Table Of ContentIrene Spirgi-Gantert · Markus Oehl
Tiziana Grillo · Elisabeth Bürge
FBL Klein-Vogelbach
Functional Kinetics
Ballübungen
Instruktion und Analyse
6. Aufl age
Irene Spirgi-Gantert
Barbara Suppé
(Hrsg.)
FBL Klein-Vogelbach
Functional Kinetics: Ballübungen
Irene Spirgi-Gantert
Barbara Suppé
(Hrsg.)
FBL Klein-Vogelbach
Functional Kinetics:
Ballübungen
Instruktion und Analyse
6., vollständig überarbeitete Auflage
Mit 318 Abbildungen
Unter Mitarbeit von Salah Bacha
123
Herausgeber:
Irene Spirgi-Gantert
Udligenswil, Schweiz
Barbara Suppé
Stiftung Orthopädische Universitätsklinik
Heidelberg
Weitere Informationen unter
Ergänzendes Material finden Sie unter http://extras.springer.com 978-3-662-49477-6
ISBN 978-3-662-49477-6 978-3-662-49478-3 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-662-49478-3
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V
Geleitwort
Liebe Leserin, lieber Leser, passt werden können. Es geht den Autoren darum,
durch Einbezug der Faszien nicht eine neue, quasi
Sie haben die 6. Auflage des Standardwerks FBL esoterische Theorie in ihr praxisbezogenes Hand-
Klein Vogelbach Functional Kinetics: Ballübungen buch einzubauen, sondern die Übungen auf eine
vor sich. wissenschaftliche Grundlage zu stellen. Das Wis-
sen um die Existenz und Funktion der Faszien er-
Eine 6. Auflage? War denn eine solche notwendig? weitert das Behandlungsspektrum der Therapeu-
ten und erlaubt es ihnen auch, gewisse Übungen
Ja, denn hier wurden die neuesten Erkenntnisse der zum Wohl der ihnen anvertrauten Pa tienten besser
Faszientheorie des Bewegungsapparates in die dar- abzustimmen.
gestellten Übungen eingebaut. Die Erkenntnisse
über die Anatomie und Physiologie der Faszien Mit großem Interesse habe ich 7 Kap. 3 der neuen
haben unseren Blickwinkel auf den Bewegungs- Auflage gelesen sowie die weiteren Kapitel, in de-
apparat erweitert. Zur quasi zweidimensionalen nen die Theorie dann in den Anpassungen der
Ansicht »Muskeln-Sehnen-Knochen« kommen Übungen umgesetzt wird.
nun die Faszien hinzu. Faszien dienen eben nicht
nur der passiven Übertragung von Kräften. Es gibt Bei der Erstellung der 5. Auflage war der damalige
in den Faszien eigene Kräfte ausübende kontraktile Hauptgewinn die Besprechung des Konzeptes des
Elemente und zusätzlich neurale Steuerungsele- motorischen Lernens. Nun kommen, drei Jahre
mente wie die Golgi-, Ruffini- und Paccini-Körper- später, in der vorliegenden Auflage die Konzepte
chen. Die neuesten Annahmen gehen sogar so weit, der Faszien hinzu.
dass die Faszien als Schlüssel zur körperlichen
Gesundheit betrachtet werden. Dies ist vielleicht Man muss fast folgern, dass der Leser die 4., 5. und
etwas weit gegriffen. 6. Auflage nebeneinander lesen sollte, um die Fort-
schritte der letzten zehn Jahre in der Funktionellen
Faszinierende Einblicke in die Ultrastruktur der Fas- Bewegungslehre nach Klein-Vogelbach verfolgen
zien geben die Darstellungen dieses bisher buchstäb- zu können.
lich verborgenen Gewebes durch den französischen
Arzt Jean-Claude Guimberteau, der die Faszien be- Im Kapitel »Der Cowboy« wurden denn auch die
reits im Jahre 2004 endoskopisch erforschte1. Wich- Ausgangsstellungen an das myofasziale System an-
tige Erkenntnisse für den Praktiker wurden jüngst gepasst. Entsprechend erleichtern diese Anpassun-
von Robert Schleip und Kollegen beschrieben.2 gen die weiterführenden Übungen wie »Der Feder-
ball« und »Die Sprungfeder«. Für den Anwender
Die Autoren der nun vorliegenden 6. Auflage von werden die Ballübungen zudem vermehrt auch in
FBL Klein Vogelbach Functional Kinetics: Ballübun- einen Kontext mit therapeutischen Übungen ohne
gen haben sich die Mühe gemacht, alle Übungen Ball gebracht.
