Table Of ContentAxel C. Miller
Erwartungsbildung ökonomischer Akteure
GABLER EDITION WISSENSCHAFT
Schriften des Center for Controlling
& Management (CCM), Band 10
Herausgegeben von
Universitätsprofessor Dr. Jürgen Weber
Wissenschaftliche Hochschule für Unternehmens
führung (WHU) - Otto-Beisheim-Hochschule
Die Schriftenreihe präsentiert Ergebnisse betriebswirtschaftlicher
Forschung im Bereich Controlling und Führung. Sie basiert auf einer
akteursorientierten Sicht des Controlling, in der die Rationalitätssi
cherung der Führung einen für die Theorie und Praxis zentralen Stel
lenwert einnimmt.
Axel C. Miller
Erwartungsbildung
ökonomischer Akteure
Eine Explikation auf Basis des
Grundmodells einer dynamischen Theorie
ökonomischer Akteure
Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Jürgen Weber
Deutscher Universitäts-Verlag
Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
<http://dnb.ddb.de> abrufbar.
Dissertation Wissenschaftliche Hochschule für Unternehmensführung (WHU) Vallendar,
2003
1. Auflage September 2003
Alle Rechte vorbehalten
© Deutscher Universitäts-Verlag!GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2003
Lektorat: Brigitte Siegel! Annegret Eckert
Der Deutsche Universitäts-Verlag ist ein Unternehmen der
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Umschlaggestaltung: Regine Zimmer, Dipl.-Designerin, Frankfurt/Main
Druck und Buchbinder: Rosch-Buch, Scheßlitz
Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier
ISBN-13: 978-3-8244-7866-8 e-ISBN-13:978-3-322-81541-5
001: 10.1007/978-3-322-81541-5
Geleitwort v
Geleitwort
Die vorliegende Arbeit ist eingebettet in die Bemühungen am Lehrstuhl für Controlling
und Telekommunikation der WHU, eine dynamische Theorie ökonomischer Akteure zu
gestalten. Hiermit sollen nähere Einblicke in die Funktion von Führung gewonnen und
damit Ansatzpunkte für deren Gestaltung abgeleitet werden. Hierzu gilt es - auf der
theoretischen Grundlage des methodologischen Individualismus - einen Akteur mit
einem Basis-Set von Eigenschaften zu modellieren, das für die angesprochene
Zielsetzung (gerade noch) ausreicht. Diese ModelIierung ist über mehrere Dissertationen
hinweg verfolgt worden (u.a. Kehrmann, Schäjj}!;r,'Langer). In diesem Modell besitzt die
Fähigkeit zur Antizipation eine exponierte Bedeutung. Begrifflich wie inhaltlich die
Bezüge der Antizipation zur - konzeptionell sehr naheliegenden - Bildung von Erwar
tungen herzustellen, stand bisher aus. Erwartungen besitzen (potenziell) im Grundmodell
aber nicht nur für einen einzelnen Akteur hohe Bedeutung; vielmehr beeinflussen die
Handlungen anderer Akteure - und damit deren eigene Erwartungen - sowie die Erwar
tungen über die Erwartungsbildung der anderen Akteure individuelles Handeln signifi
kant. Was Erwartungen genau sind, wie sie gebildet werden und wie sie sich auf einen
einzelnen Akteur und mit ihm interagierende andere Akteure auswirken, spielt somit zur
Entfaltung der angesprochenen Theorie eine wesentliche Rolle.
Wie dies für andere Eckpfeiler des Grundmodells auch gilt, ist der Versuch, die not
wendige theoretische Fundierung zu leisten, jedoch erheblichen Problemen ausgesetzt.
"Erwartungen" lassen sich - wie dies z.B. auch für den Rationalitätsbegriff gilt - als ein
Schlüsselbegriff vieler Wissenschaftsgebiete bezeichnen, so etwa der Psychologie, der
Soziologie oder der Volkswirtschaftslehre. So steht zu befürchten, wichtige Erkenntnisse
zu Erwartungen zu übersehen, falsch zu interpretieren oder das weite Feld unzutreffend
zu ordnen. Miller erliegt dieser Gefahr nicht. Aufbauend auf einer extensiven Literatur
arbeit leistet die vorliegende Dissertation eine erstaunlich reife Integration des kom
plexen, vielfältigen und verstreuten Wissens zu Erwartungen, die auf hohem Niveau steht
und die die an sie gestellte Anforderung, das Grundmodell des ökonomischen Akteurs
weiter zu fundieren und anzureichern, voll erfüllt hat.
