Table Of ContentAventurien heißt die phantastische Spielewelt voll
kühner Abenteuer, Magie und farbiger Exotik, er-
schaffen von einem Spezialistenteam und ausgebaut
von Tausenden begeisterter Spieler. Es ist der Schau-
platz des heute größten deutschen Fantasy-
Rollenspiels Das Schwarze Auge. Die Romane der
gleichnamigen Serie lassen uns diese Welt noch viel
unmittelbarer und plastischer erleben.
Thalon verliebt sich ausgerechnet in Alina, die Toch-
ter der mächtigen Kauffrau Murenbreker. Als die
beiden fliehen, haben sie nicht nur die Häscher des
Despoten von Ghurenia, sondern auch den Muren-
breker-Klan auf dem Hals.
Der zweite Roman über die »Piraten des Südmeers«
schildert Thalons verzweifelten Kampf um Liebe und
ein eigenbestimmtes Leben in einer Welt, die ihm
beides nicht zubilligen will.
1. Band: Ulrich Kiesow, Der Scharlatan · 06/6001
2. Band: Uschi Zietsch, Túan der Wanderer · 06/6002
3. Band: Björn Jagnow, Die Zeit der Gräber · 06/6003
4. Band: Ina Kramer, Die Löwin von Neetha · 06/6004
5. Band: Ina Kramer, Thalionmels Opfer · 06/6005
6. Band: Pamela Rumpel, Feuerodem · 06/6006
7. Band: Christel Scheja, Katzenspuren · 06/6007
8. Band: Uschi Zietsch, Der Drachenkönig · 06/6008
9. Band: Ulrich Kiesow (Hrsg.), Der Göttergleiche · 06/6009
10. Band: Jörg Raddatz, Die Legende von Assarbad · 06/6010
11. Band: Karl-Heinz Witzko, Treibgut · 06/6011
12. Band: Bernhard Hennen, Der Tanz der Rose · 06/6012
13. Band: Bernhard Hennen, Die Ränke des Raben · 06/6013
14. Band: Bernhard Hennen, Das Reich der Rache · 06/6014
15. Band: Hans Joachim Alpers, Hinter der eisernen Maske · 06/6015
16. Band: Ina Kramer, Im Farindelwald · 06/6016
17. Band: Ina Kramer, Die Suche · 06/6017
18. Band: Ulrich Kiesow, Die Gabe der Amazone · 06/6018
19. Band: Hans Joachim Alpers, Flucht aus Ghurenia · 06/6019
20. Band: Karl-Heinz Witzko, Spuren im Schnee · 06/6020
21. Band: Lena Falkenhagen, Schlange und Schwert · 06/6021
22. Band: Christian Jentzsch, Der Spieler · 06/6022
23. Band: Hans Joachim Alpers, Das letzte Duell · 06/6023
24. Band: Bernhard Hennen, Das Gesicht am Fenster · 06/6024
25. Band: Niels Gaul, Steppenwind · 06/6025
HANS JOACHIM ALPERS
FLUCHT AUS
GHURENIA
Die Piraten des Südmeers – Teil 2
Neunzehnter Roman
aus der
aventurischen Spielewelt
herausgegeben
von
ULRICH KIESOW
Originalausgabe
WILHELM HEYNE VERLAG
MÜNCHEN
HEYNE SCIENCE FICTION & FANTASY
Band 06/6019
Umwelthinweis:
Dieses Buch wurde auf chlor- und
säurefreiem Papier gedruckt.
Redaktion: Friedel Wahren
Copyright © 1997
by Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co. KG, München,
und Schmidt Spiele + Freizeit GmbH, Eching
Printed in Germany 1997
Umschlagbild: Ruud van Giffen
Umschlaggestaltung: Atelier Ingrid Schütz, München
Technische Betreuung: M. Spinola
Satz: Schaber Satz- und Datentechnik, Wels
Druck und Bindung: Presse-Druck, Augsburg
ISBN 3-453-10975-9
DawareinRaunenwieausweiterFerne,einName,der
ausgesprochen und weiter davongetragen wurde, als
es in derAbsichtdesjenigen lag,dessen Lippen ihn ge-
formthatten.EinName,denderMann,densieCassim
nannten, nicht einmal richtig verstanden und kurz
darauf schon wieder vergessen hatte. Aber dieser Na-
me, dieses Geräusch, diese vielleicht nur zufällige An-
einanderreihungvonLauten,diesichineinederweni-
gen Pausen im Hämmern und Klopfen gedrängthatte,
schientiefinseinemInnerenetwasberührtzuhaben.
Cassim kam, was ihm nur selten geschah, aus dem
Takt. Zum Glück hatte der Aufseher es nicht bemerkt.
Cassim schaute sich um, aber er vermochte nicht zu
entscheiden, wer von den mehr als zwanzig Sklaven
in nächster Nähe den Namen, das Geräusch, den
sonderbar vertrauten, sonderbar bedrohlichen Klang
über die Lippen gebracht hatte.
Der Aufseher hieß Achak und war ein Tulamide.