auch unter dem Aspekt der Faszien neu zu erarbei-
ten und Hinweise zu geben, wie die Übungen ange- Die Hula Hula-Übungen wurden nach Einbezug
des myofaszialen Systems verknüpft – also nicht
1 Guimberteau JC, Sentucq-Rigall J, Panconi B, Boileau R, mehr nur geradlinig, sondern auch kreisförmig.
Mouton P, Bakhach J (2005) Introduction à la connais- Dies erfordert natürlich deutlich mehr Geschick-
sance du glissement des structures sous-cutanées hu-
lichkeit. Selbstverständlich können die beiden
maines (Introduction to the knowledge of subcutaneous
Übungen kombiniert angewendet werden. Die
sliding system in humans). Annales de chirurgie plastique
esthétique 50:19-34, und kürzlich: Guimberteau JC (2012) Aufteilung in zwei separate Kapitel erleichtern Le-
Vers une ontologie fibrillaire structurante (Towards a sern und Instruktoren jedoch die Erarbeitung der
structuring fibrillar ontology) Annales de chirurgie spezifischen Übungen.
plastique esthétique 57:527-529
2 Schleip R, Findley TW, Chaitow L, Huijing PA (2014) (Hrsg)
Auch beim »Bett des Fakirs« wurden Anpassungen
Lehrbuch Faszien – Grundlagen, Forschung, Behandlung.
Urban & Fischer /Elsevier, München an das myofasziale System eingearbeitet. Die Fer-
VI Geleitwort
sen bewegen sich in der Einstellung schnell in
Richtung Boden, stoppen kurz vor dem Bodenkon-
takt und schnellen zurück. Auch die Hüftgelenke
bewegen sich zügig in Richtung Boden und dann
zurück. Werden zudem die Armpattern aus der
Übung »Frosch« als Variante dazu kombiniert,
können auch die Arm- und Rumpflinien gedehnt
werden.
Die Sektion III, »Körperabschnitt Bein« wurde
gründlich überarbeitet. In der Sektionseinleitung
(7 Kap. 21) werden Tipps für die Praxis gegeben,
die insbesondere die dynamische Stabilisierung des
Beins in Stützfunktion, aber auch die Mobilisie-
rung der Gelenke der unteren Extremitäten betref-
fen. In der Überarbeitung wurden Anpassungen
bei lang gewachsenen Oberschenkeln und großem
Trochanter-Abstand eingeführt. Es wird auch da-
rauf hingewiesen, dass die Segmentierung der Be-
wegungsabläufe u nd häufige Wiederholungen den
Lernprozess des Übenden insbesondere in der
zweiten Lernphase (7 Kap. 2) beschleunigen.
Alles in allem bleibt das Buch den Prinzipien der
5. Auflage treu, erläutert jedoch gezielt Anpassun-
gen und Verbesserungen der Übungen unter Ein-
bezug der myofaszialen Strukturen. Dies ist ein
großer Gewinn.
Ich wünsche den Lesern eine spannende Lektüre
und den Anwendern, dass an der Theorie der
Funktionellen Bewegungslehre nach Klein-Vogel-
bach weiter intensiv gearbeitet wird.
Gerne erwarte ich in den nächsten Jahren weitere
auf wissenschaftlicher Grundlage entstandene Stu-
dien zu diesem Thema.
Prof. Dr. med. Niklaus F. Friederich
Leitender Arzt
Orthopädie/Traumatologie, Universitätsspital,
CH-4031 Basel
VII
Vorwort zur 1. Auflage
Warum ist es schwierig, das einfache, natürliche müssen das Bewegungsverhalten des gesunden
Bewegungsverhalten zurückzugewinnen, wenn es und kranken Menschen lebenslänglich beobach-
aus welchen Gründen auch immer eine Störung ten, um allmählich die intuitiv erfassten Beobach-
erfahren hat? tungskriterien diskursiv analysieren zu können.
Was einmal mühelos und selbstverständlich da So entstand ein Analysenkonzept, das den Versuch
war, gelingt auch durch oft unermüdliches Üben macht, innerhalb eines Bewegungsablaufes die
nicht wieder. Aktion oder das im Bewusstsein »oberschwellig«
Vorhandene und darum zur Instruktion Geeigne-
Warum helfen Energie und Willensanstrengung so te von der Reaktion in der Beobachtung streng zu
wenig? trennen.
