Table Of ContentStudies in
Contemporary Economies
Gert Wagner
Notburga Ott
Hans-Joachim Hoffmann-Nowotny (Hrsg.)
Familienbildung und
Erwerbstatigkeit im demo
graphischen Wandel
Proceedings der 23. Arbeitstagung
der Deutschen Gesellschaft fOr
Bevolkerungswissenschaft am 28. Februar -
3. Marz 1989 in Bad Homburg v.d.H.
Springer-Verlag
Berlin Heidelberg New York
London Paris Tokyo Hong Kong
Editorial Board
D. BOs G. Bambach B. Gahlen K. W. Rothschild
Herausgeber
Dr. Gert Wagner
Deutsches lnstitut fOr Wirtschaftsforschung
KOnigin-Luise-StraBe 5, 0-1000 Berlin 33
Diplom-Volkswirtin Notburga Ott
Sonderiorschungsbereich 3, Universitat Frankfurt
Senckenberganlage 31, 0-6000 Frankfurt 11
Prof. Dr. Hans-Joachim Hoffmann-Nowotny
Soziologisches lnstitut der Universitat ZOrich
Birchstra8e 95, CH-8050 ZOrich
ISBN-13: 978-3-540-51811-2 e-ISBN-13: 978-3-642-83989-4
001: 10.10071978-3-642-83989-4
Dieses Wer!< ist urhebenechdiclllleSChlitrt. Die d8durch bttgrOndeten Rechte, inSbeSOndere
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Bund. ...e publik OeVlschland vom 9. Septembe, 1965 in de' Fassung ¥om 24, Juni 1985 lulusig.
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<0 Springer-Vertag BMlin Hltidflll)e'gl989
sottco .., reprint 01 the h.rdcov. . 1st O<!ftion 1989
Druck-un<! eind"",I)e~en: Weih .. r1-D,uek GmbH. Da,mstadt
2142/3140 - 543210 - Gedruckl aul sAurefr. . ittm Papier
Vorwort
1m vorliegenden Band werden die iiberarbeiteten Referate der 23. Arbeitstagung
der Deutschen Gesellschaft flir Bevolkerungswissenschaft dokumentiert. Diese
Tagung fand yom 28. Februar bis 3. Marz 1989 unter dem Leitthema "Farnilien
bildung und Erwerbstatigkeit im demographischen Wandel" in Bad Homburg
v.d.H. statt. Sie wurde in enger Zusammenarbeit mit dem DFG-Sonderfor
schungsbereich 3 "Mikroanalytische Grundlagen der Gesellschaftspolitik" durch
geflihrt, der in seiner letzten Antragsphase einen projektiibergreifenden For
schungsschwerpunkt "Soziale Sicherung im demographischen Wandel" bearbei
tet. Wesentliche Ergebnisse dieser Arbeit werden im vorliegenden Band aus
Teilprojekten des Sib 3 prasentiert, die an den Universitaten Frankfurt und
Mannheim sowie in Berlin tatig sind. Entsprechend der Ausrichtung des Sib 3
standen rnikroanalytische Ansatze im Vordergrund der Tagung, die jedoch nicht
ausschlieBlich von Referenten aus dem Sib 3 bestritten wurde.
Die Herausgeber bedanken sich fur das Vertrauen des Vorstandes der DGBw in
ihre Arbeit. Ganz besonderer Dank gilt Frau Dr. Charlotte Hohn und Herrn Dr.
Johannes Otto (beide Bundesinstitut flir Bevolkerungsforschung, Wiesbaden),
die als weitere Mitglieder der Vorbereitungsgruppe flir die DGBw-Arbeitsta
gung nicht an der Herausgabe dieses Tagungsbandes mitgearbeitet haben. Der
Stadt Bad Homburg v.d.H. und der Bundesschuldenverwaltung gilt Dank fur die
Oberlassung der diversen Tagungsraume.