Sein Gesicht war dunkel, breit und mit unzähligen
Narben bedeckt. Eine mächtige gebogene Nase stach
daraus hervor, und unter schmalen Augenbrauen
glänzten kohlschwarze Augen, denen kaum etwas
entging. Obwohl das Haar genauso vom grauweißen
Steinstaub bedeckt war wie der muskulöse nackte
Oberkörper, der Lendenschurz und die Riemensan-
dalen, schimmerte unter dem Staub fettiges Schwarz.
Das Haar war straff nach hinten gekämmt und endete
als Zopf.
Scheinbar versunken saß Achak auf einem Fels-
brocken und stützte die Hände, derbe Pranken mit
kurzgliedrigen Fingern, auf die glahb mit den drei
verknoteten Lederschnüren. Er sah aus wie ein erlo-
schenes Feuer mit ein paar Stücken Fettkohle in der
Asche, aber in Wahrheit war er ein Vulkan. Unbere-
chenbar und stets einen Wimpernschlag vor dem
nächsten Ausbruch.
Achak war bei seinem Herrn gut gelitten. Er
verstand sich nicht nur darauf, die ihm anvertrauten
Sklaven erbarmungslos anzutreiben. Er beherrschte
auch die Kunst, sie so zu peitschen, daß sie sich vor
Schmerzen krümmten, ohne sie jedoch für die Arbeit
zu verderben. Selten schlug er so oft und so fest, daß
ihm ein Sklave vollständig verdarb. Sklaven waren
teuer. Achak wußte dies und handelte danach. Aller-
dings war er nicht der Meinung, daß ein Sklave
Grund haben sollte, sich seines Lebens zu erfreuen.
Er hatte seine besondere Methode entwickelt, die An-
forderungen seines Herrn mit seinen eigenen Leiden-
schaften auf vorteilhafte Art zu verknüpfen.
Cassim beobachtete den Aufseher aus den Augen-
winkeln, während er mit seinem zweieinhalb Stein
schweren und einen Spann langen Dolerithammer
den Steinquader zurechtschlug. Er wußte, daß Achak
nur aufspringen und zwei Schritte tun mußte, um
Cassim die Schnüre der dreischwänzigen glahb über
die Hüfte zu ziehen. Und ihm war klar, daß er es frü-
her oder später auch tun würde. Sobald Cassim es
wagte, eine Pause einzulegen. Oder ohne besonderen
Grund. Vielleicht nur deshalb, um Cassim daran zu
erinnern, daß er ein Sklave und Achak ein Aufseher
war.
Cassim versuchte sich den Klang des Namens, der
ihn beunruhigt hatte, in Erinnerung zu rufen. Es
wollte ihm nicht gelingen. Aber sein Körper schien
sich zu erinnern. Tief in seinem Inneren ballte sich
machtvoll ein Gefühl zusammen und drohte ihn zu
übermannen.
Angst!
Nackte, kreatürliche Angst, an der Cassim zu er-
sticken drohte. Angst, die keinen Namen hatte. Für
ihn hatte sie keinen Namen. Und doch war die Angst
durch einen Namen ausgelöst worden, den er bewußt
nicht einmal wahrgenommen hatte. Ein Name, der
etwas in ihm berührt hatte. Etwas Altes.
Angst, Angst, Angst.
Angst, die mit diesem Namen in Verbindung ste-
hen mußte. Angst, deren Ursache er vergessen hatte.
Wie er alles vergessen hatte. Aber die Angst hatte
nichts vergessen. Cassim fühlte eine Bedrohung. Am
liebsten wäre er aufgesprungen und davongerannt.
Aber er wußte ja nicht einmal, wovor er flüchtete.
Er kämpfte die Panik nieder, indem er wie besessen
mit seinem Hammer auf den Stein einschlug. Allmäh-
lich spürte er, daß die Angst zurückwich.
Als Achak plötzlich aufsprang und seine glahb
schwang, traf sie nicht Cassim, sondern einen ande-
ren. Die Lederschnüre fraßen sich in den schmalen
Rücken des alten Zobo, brachen Borke über alten
Wunden auf und ließen Blutstropfen aus den Rän-
dern der frischen Striemen perlen. Zobo war zusam-
mengezuckt und biß sich auf die Unterlippe, um kei-
nen Schrei auszustoßen. Aber er hörte nicht damit
auf, mit seiner Doleritscheibe, Bimsmehl und Kno-
chenöl den grauen Marmor zu glätten.
»Alter Bock, du bist hier nicht im alveranischen Pa-
radies, verstanden!« brüllte der Aufseher. »Aber ich
sorge auf der Stelle dafür, daß du dorthin gelangst,
wenn du nicht sofort einen Zahn zulegst! Was habe
ich getan, daß Boron mich mit Greisen straft, die ihre
Pisse nicht mehr halten können?« Achak legte eine
Pause zum Luftholen ein. Erneut schlug er den Alten,
dem der Schmerz das Wasser in die Augen trieb und
der trotzdem wie ein Besessener seine Polierscheibe