Ist der Patient oder vielleicht der Therapeut zu Die Erfahrung lehrt, dass stetiges Hinweisen auf
»dumm« zum Lernen oder Lehren? ein Bewegungsdefizit mit der Aufforderung es zu
überwinden sogar mögliche Änderungen im Be-
Wenn es mit »Dummheit« zu tun hat, liegt sie si- wegungsverhalten blockiert. Das Lernziel in Form
cher in erster Linie beim Therapeuten. Oder besser einer gewünschten Veränderung im Bewegungs-
gesagt der Patient darf »dumm« sein, sonst brauch- verhalten muss darum im reaktiven Bereich erfüllt
te er ja gar keinen Therapeuten. werden. »Oberschwellig« im Bewusstsein dürfen
die Bedingungen erscheinen, die das reaktive Ge-
Aber darf der Therapeut auch »dumm« sein? schehen begrenzen. In anderen Worten, die Reak-
tion erfährt durch Konditionen, die die Aktion
Was heißt denn »dumm« überhaupt, wie wollen näher bestimmen, die notwendige, differenzieren-
wir die »Dummheit« verstehen? de Limitation.
Das Herkunftswörterbuch des Duden gibt Aus- Im »oberschwelligen«, der Instruktion zugängli-
kunft. Die Etymologie nennt auf Mittelhoch- chen Bereich des Bewusstseins dominieren Wahr-
deutsch das Wort »tump« = töricht/unerfahren/ nehmung 1) der Bewegungsrichtung, 2) der sich
stumm, auf Althochdeutsch das Wort »tumb« = ständig ändernden Distanzen innerhalb des Kör-
stumm/taub/töricht, auf Gotisch das Wort pers, 3) – in Bezug auf die Umwelt – der Verände-
»dumbs« = stumm, auf Englisch das Wort »dumb« rung der Beziehung zur Unterlage in Form von
= stumm. Die Grundbedeutung des Wortes heißt wechselndem Druck.
»stumm« = verdunkelt/mit stumpfen Sinnen. So
wollen wir die »Dummheit« des Therapeuten ver- Da alle Bewegung sich im Wirkungsbereich der
stehen. Die tadelnde, negative Wertung der Erdanziehung abspielt, besteht die diskursive Ver-
»Dummheit« kommt erst im späteren Sprachge- arbeitung beobachteter Kriterien in der Analyse
brauch hinzu. von Gleichgewichtsreaktionen. Das Leitbild der
ökonomischen Aktivität entscheidet in der Beur-
Sind wir »dumm« = unerfahren, müssen wir Erfah- teilung über zu viel oder zu wenig.
rung sammeln.
Jede Gewichtsverlagerung im Schwerefeld verur-
Sind wir »dumm« = töricht, müssen wir Erkenntnis sacht ein reaktives Geschehen im Sinne einer Mo-
suchen. bilisierung eines Gegengewichts, einer Gegenakti-
vität oder einer Veränderung der Unterstützungs-
Sind wir »dumm« = taub/stumm/dumpfen Sinnes, fläche. Wenn die Bewegungsrichtung einmal be-
müssen wir unsere Wahrnehmung schärfen. stimmt ist, bringt die Aktion Gewicht in die
Bewegungsrichtung. Ob im reaktiven Bereich nun
Das ist ein altbekannter Weg, den jeder in seiner Gewicht oder Aktivität aus der Bewegungsrichtung
Weise gehen muss. Wir Bewegungstherapeuten geht, oder Gewicht durch eine Veränderung der
VIII Vorwort zur 1. Auflage
Unterstützungsfläche in oder aus der primären Be- Insbesondere danke ich:
wegungsrichtung transportiert wird, entscheidet Georg Klein-Vogelbach, meinem Mann, Ortrud
die Form des Bewegungsgeschehens. Bronner, Elisabeth Bürge, Katrin Eicke-Wieser, Ur-
sula Künzle für das Korrekturlesen. Vreny Lüscher,
Das Wissen vom Bau und von der Funktion des Beatrix Lütolf-Keller, Saro jini Shresta für die Dar-
menschlichen Körpers bringt die Erkenntnis, dass stellung der Ballübungen.
der wichtigste Aktivierungsauftrag an unsere Mus-
kulatur in der Verhinderung möglicher Bewegungs- Dietmar Hund, Ursula Künzle, Fotografien.
ausschläge in unseren Gelenken besteht, damit ein
normales Bewegungsverhalten im Sinne lebens- Holger Hammerich, Grafiken.
notwendiger Bewegungsfunktionen möglich ist.