Neben dem Bundesrninister flir Jugend, Farnilie, Frauen und Gesundheit, der
durch einen ZuschuB die Drucklegung des vorliegenden Buches erst ermoglichte,
hat der Sonderforschungsbereich 3 die Arbeitstagung in vielfaltiger Weise unter
stutzt. Die Herausgeber bedanken sich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbei
tern der Gescbaftsstelle des Sib 3 in Frankfurt, insbesondere bei dem derzeitigen
Sprecher des Sib 3, Herrn Prof. Dr. Richard Hauser, der zusammen mit dem
Vorsitzenden der DGBw, Herrn Prof. Dr. Rainer Mackensen, die Jahrestagung
einleitete. Prof. Dr. Josef Schmid, Prof. Dr. Gunter Steinmann und Prof. Dr.
Klaus F. Zimmermann danken wir flir die kompetente Leitung der einzelnen
Sitzungen wahrend der Tagung.
Als Hilfskrafte des Sonderforschungsbereichs 3 haben Karin Rinne, Ute Kraft,
Lucia Gius, Marco Deus, Gunther Arfin und Norbert Haase (Frankfurt), sowie
Wolf Seidel und Ingrid Wernicke (Berlin) bei der Vorbereitung und DurchfUh
rung der Tagung und beim Erstellen des Typostkriptes fur das vorliegende Buch
geholfen. Fur ihre Sorgfalt bedanken sich die Herausgeber ebenso wie fur die
ungew6hnlich prompte Lieferung der Manuskripte durch die einzelnen
Autorinnen und Autoren.
MaBgeblich unterstutzt wurde die Herausgabe des Buches durch das Wissen
schaftszentrum Berlin fur Sozialforschung (WZB), wo Gert Wagner von 1988 bis
Mitte 1989 tatig war. Pers6nlicher Dank gilt Prof. Dr. Frieder Naschold, dem
Direktor der Abteilung "Regulierung von Arbeit".
Nicht zuletzt sei dem Springer-Verlag und dem Editorial Board der Reihe "Stu
dies in Contemporary Economics" fur die Herausgabe des Buches gedankt.
Gert Wagner, Notbnrga Ott nnd Hans-Joachim Hoffmann-Nowotny
Berlin, Frankfurt und Zurich, im Juli 1989
2
Inhaltsverzeichnis
Seite
Einleitung -Frauenspezifische Risiken als Determinanten und
Restriktionen familialer Entscheidungen 5
Hans-Joachim Hoffmann-Nowotny, Notburga Ott und Gert Wagner
Frau, Familie und Beruf in historischer Sieht 13
Adelheid Griifin zu Castell Rudenhausen
Familiale Lebensformen im Wandel-Perspektiven und
Herausforderungen an die Familienpolitik 25
Max Wingen
Methodische Grundlagen der Mikroanalyse
Die Mikrodatenstrategie des Sonderforschungsbereichs 3
"Mikroanalytische Grundlagen der Gesellschaftspolitik" 47
Karl Ulrich Mayer
Dynamische Mikroanalyse als demographische Forschungsstrategie 61
Heinz P. Galler
Einkommensveranderungen aufgrund familialer Ereignisse 76
Roland Berntsen
Frauenspezifische Risiken und familiale Entscheidungen
Familienbildung und familiale Entscheidungsfindung aus
verhandlungstheoretischer Sieht 97
Notburga Ott
Partnerschaft und Familienentwieklung 117
Regina Simm
Ausbildung, Erwerbsbeteiligung von Frauen und Familienbildung im
Kohortenvergleieh 136
Johannes Huinink
Familienbildung, Hauserwerb und raumliehe Mobilitat 159
Michael Wagner
Haushaitsproduktion und Netzwerke
Haushalts-und Familienformen im sozialen Wandel -
Entsolidarisierung oder neue Formen der Solidarisierung? 177
Martin Diewald
Schwarzarbeit und Eigenarbeit -Informelle familiale
Versorgungstrategien 196
Joachim Merz und Klaus Wolff
3
Seite
Haushaltsproduktion und Haushaltsformen 220
Wolfgang Glatzer und Karin Prinz
Technisierung des Haushalts, Frauenerwerbstatigkeit und familiale
Rollenallokation 239
lurgen Hampel, Ursula Weber und Heidrun Mollenkopf
