Table Of ContentErfolg in der Sozialen Arbeit
Michael Boecker
Erfolg in der
Sozialen Arbeit
Im Spannungsfeld mikropolitischer
Interessenkonfl ikte
Michael Boecker
Hagen, Deutschland
Die vorliegende Arbeit wurde an der Fakultät Erziehungswissenschaft und Soziologie
der Technischen Universität Dortmund als Dissertation angenommen.
ISBN 978-3-658-07346-6 ISBN 978-3-658-07347-3 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-658-07347-3
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Inhalt
Abbildungsverzeichnis ......................................................................................... 9
Einleitung .......................................................................................................... 11
1 Makropolitische Aspekte Sozialer Arbeit .............................................. 17
1.1 Das Sozialstaatsprinzip des Grundgesetzes ....................................... 18
1.2 Sozialpolitische Entwicklungslinien in der Bundesrepublik
Deutschland ....................................................................................... 20
1.3 Soziale Gerechtigkeit ........................................................................ 28
1.4 Eigenverantwortung, Solidarität und Subsidiarität ............................ 33
1.5 Das bundesdeutsche System sozialer Dienstleistungserbringung ..... 40
1.5.1 Sozialbudget, Einfluss- und Leistungswege in der
Sozialpolitik .............................................................................. 40
1.5.2 Das sozialrechtliche Dreieckverhältnis ..................................... 48
1.6 Soziale Organisationen zwischen Staat, Markt und Gesellschaft ...... 53
1.7 Fazit und Schlussfolgerungen ........................................................... 58
2 Mikropolitische Aspekte Sozialer Arbeit ................................................ 59
2.1 Der Paradigmenwechsel in der Organisationstheorie ........................ 60
2.2 Mikropolitische Theorie – Standortbestimmung und konzeptionelle
Rahmungen ....................................................................................... 66
2.2.1 Macht, Spiele und Strategien .................................................... 74
2.2.2 Organisation und Umwelt ......................................................... 79
2.2.3 Unsicherheitsbewältigung und Rationalität .............................. 83
2.2.4 Handlung und Struktur ............................................................. 87
2.3 Exkurs: Organisation und Moral ....................................................... 89
2.4 Fazit und Schlussfolgerungen ........................................................... 93
6 Inhalt
3 Die Transformation der Wohlfahrtsproduktion in Deutschland .......... 97
3.1 Rahmenbedingungen und neue Herausforderungen für die
Wohlfahrtspflege in der Bundesrepublik Deutschland ...................... 99
3.1.1 Die Entgrenzung des traditionellen
Wohlfahrtskorporatismus ....................................................... 105
3.1.2 Veränderungen in der Sozialgesetzgebung und im
Leistungsrecht ......................................................................... 110
3.1.3 Die neue Kundensouveränität selbstbestimmter Akteure ....... 115
3.2 Soziale Arbeit im Spannungsfeld erfolgreicher, effektiver und
effizienter Leistungserbringung....................................................... 118
3.3 Sozietale Aushandlungssysteme als Folge der Komplexität
gesellschaftlicher Wohlfahrtsproduktion ......................................... 124
3.4 Fazit und Schlussfolgerungen ......................................................... 128
4 Untersuchungsdesign: Stand der Forschung, Untersuchungsfeld,
Forschungsfragen, Hypothesen und Methoden .................................... 131
4.1 Wirkungs- und Erfolgsforschung in der Sozialen Arbeit ................ 131
4.2 Die Eingliederungshilfe für behinderte Menschen .......................... 139
4.2.1 Sozialrechtliche und historische Grundlagen ......................... 139
4.2.2 Spannungsfelder und Diskurse ............................................... 158
4.2.3 Zusammenfassung .................................................................. 162
4.3 Hypothesen und forschungsleitende Fragestellungen ..................... 164
4.4 Design und Erhebungstechniken der empirischen Untersuchung ... 165
5 Empirische Untersuchungen .................................................................. 173
5.1 Standpunkte, Definitionen, Fremdeinschätzungen .......................... 173
5.1.1 Wesentliche Aufgaben der Eingliederungshilfe ..................... 174
5.1.2 Erfolgsdefinitionen und Erfolgskontrolle ............................... 175
5.1.3 Favorisierte Finanzierungsarten .............................................. 178
5.1.4 Auswirkungen der Ökonomisierung ....................................... 180
5.2 Mikropolitische Arenen der Aushandlung ...................................... 185
5.2.1 Eigene Rolle(-n) und Auftrag ................................................. 185
5.2.2 Spannungsfelder der Eingliederungshilfe ............................... 186
5.2.3 Strategien, Macht und Einfluss ............................................... 191
5.3 Spannungsfelder und Unsicherheitszonen Sozialer Arbeit .............. 194
5.3.1 Sozialpolitischer Anspruch versus Realisierbarkeit ................ 195
5.3.2 Interessen der Leistungserbringer versus Ombudstätigkeit .... 196
Inhalt 7
5.3.3 Effektivität versus Effizienz; Messbarkeit von Effektivität
versus „diffuser Beziehungsdimensionen“ ............................. 198