Der Arbeitsgruppe für Funktionelle Bewegungs-
Die Ballgymnastik bietet sich als Experimentierfeld lehre Barbara Bartmes, Elisabeth Bürge, Ortrud
für Gleichgewichtsreaktionen geradezu an. Die Be- Bronner, Käthi Hedinger, Verena Jung, Ursula
wegungen werden labilisiert und zugleich kann der Künzle, Wiltrud Schmid.
Körper bodennah eine große Unterstützungsfläche
bekommen. Mehr als 10 Jahre Arbeit mit dem Ball Gisela Rolf und dem Fortbildungszentrum Hermi-
sind vergangen, der Ball hat geradezu einen »Sie- tage in Bad Ragaz.
geszug« in der Bewegungstherapie hinter sich. In
der Therapie mit zerebral geschädigten Kindern Birgit Rohr, René Buillard und dem Zentrum für
arbeitete das Bobath-Konzept schon lange mit Bäl- Lehre und Forschung am Kantonsspital Basel.
len.
Fränzi Hertner und allen Schülern der Schule für
Dieses Buch bringt nun differenzierte Analysen Physiotherapie am Kantonsspital Basel.
und Instruktionsrezepte von 21 an Patienten mit
verschiedenen Krankheitsbildern erprobten Mo- Der Direktion des Kantonsspitals Basel.
dellen. Das Analysenkonzept ist für alle Bewe-
gungsabläufe geeignet. Susanne Klein-Vogelbach
Basel, im Oktober 1980
Das vorliegende Werk ist als Lehrbuch zur Einfüh-
rung eines Analysenkonzeptes für Gleichgewichtsre-
aktionen nach den Gesichtspunkten der funktionel-
len Bewegungslehre gedacht. Aus diesem Grunde
glaubte man auf ausführliche Literaturzitate ver-
zichten zu können.
Ohne die Hilfe, Beratung und Mitarbeit von Freun-
den, Kollegen und Schülern wäre die Arbeit nicht
möglich gewesen. Ihnen allen sage ich meinen bes-
ten Dank, auch wenn ich sie nicht alle namentlich
erwähnen kann.
IX
Vorwort zur 6. Auflage
In der Überarbeitung der 6. Auflage des Ballbuchs sung Therapeuten, Trainer und Übenden dazu an-
wurden die übersichtliche Darstellung und der regen, den Ball in der Prävention, im Fitnessbe-
knapp gefasste Analysetext der 5. Auflage über- reich, im Sport und in der Therapie zum Lehren
nommen, der damals gemeinsam von Elisabeth und Lernen von Bewegung zu nutzen.
Bürge und Irene Spirgi-Gantert verfasst wurde.
In 7 Kap. 1 hat Tiziana Grillo, als Erstautorin, einen
Leider Konnte Elisabeth Bürge an dieser Auflage
Beitrag zu den Ballübungen aus dem Blickwinkel
nicht mehr mitarbeiten, aber wir danken ihr an
des motorischen Lernens und der motorischen
dieser Stelle für ihren großen und unermüdlichen
Kontrolle geschrieben. Der Leser findet konkrete
Einsatz bei der Überarbeitung der Vorauflagen
Hinweise, wie das Erlernen der Übungen durch
dieses Buches.
Prinzipien des motorischen Lernens unterstützt
Ein großer Teil der Abbildungen aus der 4. Auflage, werden kann. Damit beginnt die Sektion I des
die unter Mitarbeit von Ulrike Rostin und Sigrun Buchs, »Ballübungen lernen und lehren«.