Fernseher contra Waschmaschine -Wie Familienstrukturen auf
Technik wirken 251
Sybille Meyer und Eva Schulze
Sozial- und arbeitspolitische Optionen
Alterssicherung bei unterschiedlichen familial en Lebensformen 265
Petri Hirvonen
Individualorientierte soziale Sicherung von Frauen unter
familienpolitischen Aspekten 281
Gabriele Rolf
Pfle~ebedi.irftigkeit und Soziale Sicherung -Neue Uberlegungen zur
Abslcherung des Pflegerisikos 302
Reinhold Thiede
Arbeits-und wirtschaftspolitische M6g1ichkeiten einer erziehungs-
freundlichen Erwerbsarbeit 314
Gert Wagner
Zu den Autoren 333
4
Einleitung - Frauenspezifische Risiken als Determinanten und
Restriktionen familialer Entscheidungen
Hans-Joachim Hoffmann-Nowotny, Notburga Ott und Gert Wagner
In diesem Sammelband stellt die Analyse frauenspezifischer Risiken in der
Erwerbsgesellschaft das Problem dar, welches den meisten der inhaltlich ausge
richteten Beitriige als Leitlinie dient. Neben den inhaltlich auf das Tagungs
thema bezogenen Beitriige enthiilt dieser Band einen methodisch orientierten
Block von Aufsiitzen, der die Grundlagen und M6glichkeiten mikroanalytischer
Empirie aufzeigt.
Aus historischer Sicht stellt Grafin zu Castell Rudenhausen die Herausbildung
und Entwicklung spezifischer Frauenrisiken in der modernen Erwerbsgesell
schaft dar. Ihr Fazit, daB erfolgreiche Familienpolitik heutzutage nur noch in
Frauen- und Jugendpolitik bestehen kann, wird im abschlieBenden Beitrag die
ses Sammelbandes von Gert Wagner wieder aufgegriffen.
In einem zweiten einleitenden Aufsatz betrachtet Max Wingen den Zusammen
hang zwischen Erwerbstiitigkeit und familialen Entscheidungen starker aus Sicht
der traditionellen Familienpolitik. Auch er kommt zum Ergebnis, daB die bes
sere Vereinbarkeit von Erwerbstiitigkeit und Kindererziehung zu den zentralen
familienpolitischen Aufgaben unserer Zeit gehOrt.
1 Methodische Grundlagen der Mikroanalyse
Mikroanalytische Empirie, d.h. die statistische Auswertung von unmittelbaren
Erhebungseinheiten, rUckt in den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften immer
mehr in den Mittelpunkt von Statistik, Soziometrie und Okonometrie1• Die For
schung au13erhalb der Universitiiten ist damit nicht mehr nur auf die von der
amtlichen Statistik zur Verfiigung gestellten Tabellen angewiesen, die im Ver-
Vgl. fUr einen kritischen Uberblick tiber die Okonometrie Griliches (1985). Fur die empirische
Sozial-und Wirtschaftsforschung vgl. Wagner (1988).
5
gleich zu den entsprechenden Mikrodaten im allgemeinen einen Informations
verlust darstellen2•
In einem Oberblicksaufsatz stellt Karl Ulrich Mayer die Datenerhebungsstrategie
vor, wie sie im Sonderforschungsbereich 3 "Mikroanalytische Grundlagen der
Gesellschaftspolitik" verfolgt wird. Dabei wird deutlich, daB durch die zuneh
menden Moglichkeiten von Primarerhebungen, die im Auftrage von Forschungs
gruppen durchgeflihrt werden, nicht nur der Zugang zu Mikro-Einheiten gesi
chert werden kann, sondern gleichzeitig auch sog. Langsschnitt-Mikrodaten
erhoben und zur Verfligung gestellt werden konnen. Derartige Langsschnittda
ten stellen eine Untersuchungseinheit tiber mehrere Perioden hinweg dar. Durch
dieses Konzept3 ist es moglich, echte Verhaltensentwicklungen zu beobachten
und MeBfehler und nicht kontrollierte Rahmenbedingungen in ihren Effekten
besser abschatzen zu konnen.