5.3.4 Partizipation von Nutzerinnen und Nutzern versus
Abhängigkeit .......................................................................... 200
5.3.5 Beziehungsqualität und Fürsorgeprinzip versus
„Neue Professionalität“ .......................................................... 202
5.3.6 Konkurrenz der Anbieter versus kooperativer Hilfeplan ........ 204
5.3.7 Profession – Auftrag – Doppeltes Mandat? ............................ 206
5.4 Fazit und Schlussfolgerungen ......................................................... 209
6 Diskussion der theoretischen und empirischen Ergebnisse ................. 211
6.1 Die Erfolgsfrage – Soziale Arbeit im Spannungsfeld
interessengeleiteter Akteure ............................................................ 211
6.2 Zur Ökonomisierung und Mikropolitisierung Sozialer Arbeit ........ 214
6.3 Zur Rekursivität erfolgreicher und effektiver
Aushandlungssysteme ..................................................................... 216
6.4 Zur Macht sozietaler Akteure .......................................................... 218
6.5 Wessen Brot ich ess, dessen Lied ich sing – oder die Zerrissenheit
der Profession Sozialer Arbeit? ....................................................... 221
7 Professionstheoretische, sozialpolitische und gesellschaftspolitische
Implikationen – Forschungsperspektiven ............................................. 225
7.1 Professionstheoretische Implikationen ............................................ 225
7.2 Sozialpolitische Implikationen ........................................................ 228
7.3 Gesellschaftspolitische Implikationen ............................................. 230
7.4 Forschungsperspektiven .................................................................. 232
8 Resümee ................................................................................................... 239
Literaturverzeichnis: ...................................................................................... 243
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1.1: Sozialbudget 2012: Leistungen nach Institutionen ............... 41
Abbildung 1.2: Pluralistische Demokratie und totalitäres System ................ 43
Abbildung 1.3: Einfluss- und Leistungswege in der Sozialpolitik ................ 45
Abbildung 1.4: Das sozialrechtliche Dreieckverhältnis ................................ 49
Abbildung 1.5: Erwartungen an Leistungen der Sozialen Arbeit .................. 55
Abbildung 2.1: Erkenntnisinteressen der Mikropolitik-Ansätze ................... 72
Abbildung 2.2: Vergleich von Einflusstaktiken ............................................ 78
Abbildung 2.3: Direkte und indirekte Einflüsse auf die
Organisationsstruktur ........................................................... 81
Abbildung 2.4: Organisationale Antagonismen ............................................ 85
Abbildung 2.5: Individuum und Gesellschaft: Strukturation und
Vermittlung .......................................................................... 91
Abbildung 3.1: Qualitätsdefinitionen in Handlungsfeldern der Sozialen
Arbeit ................................................................................. 121
Abbildung 3.2: Input – Output – Outcome .................................................. 122
Abbildung 3.3: Die Funktionsweise sozietaler Systeme ............................. 125
Abbildung 4.1: Das Wirkungsmodell .......................................................... 137
Abbildung 4.2: Entwicklung ambulante und stationäre Wohnhilfen für
Menschen mit psychischen Behinderungen in
Westfalen-Lippe ................................................................. 156
Abbildung 4.3: Kosten- und Fallzahlentwicklung der wohnbezogenen
Hilfen in Westfalen-Lippe .................................................. 157
Abbildung 4.4: Theoretisches Sampling ..................................................... 168
Abbildung 4.5: Interviewpartner/-innen und Strukturmerkmale ................. 170
Abbildung 4.6: Struktur Leitfaden .............................................................. 171
Abbildung 5.1: Erfolgsdefinitionen in der Fremdwahrnehmung ................ 177
Abbildung 5.2: Spannungsfelder Eingliederungshilfe ................................. 187
Einleitung
„Erfolg in der Sozialen Arbeit im Spannungsfeld mikropolitischer Interessenkon-
flikte.“ Dieser Titel impliziert verschiedene Fragestellungen. Was kann unter Er-
folg in der Sozialen Arbeit verstanden werden, oder wie sieht gegebenenfalls er-
folgreiche Soziale Arbeit aus? Welche Spannungsfelder sind gemeint, wenn
makro- und mikropolitische Interessenkonflikte angesprochen werden und wer
sind die handelnden Akteure oder Interessenvertreter?
Die fachpolitische Debatte der letzten 30 Jahre war geprägt von einer inten-
siven Auseinandersetzung mit den gravierenden Veränderungen im Bereich der
Wohlfahrtsproduktion. Neue Legitimationsanforderungen an die Träger der frei-
en Wohlfahrtspflege, einhergehend mit enormen sozialpolitischen Veränderun-
gen, provozierten eine Fülle unterschiedlicher und zum Teil kontroverser fach-
politischer Beiträge und führten zu einer Ökonomisierung Sozialer Arbeit. Be-
grifflichkeiten wie Qualitätsmanagement, Effektivität und Effizienz sozialer
Dienstleistungen, Input-Output-Relationen (Produktivität), Benchmarking präg-
ten und prägen die Debatte im Kontext alter und neuer Ordnungssysteme der So-
zialwirtschaft und führten zu einer Vielzahl wissenschaftlicher Publikationen.