Die Fundierung betrifft u.a. die Integration der Erkenntnisse einer Vielzahl insbesondere
psychologischer Arbeiten, von denen hier keine gesondert hervorgehoben werden soll.
Dies sichert sowohl die Tragfähigkeit des auf Eigenschaften von Menschen gerichteten
VI Geleitwort
Ansatzes ab, als auch detailliertere Einsichten gegeben werden, die in Zukunft im
Rahmen einer differenzierten ModelIierung (auch im durch Langer entwickelten Simula
tionsmodell) genutzt werden können. Weiterhin werden einige der in den oben genannten
Arbeiten isoliert zu findenden Ansätze durch die Miller'sche Arbeit ge-und eingeordnet.
Ein Beispiel für die Anreicherung des Grundmodells liefert die ModelIierung von
Emotionen, für die sich das Konstrukt des internen Zustands als aufnahmefähig erweist.
Auf gut zwanzig Seiten gibt Miller einen präzisen Überblick über Funktion und
Wirkungsweisen von Emotionen, speziell über den Einfluss von Emotionen auf die
vorher modellierten Fähigkeiten. Diese Ausführungen sind die Basis für die ModelIierung
des Erwartungsbildungsprozesses. Sie führen das Grundmodell insbesondere im Bereich
hoher Unsicherheit deutlich näher an tatsächliches menschliches Verhalten heran.
Aus Lehrstuhlsicht bedeutet die Arbeit einen wichtigen Entwicklungsschritt in der Arbeit
am Modell des ökonomischen Akteurs, dessen Konturen zunehmend gefestigt werden.
Die Arbeit ist geeignet, Grundlage für eine Fülle weiterer Forschungsarbeiten zu sein. Sie
fußt - wie bereits vennerkt - auf einer sehr intensiven Literaturarbeit; nicht allein die
Zahl der verarbeiteten Quellen beeindruckt, sondern insbesondere die Verarbeitung des
dort offenbarten Wissens. Die Arbeit ist knapp und präzise fonnuliert; auch in fonnaler
Hinsicht entspricht sie dem hohen Standard, dem sie inhaltlich genügt. Ich wünsche der
Arbeit damit den breiten Leserkreis, den sie verdient.
Prof. Dr. Jürgen Weber
Vorwort VII
Vorwort
Erwartungen prägen die Wahrnehmungen und Handlungen von Menschen und werden in
ihrer Entstehung wiederum von den Handlungen anderer Akteure beeinflusst. Im Rahmen
der Erstellung meiner Doktorarbeit haben sich, bedingt durch die Handlungen der
Akteure in meinem Umfeld, auch meine eigenen Erwartungen vielfältig geändert - meine
Erwartungen vom Resultat der Arbeit zu Beginn weichen stark von denen zum Ende und
ihrer Realisierung ab. In gewisser Hinsicht konnte ich meine eigenen Erwartungen nicht
erfüllen: Pragmatische Leitfäden zum Umgang mit Erwartungen und die Ableitung von
konkreten Beeinflussungsstrategien im ökonomischen Kontext konnten (noch) nicht er
arbeitet werden. In anderer Hinsicht jedoch wurden meine Erwartungen übererfüllt: Eine
detaillierte Darstellung der grundlegenden Mechanismen der Erwartungsbildung und
Handlung von Akteuren auf Basis von Erwartungen ist gelungen, auf der weitere
Arbeiten aufbauen können.
Einen großen Beitrag vor allem zur Übererfüllung der Erwartungen verdanke ich Herrn
Prof. Dr. Jürgen Weber. Er hat mein Denken einerseits geprägt, mir andererseits enorme
inhaltliche und prozessuale Freiheiten gewährt. Beide Faktoren zusammen haben wesent
lich dazu beigetragen, das vorliegende Ergebnis zu erzielen. Großer Dank gebührt eben
falls Herm Prof. Dr. Peter-J. Jost für die Übernahme des Korreferates und seine vor allem
im psychologischen Bereich der Arbeit sehr hilfreichen Anregungen.