Nachdem die datenschutzrechtlichen Probleme mit einer Weitergabe von anony
rnisierten Einzeldaten durch die amtliche Statistik an die Forschung im Grund
satz gelost sind, konzentriert sich die Diskussion -dies wurde auch wahrend der
Arbeitstagung sehr deutlich - einerseits auf das wissenschaftliche Problem, in
welcher Form Daten als "faktisch anonyrnisiert" zu gel ten haben. Andererseits
sind auch die Kosten, die flir den Ankauf von amtlichen Mikrodaten entstehen -
zurnindest in der Bundesrepublik Deutschland - Gegenstand von Kontroversen.
Die "Vollkostenrechnung" des Statistischen Bundesamtes ist zwar gut begriindet,
jedoch im internationalen Vergleich eher einmalig. So werden in den angelsach
sis chen Landern die "public use files" zu Grenzkostenpreisen weitergegeben, d.h.
in der Regel ftir den Preis des Computer-Bandes, auf das die Daten geschrieben
sind.
In einem weiteren Uberblicksaufsatz geht Heinz P. Galler auf neue Analyse- und
Simulationsmoglichkeiten auf Basis von Mikrodaten ein. An Beispielen aus dem
Bereich der Familien- und Haushaltsdynarnik kann Galler insbesondere zeigen,
daB Langsschnittsdaten tiefergehende Aussagen ermoglichen als reine Quer-
2 Durch Aggregation geht Information verloren. Der vielzitierte "Aggregationsgewinn", der sich
durch die Mittelung von Fehlern ergeben kann, kann durch entsprechende Aggregationen von
Mikro-Erhebungseinheiten, die der unmittelbaren Forschung zuganglich sind, jederzeit herge
stellt, ja sogar optimiert werden.
3 In den Natur- und Ingenieurwissenschaften sind wiederholte Messungen am selben Objekt seit
langem als Methode zum Herausrechnen von Beobachtungsfehlern und nicht direkt kontrol
lierbaren Rahmenbedingungen bekannt.
6
schnittsbefunde. Am Beispiel von Einkommensentwicklungen zeigt Roland
Berntsen auf, daB die bekannt hohe Stabilitat von Einkommensverteilungen, die
man bei Querschnittdaten beobachtet, im Uingsschnitt durch eine hohe Veran
derungsdynarnik gekennzeichnet ist. Berntsen's Analysen, die insbesondere die
Bedeutung farnilialer Ereignisse flir die Einkommensentwicklung eindrucksvoll
aufzeigen, sind freilich erst der Beginn weiterer Analysemoglichkeiten, da Bernt
sen bislang nur die ersten beiden Wellen des Sozio-okonornischen Panels aus
werten konnte. Diese Panel-Untersuchung4 wird auch von vielen weiteren Arbei
ten, die in dies em Sammelband enthalten sind, als Datenbasis benutzt.
2 Frauenspezifische Risiken und familiale Entscheidungen
Es ist inzwischen unstrittig, daB es sich bei dem Verhaltnis von Erwerbsarbeit
und Farnilie urn ein "Spannungsfeld" handelt. Wahrend die meisten Diskussionen
bislang darum kreisten, Kindererziehung flir Frauen dadurch attraktiv zu ma
chen, indem die Erziehung durch Transfers von der Gesellschaft alimentiert wird
(z.B. in Form von Kinder- und Erziehungsgeld), gehen die im zweiten Block die
ses Sammelbandes zusammengestellten Arbeiten von der Frage aus, inwieweit es
notig ist und wie es befordert werden kann, daB Frauen gleichzeitig erwerbstatig
sein und Kinder erziehen konnen. Aus dieser Sicht rUckt auch automatisch die
Kindererziehungsaufgabe von Vatern starker in den Vordergrund des "Span
nungsfeldes zwischen Erwerbs-und Farnilienarbeit".