Sievert entstanden sind, sowie zahlreiche Abbil-
Wesentliche Erkenntnisse für die Bewegungsin-
dungen aus der 5. Auflage wurden übernommen.
struktion ziehen sich wie ein roter Faden durch
Neu in diesem Buch ist die Anpassung einer Viel- das Buch. Instruktionsinhalte, die die Aufmerk-
zahl von Übungen an das myofasziale System. Diese samkeit des Übenden auf den externen Fokus len-
Anpassungen sind speziell hervorgehoben, als sol- ken, sollten, wenn immer möglich, in die Bewe-
che gekennzeichnet und mit Grafiken bebildert. Bei gungsvermittlung aufgenommen werden. Sie er-
den myofaszialen Anpassungen wurde die Grund- leichtern nicht nur das Erlernen der Übung, son-
struktur der Übungen bewusst beibehalten, um das dern erhöhen auch die Chancen, dass sie ins
Wesen der Ballübungen nicht zu verändern. Bewegungsr epertoire des Übenden aufgenommen
werden. Fettgedruckte Textteile in den Übungsan-
Warum sind Ballübungen so motivierend?
leitungen weisen auf zentrale Elemente der Bewe-
Der Lernprozess ist dynamisch und individuell gungsinstruktion hin. Ein Fallbeispiel illustriert
und wird stark durch die Interaktion von The- die klinische Umsetzung einiger Elemente des mo-
rapeut und Übenden geprägt. Der Ball weckt torischen Lernens.
Bewegungsfreude. Die Ballübungen sind eine Her-
Faszinierend ist, dass Kerngedanken der FBL (bild-
ausforderung an die Bewegungsfähigkeit und das
hafte Bewegungsinstruktion oder die für sie typi-
Reaktionsvermögen des Patienten.
schen kuriosen Übungsnamen), wie sie bereits in
Die damit verbundenen Emotionen wirken sich den 1970er- und 80er-Jahren von Susanne Klein-
positiv auf das Lernen aus, und der Ball kann zwi- Vogelbach beschrieben wurden, heute wissen-
schendurch als Sitzgelegenheit benutzt werden. Ein schaftlich untermauert werden können. Die Quel-
so in den Alltag übertragenes Lernen bewirkt blei- lenverweise am Ende des Kapitels ermöglichen
bende Veränderungen im Bewegungsverhalten. dem Leser, aufgegriffene Themen aus dem Bereich
Wenn der Ball als »Stuhl« genutzt wird, ist zu be- des motorischen Lernens und der motorischen
denken, dass er eine mobile Unterlage darstellt. Kontrolle zu vertiefen.
Seine Rolltendenz löst ständige tonische Verände-
rungen aus. Daher ist er als permanente Sitzgele- In Übereinstimmung mit dem Buch Therapeuti-
genheit nicht geeignet, sondern soll vielmehr als sche Übungen (Spirgi-Gantert 2012) ist in 7 Kap. 2
Stimulus für Bewegung genutzt werden. eine Einführung zum funktionellen Training und
in 7 Kap. 4 das Analysenkonzept ins Buch aufge-
Die Rolltendenz wird in den Übungen genutzt, da
nommen worden. Konkrete Beispiele erleichtern
die mobile Unterlage permanent Balancereaktio-
dem Leser das Verständnis der Analyse, die die
nen fordert. Die Ballübungen eignen sich hervor-
Grundlage für eine differenzierte Bewegungsschu-
ragend, um Bewegungen reaktiv im Sinne einer
lung ist.
Gleichgewichtsreaktion hervorzurufen und da-
durch ein ökonomisches Bewegungsverhalten zu Neu ist 7 Kap. 3, »Ballübungen unter dem Aspekt
schulen. Das Buch soll auch in seiner neuen Fas- des Faszientrainings«. Markus Oehl hat in seinem
X Vorwort zur 6. Auflage
Beitrag Informationen über den Einfluss des myo- einmaligen Art die Ballübungen vermittelt; dies
faszialen Systems auf Propriozeption und Bewe- wird durch die originale Vertonung unterstrichen.
gungsverhalten des Übenden dargestellt. Die Die FBL-fachspezifischen Begriffe, die Susanne
»myofaszialen Anpassungen« der jeweiligen Ball- Klein Vogelbach dabei z.T. verwendet, sind im
übungen werden den unterschiedlichen Wirkungs- Buch an die allgemeine Terminologie der Physio-
ebenen einer myofaszial orientierten Bewegungs- therapie angepasst worden.
therapie zugeordnet und sind bei den jeweiligen
Die Filmsequenzen ermöglichen dem Zuschauer,
Übungen speziell hervorgehoben.
die Modellform einer Übung rasch zu erfassen. Be-
Die Ballübungen sind entsprechend den angestreb- sonders der Aspekt der Dynamik, das angestrebte
ten Zielen in zwei separate Sektionen unterteilt. Bewegungstempo und der Rhythmus, die Schlüs-
Sektion II, »Körperabschnitte Becken/Brustkorb/ selaspekte der Ballübungen, können so vermittelt
Kopf«, enthält Übungen, die die dynamische Stabi- werden. Zudem fördert das richtige Erfassen des
lisierung der Brustwirbelsäule und die potenzielle Bewegungstempos die Qualität der Bewegungsaus-
Beweglichkeit des Beckens fördern. Neu eingefügt führung und das Einprägen eines Bewegungsab-
wurde die Übung »Das Karussell«. In Sektion III, laufs.