Eine Vielzahl weiterer Akteure hat direkt oder indirekt zum Gelingen dieser Arbeit beige
tragen. Daher möchte ich folgenden Personen meinen aufrichtigen Dank aussprechen:
• Prof. Dr. Utz Schäffer für seine Unterstützung, die kritisch-konstruktiven Anregungen
und seine Freundschaft.
• Dr. Axel Wieandt und mit ihm meinem ehemaligen Arbeitgeber, der Deutsche Bank
AG, für die Flexibilität und Unterstützung vor allem in der Anfangsphase.
• Thomas und Stefanie Volland nicht nur für die inhaltlichen Anregungen, sondern vor
allem auch für die moralische Unterstützung (fortwährend, aber auch in Klagenfurt),
die tollen Abende in Frankfurt und für die Begeisterung für die zweitschönste Sache
der Welt!
vm Geleitwort
• Dr. Marc Immenroth dafür, dass er sich der psychologisch geprägten Teile der Arbeit
zu einem recht frühen Stadium annahm und mit seinen kritischen Anmerkungen stark
zur fachlichen Fundierung der psychologischen Aussagen beitrug.
• Etlichen aktuellen und ehemaligen Mitstreitern am Lehrstuhl, die dazu beigetragen
haben, dass an "unserem" Lehrstuhl eine konstruktive, offene Atmosphäre herrschte,
in der ich immer wieder neue Anregungen erhielt. htsbesondere gilt mein Dank Dr.
Bernhard Hirsch und Alexander Bilgeri für die Unterstützung und die konstruktiven
Diskussionen sowie Dr. Malte Brettei, Beata Kobylarz, Dr. Christian Langer, Joachim
Sandt, Marc Spieker, Sebastian Stern und Dr. Bianca Willauer.
• Oliver Lohfert dafür, dass er es immer wieder geschafft hat, mich (und sich) von der
Doktorarbeit abzulenken, und für die großartige Gustav-Weisskopf-Gedächtnisfahrt.
• Lars Gehner für seine Unterstützung in der Endphase des Promotionsprozesses.
• Etlichen Freunden, wie Olli, Frank, Flori, Katrin, Max, Matti, Luki, Alex, Ralf und
vielen anderen für ihre Freundschaft.
Mein größter Dank jedoch gilt meiner Familie für das Vertrauen in meine Fähigkeiten,
das Mitfühlen und die Unterstützung. Hervorheben möchte ich meine Eltern und meine
Schwester Sabine; die Möglichkeiten, die sie mir eröffnet haben und die bedingungslose
Unterstützung, die sie mir in jeder Lebensphase gewährt haben, sind für mich von un
schätzbarem Wert. Mein letzter Dank schließlich gilt meiner Frau Anne. Ihre mir ge
währte Liebe kann nicht in Worte gefasst werden.