Die theoretischen Grundlagen flir die Identifizierung und Analyse frauenspezifi
scher Risiken in der Erwerbsgesellschaft werden von Notburga Ott auf Basis der
okonornischen Theorie dargelegt. Die inzwischen nahezu klassische Farnilien
okonomi~ wird zu einem verhandlungstheoretischen Modell erweitert, das die
Farnilie nicht mehr als feststehende Entscheidungseinheit ansieht, sondern die
interne Entscheidungsfindung in den Mittelpunkt der Betrachtung rUckt. Hier
zeigt sich, daB die traditionelle geschlechtspezifische Arbeitsteilung in der
Farnilie nicht nur unter Produktivitatsiiberlegungen auf Haushaltsebene gesehen
werden darf, da eine Spezialisierung auf Markt- und Hausarbeit zu unterschied
lichen individuellen Risiken flihrt.
4 VgI. dazu Krupp und Schupp (1988).
5 VgI. dazu fUr den deutschsprachigen Raum z.B. Dinkel (1984) oder Zimmermann (1985).
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Damit ergibt sich eine theoretische Fundierung des nicht monokausalen Zusam
menhangs von Geburtenentwicklung und FrauenerwerbsHitigkeit, wie er auch
von Grafin zu Castell Riidenhausen fiir die vergangene Entwicklung beschrieben
wurde. Werden nicht nur die Opportunitatskosten der Kindererziehung auf
Haushaltsebene, sondern auch die individuellen Risiken beriicksichtigt, wird
deutlich, wie wirtschaftliche und institutionelle Rahmenbedingungen die Ent
scheidungssituation der Familie beeinflussen und wo sich Ansatzpunkte fur eine
wirksame Familienpolitik zeigen.
Der Beitrag von Regina Simm beschaftigt sich mit der Dynamik von Partnerbe
ziehungen und zeigt empirische Ergebnisse, die dem theoretischen Verhand
lungsmodell entsprechen. Voreheliche Lebensgemeinschaften konnen als Strate
gien zur optimalen Partnerwahl interpretiert werden, wobei dieser Auswahlpro
zeB vor allem durch die individuellen Lebensoptionen von Frauen bestimmt ist.
Ein Dissenzthema in der Familie stellt die Erwerbstatigkeit der Frau dar, wobei
die Anpassungsbereitschaft der Frau im faktischen Verhalten mit steigender
Kinderzahl wachst. Da aber Partnerschaft heutzutage sehr hoch bewertet wird,
diirfte die Antizipation von Partnerkonflikten auch die Entscheidung fur Kinder
beeinflussen.
In zwei Arbeiten, die beide aus einem auf Langsschnittdaten aufbauenden Pro
jekt aus dem Max-Planck-Institut fur Bildungsforschung kommen, wird die fakti
sche Entwicklung der Spannungen zwischen Erwerbsarbeit von Frauen und
Familienbildung nachgezeichnet. Johannes Huinink zeigt mit Hilfe von Kohor
tenvergleichen, daB ein GroBteil des Geburtenriickgangs auf den gestiegenen
Anteil von Frauen mit h6herer Ausbildung zuriickzufuhren ist, die von jeher die
Familienbildung im Lebenslauf nach hinten verschoben haben. Verscharft hat
sich durch die wirtschaftliche Entwicklung jedoch die Deprivation von Frauen,
die ihre Erwerbstatigkeit unterbrechen, was zumindest zu kiirzeren Unterbre
chungszeiten beigetragen hat.
Michael Wagner zeigt dann, wie sich das veranderte Erwerbsverhalten von
Frauen auf die Mobilitatsbereitschaft von Familien auswirkt. Da die innerfamili
aren Koordinierungsprobleme bei Erwerbstatigkeit beider Partner steigen, wirkt
sich dies hemmend auf die regionale Mobilitat aus. Wird dies durch Bildung von
Wohneigentum verfestigt, so ergibt sich eine positive Wirkung auf die Bereit
schaft zur Kindererziehung. Allerdings kann hier der Kausalzusammenhang zwi-
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