Schwerpunkt der fachpolitischen Debatte ist die Beschreibung der Auswirkun-
gen und der Konsequenzen der oben genannten Entwicklungen auf die Leis-
tungserbringer Sozialer Arbeit und deren Handlungsmöglichkeiten.
Die vorliegende Arbeit will diesen Blickwinkel erweitern und den For-
schungsschwerpunkt auf die unterschiedlichen Akteure der „sozialpolitischen
Arena“ richten, auf ihre Wahrnehmungsmuster und Strategien. Empirischer
Schwerpunkt des Forschungsinteresses sind die Selbst- und Fremdeinschätzun-
gen der am Dienstleistungsprozess Sozialer Arbeit beteiligten Akteure zu den
relevanten Fragestellungen.
Leistungsträger, Leistungserbringer und Leistungsberechtigte stellen die
Hauptakteure der Distribution und Inanspruchnahme sozialer Dienstleistungen in
der Bundesrepublik Deutschland dar. In der Tradition subsidiärer und korpo-
ratistischer Ordnungssysteme delegieren öffentlich-rechtliche Träger soziale
Dienst- und Sachleistungen an freie Träger, welche diese wiederum den Leis-
tungsempfängerinnen und Leistungsempfängern zur Verfügung stellen. War es
in der Vergangenheit schon sehr problematisch, die unterschiedlichen Sichtwei-
sen der oben genannten Akteure adäquat zu berücksichtigen, so scheint im Zuge
M. Boecker, Erfolg in der Sozialen Arbeit, DOI 10.1007/978-3-658-07347-3_1,
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12 Einleitung
der Ökonomisierung Sozialer Arbeit eine Verschärfung der unterschiedlichen
Interessenlagen der beteiligten Akteure stattzufinden.
Die vorliegende Arbeit untersucht und analysiert die spannungsgeladenen
makro- und mikropolitischen Prozesse sowie die unterschiedlichen Sichtweisen,
Interessenlagen, Strategie- und Machtoptionen der beteiligten Akteure im Hin-
blick auf die komplexe Erfolgs- und Effektivitätsdiskussion in der Sozialen Ar-
beit. Darüber hinaus gilt es erste Erkenntnisse der Auswirkungen sozialman-
agerieller und sozialwirtschaftlicher Handlungskonzepte aus Sicht der beteiligten
Akteure, im Hinblick auf die heterogenen Anforderungen an den Erfolg Sozialer
Arbeit, zu skizzieren.
Ausgangspunkt weiterer Überlegungen stellt die These dar, dass die am
Dienstleistungsprozess beteiligten Akteure sich nicht nur von fachlichen Argu-
menten bei der spezifischen Definition von erfolgreicher und effektiver Arbeit
leiten lassen, sondern individuelle, politische, ökonomische und professionelle
Interessen eine wichtige Rolle spielen. Dies lässt sich am Beispiel der nachste-
henden Fragestellungen konkretisieren:
(cid:131) Wie nehmen die unterschiedlichen Akteure den Einfluss wirtschaftlicher
und professioneller Entwicklungen wahr und wie wirken sich diese wiede-
rum auf die Konstruktion von Erfolgs-, Effektivitäts- und Qualitätsdefiniti-
onen aus?
(cid:131) Welche mikropolitischen Strategien setzen die Akteure gegebenenfalls ein
und über welche Machtpotentiale verfügen die verschiedenen Akteure?
(cid:131) Welche Unsicherheits- und Spannungsfelder und welche Interessenkonflikte
lassen sich daraus ableiten?
(cid:131) Welche Konsequenzen können für die Profession der Sozialen Arbeit fest-
gestellt werden?
(cid:131) Ist Soziale Arbeit im Zuge der Ökonomisierung und durch den Einzug
sozialmanagerieller Konzepte und Ideen effektiver und/oder erfolgreicher
geworden?
Als ein Ausgangspunkt weiterer Analysen dient unter anderem der Ende der
1970er Jahre von Crozier und Friedberg (1979) geprägte mikropolitische Ansatz,
welcher Ende der 1980er Jahre durch Küpper und Ortmann (u. a. 1988) einen
großen Einfluss auf die Organisationstheorie ausübte. In einer mikropolitischen
Betrachtungsweise verfügen die jeweiligen Akteure spezifischer Organisations-
zusammenhänge über Eigeninteressen jenseits der postulierten Organisationszie-
le. Diese werden im Kontext mikropolitischer Spielvariationen, mit Hilfe von
Machtoptionen, im Rahmen des jeweiligen Organisationskontextes, ausgehan-
delt. Mikropolitische Vorgehensweisen haben somit einen essentiellen Einfluss
Description:Die vorliegende Arbeit untersucht und analysiert die makro- und mikropolitischen Prozesse, Interessenlagen, Strategie- und Machtoptionen der beteiligten Akteure im Hinblick auf die komplexe Erfolgs- und Effektivitätsdiskussion in der Sozialen Arbeit. Den qualitativen Zugang liefern die aktuellen En