»Körperabschnitt Bein« wurde die Übung »Die
Zusätzlich wurden zu allen Übungen Handouts in
Brunnenfigur« mit den ursprünglichen Bewegun-
PDF-Format erstellt; diese sind ebenfalls im Down-
gen der Arme in Phase 2 ergänzt, um gezielter auf
loadbereich erhältlich und können ausgedruckt
das myofasziale System eingehen zu können.
und individuell ergänzt werden. Auf den Handouts
7 Kap. 5 verdeutlicht, gestützt auf aktuelle Literatur, sind die wichtigsten Punkte zur Übung zusammen-
die therapeutischen Ziele von Sektion II. In Sektion gefasst, eine Strichzeichnung unterstützt die visu-
III findet der Leser in 7 Kap. 21 klinisch orientierte elle Erinnerung an die Übung.
Überlegungen zum Training der unteren Extremi-
täten. Die Ballübungen von 7 Kap. 22 bis 27 fokus- Unser Dank gilt:
4 allen Instruktoren, Instruktorinnen sowie
sieren sowohl auf die Mobilisierung der Hüftge-
Kollegen und Kolleginnen, die an der Weiter-
lenke als auch auf die Beinachsenbelastung. Die
entwicklung der FBL arbeiten und uns viele
Übungen können aber auch unter anderer Zielset-
Impulse gegeben haben,
zung angewendet werden.
4 Salah Bacha, der bei der Entwicklung der
Die tabellarische Übersicht im »Wegweiser« zu myofaszialen Anpassungen intensiv mitge-
B eginn des Buches gibt einen Überblick über die arbeitet hat,
wesentlichen Lernziele der verschiedenen Übun- 4 Ulrike Rostin, die uns zahlreiche Tipps für die
gen. Die Auflistung erlaubt es dem Therapeuten, Vermittlung der Ballübungen im Unterricht
rasch diejenigen Übungen herauszusuchen, die gegeben hat,
sich am besten für die Situation des Übenden eig- 4 Andrea Welsch und Clara Spirgi, die sich für
nen. weitere Abbildungen zur Verfügung gestellt
haben,
Zu jeder Übung sind im Abschnitt »Hinweise für 4 Katharina Wagner, Esther Dür, Stephanie Kai-
den Therapeuten« Hilfestellungen und Anpassun- ser-Dauer vom Springer Verlag für ihre Unter-
gen beschrieben und mit Abbildungen illustriert. stützung und sorgfältige Überarbeitung des
Die myofaszialen Anpassungen der einzelnen Manuskripts,
Übungen sind jeweils hervorgehoben und mit zu- 4 Christin e Goerigk für die Überarbeitung der
sätzlichen Bildern illustriert. Die präzise Ausfüh- Grafiken und die Zeichnungen der neuen Bil-
rung der Ausgangsstellung und des Übungsablaufs der zu den myofaszialen Anpassungen,
in einer individuell angepassten Form macht den 4 allen Patienten und Patientinnen, allen Stu-
Erfolg aus. dierenden, die uns mit ihren Fragen und Er-
fahrungen immer wieder zum Nachdenken
Neu ist auch, dass die Filmsequenzen des Videos angeregt haben.
»Ballgymnastik« mit den Originalaufnahmen mit
Susanne Klein-Vogelbach nun als Download auf Irene Spirgi-Gantert, Udligenswil
Springer Extra erhältlich sind. Darauf ist zu sehen, Markus Oehl, Koblenz
wie Susanne Klein Vogelbach in ihrer kunstvollen Im Juni 2016
Description:Dieses Buch zeigt Physiotherapeuten und ihren Patienten 21 Ballübungen aus der Funktionellen Bewegungslehre. Als bekannter Teil des FBL-Konzepts können diese sowohl in der Prävention als auch in der Therapie eingesetzt werden.Die erfahrenen Autoren erläutern die Mobilisation und Stabilisation de