Axel Miller
Inhaltsverzeichnis IX
Inhaltsverzeichnis
Geleitwort .....•..........•.•..•...•......•.........•..........•...••.....•••••.••••....••••.•.••••••. V
Vorwort ...........•................••......•..•......•........••.....................................V II
Inhaltsverzeichnis ..................................................................................I X
Abbildungsverzeichnis .•..•.......•••...•••.••...•.........•.•••...•.•••••..••.•......••........•X V
Abkürzungsverzeichnis ••.•..•.......•......•.. '" .••.........•••.........................•••.X VII
A Einführung. ................................................................................................................. 1
A.1 Motivation: Erwartungen in Handlungssystemen .............................................. 1
A.2 Zielsetzung und Gang der Argumentation .......................................................... 4
A.2.l Zielsetzung der Arbeit ...................................................................................... .4
A.2.2 Gang der Argumentation ................................................................................... 5
B Methodologische Vorbemerkung: Die Differenzierung von Außen-und
Binnenperspektive zur Darstellung von Erwartungsbildungsprozessen .............. 7
B.1. Der analytische Zugang zu sozialen Phänomenen .............................................. 7
B.2. Außen-und Binnenperspektive in Bezug auf die Explikation von
Erwartungsbildungsprozessen ............................................................................ 11
C Außenperspektivischer Zugang: Erwartungen als Strukturen ........................... 14
C.1 Erwartungen in der (betriebswirtschaftlichen) Organisationstheorie ............ 15
C.2 Erwartungen in der Rollentheorie ...................................................................... 17
C.2.l Die Rollentheorie als Bezugsrahmen .............................................................. 17
C.2.2 Typologien von Erwartungen in der Rollentheorie ......................................... l9
C.2.2.1 Einfache Erwartungen ............................................................................ 19
C.2.2.2 Komplexe Erwartungen ......................................................................... 22
C.2.2.3 Grundlegende Variablen von Erwartungen ............................................ 23
C.2.3 Verhaltensimplikationen von Erwartungen aus der Perspektive der
Rollentheorie ................................................................................................... 25
C.3 Erwartungen in der (soziologischen) Systemtheorie. ........................................ 32
C.4 Beurteilung: Erwartungen aus der Außenperspektive. .................................... 39
X Inhaltsverzeichnis
D Binnenperspektivischer Zugang: Erwartungen als interne Modelle .................. 43
D.l Vorbemerkung: Erwartungen als strukturierende,
unsicherheitsreduzierende Konstrukte ...................•....••••..•............................... 44
D.2 Methodische Grundlegungen zur Explikation von Erwartungen in
theoretischen Konzeptionen ..........•.•••.••.•••..................••...................................... 46
D.2.1 Erwartungen in der Entscheidungstheorie ..................................................... .46
D.2.1.1 Grundlagen der Entscheidungstheorie .................................................. .47
D .2.1.2 Bildung von Wahrscheinlichkeitsurteilen ............................................. .49
D.2.1.3 Erwartungsnutzentheorie und subjektive Erwartungsnutzentheorie ...... 52
D.2.1.4 Entscheidungstheoretische Verzerrungen bei der Erwartungsbildung .. 54
D.2.1.4.1 Verzerrungen und Fehler aufgrund einer unvollständigen oder
ungeeigneten Datenbasis ................................................................... 55
D.2.1.4.2 Verzerrungen und Fehler aufgrund einer unkorrekten
Verarbeitung von Wahrscheinlichkeiten ........................................... 56
D.2.1.4.3 Verzerrungen und Fehler aufgrund unzureichender Kritik am
eigenen Urteil .................................................................................... 57
D .2.1.5 Beurteilung: Erwartungen in der Entscheidungstheorie ........................ 58
D.2.2 Erwartungen in der Spieltheorie ..................................................................... 59
D.2.3 Zwischenbetrachtung: Menschenbilder und Rationalitätskonzeptionen ......... 62
D.3 Erwartungen in den Wirtschaftswissenschaften ............................................... 69
D.3.1 Überblick: Ökonomische Erwartungen ........................................................... 69
D.3.2 Erwartungen in volkswirtschaftlichen Ansätzen ............................................. 71
D.3.2.1 Neoklassische Ökonomik ....................................................................... 71
D.3.2.2 Keynesianische Makroökonomik ........................................................... 74
D.3.2.3 Neue klassische Schule .......................................................................... 78
D.3.2.4 Neue Keynesianer .................................................................................. 83
D.3.2.5 Beurteilung: Erwartungen in volkswirtschaftlichen Ansätzen ............... 85
D.3.3 Erwartungen in verhaltenswissenschaftlichen Ansätzen ................................ 87
D.3.3.1 Die Verhaltenstheorie der Unternehmung ............................................. 87
D.3.3.2 Ansätze der entscheidungstheoretisch orientierten
Betriebswirtschaftslehre ........................................................................ 91
D.3.3.3 StrategieentwicklungfUntemehmensplanung ........................................ 92
D.3.3.4 Weitere verhaltenswissenschaftliche Ansätze: Die Arbeiten von
LIVINGSTON und KING ........................................................................... 96
D.3.3.5 Beurteilung: Erwartungen in verhaltenswissenschaftlichen Ansätzen 100
D.3.4 Erwartungen in kapitalmarkttheoretischen und finanzwirtschaftlichen
Ansätzen ........................................................................................................ 10 0