Ein Tag für Algerien"
(10.11.1997), mit Lichterketten- und Fackeldemonstrationen, oder der Reise
französischer Intellektueller, wie Andre GIucksmann (L'Express 29.1.1998,
49-53) oder Bernhard-Henri Levy (Die Zeit 15.1.1998), gelingt es nur mo
mentan, die französische Öffentlichkeit für die algerische Tragödie zu sen
sibilisieren. Solidaritätsveranstaltungen wie die Versammlung von prominen
ten Intellektuellen und Politikern in der Pariser Mutualite (21.1.1998)
versuchen, differenziert zum algerischen Drama Stellung zu nehmen und
Description:InhaltInternationale Entwicklung und wachsende wirtschaftlicheVerflechtung erfordern eine enge deutsch-französische Zusammenarbeit. DieKenntnis des Partnerlandes und der Austausch der Ideen halten aber nicht mitdem Austausch der Waren Schritt. Wichtige Erkenntnisse und Anregungen bleibenungenutzt.